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2010 | Buch

Lehrbuch der Entomologie

herausgegeben von: Professor Dr. Konrad Dettner, Professor Dr. Werner Peters

Verlag: Spektrum Akademischer Verlag

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Über dieses Buch

Früher als erwartet ist eine Neuauflage dieses Lehrbuchs der Entomologie notwendig geworden. Wiederum haben 23 Fachwissenschaftler dazu beigetragen, dass Studenten, Entomologen und Insektenliebhaber alles über die neusten Forschungsergebnisse zu folgenden Themen erfahren können: - Integument und Bau des Insektenkörpers - Ernährung, Stoffwechsel-, Bewegungs- und Sinnesphysiologie, Endokrinologie - Fortpflanzung und Entwicklung der Insekten - Ökologie: Wechselbeziehungen der Insekten untereinander, mit Pflanzen oder Mikroorganismen. Insekten als Beute. Soziale Insekten - Medizinische Entomologie, Methoden der Schädlingsbekämpfung, Pflanzenschutz - Stammesgeschichte und Zoogeographie der Insekten - Übersicht über die Vielfalt der Insekten Wenn man davon ausgeht, dass bis zu 80 % der Tierarten Insekten sind, kann die Bedeutung der Entomologie für alle Gebiete der Biologie, Ökologie sowie der Forst- und Agrarwissenschaften gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Vieles hat sich in der Entomologie verändert. Im organismischen Bereich konnten durch eine gründliche Bestandsaufnahme vor allem in den Tropen korrigierte Artenzahlen der rezenten Organismen- und insbesondere Insektenarten ermittelt werden. Die kürzliche Entdeckung der neuen Insektenordnung Mantophasmatodea ("Gladiatoren") zeugt von diesem Wissenszuwachs. Zwei bahnbrechende Befunde hat es im molekularen Bereich gegeben: 1999 wurde die gesamte Sequenz des Genoms von Drosophila melanogaster veröffentlicht. Außerdem ist es erst vor wenigen Monaten Wissenschaftlern gelungen, das Genom der Stechmücke Anopheles gambiae samt dem Genom des durch sie übertragenen Malariaerregers aufzuklären. Es ist zu hoffen, dass nun der Weg frei wird für die Entwicklung neuer Medikamente , um die Malaria zukünftig effektiv bekämpfen zu können. In dieser 2. Auflage wurden sämtliche Kapitel revidiert und aktualisiert. Ein Kapitel über die Genetik der embryonalen Musterbildung wurde neu aufgenommen, die beiden Kapitel über das Atemsystem und Hämolymphe/Hämolymphtransport wurden völlig neu bearbeitet. Schließlich wurde auch das Kapitel über die Insektenordnungen auf den neuesten Stand gebracht.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Integument
Zusammenfassung
Das Integument, die Körperdecke, besteht aus der einschichtigen, aus dem Ektoderm entstandenen Epidermis und der von ihr abgeschiedenen Cuticula. Die Cuticula bestimmt Aussehen, Form und Größe, Färbung und Habitus eines Insekts. Sie stellt das Außenskelett der Insekten dar, an dem Muskeln ansetzen. Die Cuticula ist kein starrer Panzer, sondern ist ein stark gegliedertes, teilweise sehr elastisches Sekretionsprodukt. Die einzelnen Teile sind durch Gelenkhäute gegeneinander beweglich. Wesentlich ist, dass die Cuticula lückenlos die Körperoberfläche bedeckt. Wenn Öffnungen darin vorhanden sind, so entstehen sie in besonderer Weise (s. 1.3.10). Eine cuticulare Auskleidung bedeckt als Intima die aus Einstülpungen des Ektoderms entstandenen Anteile des Vorder-und Enddarms sowie die Tracheen, Ausführgänge von Drüsen epidermaler Herkunft und die Ausführgänge der Geschlechtsorgane.
Werner Peters
2. Körpergliederung
Zusammenfassung
Die Ur-Ahnen der Insekten waren vermutlich mobile marine Anneliden mit gleich gestalteten, homonomen Metameren. Auch die Körperfunktionen wurden von diesen gleichermaßen ausgeübt.
Gerhard Seifert
3. Biochemie und Stoffwechsel
Zusammenfassung
Alle Organismen benötigen ständig Energie, für Bewegungen, Synthesen, Atmung, Verdauung, Exkretion, Transportvorgänge und Fortpflanzung, schlicht und einfach, um am Leben zu bleiben. Diese Energie wird aus der Umwelt gewonnen. Insekten nehmen, wie alle Tiere, die Energie als chemische Energie zu sich, in Form von Nahrung. Insekten müssen ständig Energie aufwenden, können aber nicht ständig fressen. Daraus ergibt sich, dass ein Insekt, wenn die Gelegenheit günstig ist, mehr Nahrung zu sich nehmen muss, als es momentan braucht. Die überschüssige Nahrung wird in körpereigene Speicher chemischer Energie umgewandelt. Wenn das Insekt keine Nahrung aufnehmen kann oder besonders viel Energie benötigt, mobilisiert es diese Speicher und sichert so sein Überleben.
Rolf Ziegler
4. Ernährung und Verdauung
Zusammenfassung
Das Auffinden von Nahrungsquellen erfolgt vor allem aufgrund chemischer Reize, die mit den Haarsinnesorganen auf den Antennen wahrgenommen werden (s. 11.3). Bei der Nahorientierung spielen außerdem Sinnesorgane an den Tarsen und auf den Mundwerkzeugen, insbesondere den Palpen, eine Rolle. Die Wahrnehmungsfähigkeit kann im Alter auch bei den Insekten abnehmen. So kann bei der Schmeißfliege Phormia regina die Wahrnehmung von Zuckern bis zu 50% verringert sein. Parallel dazu können bis zu 50% der Sinneshaare am Labeilum nicht mehr funktionsfähig sein. Die Wahrnehmung von Fraßlockstoffen fördert und verlängert die Nahrungsaufnahme, während diese beim Vorhandensein von Fraßabwehrstoffen (Fraßhemmstoffe) unterbrochen oder reduziert werden kann. Sinnesorgane zur Überprüfung der aufgenommenen Nahrung sind besonders im Cibarium vorhanden.
Werner Peters
5. Wasserhaushalt, Osmo- und lonenregulation sowie Exkretion
Zusammenfassung
Mit den Teilgebieten Wasserhaushalt, Osmo- und Ionenregulation und Exkretion werden wichtige Grundfunktionen von Insekten behandelt, die maßgeblich zu ihrer erfolgreichen Evolution beigetragen haben. Wesentlich hierfür ist die Fähigkeit zur Regulation im Hinblick auf eine ausgeglichene Wasser- und Stoffbilanz, die es ermöglicht, die vielfältigsten Lebensräume im aquatischen und terrestrischen Bereich zu besiedeln. Mit dem Wasserhaushalt werden Phänomene der Wasserzufuhr, des Wasserverlustes und der Verteilung des Wassers zwischen den größeren Kompartimenten des Insektenkörpers besprochen. Insekten sind als relativ kleine Tiere mit einem großen Oberflächen/Volumen-Verhältnis oft extremen Anforderungen ausgesetzt. Die Fähigkeit zur Wasserkonservierung bei Landbewohnern gilt dabei als eines der physiologischen Kardinalprobleme ihrer Existenz. Neben einer ausgeglichenen Wasserbilanz sind für das Funktionieren des Insektenkörpers stabile osmotische Verhältnisse und weitgehend konstante Ionenverhältnisse von Bedeutung (osmotische — und ionale Homöostase).
Gerhard Eisenbeis, Wilfried Wichard
6. Atemsystem
Zusammenfassung
Insekten sind primär landlebende Tiere, deren cuticulares Exoskelett vor Verdunstung und eindringendem Wasser schützt. Die mit einer Wachsschicht bedeckte Cuticula ist als Oberfläche für den Atemgasaustausch prinzipiell ungeeignet. Nur wenn sie membranös und ohne wasserabweisende Wachsschicht ist, ermöglicht sie einen Gasaustausch. Diese Bedingungen sind nur bei einigen in feuchtem Milieu lebenden Kleinformen und einigen Larvenstadien erfüllt, die über die Haut oder mit Kiemen atmen. Zur Atemgasversorgung besitzen Insekten in der Regel ein von seitlichen Öffnungen der Körperoberfläche, den Stigmen, ausgehendes Röhrensystem, das Tracheensystem. Durch seine Verzweigungen bietet es eine große innere Oberfläche. Über die feinsten Enden, die Tracheolen, leitet es die Atemluft gasförmig zu den Geweben, z. T. bis in die Zellen hinein. Der Sauerstofftransport erfolgt somit weitgehend ohne Vermittlung der Hämolymphe. Respiratorische Pigmente gibt es nur bei einigen Spezialisten, die sekundär unter extrem sauerstoffarmen Bedingungen im Wasser oder als Endoparasiten leben.
Lutz Thilo Wasserthal
7. Hämolymphe und Hämolymphtransport
Zusammenfassung
Wie bei allen Arthropoden verschmelzen primäre und sekundäre Leibeshöhle zu einem einheitlichen Mixocöl im Laufe der Embryonalentwicklung. Blut und interstitielle Gewebsflüssigkeit bilden daher eine einheitliche Körperflüssigkeit, die Hämolymphe. Diese setzt sich zusammen aus dem Plasma und verschiedenen Typen von Hämocyten. Die Hämolymphe hat primär die Aufgabe des Stofftransports von Nährstoffen, Metaboliten und Abbauprodukten. Sie transportiert Signalstoffe wie Neurotransmitter und Hormone. Sie dient aber auch als Träger der gegen Räuber gerichteten Abwehrsubstanzen (s. Kap. 17), enthält die Komponenten für die Immunabwehr und den Wundverschluss. Weitere wichtige Aufgaben der Hämolymphe sind ihre Hydraulikfunktion zur Aufrechterhaltung der Körperform, der Turgorwirkung bei Larven, als Druckvermittler für die Häutungsvorgänge und bei der Tracheenventilation. Ihre Funktion beim Transport und bei der Speicherung von Atemgasen ist durch die normalerweise fehlenden respiratorischen Pigmente vor allem für Sauerstoff eingeschränkt (s. Kap. 6).
Lutz Thilo Wasserthal
8. Nervensystem
Zusammenfassung
Das Nervensystem übertrifft in seiner Komplexität alle anderen Organsysteme der Insekten. Dabei dient es als oberste Instanz zur Regelung und Koordinierung der Funktionen des Organismus. Zur Realisierung dieser Aufgabe werden kontinuierlich Informationen aus der Umwelt und dem Körperinneren von sensorischen Systemen aufgenommen, in schnelle elektrische Signale übersetzt und im Nervensystem weitergeleitet. Dort werden sie unter Berücksichtigung geplanter Ziele und gesammelter Erfahrungen zu Kommandos verarbeitet, die an Muskeln und Drüsen übermittelt werden und deren Aktivität steuern und koordinieren. Das Nervensystem kann regulatorisch wirken, indem es einen gewünschten Zustand trotz Änderungen der Umwelt durch kompensatorische Aktivität erhält, oder völlig neue Zustände initiieren. Zusammen mit dem endokrinen System und der Muskulatur ist das Nervensystem die physiologische Grundlage des Verhaltens.
Jürgen Milde
9. Fortbewegung und sensomotorische Integration
Zusammenfassung
Fortbewegung ist einer der Schlüssel zum Verständnis der weiten Verbreitung der Insekten und ihres Erfolges bei der Besiedlung unterschiedlichster Lebensräume. Insekten können sich auf und im Boden, auf und im Wasser, in der Luft oder an selbsterzeugten Abseilfäden fortbewegen. Die Unterschiedlichkeit dieser Substrate hat eine Vielfalt an Mechanismen zur Kraftübertragung vom Körper auf das Substrat und zur Stabilisierung der Körperlage entstehen lassen. Das Substrat beeinflusst auch den Energieaufwand, der zum Durchmessen einer Strecke oder zum Erreichen einer Geschwindigkeit nötig ist. Ein wesentlicher Aspekt der Fortbewegung ist dementsprechend der Stoffwechsel (s. Kap. 3), der die Energie bereitstellt. Für das Verständnis der Fortbewegung ist von grundlegender Bedeutung, auf welche Art und Weise die Skelettmuskulatur die chemische Energie in Bewegung umwandelt (s. Kap. 3) und wie dieser Prozess vom Zentralnervensystem gesteuert wird.
Gernot Wendler
10. Lernen und Gedächtnis
Zusammenfassung
Der Mensch muss laufen und sprechen lernen und lernt zeitleb Cell Tissue Res. ens aus seinen Erfahrungen mit der Umwelt. Lernen ist für uns ein selbstverständlicher Vorgang, dessen Nützlichkeit außer Frage steht. Dahinter verbirgt sich eine herausragende Fähigkeit des Nervensystems, die es uns erlaubt, zusätzlich zu der im genetischen Code verschlüsselten Information aufgrund von Erfahrungen Veränderungen unseres Verhaltens vorzunehmen. Lernen ist untrennbar verbunden mit dem Gedächtnis, wo das Gelernte gespeichert und stabilisiert wird, was dessen Anwendung zu einem späteren Zeitpunkt ermöglicht. Es ist leicht einzusehen, dass Lernen auch für Insekten eine wesentliche Erweiterung der Überlebensfähigkeit bedeutet.
Jürgen Milde
11. Sinnesphysiologie
Zusammenfassung
Verschiedenste Formen von mechanischer Energie wirken als Reize, mit deren Hilfe ein Insekt sensorische Information über seine belebte und unbelebte Umwelt erhält. Das feste Exoskelett ist verantwortlich dafür, dass die mechanischen Kräfte die Sinneszellen nur an Orten erreichen, wo die Cuticula deformierbar ist oder spezielle Haar- und Hebelstrukturen entstanden sind, die die Reizenergie von außen an die Sinneszelle im Körperinneren übertragen. Durch zum Teil nur geringfügige Abwandlungen des morphologischen Aufbaus von cuticulären Strukturen können Mechanorezeptoren sehr variabel an die zahlreichen ökologischen Bedingungen — und damit auch Reizbedingungen — verschiedener Insektenspecies angepasst sein. Dies drückt sich in der Fähigkeit dieser Rezeptoren aus, auf die unterschiedlichsten mechanischen Reize zu reagieren, wie z.B. die Stauchung oder Dehnung einzelner Körperteile, die Lage des Körpers im Raum, die Strömung von Luft oder Wasser, Erschütterungen des Substrates oder den Schallwechseldruck im umgebenden Medium, um nur einige zu nennen.
Manfred Kaib, Heiner Römer, Hans Scharstein, Anton Stabentheiner, Georg Stommel
12. Endokrinologie
Zusammenfassung
Neurosekretorische Zellen (NSZ) wurden zunächst lichtmikroskopisch aufgrund ihrer vermeintlich spezifischen histologischen Anfarbbarkeit oder im Transmissions-Elektronenmikroskop aufgrund der zahlreich vorhandenen Grana mit einem Durchmesser von etwa 100 bis 400 nm Durchmesser, nachgewiesen. Charakteristisch sind auch der hohe Gehalt an rauhem endoplasmatischem Retikulum, sowie die zahlreichen aufgeweiteten axonalen Endbläschen, die Speicherorte für die neurosekretorischen Grana darstellen und die der Freisetzung über eine Calcium-vermittelte Exocytose dienen. Inzwischen können die Inhaltsstoffe neurosekretorischer Zellen eindeutiger charakterisiert werden: Neuropeptide durch immun-histochemische Methoden und Massenspektroskopie und biogene Amine durch fluoreszenzmikroskopische Verfahren. Außerdem können diese Zellen durch Füllung mit Kobalt und fluorogenen Substanzen lokalisiert werden. Diese Verfahren wurden auch eingesetzt um Aktivitätszyklen von NSZ zu erfassen.
Klaus-Dieter Spindler
13. Fortpflanzung und Entwicklung
Zusammenfassung
Insekten pflanzen sich fast ausschließlich geschlechtlich fort. Geschlechtliche Fortpflanzung ist an besonders differenzierte Geschlechtszellen, Gonocyten, gebunden. Im Allgemeinen ist die Fortpflanzung der Insekten zweigeschlechtlich, amphigon: Eine weibliche, eine Eizelle (Ovum) wird von einer männlichen, einer Samenzelle (Spermium, Spermatozoon) befruchtet. Die Befruchtung ist ein Zweistufenprozess: Dem Eindringen des Spermiums in die Eizelle, der Syngamie, folgt die Vereinigung des weiblichen Vorkerns mit dem männlichen, die Karyogamie (s. 13.2.1.1). Seltener vollzieht sich die Fortpflanzung eingeschlechtlich, indem sich eine Eizelle ohne Befruchtung entwickelt (Parthenogenese, s. 13.1.2.3).
Anne-Katrin Eggert, Josef K. Müller, Ernst Anton Wimmer, Dieter Zissler
14. Soziale Insekten
Zusammenfassung
Sozialverhalten kann prinzipiell alle auf Artgenossen, Sexualpartner, Nachkommen, Nahrungsund Revierkonkurrenten etc. bezogenen Verhaltensweisen umfassen. In diesem Kapitel soll jedoch überwiegend von hochsozialen, eusozialen Lebensformen die Rede sein, von den Taxa, die gemeinhin als Soziale oder Staatenbildende Insekten bekannt sind, also Termiten, Ameisen, sowie teilweise Bienen und Wespen.
Alfred Buschinger
15. Insekten und Pflanzen
Zusammenfassung
Mehr als drei Viertel aller mitteleuropäischen Insektenarten zeigen zumindest in bestimmten Lebensabschnitten Beziehungen zu Pflanzen. Solche Arten wurden lange Zeit einseitig entweder als „Pflanzenfeinde“, oder, soweit sie Blütenpflanzen bestäuben, als „Nützlinge“ betrachtet. Erst seit etwa 25 Jahren ist das Thema „Insekt und Pflanze“ auch von der Physiologie, Evolutionsbiologie und Ökologie intensiv aufgegriffen worden. Denn die zwischen rund 500000 beschriebenen Insektenarten und den über 300000 Gefäßpflanzen sich abspielenden Interaktionen bilden einen beträchtlichen Teil der biologischen Vielfalt und bieten unerschöpfliche Forschungsmöglichkeiten. Als Beispiele seien hier die Bücher von Ahmad (1983), Bernays und Chapman (1994), Howe und Westley (1993), Price et al. (1991) oder Williams (1994) sowie die lange Reihe der Verhandlungsbände der Internationalen Symposien on Insect-Plant Relationships erwähnt.
Helmut Zwölfer
16. Entomophage Insekten
Zusammenfassung
In ihrer enormen Artenvielfalt nutzen Insekten in den ihnen zugänglichen Lebensräumen der Erde alle Nahrungsquellen. Grundsätzlich werden Pflanzenfresser, Räuber, Aasfresser und Parasiten unterschieden und diese Kategorien lassen sich weiter unterteilen. Die meisten Insektenarten sind allerdings flexibel in ihrer Ernährung und viele wechseln den Ernährungstyp in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung.
Thomas Bauer
17. Insekten als Nahrungsquelle, Abwehrmechanismen
Zusammenfassung
Im Verlauf ihrer Evolution an Land und im Süßwasser mussten Insekten sich gegenüber einer Vielzahl von Räubern, Parasitoiden und Parasiten behaupten. Insekten stellen je nach Biozönose einen beträchtlichen, bzw. häufig den größten Anteil der tierischen Biomasse und weisen je nach Spezies und Größe einen erheblichen Energiegehalt auf. Sie sind relativ leicht verdaulich und in der Regel zu 80–90% ausnutzbar. Beispielsweise kommt die Bedeutung dieser Ressource für höhere Wirbeltiere dadurch zum Ausdruck, dass sich ein Großteil der ursprünglichen Säugetiere von Insekten ernährte, soweit sich dies aus den Gebissen der meist mesozoischen Formen erschließen lässt. Bodenheimer hat in seinem Buch „Insects as human food“ (1951) dargestellt, welche Insekten der Mensch während seiner Geschichte in den verschiedenen Regionen der Erde als protein- und fettreiche, aber auch preisgünstige Nahrung genutzt hat. Neben den Wirbeltieren dienen Insekten v. a. zahlreichen Invertebraten, insbesondere Spinnen, anderen Insekten oder Tausendfüßlern als Nahrungsquelle, sie können jedoch auch von einer Vielzahl von Bakterien, insektenpathogenen Pilzen oder sogar fleischfressenden Pflanzen verwertet werden.
Konrad Dettner
18. Biolumineszenz
Zusammenfassung
Die Aussendung elektromagnetischer Strahlung durch lebende Materie, die Biolumineszenz, ist eines der Naturwunder, die den Menschen schon immer fasziniert und inspiriert haben. Wie man heute weiß, repräsentieren biologische Leuchtvorgänge einen Sonderfall eines viel allgemeineren Phänomens, nämlich der Chemilumineszenz. Man versteht hierunter die Abstrahlung von „kaltem“ Licht bei chemischen Reaktionen, es handelt sich folglich nicht um eine Temperaturstrahlung wie bei glühendem Eisen, das bei 550 °C Rotglut zeigt. Bei bestimmten chemischen Reaktionen, bei denen Energie frei wird, wird ein Teil dieser Energie nicht als Wärme abgegeben, sondern dient dazu, Valenzelektronen in einen angeregten Zustand zu überführen. Diese Energie kann dann bei Rückkehr der betreffenden Valenzelektronen in den Grundzustand in Form von „kaltem“ Licht im sichtbaren Wellenlängenbereich ausgestrahlt werden. Chemilumineszenzreaktionen mit brilliantem Lichteffekt sind zwar verhältnismäßig selten, dank der heute zur Verfügung stehenden, hochempfindlichen Photomultiplier kann jedoch festgestellt werden, dass sehr schwache, weit unter der Empfindlichkeit des menschlichen Auges liegende Che-milumineszenzerscheinungen durchaus die Regel sind.
Konrad Dettner
19. Insekten und Mikroorganismen
Zusammenfassung
Zwischen zahlreichen Organismen und Insekten existieren Wechselbeziehungen mannigfaltiger Art. Je nachdem, welchen Einfluss eine Art auf das Wachstum und Wohlergehen einer anderen Art ausübt, sind unterschiedliche Formen von Wechselwirkungen zu unterscheiden.
Konrad Dettner
20. Medizinische Entomologie
Zusammenfassung
„Die Medizinische Entomologie erörtert die Beziehung der Gliederfüßler (vor allem der Insekten) zur Gesundheit des Menschen“ — so lautet die Definition dieses Grenzgebietes zwischen Zoologie und Medizin, die Martini in seinem schon klassischen Lehrbuch gab. Es erschien erstmals 1923. Dieses vielfältige Arbeitsgebiet sieht die Dinge vorwiegend aus zoologischer und weniger unter medizinischen Gesichtspunkten, während das übergeordnete Arbeitsgebiet, die Parasitologic, stärker medizinisch ausgerichtet ist.
Werner Peters
21. Biologische, chemische und biotechnische Schädlingsbekämpfung
Zusammenfassung
Die Vielfalt der Verfahren, die für die Bekämpfung von Insektenarten, die als Krankheitserreger, Krankheitsüberträger oder Pflanzenschädlinge auftreten, zur Verfügung stehen, hat im Verlauf des 20. Jahrhunderts stetig zugenommen. Gleichzeitig ist aber mit der wachsenden Weltbevölkerung und der Intensivierung des Landbaus auch die Bedeutung vieler Schadinsektenarten gestiegen und viele Bekämpfungsverfahren haben an Wirksamkeit verloren, bzw. neue Probleme geschaffen. Daher ist die Entwicklung geeigneter Schutz- und Bekämpfungsmethoden nach wie vor eine große Herausforderung für die angewandte Entomologie. Eine Voraussetzung dafür ist neben taxono-misch-systematischen Grundlagen eine umfassende Kenntnis der Biologie, der Physiologie, des Verhaltens und der Ökologie der betreffenden Arten, da sich hier vielfältige Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Bekämpfungsverfahren ergeben.
Konrad Dettner, Helmut Zwölfer
22. Regulation der Populationsdichte
Zusammenfassung
Da die Populationen aller Organismen einerseits ein unbegrenztes Wachstumspotential besitzen, andererseits aber in einer räumlich begrenzten Umwelt leben, ist die Frage, welche Mechanismen das jeweilige Populationswachstum regeln und welches Dichteniveau eingehalten wird, ein zentrales Thema der Populationsökologie. Die ersten Untersuchungen, die dieses Thema aufgriffen, kamen fast ausschließlich aus dem Bereich der angewandten Entomologie: Plötzlich auftretende Massenvermehrungen von Landwirtschafts- und Forstschädlingen verlangten nicht nur Bekämpfungsmaßnahmen, sondern gaben auch den Anstoß, die einem solchen „Massenwechsel“ von Insektenpopulationen zugrunde liegenden Faktoren zu analysieren. Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts trugen auch die im Rahmen von biologischen Schädlingsbekämpfungs-Projekten gemachten Erfahrungen zu einer intensiven und oft kontroversen Diskussion der Mechanismen der Dichteregulation bei.
Helmut Zwölfer
23. Tiergeographie
Zusammenfassung
Die Tiergeographie beschreibt die heutige und frühere Verteilung der Tiergruppen auf der Erde. Sie versucht, die Evolution in Raum und Zeit sowie die Verbreitung der Tierarten und -gruppen zu erfassen und die komplexen Ursachen dieser Verbreitung zu deuten. Um diese Aufgaben lösen zu können, benötigt sie Erkenntnisse aus vielen benachbarten Wissenschaftszweigen: Taxonomie, Botanik, Genetik, insbes. Populationsgenetik, Ökologie, Bodenkunde, Geographie, Geologie, Paläontologie und Klimakunde.
Werner Peters
24. Systematik
Zusammenfassung
Die zoologische Systematik soll alle bekannten Tiere in sinnvoller Weise benennen und ordnen. Das Benennen ist ein rein formaler Vorgang, der eine Grundlage für die Verständigung unter den Wissenschaftlern bietet; im Wesentlichen hat man sich schon seit mehr als zweihundert Jahren auf ein einheitliches Verfahren geeinigt. Das Ordnen dagegen, das die Vielfalt der Formen übersichtlicher machen soll, unterlag im Laufe der Zeit einem tief greifenden Wandel. Zwar wurde von je her die unterschiedlich große Ähnlichkeit der Tiere als Kriterium benutzt. Damit war aber das Ergebnis des Ordnens jeweils davon abhängig, wie man die Entstehung von Ähnlichkeiten interpretierte.
Klaus Honomichl
25. Übersicht über die Vielfalt der Insekten
Zusammenfassung
Die Insekten sind charakterisiert durch eine Dreiteilung des Körpers: Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Der Kopf (Caput) besteht entwicklungsgeschichtlich aus sechs Segmenten. Ursprünglich sind ein Paar Gliederantennen, aus denen bei den meisten Insekten Geißelantennen wurden sowie drei Paar Mundwerkzeuge vorhanden. Die ungegliederten Mandibeln sind ursprünglich mit einem Gelenk (monokondyl), bei den meisten Insekten aber mit zwei Gelenken (dikondyl) versehen. Die beiden folgenden Paare von Mundwerkzeugen, die Maxillen, sind gegliedert und mit einem Taster (Palpus) ausgestattet. Das zweite Maxillenpaar ist vielfach zu einem einheitlichen Labium verwachsen.
Konrad Dettner, Werner Peters
Backmatter
Metadaten
Titel
Lehrbuch der Entomologie
herausgegeben von
Professor Dr. Konrad Dettner
Professor Dr. Werner Peters
Copyright-Jahr
2010
Verlag
Spektrum Akademischer Verlag
Electronic ISBN
978-3-8274-2618-5
Print ISBN
978-3-8274-2617-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2618-5