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16.09.2021 | Leichtbau | Interview | Online-Artikel

"Bei teurem Material lohnen sich aufwendige Recyclingverfahren"

verfasst von: Thomas Siebel

2:30 Min. Lesedauer

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Die Diskussion um das Recycling von Faserverbundwerkstoffen nimmt an Fahrt auf. Die Haltung der Composites-Branche zur Kreislaufwirtschaft erläutern Elmar Witten und Volker Mathes im Interview.

Die EU plant die umfassende Kreislaufwirtschaft, die Bundesregierung knüpft die Forschungsförderung im Leichtbau an Nachhaltigkeitskriterien. Trifft das die Composites-Industrie?

Witten: Es beeinflusst die Composites-Industrie, aber nicht im negativen Sinne. Man muss bei dieser Frage sehr genau auf die verschiedenen Materialsysteme schauen. Bei teuren Materialien, wie sie beispielsweise bei Strukturbauteilen eingesetzt werden, lohnen sich durchaus aufwendige Recyclingverfahren, wie die Pyrolyse, bei der Fasern zurück gewonnen werden können. Thermoplaste bieten aufgrund ihrer Materialeigenschaften ebenfalls die Möglichkeit, die Materialien wieder zu recyceln. Schwieriger wird es bei duroplastischen Materialien, die ja vernetzend sind, in Kombination mit günstigen Glasfasern. Aber auch hier bestehen Möglichkeiten, etwa in Form von Einbringung als Füllstoff in neue Produkte, oder die Verwendung in der Zementindustrie. Dabei findet gleichzeitig eine energetische und stoffliche Verwertung von Abfall und industriellen Nebenprodukten statt. Es werden also sowohl der Heizwert genutzt, als auch nicht-erneuerbare Ressourcen geschont, die sonst in den Zement-Klinker fließen.

Mathes: Die gesamte Diskussion hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies führt aber innerhalb der Industrie nicht zu einer Abwehrhaltung. Vielmehr findet das Thema Nachhaltigkeit immer mehr Beachtung und die entsprechenden Forschungsaktivitäten nehmen erfreulicherweise deutlich zu. Composites sind vielfach eine sehr nachhaltige Lösung und müssen sich auch vor dem Thema Recyclingfähigkeit nicht verstecken.

Wie hoch ist der Anteil an Recyclingmaterialien in der Composites-Fertigung?

Witten: Das lässt sich leider nicht beziffern. Er dürfte aber noch sehr gering sein. Zum Einsatz kommen recycelte Fasern und/oder Materialsysteme. Diese sind aber noch die Ausnahme.

Welche Maßnahmen sind nötig, damit Composites künftig eine Materialklasse für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sein können?

Witten: Es gibt vielfältige Recyclinglösungen wie die Pyrolyse, die Solvolyse, das Co-Processing oder das mechanische Recycling. Darüber hinaus sind diese und zahlreiche weitere Ansätze Gegenstand zahlreicher Projekte und Forschungsaktivitäten. Die Konzepte sind jedoch vielfach noch nicht im industriellen Maßstab verfügbar.

Was steht dem Recycling im Industriemaßstab im Weg?

Mathes: Oft scheitert es nicht an der Machbarkeit, sondern an der ökonomischen sinnvollen Umsetzbarkeit. Hinzu kommt, dass ein Recyclingprozess auch energetisch sinnvoll sein muss. Recycling nur um des Recycling wegen muss ins Leere laufen. Eine weitere Herausforderung ist die Sammlung der Materialien durch Entsorgungsfachbetriebe und die Verbringung zu entsprechend spezialisierten Unternehmen. Vielfach beziehen sich Aktivitäten derzeit auf ausgewählte Bauteile, wie Windkraftflügel oder Bootsrümpfe. Einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft steht grundsätzlich nichts im Wege. Es zeigen sich noch Herausforderungen, die aber mit steigendem Abfallvolumen wohl gelöst werden. Die Aktivitäten diesbezüglich nehmen spürbar zu.

Herr Witten, Herr Mathes, vielen Dank für das Interview.

Lesen Sie das vollständige Interview im AVK Composites Navigator 2021.

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