Es gibt nicht ein effektives Führungsverhalten, welches in allen Situationen gleichermaßen erfolgreich ist. Aktuelle Studien zeigen, dass Führungskräfte ihr Führungsverhalten tagtäglich variieren.
Damit eine Führungskraft ihr Führungsverhalten an verschiedene Situationen anpassen kann, benötigt sie ein hohes Ausmaß an Achtsamkeit (Mindfulness). Das heißt, sie nimmt im gegenwärtigen Moment sowohl die spezifische Situation als auch ihr Führungsverhalten sehr bewusst wahr. Dadurch kann sie zugleich ihr Führungsverhalten situationsadäquat anpassen.
Welches Führungsverhalten ist in welcher spezifischen Situation effektiv? Eine vertiefte Analyse der Führungsliteratur über die vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass drei zentrale Gruppen unterschieden werden können:
1. Aufgabenbezogen/autoritär
Die erste Gruppe beinhaltet die direktive, die kontrollierende und die aversive Führung. Die direktive Führung gibt klare Befehle und nutzt das Mittel der Bestrafung, die aversive Führung verwendet zudem das Mittel der Drohung, während die kontrollierende Führung Anweisungen gibt sowie die Aufgabenbearbeitung und den Leistungsfortschritt beobachtet. Diese Arten von Führungsverhalten eignen sich in jenen (dringlichen) Situationen, in welchen die Geführten nur über eine geringe Motivation, Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen verfügen sowie deren Entwicklungspotenzial gering ist. Kurzfristige Ziele und die Effizienz stehen im Vordergrund. Zudem erfordert die Aufgabenbearbeitung nur eine geringe Kreativität und Innovation. Die Führungskraft nutzt ihre Positionsmacht, indem sie Befehle gibt, droht, kontrolliert und bestraft.
2. Aufgabenbezogen/transaktional
Führungskraft und Geführte befinden sich in einer Austauschbeziehung. Im Kern nutzt die transaktionale Führung die Belohnungsmacht. Die transaktionale Führung kann relativ einfach erlernt werden. Ihr Herzstück ist die leistungsabhängige Belohnung (Contingent Reward). Die Führungskraft vereinbart mit ihren Geführten (mittelfristige) Ziele, welche innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z.B. Quartals-/ Jahresziele) erreicht werden sollen. Die Führungskraft begleitet den Zielerreichungsprozess und fördert die extrinsische Motivation der Geführten. Das Führungsverhalten ist aufgabenbezogen und die Geführten werden bei erfolgreicher Zielerreichung belohnt. In Organisationen kann das transaktionale Führungsverhalten im Rahmen des Management-by-Objectives (Führen durch Zielvereinbarung) eingesetzt werden.
3. Mitarbeiterbezogen/demokratisch
Die dritte Gruppe fokussiert sich auf die mitarbeiterbezogene Beeinflussung. Die transformationale (charismatische) Führung nutzt stark visionsgetriebene, idealisierte und inspirierende Beeinflussungsmittel. Sie eignet sich besonders in Krisen- und Veränderungssituationen, entfacht neue Begeisterung und die Geführten zeigen herausragende Leistungen (über ihr gewöhnliches Maß hinaus). Die transformationale Führung gilt als das mächtigste Führungsverhalten, welches bislang in der Literatur beschrieben wurde. Eine ermächtigende Führungskraft (Empowering Leadership) teilt sich die Macht, das Wissen und die Kontrolle mit den Geführten. Sie gewährt ein hohes Ausmaß an Autonomie und entwickelt die Self-Leadership-Fähigkeiten der Geführten. Die transformationale und ermächtigende Führung fördern im besonderen Ausmaß die intrinsische Motivation der Geführten, welche die Kreativität, Innovation und Spitzenleistungen beeinflusst.
Dynamische Mitarbeiterführung beschreibt eine achtsame und flexible Führungskraft, welche erlernt hat, eine breite Palette von verschiedenen Arten von Führungsverhalten in unterschiedlichen Situationen einzusetzen und demnach über einen effektiveren Führungserfolg verfügt, als eine rigide (starre) Führungskraft, welche fortlaufend dasselbe Führungsverhalten zeigt.