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17.09.2020 | Leichtbau | Schwerpunkt | Online-Artikel

Eckpunkte für die BMWi-Leichtbaustrategie vorgestellt

verfasst von: Thomas Siebel

3:30 Min. Lesedauer

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Bis Ende 2020 will das Bundeswirtschaftsministerium eine Leichtbaustrategie erarbeiten. Wirtschaft und Wissenschaft fordern insbesondere Maßnahmen für eine effiziente und wirksame Kreislaufwirtschaft.

Bis Ende des Jahres 2020 will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Leichtbaustrategie erarbeiten. Die Eckpunkte hierzu wurden heute vorgestellt. Sie wurden im Rahmen mehrerer Workshops zusammen mit über 350 Teilnehmern aus Wirtschaft und Wissenschaft erarbeitet und betreffen die Handlungsfeldfelder Technologie, Nachhaltigkeit, Normierung,  Kooperation sowie Aus- und Weiterbildung.

Mono- und Multimaterialsysteme und vernetzten Produktionsanlagen sollten künftig zügiger zur Anwendung kommen und serienreif werden, wie Andreas Krieg von der Firma Tecosim zusammenfasste. Dabei unterstrich er die wirtschaftliche Bedeutung neuer Entwicklungen im Mono- und Multimaterialleichtbau. Essenziell sei jedoch, dass die Recyclingfähigkeit neuer Materialsysteme und Bauweisen bereits während der Produktentwicklung mitgedacht werden.

Tools für das Life-Cycle-Assessment notwendig

Lars Herbeck, zuletzt Managing Director bei Voith Composites, hob das Potenzial der Digitalisierung für den Leichtbau hervor. Neue Materialien und Designs erforderten neue, etwa durch digitale Datenbanken und Plattformen gestützte Prozesse, die heute noch nicht verfügbar seien.  Die Produktion von morgen sei geprägt durch den digitalen Zwilling und durchgängig digital vernetzte und rekonfigurierbare Anlagen, die Material unterschiedlicher Art und Eigenschaften verarbeiten könnten. Hierfür bedürfe es jedoch weiterer Standardisierungen nach dem Beispiel des OPC-UA-Standards. Zudem seien Tools für ein Life-Cycle-Assessment absolut notwendig.

Christian Engel von Airbus Operations forderte standardisierte Werkzeuge und Methoden für eine Kreislaufwirtschaft, die auch bei komplexen Produkten und Zulieferketten wirtschaftlich umsetzbar sei. Die Komplexität erläuterte er am Beispiel eines modernen Flugzeugs, das neben Stahl, Titan und Kupfer und neuerdings auch organischen Werkstoffen allein aus über 20 Aluminiumlegierungen wie etwa Aluminium-Lithium bestehe. Viele  Materialien seien wertvoll und sollten zum Ende des Lebenszyklus‘ zurückgewonnen werden ­– was während der Flugzeugentwicklung bislang aber nicht bedacht wurde. Hinsichtlich des Einsatzes von Recyclingmaterialien gab er zu bedenken, dass verunreinigte Werkstoffe Flugzeuge potenziell schwerer machen könnte, wodurch mehr Treibstoff verbraucht würde. Es müsse also gegebenenfalls die Nutzung von Recyclingmaterial gegen ein höheres Flugzeuggewicht abgewogen werden.

Bernadette Weisberger, Patentanwältin bei der Stahl-Holding-Saar, forderte hinsichtlich des Themas Normierung und Qualitätssicherung klare Rahmenbedingungen. Ingenieure und Techniker seien bei der Teilnahme an Kooperationsprojekten oftmals unsicher, ob sie mit dem Kartellrecht in Konflikt kommen. Hier solle künftig Rechtssicherheit herrschen, und die Projektmitarbeiter sollten durch eine Rechtsberatung unterstützt werden. Weiterhin bemängelte sie das Fehlen heute Normierungen und Standards für die Lebenszyklusanalyse und die Ökobilanzierung.

Mehr Systemdenken in der Ausbilung

Für das Handlungsfeld Rahmenbedingungen und Förderpolitik forderte Jochen Rühl von der Scherdel Gruppe unter anderem, dass Förderinstrumente besonders an mittelständischen Betrieben ausgerichtet werden sollten, da sie in Deutschland der wesentliche Wirtschaftstreiber seien. Zudem sollten besonders kleine KMUs beim Einwerben von Fördermitteln unterstützt werden.

Arthur-Hans Thellmann von der Meyer Werft unterstrich die Bedeutung des multilateralen Transfers und der Transferförderung im Leichtbau. Insbesondere im Schiffbau seien eigene Innovationen wichtig, man sei jedoch auch auf innovative Zulieferer angewiesen. Dafür müssten sich Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wertschöpfungsübergreifend stärker vernetzen, Anreize für Kooperationen geschaffen und Lücken zwischen der Grundlagen- und der Anwendungsforschung geschlossen werden. Grundsätzlich müsse die Forschung und Entwicklung besser mit Marktbedürfnissen abgestimmt werden, sodass Innovationen schneller in marktfähige Produkte umgemünzt werden könnten.

Für das Handlungsfeld Aus- und Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit wies Werner Handmann von Saint-Gobain darauf hin, dass neben der leichtbauspezifischen Aus- und Weiterbildung unter anderem auch MINT-Fächer sowie das lebenslange Lernen gefördert werden sollten. Zudem fehle es oftmals an Systemdenken. So seien Eigenschaften einzelner Produkte in der Regel gut bekannt, ihr Zusammenwirken im System jedoch nicht – was eine dringende Voraussetzung für die Entwicklung effizienter und umweltverträglicher Technologien sei. In der öffentlichen Kommunikation solle außerdem stärker herausgestellt werden, dass neue Leichtbautechnologien nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt von Vorteil seien.

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