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2017 | Buch

Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife

verfasst von: Andreas Kruse

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Sachbuch betrachtet das hohe Alter aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: der Verletzlichkeits- und der ​Reifeperspektive. Es untersucht wissenschaftlich fundiert, zugleich anschaulich und gut verständlich, welche seelisch-geistigen Entwicklungsprozesse im hohen Alter möglich sind, die für das Selbstverständnis alter Menschen jenseits verschiedener Formen der Verletzlichkeit große Bedeutung besitzen. Entscheidendes Gewicht haben dabei die Sorgestrukturen, das heißt Beziehungen, in denen alte Menschen Unterstützung anbieten wie sie auch Unterstützung empfangen. Weiterhin sind die Lebensbedingungen des Menschen (einschließlich der rechtlichen Bedingungen) für dessen körperliche, seelisch-geistige und soziale Situation sowie für die Möglichkeiten, diese zu gestalten, wichtig. Das Buch integriert Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen. Es wendet sich an alte Menschen und ihre Angehörigen, an alle in der Altenarbeit beschäftigten Personen, an Wissenschaftler, an Mitarbeiter von Bildungs- und kirchlichen Einrichtungen, an politische Entscheidungsträger wie auch an Studenten der Gerontologie und ihrer Nachbardisziplinen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einführung
Zusammenfassung
„Güte, Abgeklärtheit und Gefasstheit sind nämlich nicht einfach Gesinnungen oder Haltungen, die man diesen oder jenen Anlagen oder Umweltbedingungen zufolge erhält. Sie sind auch Anzeichen für das Maß, in dem eine Existenz geöffnet blieb, für das Maß also, in dem sie nicht zu Zielen, Absichten, Spuren von Erfolgen oder Misserfolgen gerann, sondern so plastisch und beeindruckbar blieb, dass sie selbst in der Bedrängnis und noch in der äußersten Düsternis des Daseins den Anreiz zu neuer Entwicklung empfindet.“
Andreas Kruse
Kapitel 2. Was ist Alter(n)?
Zusammenfassung
Am Beginn meiner Beschäftigung mit dem Thema Verletzlichkeit, Reife und Sorgekultur, meiner Betrachtung des alten Menschen als Gebenden und Nehmenden, steht die Auseinandersetzung mit der Frage, was unter Altern eigentlich zu verstehen ist. Ein hohes Alter ist ein Risikofaktor für Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit. Gleichwohl bestehen in allen Lebensaltern stark ausgeprägte Präventionspotenziale.
Andreas Kruse
Kapitel 3. Potenziale des hohen Alters bei der Verarbeitung und Bewältigung von Verletzlichkeit: Introversion mit Introspektion, Offenheit, Sorge, Wissensweitergabe
Zusammenfassung
Die psychologische Betrachtung der Potenziale des hohen Alters führt mich zu einer Verbindung von vier psychologischen Konstrukten: 1) Introversion mit Introspektion (im Sinne der „vertieften Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst“), 2) Offenheit (im Sinne der „Empfänglichkeit für neue Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse, die aus dem Blick auf sich selbst wie auch aus dem Blick auf die umgebende soziale und räumliche Welt erwachsen“), 3) Sorge (im Sinne der „Bereitschaft, sich um andere Menschen, sich um die Welt zu sorgen“) und 4) Wissensweitergabe (im Sinne des „Motivs, sich in eine Generationenfolge gestellt zu sehen und durch die Weitergabe von Wissen Kontinuität zu erzeugen und Verantwortung zu übernehmen“). Die Verbindung dieser Konstrukte erscheint vor dem Hintergrund von empirischen Befunden zu subjektiv erlebten Anliegen (Daseinsthemen), zu subjektiv wahrgenommenen Kräften und zum persönlichen Engagement im hohen Alter als angemessen und hilfreich. Wie aus der in Kap. 4 darzustellenden Generali Hochaltrigkeitsstudie, in der 400 Frauen und Männer im Alter von 85 bis 100 Jahren ausführlich interviewt wurden, hervorgeht, beschreiben alte Menschen Persönlichkeitsprozesse vielfach im Sinne einer vertieften Auseinandersetzung mit sich selbst, und zwar sowohl mit den eigenen Grenzen als auch mit den eigenen Entwicklungsmöglichkeiten.
Andreas Kruse
Kapitel 4. Weltgestaltung im hohen Alter als Ausdruck von Sorge um und Sorge für Andere
Zusammenfassung
In diesem Kapitel stelle ich das Engagement alter Menschen für andere, stelle ich das mitverantwortliche Leben im Alter, stelle ich schließlich die Sorge alter Menschen für andere und um andere in das Zentrum. Ich hatte schon mehrfach hervorgehoben, dass wir im Falle des Nachdenkens über Sorgestrukturen im Alter dazu neigen, alte Menschen primär oder sogar ausschließlich als Sorgeempfangende anzusehen, dass wir hingegen viel zu wenig beachten, dass alte Menschen auch Sorgegebende sind und als solche wahrgenommen werden wollen.
Andreas Kruse
Kapitel 5. Selbst- und Weltgestaltung bei erhöhter Vulnerabilität – Verletzlichkeit, Resilienz, Reifungsmöglichkeiten, Reifungsgrenzen
Zusammenfassung
Das Buch trägt den Titel „Verletzlichkeit und Reife“. Wie im Eingangskapitel deutlich gemacht wurde, ist mit Blick auf die Charakterisierung des hohen Alters eine wichtige Aufgabe darin zu sehen, die Verletzlichkeitsperspektive und die Potenzialperspektive zu integrieren, was bedeutet, sowohl nach den Schwächen als auch nach den Stärken des hohen Alters zu fragen. In diesem Kapitel stehen die möglichen Schwächen im hohen Alter im Zentrum sowie die Frage, welche Möglichkeiten der Prävention und Rehabilitation sich bieten, um diesen vorzubeugen, diese zu lindern bzw. zu kompensieren.
Andreas Kruse
Kapitel 6. Rahmenbedingungen der gelingenden Verarbeitung und Bewältigung von Verletzlichkeit
Zusammenfassung
Eine wachsende Anzahl von chronisch verlaufenden Krankheiten, vielfach verbunden mit zum Teil schmerzhaften Symptomen und passageren oder bleibenden Einschränkungen der Selbstständigkeit, eine deutlich erhöhte körperliche Erschöpfung und Ermüdbarkeit, schließlich die häufiger werdenden Phasen verringerter kognitiver Leistungsfähigkeit oder Belastbarkeit bilden den Grund für die Erfahrung erhöhter körperlicher, kognitiver und nicht selten auch emotionaler Verletzlichkeit. Gleichzeitig zeigt uns – wie in Kap. 3 ausgeführt – eine psychologische Analyse der Verarbeitung und Bewältigung von Verletzlichkeit seelische und geistige Potenziale des Alters, zu denen insbesondere zu rechnen sind: Introversion mit Introspektion, Offenheit, Sorge, Wissensweitergabe. Introversion mit Introspektion verstehe ich dabei als vertiefte Auseinandersetzung des Individuums mit sich selbst, Offenheit als Empfänglichkeit des Individuums für neue Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse, die aus dem Blick auf sich selbst wie auch aus dem Blick auf die umgebende Welt erwachsen, Sorge als die erlebte und praktizierte Mitverantwortung des Individuums für andere Menschen, Wissensweitergabe als die Vermittlung von Wissen und reflektierten Erfahrungen an nachfolgende Generationen.
Andreas Kruse
Kapitel 7. Demenz
Zusammenfassung
Weltweit leiden etwa 36 Mio. Menschen an einer demenziellen Erkrankung, die Anzahl an betroffenen Menschen ist am höchsten in China, gefolgt von den USA, Indien, Japan und Deutschland. In Deutschland beläuft sich die Anzahl demenzkranker Menschen derzeit auf ca. 1,55 Mio. Demenzen sind vor allem Erkrankungen des hohen Lebensalters: In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen liegt die Prävalenz bei über einem Prozent, in der Altersgruppe der 90-Jährigen und Älteren hingegen bei über 30 %.
Andreas Kruse
Kapitel 8. Verletzlichkeit im hohen Alter – die Sicht der Angehörigen
Zusammenfassung
Die Verletzlichkeit im hohen Alter ist nicht nur für jene Menschen, die mit dieser Verletzlichkeit konfrontiert sind, mit emotionalen, kognitiven und sozialkommunikativen Anforderungen verbunden. Diese Anforderungen stellen sich auch den helfenden oder pflegenden Angehörigen, wobei – ganz ähnlich wie bei kranken, hilfebedürftigen oder pflegebedürftigen Menschen – Art und Ausmaß dieser Anforderungen variieren: je nach Art und Grad der Verletzlichkeit des auf Hilfe oder Pflege angewiesenen Familienmitglieds, je nach Grad eigener (körperlicher und seelischer) Gesundheit und Selbstständigkeit, je nach Unterstützung durch andere Angehörige, Nachbarn, Bekannte, freiwillig und hauptamtlich Tätige, je nach gegebener Teilhabe, je nach sozioökonomischen Rahmenbedingungen, je nach Qualität der Beziehung zu dem auf Hilfe oder Pflege angewiesenen Familienmitglied. Wenn also über Verletzlichkeit im Alter gesprochen wird, dann muss der Blick auch auf Angehörige gerichtet sein, die vielfach die Ersten sind, die diese Verletzlichkeit wahrnehmen (so sie diese in einem frühen Stadium nicht verdrängen) und auf deren Hilfe oder Pflege die von Verletzlichkeit betroffene Person baut.
Andreas Kruse
Kapitel 9. Die Würde im Alter erkennen, anerkennen, lebendig werden lassen – eine Aufgabe von Individuum, Gesellschaft und Kultur
Zusammenfassung
Dieses Buch setzte sich das Ziel, einen Beitrag zur Integration von Verletzlichkeits- und Potenzialperspektive zu leisten. Ihm liegen zum einen Befunde zugrunde, die auf die potenziellen Stärken im hohen Alter deuten. Zu diesen gehören die differenzierte Wahrnehmung des eigenen Selbst als Ergebnis vermehrter Introversion mit Introspektion, der Überblick und das Expertenwissen in Bezug auf einzelne Lebensbereiche, vor allem in Bezug auf fundamentale Fragen des Lebens, die zunehmende schöpferische Anpassung an die Grenzen des Lebens (auch im Sinne der Memento-mori-Struktur von Erleben und Verhalten), schließlich der Wissenstransfer an nachfolgende Generationen als Ausdruck von Generativität (Engagement und Sorge für andere, vor allem junge Menschen) und symbolischer Immortalität (Fortleben in nachfolgenden Generationen).
Andreas Kruse
Erratum zu: Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife
Andreas Kruse
Backmatter
Metadaten
Titel
Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife
verfasst von
Andreas Kruse
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-50415-4
Print ISBN
978-3-662-50414-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-50415-4