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Lebenszykluskostenmanagement

Strategische (Kosten-)Steuerung komplexer Beschaffungsvorhaben

  • 2025
  • Buch
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Über dieses Buch

Lebenszykluskostenmanagement ist eine entscheidende Komponente bei der langfristigen Planung, Beschaffung und Nutzung von Systemen, insbesondere in den Bereichen Verteidigung, öffentliche Hand und mittelständische Wirtschaft. Dieses Buch zeigt praxisnah und wissenschaftlich fundiert, wie das Lebenszykluskostenmanagement als strategisches Instrument zur Kontrolle und Steuerung von Kosten über den gesamten Lebenszyklus hinweg eingesetzt wird sowie welche Herausforderungen und Chancen dabei bestehen. Gerade im Verteidigungsbereich gewinnt diese Betrachtung an Bedeutung, da die Anschaffung komplexer und langlebiger Systeme nicht nur Beschaffungskosten, sondern auch erhebliche Folgekosten während der Nutzungsphase mit sich bringt. Ein systematisches und frühzeitiges Management der Kosten ist daher von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Effizienz dieser Projekte.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung

Frontmatter
1. Lebenszykluskostenmanagement: Notwendigkeit und Konzeption einer strategischen (Kosten-)Steuerung komplexer Beschaffungsvorhaben
Zusammenfassung
Eine zielgerichtete Beschaffungsstrategie ist essenziell, um Ressourcen effizient einzusetzen, insbesondere für langfristig bedeutende Produkte und Dienstleistungen mit hohen Gesamtkosten. Der Beitrag untersucht die Rolle des Lebenszykluskostenmanagements in diesem Kontext und führt ein Drei-Ebenen-Modell ein. Auf der ersten Ebene wird das Lebenszykluskostenmanagement als Instrument zur Planung, Steuerung und Optimierung von Kosten über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder einer Dienstleistung betrachtet. Die zweite Ebene fokussiert die Lebenszykluskostenschätzung, die methodische Ansätze zur präzisen Prognose künftiger Kosten liefert und eine fundierte Entscheidungsgrundlage schafft. Die dritte Ebene untersucht die Wechselwirkungen zwischen beiden Konzepten, insbesondere im Hinblick auf die iterative Anpassung der Lebenszykluskostenschätzung und -optimierung. Das Buch beleuchtet Herausforderungen und Lösungsansätze auf allen drei Ebenen und bietet ein kohärentes Modell zur Weiterentwicklung des Lebenszykluskostenmanagements im (öffentlichen) Beschaffungswesen.
Michael Eßig, Franziska Binder, Christian von Deimling

Aspekte des Lebenszykluskostenmanagements

Frontmatter
2. Verankerung des Lebenswegkostenmanagements in der Bundeswehr
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt Einblicke in die Etablierung des Lebenswegkostenmanagements in der Bundeswehr über die Anfänge in den 80er-Jahren bis zur heutigen Zeitenwende und zeigt auf, wie in den zurückliegenden Jahren die konzeptionellen, organisatorischen und methodischen Grundlagen geschaffen wurden, die Strukturen implementiert sowie kontinuierlich und bedarfsorientiert weiterentwickelt werden konnten. Dabei wird beispielsweise auf die Zielsetzung, den grundlegenden Aufbau der LCC-Struktur oder die Verantwortlichkeiten innerhalb der Bundeswehr eingegangen. Das Lebenswegkostenmanagement bereitet dabei die Grundlage für eine wirtschaftlich-orientierte Entscheidungsfindung auf sämtlichen Ebenen der Planung, Ausrüstung und Nutzung von Wehrmaterial in der Bundeswehr.
Ludwig Lennartz, Thomas Flemming
3. Lebenszykluskosten als wesentlicher Bestandteil der Integrierten Planung
Zusammenfassung
Es ist ein allgemein bekanntes Problem in der Kostenschätzung: Wenn man einerseits nur auf Beschaffungskosten schaut, bei der Kalkulation möglicher Folgekosten aber ständig das sprichwörtliche Auge zudrückt, verliert man mittel- bis langfristige Konsequenzen rasch aus den Augen. So steht auch die Integrierte Planung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung vor der Herausforderung, nicht nur anfängliche Projektkosten (wie bspw. Entwicklung und Beschaffung), sondern auch Lebenszykluskosten möglichst ganzheitlich und realistisch zu erfassen und einzuplanen. Nach einer grundsätzlichen Beschreibung des Prozesses wird in diesem Beitrag die Bedeutung der Lebenszykluskosten für die Integrierte Planung erläutert und auf Herausforderungen bei der Erstellung von Kostenschätzungen sowie der Festlegung einer wirtschaftlichen Nutzungsdauer von Systemen eingegangen. Der Beitrag schließt mit der Beschreibung identifizierter Mitigationsmaßnahmen.
Referat Mittelfristplanung
4. Relevanz der Lebenszykluskosten für die Nachhaltigkeit in der Verteidigungsindustrie
Zusammenfassung
Nachhaltiges Handeln zählt zu den zentralen Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Soziale, ökologische und unternehmerische Nachhaltigkeit sind dabei die Verantwortung von Unternehmen – auch in der Verteidigungsindustrie. Dabei ist klar: Die Fähigkeit von militärischen Systemen muss gewährleistet werden. Um die scheinbar konträren Ziele zu erreichen, spielt die richtige Berücksichtigung von Kosten eine zentrale Rolle. Wie Kostenmanagement diesen Beitrag leisten kann, steht hier im Mittelpunkt. Von einem übergreifenden Bild der Nachhaltigkeit werden die Begriffe organisatorischer und projektbezogener Nachhaltigkeit abgeleitet. Anhand eines verkürzten Lebenszyklus von Beschaffung und Nutzung wird der Begriff Nachhaltigkeit anschließend weiter vertieft. Darauf aufbauend erfolgt eine Diskussion der Nachhaltigkeit als Qualitätskriterium in der Kostenbetrachtung, ihrer Rolle als Muss-Kriterium. Abschließend wird die Rolle von Kostenmanagement für die Planung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen beschrieben. Es zeigt sich, dass Regularien ein essenzieller Anteil bei der Förderung von Nachhaltigkeit sind und sie Wettbewerbern nur im geringen Maße die Möglichkeit bieten sich zu differenzieren. Transparenz ist hingegen ein maßgeblicher Faktor, um Nachhaltigkeit in der Verteidigungsindustrie zu fördern. Sie ist besonders wichtig beim Vergleich und Management der Lebenszykluskosten verschiedener Lösungsoptionen. Bei der Ausschreibung und im Lebenszyklus muss Kostenmanagement aktiv genutzt werden, um nachhaltige Maßnahmen und Lösungen zu priorisieren. Zusätzlich müssen vollständig Leistungsanforderungen einen breiten Lösungsraum eröffnen, welcher nachhaltige Möglichkeiten zulässt. Das Kostenmanagement muss beide Seiten abbilden und die notwendige Transparenz schaffen, eine bewusste Priorisierung zu erreichen.
Christoph Ketterle
5. Perspektive der mittelständischen Wirtschaft auf das Lebenszykluskostenmanagement
Zusammenfassung
Nie war die Situation so gut wie jetzt! Diese Behauptung ist zumindest dann richtig, wenn man den Blick auf die aktuelle Kassenlage des Bundesministeriums für Verteidigung (BMVg) beschränkt. Als Reaktion auf den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf das Staatsgebiet der Ukraine hat der Bundeskanzler am 27. Februar 2022 eine Zeitenwende ausgerufen und die Bundeswehr einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Mrd. € ausgestattet. Mit diesem Budget sollen Ausrüstungs- und Fähigkeitslücken der Streitkräfte zeitnah geschlossen und die dafür benötigten Systeme beschafft werden. Nachdem Kosten nicht nur in der Beschaffung, sondern im ganz Wesentlichen auch in der anschließenden Nutzung anfallen, ist es zwingend notwendig, die Verteilung des Geldes vom Ende her zu denken. Diese Betrachtung ist umso wichtiger, wenn man nicht schon jetzt mit kurzfristigen Neubeschaffungen von komplexen und wartungsintensiven Großgeräten „sehenden Auges“ die Wehretats der kommenden Jahre durch den Unterhalt dieser Systeme überstrapazieren will. Dieser Beitrag wirft einen dezidierten Blick auf die zu berücksichtigenden Lebenszykluskosten (Life Cycle Cost, LCC) und Gesamtkosten (Total Cost of Ownership, TCO) von Systemen sowie die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Einflussnahme durch alle Beteiligten im Bereich der ungestörten und kosteneffizienten Versorgung mit Ersatzteilen in Frieden, Krisen und Krieg. Besondere Berücksichtigung erfährt hier die Gruppe der klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) als erfahrenes und bewährtes Rückgrat der deutschen wehrtechnischen Industrie und Motor für Innovation und Investition.
Matthias Witt, Ulrich Krompaß
6. Holistisches Konzept für ein Lebenszykluskostenmanagement komplexer Investitionsgüter in der Beschaffung am Beispiel der Stadtwerke München GmbH
Zusammenfassung
Dieser Beitrag widmet sich der Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts für ein Lebenszykluskostenmanagement komplexer Investitionsgüter, dargestellt am Beispiel der Stadtwerke München GmbH (SWM). Angesichts der erheblichen Ausgaben für komplexe Investitionsgüter und der Diskrepanzen zwischen geplanten und tatsächlichen Projektkosten, wird eine wirksame Nutzung der Lebenszykluskostenschätzung als essenziell erachtet. Die SWM dient als Fallstudie für diesen holistischen Ansatz, welche eine Optimierung der Projektperformance und eine Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsgrundsatzes erreichen soll. Der Beitrag entfaltet ein multidimensionales Konzept, das die Aspekte der Strategie und Planung, des Beschaffungsprozesses, der Organisationsstruktur, der Mitarbeiterqualifikation und -kultur sowie Datenmanagement, Controlling und Reporting ganzheitlich betrachtet und miteinander verbindet und ein proaktives Management von Lebenszykluskosten in der Beschaffung komplexer Investitionsgüter fördert.
Matthias M. Meyer, Christoph Ledl
7. Einbindung des Lebenszyklusmanagements in eine umfassende Beschaffungskonzeption am Beispiel des Defence Acquisition & Supply Management
Zusammenfassung
Die Beschaffung von Rüstungsgütern umfasst weit mehr Aspekte als die eigentliche Vergabe eines Auftrags an einen Lieferanten. Dies betrifft insbesondere das Ineinandergreifen von Planung und Beschaffung sowie der Finanzierung. Die Interaktion zwischen diesen Themen ist bestimmt durch vielfältige Risiken und Unsicherheiten insbesondere in der Kalkulation der Kosten. Weil Projekte aber zeitlich und inhaltlich wechselseitig voneinander abhängen und ihre Realisierung natürlich von verfügbaren Finanzmitteln abhängt, führt jede Veränderung der Kostenprognose oder der Kostenkalkulation zu veränderten Planungs- und Beschaffungsspielräumen in einem oder in mehreren Beschaffungsvorhaben. Dieser Beitrag greift diese Problematik auf und stellt das Lebenszykluskostenmanagement als Instrument vor, welches helfen kann, die unterschiedlichen Teilaufgaben zu verbinden. Hierzu stellt der Beitrag in gebotener Kürze einige Grundlagen zum Planungsprozess sowie zur projektbezogenen Bedarfsdeckung und Nutzung der Bundeswehr vor.
Andreas H. Glas
8. Dimensionen des strategischen Kostenmanagements – Eine systematische Literaturuntersuchung zum Beitrag der öffentlichen Beschaffung
Zusammenfassung
Die Beschaffung von Investitionsgütern ist für die Erfüllung öffentlicher Aufgaben von zentraler Bedeutung. Aufgrund ihrer langfristigen Nutzungsdauer und der damit verbundenen hohen Gesamtkosten erfordert ihre wirtschaftliche Planung und Steuerung einen integrativen Kostenmanagementansatz. Das strategische Kostenmanagement integriert den monetarisierten Ressourcenverbrauch systematisch in strategische Entscheidungsprozesse und fokussiert auf die langfristige Optimierung von Kostenstrukturen, -niveaus und -verläufen. Angesichts globaler Unsicherheiten und steigender finanzieller Belastungen gewinnt das strategische Kostenmanagement für die öffentliche Beschaffung zunehmend an Relevanz. Im Vergleich zur Privatwirtschaft, die Ansätze wie Wertschöpfungskettenanalysen etabliert hat, bleibt der öffentliche Sektor stark auf operative, regelgebundene Prozesse und kurzfristige Einsparziele beschränkt. Eine systematische Literaturuntersuchung von 89 wissenschaftlichen Beiträgen analysiert die funktionalen und institutionellen Dimensionen – Aufgabe, Prozess und Instrumente – des strategischen Kostenmanagements. Der Beitrag zeigt, dass politische Einflussfaktoren, komplexe Regulierungen und fehlende langfristige Strategien die Übertragbarkeit auf die öffentliche Beschaffung erschweren. Zugleich hebt die Untersuchung das Potenzial von Instrumenten wie Lebenszykluskostenmanagement und datengetriebenen Ansätzen hervor. Der Beitrag schlussfolgert mit einer kritischen Würdigung der Ergebnisse und dem weiteren Forschungsbedarf im Hinblick auf Informationsverarbeitungssysteme speziell für öffentliche Organisationen.
Moritz Brandstetter, Franziska Binder, Christian von Deimling, Michael Eßig
9. Relevance of Life Cycle Costing and Its Advantages: An International Perspective
Abstract
The purpose of this work is to present the Life Cycle Cost (LCC) approach starting from the essential pertinent background, describing the LCC most relevant areas of interest including a short focus on the interaction between LCC and Integrated Logistic Support (ILS) and articulate the reasoning behind the advantages of implementing a LCC methodology. The ultimate aim of this disclose is to create awareness of the pivotal role of LCC among the stakeholders and to foster a deeper understanding of its core principles. Furthermore, insights from the Organisation for Joint Armament Co-operation (OCCAR) LCC process overview will be provided to offer an additional international perspective.
Alessandro Fava

Aspekte der Lebenszykluskostenschätzung

Frontmatter
10. Cost Engineering als eine Grundlage der industriellen Lebenszykluskostenschätzung
Zusammenfassung
„Cost and Value Engineering“ (CVE) ist in manchen Schlüsselindustrien eine strategische Unternehmensfunktion. Mit wissenschaftlichen als auch praktischen Methoden aus unterschiedlichen Wissensdisziplinen sowie geeigneten personellen Ressourcen, Wissen, Training, Prozessintegration, einem adäquaten Zielsystem sowie einem digitalen Ökosystem kann CVE einen wichtigen Beitrag für mehrperiodige Lebenszykluskostenschätzungen liefern. Der Beitrag untersucht den Status quo und die Entwicklungsmöglichkeiten von CVE sowie die Herausforderungen heutiger Lebenszykluskostenschätzungen. Problembasiert wird diskutiert, ob und ggf. wie CVE einen Beitrag zur Lebenszykluskostenschätzung liefern kann. Dabei stehen die Aspekte der mehrperiodischen Kostenverrechnung, der Kostenprognose sowie die in der Praxis häufig nicht erfüllbare allgemeinen Stabilitätshypothese im Vordergrund. CVE kann Antworten liefern, erfordert aber einige gestalterische Rahmenbedingungen, die ebenfalls erörtert werden.
Dirk A. Weber
11. Methoden und Praxis der Lebenszykluskostenschätzung
Zusammenfassung
Zunächst wird auf die Bedeutung der Lebenszykluskosten eingegangen – in Abgrenzung zu allen Bestrebungen – bei Entscheidungen lediglich auf die Upfront-Kosten der Beschaffung (und ggf. Entwicklung) zu schauen. Hierbei soll deutlich gemacht werden, warum es so wichtig ist, und bei welcher Art von Entscheidungen es erforderlich ist, die Kosten des gesamten Lebenszyklus (eines Projektes) zu betrachten. In dem darauf anschließenden Kapitel wird auf die „Methode Kostenschätzung“ eingegangen. Es werden holzschnittartig und in Brühwürfelformat die – auch in der Literatur und den einschlägigen Vorschriften angeführten – Methoden beschrieben, mit den Erkenntnissen, wann in einem Projektfortschritt eine Methode sinnvoll erscheint, und zu welchen Fragestellungen eine jeweilige Methode herangezogen werden kann. Abschließend steht der Durchführende der Methode Kostenschätzung – der Cost Engineer – im Zentrum. Das letzte Kapitel beleuchtet die (wechselnden) Aufgaben und Herausforderungen des Cost Engineers, nicht nur vor dem Hintergrund des technischen Fortschritts, der sich in Standardisierung, Digitalisierung und in Zukunft sog. KI manifestiert, sondern auch der Herkulesaufgabe, sich als Methodenexperte kreuz und quer durch eine große Organisation zu bewegen auf der Suche nach Daten und Fachexpertise, die der Methodenexperte Cost Engineer nicht natürlicherweise mitbringt.
Heiko Großmann
12. Drei wichtige Verbesserungen für die Schätzung von Nutzungskosten mit LCCM-ertüchtigten Kostenmodellen
Zusammenfassung
Seit den 1970er-Jahren gibt es Softwarelösungen zur parametrischen Kostenschätzung von Produkten und Dienstleistungen. Die Bundeswehr nutzt seit Langem entsprechende Werkzeuge, um die Ausgaben für Projekte im Vorfeld zu schätzen. Die bisher marktverfügbaren Lösungen legten den Schwerpunkt vor allem auf die Beschaffungskosten und weniger auf die Berechnung der Nutzungskosten. Seit der Initiative des Bundesverteidigungsministeriums für ein umfassendes Lebenswegkostenmanagement (engl. Life Cycle Cost Management (LCCM)) ist der Bedarf an verbesserten Kostenschätzungen für die Nutzungsphase gestiegen. Vor diesem Hintergrund hat die IABG mbH im Jahr 2016 begonnen, neue Anforderungen an ein verbessertes, LCCM-konformes Kostenschätzmodell zu entwickeln. Der Beitrag erklärt, wie ein derart verbessertes Werkzeug dabei hilft, die drei großen „bekannten Unbekannten“ bei der Schätzung von Nutzungskosten zu modellieren: 1) Erhöhte Ausfallraten aufgrund von Kinderkrankheiten und Alterungseffekten; 2) Zusatzaufwand bei zustandsorientierter Instandhaltung, weil in instandsetzbaren Einheiten keine Fehler gefunden werden und 3) Produktobsoleszenz und ihre Auswirkungen auf die Ersatzteilkosten. Das Ergebnis ist eine höhere Schätzqualität der Lebenswegkosten (engl. Life Cycle Cost (LCC)). Diese soll dabei helfen, optimale Auswahlentscheidungen unter besonderer Beachtung der Wirtschaftlichkeit zu treffen.
Fabian Eilingsfeld, Birgit Biehn, Christian Schindler
13. Die Volatilität des Stundensatzes und die KI-basierte Kostensteuerung
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert die Bedeutung einer projektbegleitenden und vorausschauenden Analyse des Stundensatzes. Die Volatilität des Stundensatzes oder die Kalkulation mit abgeschriebenen Anlagen über die Laufzeit eines Projektes kann zur Kostenunterdeckung und Risiken für den Produktanbieter aber auch für den Kunden führen. Eine KI- und datengestützte Analyse kann dabei helfen, diese Volatilität zu bewältigen und fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen. Der Beitrag schlägt vor, eine sorgfältige Planung und Datenanalyse sowie die Integration von Volatilitätsaspekten in das Kostenmanagement vorzunehmen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Franz Traxler

Wechselwirkung zwischen Lebenszykluskostenschätzung und –management

Frontmatter
14. Herausforderungen von Kostensteigerungen und die Bedeutung der Verlässlichkeit von Lebenszyklusschätzungen bei Rüstungsprojekten
Zusammenfassung
Die akkurate Schätzung der Lebenszykluskosten (Life Cycle Cost/LCC) für komplexe Produkte und Dienstleistungen stellt eine große Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für Neuentwicklungen von Rüstungsprojekten. Erste Kostenschätzungen müssen bereits Jahre im Voraus einer Beschaffung erfolgen, um das entsprechende Budget für die Umsetzung von Rüstungsprojekten in ausreichender Höhe und zur richtigen Zeit über den Haushalt bereitstellen zu können. Da die Bedarfe den Haushaltsrahmen regelmäßig übersteigen, gilt es, die Möglichkeit zur Realisierung von Maßnahmen mit den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln zu maximieren und gleichzeitig die sicher eintretenden Kostensteigerungen in öffentlichen Beschaffungsvorhaben zu prognostizieren und weitestgehend zu minimieren. Gegenwärtig fällt es in der Planung schwer, für (potenzielle) Kostensteigerungen durch großzügige bzw. pauschale Risikoaufschläge in der Kostenschätzung vorzusorgen. Daher kommt einer umfassenden und validen Kostenschätzung über den gesamten Lebenszyklus eines (Waffen-)Systems zwecks Erkenntnisgewinn für die Zukunft eine hohe Bedeutung zu. Um die langfristige Verlässlichkeit von LCC-Schätzungen zu gewährleisten, gilt es gewisse Voraussetzungen zu erfüllen: Es müssen adäquate Datenqualität und Tools zur Verfügung stehen, effiziente und effektive Abläufe geschaffen werden sowie motivierte und befähigte Mitarbeiter vorhanden sein.
Kim Kötterheinrich, Bert Ille
15. Kostenschätzungen bei Rüstungsprojekten im Blick der externen Finanzkontrolle
Zusammenfassung
Gerade in Zeiten knapper Haushaltsmittel sind wirtschaftliches Handeln und effizienter Mitteleinsatz der öffentlichen Hand besonders gefragt. Der Beitrag befasst sich aus dem Blickwinkel der externen Finanzkontrolle mit der Bedeutung von Kostenschätzungen für finanzwirksame Entscheidungen bei Rüstungsprojekten. Im Fokus steht die Frage, was eine solide Kostenschätzung ausmacht und welche Herausforderungen damit in der Praxis verbunden sind. Solide Kostenschätzungen ermöglichen der Bundeswehr, Haushaltsmittel für Rüstungsprojekte effizient einzusetzen und verbessern damit ihre Handlungsfähigkeit. Deshalb lohnt es sich, Zeit und Mühe in die Qualität von Kostenschätzungen zu investieren und Projektverantwortliche dafür zu sensibilisieren.
Angelika Bauch, Dirk Salmon, Jens Ciolkowski
16. Lebenszyklus- und Lebenszykluskostenmanagement aus Sicht der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie – Ansatzpunkte für leistungsorientierte Vertragsmodelle
Zusammenfassung
Lebenszyklusmanagement (LCM) und Lebenszykluskostenmanagement (LCCM) sind eine Herangehensweise der Verteidigungsindustrie, um langfristige Geschäftsperspektiven, Projekte und Verträge gestalten zu können. Neben den Vorteilen einer ganzheitlichen Steuerung über die einzelnen Phasen des Lebenszyklus hinweg, zeigt sich aber auch die Komplexität hinsichtlich der Planbarkeit des Lebenszyklus und dessen Kosten und Erlöse auf. Die Einbeziehung kritischer Erfolgsfaktoren, etwa regulatorischer Rahmenbedingungen wie das Preisrecht oder einer langfristigen Absicherung der Lieferkette sowie Risiken etwa der Obsoleszenz stellen eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von LCM/LCCM dar. Von der Planbarkeit der Leistung, der Sicherstellung von Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft bis hin zur langfristigen Sicherung von Erlösen bestehen viele gute Argumente für Auftraggeber- und Auftragnehmerseite zum Einstieg in ein LCM. Die fortschreitende Digitalisierung und damit verbundene Perspektiven der Datengewinnung und -analyse bieten für alle Beteiligten ein hohes Maß an Transparenz und Flexibilität bei der Steuerung, das auch leistungsbezogene Vertragsmodelle im Sinne eines Performance-Based Contracting ermöglicht.
Ulrich Beck, Martin Fries, Kay Kohlberger
17. Ansätze der Lebenszykluskostenschätzung für wehrtechnische Systeme aus der Sicht der CONDOK GmbH
Zusammenfassung
Der Beitrag analysiert, wie das Konzept des Lebenszykluskostenmanagements in der Bundeswehr dazu beitragen kann, übermäßige Ausgaben zu vermeiden und eine effektivere Kostenkontrolle über den gesamten Lebenszyklus der Rüstungsprodukte zu gewährleisten. Nach der einführenden Problembeschreibung und Begriffsdefinitionen wird dargelegt, aus welchem Grund Life Cycle Cost Management (LCCM) für wehrtechnische Systeme durchgeführt werden muss bzw. sollte. Im weiteren Verlauf wird dann anhand eines Ablaufmodells die Vorgehensweise beim LCCM schrittweise erklärt. Abschließend werden die Herausforderungen, welche für das LCCM existieren, dargestellt und ein Fazit gezogen. Der Beitrag stellt die Vorteile von LCCM dabei als ein wichtiges Instrument für die Bundeswehr dar, um die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Beschaffungsprozesse zu verbessern, zeigt aber gleichzeitig noch bestehende Defizite in der Umsetzung. So lassen sich bspw. über ein wirksames Lebenszykluskostenmanagement monetäre Fehleinschätzungen frühzeitig erkennen und versetzen die jeweiligen Entscheidungsträger damit in die Lage zu agieren, statt nur zu reagieren. Trotzdem wird LCCM in der Bundeswehr aus verschiedenen Gründen noch nicht so gelebt, wie es sein sollte und bietet Stand heute noch Potenziale in der Realisierung.
Patrick Hutter, Martin Weber, Eva-Maria Göttlicher
18. Einsatz von Lebenszykluskosten bei der Vergabe von Großprojekten
Zusammenfassung
Das Erfordernis zur Errichtung und Modernisierung von Infrastruktur insbesondere in den Sektoren Verkehr, Energie und Digitalisierung steigt kontinuierlich. Die Vorhaben sind entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland und den sozialen Fortschritt unter Berücksichtigung sich deutlich wandelnder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Gleichzeitig bergen diese Großprojekte aufgrund der Komplexität, des Projektvolumens und des Leistungsumfangs nicht unerhebliche Risiken in Bezug auf Kosten, Zeitpläne und Qualität. Dieser Beitrag befasst sich mit dem Ansatz von Lebenszykluskosten bei Großprojekten zur Bewertung der Gesamtwirtschaftlichkeit sowohl vor Einleitung von Beschaffungsvorhaben wie auch als Grundlage für Zuschlagsentscheidungen im Rahmen von Vergabeverfahren. Bei dieser Methode des Kostenmanagements werden nicht lediglich anfängliche bzw. einmalige Investitionen, sondern darüber hinaus sämtliche Folgekosten eines Projekts betrachtet. Ziel des Ansatzes von Lebenszykluskosten ist es, eine ganzheitliche Sicht auf die wirtschaftlichen Aspekte eines Großprojekts sowie den Auswirkungen auf die Kostenbudgetierung des Vorhabenträgers sicherzustellen und damit eine Grundlage für fundierte Entscheidungen über die wirtschaftlichste Option über den gesamten Projektzeitraum hinweg im Rahmen von Vergabeverfahren der öffentlichen Hand zu schaffen. Darüber hinaus dienen Lebenszyklusbetrachtungen dazu, die erforderlichen Finanzmittel im öffentlichen Haushalt anlassbezogen abzubilden und damit in Zeiten einer angespannten Haushaltslage auch Verwendungssicherheit zu erreichen.
Felix Siebler
19. Öffentlich-Private Partnerschaften als Instrument des Lebenszyklusmanagements im öffentlichen Hochbau – Ein Bericht aus der Praxis
Zusammenfassung
Ziel der Analyse in diesem Beitrag ist es, Erfolgsfaktoren und Herausforderungen des Vergabeverfahrens von Öffentlich-Privaten Partnerschaften im Kontext des Lebenszyklusmanagements im öffentlichen Hochbau in der Praxis zu beleuchten. Zu diesem Zweck wurde eine primäre Literaturrecherche vorgenommen. Anschließend wurden geeignete Praxisbeispiele in Form von Referenzen von Bauprojekten herangezogen, die gemeinsam mit der PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH und öffentlichen Auftraggebern auf verschiedenen föderalen Ebenen umgesetzt wurden. Die vorgestellten Projektbeispiele zeigen, dass Öffentlich-Private Partnerschaften im öffentlichen Hochbau ein effektives Instrument des Lebenszyklusmanagements darstellen. Durch die enge Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren können komplexe Projekte effizient umgesetzt werden, wobei privatwirtschaftliches Know-how zu innovativen Lösungsansätzen und einer erhöhten Effektivität führt. Die langfristige Einbindung privater Partner über den gesamten Lebenszyklus sorgt für hochwertige Leistungen auch im Betrieb, während die partnerschaftliche Risikoteilung das finanzielle Risiko für die öffentliche Verwaltung minimiert. Öffentlich-Private Partnerschaften ermöglicht wirtschaftliche Projektdurchführungen über den gesamten Lebenszyklus, insbesondere bei Neubauvorhaben.
Christopher Klein, Inga Stein-Barthelmes

Ausblick

Frontmatter
20. Kostenkultur in regulierten Beschaffungsumgebungen: Ein Ansatz für verlässlichere Beschaffungsentscheidungen mit Lebenszykluskosten?
Zusammenfassung
Bei großen öffentlichen Beschaffungsprojekten lassen sich häufig systematische Abweichungen zwischen den tatsächlich angefallenen Kosten und den vor Projektbeginn prognostizierten Kosten beobachten. Empirische Untersuchungen zu den Ursachen dieser Abweichungen identifizieren unter anderem eine unzureichende Kostenkultur bei öffentlichen Beschaffungsorganisationen und ihren Mitgliedern. Kostenkultur bezieht sich auf die gemeinsamen Werte und Normen bezüglich des Kostenverständnisses und der entscheidungsbezogenen Nutzung von Kosteninformationen. Eine starke Kostenkultur dient insbesondere bei langlaufenden Großprojekten als langfristiger Absicherungsmechanismus, der hilft, Kostenziele auch über sehr ausgedehnte Zeiträume hinweg und trotz wechselnder Verantwortlichkeiten und Personalwechsel zu realisieren. Die Konkretisierung von Kostenkultur erfolgt jedoch sehr unterschiedlich, sodass kein einheitliches Bild existiert, was Kostenkultur im Kern ausmacht. Dies erschwert die Ableitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Kostenkultur und damit zur Reduzierung eines Teils der Kostenabweichungen in Zukunft. Der Beitrag identifiziert auf Basis einer konzeptionellen Konkretisierung vier zentrale Komponenten der Kostenkultur in einer regulierten Beschaffungsumgebung. Für die Komponenten 1) Führungsebene, 2) Gesetze und Richtlinien, 3) Lebenszykluskostenmanagement sowie 4) Organisationsmitglieder werden Gestaltungsfelder und konkrete Umsetzungsvorschläge dargelegt. Der Beitrag trägt zu einem besseren Verständnis der Kostenkultur bei und ermöglicht es Beschaffungsorganisationen, ihre Kostenkultur künftig gezielter zu adressieren und zu stärken.
Franziska Binder, Christian von Deimling, Michael Eßig
Titel
Lebenszykluskostenmanagement
Herausgegeben von
Michael Eßig
Christian von Deimling
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-48833-8
Print ISBN
978-3-658-48832-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-48833-8

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