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23.04.2014 | Leadership | Schwerpunkt | Online-Artikel

Weshalb Wertschätzung so wichtig ist

3:30 Min. Lesedauer

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Die gelebte Wertschätzung der Mitarbeiter ist ein Zeichen guter Führung. Echte Leadership führt zu einer Balance aus Leistung und Menschlichkeit, schreibt Springer-Autor Christoph Lindinger in einem Gastbeitrag.

Dass gelebte Wertschätzung ein hochgradig wirksames Motivationspotenzial besitzt, sollte heutzutage nicht mehr bewiesen werden müssen. Wir wissen heute, dass eine erhebliche Anzahl guter Mitarbeiter wegen eines gestörten Verhältnisses zu ihren Vorgesetzten kündigen. Wir wissen, dass Wertschätzung einen Beitrag zu psychischer und auch physischer Gesundheit leistet. Wir ahnen, in welchem Maße Leistungseinbußen durch mangelnde Wertschätzung entstehen.

Die Klagen über geringe Wertschätzung nehmen zu, glaubt man den Mitarbeiterbefragungen großer Unternehmen. Auf der Seite der Führungskräfte hört sich das Thema oft völlig anders an. „Warum soll ich immer lächeln, wenn ich mit meinen Mitarbeitern zusammenkomme?“ beschwerte sich kürzlich bei mir ein Amtsleiter. Ein anderer, Geschäftsführer eines Facility Management Unternehmens, fuhr sogar noch gröbere Geschütze auf. „Diese verdammte Wertschätzung“, entrüstete er sich. „Meine Personalleiterin führt dieses Wort wie eine Waffe gegen mich ins Feld.“

Wertschätzende Verhaltensweisen fallen schwer

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Ein drittes Beispiel illustriert, wie weit beim Thema Wertschätzung Wissen und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Als in einem Maschinenbauunternehmen ein 360°-Feedback durchgeführt wurde, erhielt der oftmals cholerisch auftretende CEO von seinen direkt Unterstellten teilweise harsche Kritik an seinem Verhalten. Statt der Sache auf den Grund zu gehen, wurde jedoch das Instrument still und heimlich wieder begraben. Was nicht sein darf, wird schlichtweg ignoriert. Der blinde Fleck durfte sich ungestört weiterhin ausbreiten. Wer wagt in einem solchen Umfeld schon zu widersprechen?

Es gibt eine grundlegend andere Haltung, die nicht nur von echter Leadership zeugt, sondern am Ende zu einer Balance aus Leistung und Menschlichkeit führen kann. Hierbei wird aus solcherlei Kritik oder aus der Tatsache, dass wertschätzende Verhaltensweisen schwerfallen, nicht der Umkehrschluss gezogen, dass es solcher Anforderungen nicht bedarf.

Es ist eine Haltung, die offen auf die Herausforderung Wertschätzung zugeht und dieses Bedürfnis bei anderen nachvollziehen kann. Wer sich ausschließlich auf Fakten und Zahlen fokussiert, wird wenig Raum dafür finden. Wir wissen heute, dass im Gehirn die Bereitschaft zu Empathie und sozialem Verhalten immer dann unterdrückt wird, sofern es sich im Modus der sachlichen Problemlösung befindet. Umgekehrt gilt dies ebenso. Beide Welten scheinen auf unterschiedliche neuronale Netzwerke zurückzugreifen und sich gegenseitig zu hemmen.

Wundert es noch, dass vor allem bei Führungskräften, die sich zuvorderst als Problemlöser verstehen, Wertschätzung den Kürzeren zieht. An dieser Stelle lässt sich ansetzen. Ein besserer Problemlöser ist auf lange Sicht gesehen derjenige, der auch seine Fähigkeiten zur sozialen Interaktion ausbauen kann und der je nach Situation umschalten kann. Solche Leader können darauf vertrauen, dass Mitarbeiter ihre übertragene Verantwortung wahrnehmen, denn neben der reinen Arbeitsbeziehung besteht auch eine persönliche Bindung.

Wie können Schritte zu mehr Wertschätzung aussehen? Zunächst bedarf es der Einsicht in den Bedarf und der Willenskraft, eine Veränderung nicht nur von anderen, sondern vor allem zuerst von sich selbst zu fordern. Dauerlächeln und Schulterklopfen sind nicht die Disziplinen, die ausgebaut werden müssen.

Mit kleinen Dingen beginnen

Im Gegenteil. Wer diese Gesten als reinen Mechanismus betrachtet und anwendet, macht sich unglaubwürdig und entwertet damit die potenziell wertvolle emotionale Zuwendung zu Mitarbeitern. Eine wichtige Frage, die jeder für sich persönlich beantworten sollte, lautet: Was schätze ich an anderen Menschen? Wie kann ich positive Eigenschaften besser und schneller erkennen? Wie schärfe ich meine Wahrnehmung und wie kann ich mit meinen Worten diese Eindrücke auch tatsächlich dem Gegenüber mitteilen?

Wer hier bislang sehr sparsam vorgegangen ist, sollte am Anfang mit eher kleinen Dingen beginnen. Allerdings empfiehlt es sich unbedingt, kontinuierlich zu trainieren. Ein häufig gemachter Fehler besteht darin, nach Anfangserfolgen, das Training sofort wieder einzustellen.

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