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20.04.2023 | Leadership | Interview | Online-Artikel

"New Work ist überall möglich"

verfasst von: Andrea Amerland

4:30 Min. Lesedauer

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Bester Arbeitgeber im Mittelstand: Mit dieser "Top Job"-Prämierung wurde das Softwareunternehmen Itemis AG jüngst ausgezeichnet. Springer Professional sprach mit Gründer und CEO Jens Wagener über New-Work- und New-Leadership-Ansätze als Erfolgsrezept.

Springer Professional: Sie haben sich entschieden, das Unternehmen in Richtung New Work zu entwickeln. New Work ist allerdings in jedem Unternehmen anders. Was verstehen Sie darunter?

Jens Wagener: Als Softwareunternehmen war und ist es unser Ziel, die Softwareentwicklung zu verbessern. Dabei fiel auf, dass die Bedingungen, unter denen entwickelt wird, den vielleicht größten Einfluss auf die Arbeitsergebnisse haben. Aus diesem Grund ergab sich die Frage, wie die Arbeitsbedingungen so verbessert werden können, dass am Ende vernünftige Ergebnisse stehen. New Work ist für uns also vor allem ein Prozess, den wir ständig weiterentwickeln, mit dem Ziel, noch besser zu werden.

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Die zunehmende Globalisierung, der Kampf um Talente und globale Trends verändern die Arbeitsmuster in Organisationen rund um den Globus. Unternehmen arbeiten über Länder- und Kulturgrenzen hinweg in komplexen Netzwerken aus Angebot und Nachfrage.

Entgegen der allgemeinen Auffassung ist Softwareentwicklung eine sehr kreative Aufgabe, die viel Flexibilität und Autonomie benötigt. Schränkt man Entwickler in ihren Freiräumen ein, gehen die Ergebnisse schnell in den Keller. Dabei spielen auch Collaboration und Agilität eine entscheidende Rolle. Um dies zu fördern, wurden im Laufe der Zeit die Teams vergrößert und ihnen die richtige Technik zum Zusammenarbeiten gegeben. Ganz wichtig ist auch noch das Thema Weiterbildung. In der IT gibt es eine Regel, die jeden betrifft: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Daher gilt es, Weiterbildung konsequent zu verankern. 

Welche Rolle spielt New Leadership rund um die neue Arbeitswelt?

New Work kann nur funktionieren, wenn Unternehmen von klassischen Vorstellungen abrücken. Eine davon ist, dass Führungskräfte generell entscheiden müssen. Diese Idee, sehr wenigen sehr viel Macht zu geben, ist überholt. New Leadership bedeutet, Verantwortung abzugeben und andere Gruppen eigenständig entscheiden zu lassen. Grundsätzlich können Teams genauso gute Urteile treffen wie Führungskräfte. Man muss es ihnen nur beibringen und sie machen lassen. Da Gruppen zumeist auch noch näher am Problem als ihr Führungspersonal sind, lassen sich Optionen sogar verbessern. Führungskräfte können sich außerdem auf wirklich wichtige Entscheidungen konzentrieren. Die hierfür notwendige Zeit und Kreativität stehen ihnen dann zur Verfügung. 

Um New Leadership zu etablieren, sind also gerade Führungskräfte aufgefordert, sich einer neuen Arbeitswelt anzupassen. Neben der bereits erwähnten Abgabe von Macht müssen sie in diesem Zuge lernen, ihren Mitarbeitenden konsequent zu vertrauen. Nur auf dieser Basis lässt sich eine bessere und transparente Kommunikationskultur schaffen, in der es auch für alle ehrliches Feedback geben kann. Am Ende des Tages bedeutet gute Führung im Rahmen von New Leadership nichts anderes als durch gutes Vorbild voranzugehen, denn nur Menschen, die man als Vorbild betrachtet, folgt man.

New Work ist nicht in allen Bereichen möglich, heißt es. Wo stößt New Work an Grenzen beziehungsweise, welche Hürden gilt es bei dem Konzept zu überwinden?

New Work ist überall möglich. Wer etwas anderes behauptet, hat eigentlich nicht verstanden, worum es geht. Das Ziel ist es, mit New Work Menschen dabei zu unterstützen, ihre Potenziale besser zu entfalten. Das geht immer und überall. Je nach Situation mal mehr oder weniger, aber vom Grundsatz her immer. Bestimmte Bereich auszuschließen, würde bedeuten, dass Firmen an diesen Stellen keine Möglichkeit sehen, Fortschritte zu erzielen, und damit einen im Sinne von New Work idealen Zustand erreicht haben. Von solchen ideale Zuständen ist unsere Arbeitswelt aber noch weit entfernt, auch in den Bereichen, die als sehr fortschrittlich betrachtet werden können.

Sie haben ein "4+1"-Modell etabliert. Könnten Sie erklären, was das ist, warum Sie sich dafür entschieden haben und wie Arbeitgeber davon profitieren können?

Wir haben "4+1" eingeführt, weil wir wie jedes innovative Unternehmen sehr gut qualifiziertes Personal benötigen. Die IT-Branche ist sehr schnelllebig, was Technologien und Prozesse angeht. Deshalb kann man sich schlecht auf seinen Errungenschaften der Vergangenheit ausruhen. Firmen müssen also ständig am Ball bleiben und das geht nur, wenn Weiterbildung eine zentrale Unternehmensaufgabe ist. Aus diesem Grund haben wir die 4-Tage-Woche eingeführt. Heute betrachten wir dieses Thema noch aus einem anderen Blickwinkel: In Zeiten, in denen die Arbeit aufgrund der technischen Möglichkeiten immer fordernder wird und der Burn-out droht, ist es enorm wichtig, sich nicht zu überanstrengen. Früher war +1 Zeit ausschließlich Weiterbildung, heute rückt der Gesundheitsaspekt stark in den Vordergrund. Unsere Empfehlung an alle: Machen.

Wie können Unternehmen in der hybriden Arbeitswelt eine gesunde Arbeitsplatzkultur gewährleisten?

Prima Frage zum Abschluss und ganz einfach zu beantworten: Wenn die Führung eines Unternehmens verstanden hat, dass es heute notwendig ist, gemeinsam an Problemen zu arbeiten und dass dieses Arbeiten ein gegenseitiges Vertrauen erfordert, ist die Saat gesät. New Work entsteht dann von ganz alleine. Wichtig ist, in kleinen Schritten voranzugehen und sich immer vor Augen zu halten, dass der Weg das Ziel ist. Denn New Work und New Leadership haben eine gemeinsame Komponente: Lebenslanges Lernen.

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