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07.06.2021 | Limousinen | Fahrbericht + Test | Online-Artikel

Bühne frei für Europa: Der Genesis G80 im ersten Test

verfasst von: Patrick Schäfer, Sven Eisenkrämer

5 Min. Lesedauer

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Mit auffälligem Design, aktueller Technik und umfangreicher Ausstattung greift die Luxusmarke Genesis wieder in der Oberklasse an. Wir sind mit der Fünfmeter-Limousine G80 gefahren.

Die Hyundai-Tochter Genesis möchte in Europa wieder Fuß fassen. Nach einem Versuch mit dem Hyundai Genesis zwischen 2014 und 2017 folgt nun eine ganze Modellpalette, beginnend beim Mittelklasse-Modell G70, der auch als G70 Shooting Brake sowie als SUV GV70 erhältlich sein wird. Die Oberklasse-Modelle G80 sowie das SUV GV80 machen im Sommer 2021 den Anfang. Die große Limousine konnte springerprofessional.de nun einem ersten Test unterziehen.  

Gesamtfahrzeug

Der Genesis G80 ist 4.995 mm lang, 1.925 mm breit und 1.465 mm hoch. Die luxuriöse Limousine basiert auf der Genesis-Plattform der dritten Generation. Sie wiegt 110 kg weniger als der Vorgänger, da 19 Prozent der Karosserie des Fahrzeugs G80 aus Aluminium bestehen. An der Front dominiert der breite Crest-Kühlergrill. Er wird flankiert von übereinander angeordneten LED-Leuchten. Vor allem die Quad-Lamps sorgen für das unverwechselbare Genesis-Design, sie ziehen sich vorne bis in die vorderen Kotflügel und finden sich auch am Heck wieder.

Der Radstand von 3.010 mm ermöglicht viel Platz im luxuriösen Innenraum, der mit Nappaleder, offenporigem Holz und sorgfältiger Verarbeitung überzeugt. Die Türen schließen dank Soft-Close sanft elektrisch. Der vielfach verstellbare Fahrersitz mit Massagefunktion ist bequem, allerdings ist die Sitzposition etwas hoch. Dafür stellt er sich je nach Fahrmodus ein, wird also enger bei sportlicher Fahrweise. Das Vierspeichenlenkrad im aufgeräumten Cockpit ist auffällig gediegen gestaltet. Als Besonderheit befindet sich dort auch ein Drehrad für das Getriebe, ähnlich wie früher bei Jaguar.

Einmal in Fahrt, beeindruckt die Stille im Innenraum: Es bleibt sehr ruhig, solange man den Vierzylinder nicht allzu sehr fordert. Auch Abroll- und Windgeräusche sind nur gedämpft zu vernehmen. Neben der aufwändigen Dämmung sorgt dafür auch eine Akustikverglasung. Wenig überraschend ist das Fahrverhalten trotz agiler Lenkung auf Komfort ausgelegt. Der Genesis ist kein reines Fahrerauto – der angenehmste Platz befindet sich, da das Fahrzeug mit allen vier optionalen Paketen bestückt ist, hinten rechts. Mit dem Executive-Paket wird der Fond zur Lounge, mit verschiebbaren Sitzen mit Belüftung und Heizung, Rear Seat Infotainment sowie Lexicon-Soundsystem. Für mehr Komfort wird der Fahrer vom Ride Preview System unterstützt. Dabei arbeitet das adaptive Fahrwerk mit der Frontkamera zusammen, um Fahrbahnunebenheiten besser ausgleichen zu können. Das funktioniert normalerweise sehr gut, nur bei groben Stößen kann die Limousine leicht ins Wanken geraten. Die optionalen 20"-Räder neigen bei Querfugen zum Poltern. Zudem zeigt ein Knarzen aus dem Bereich der A-Säule noch Verbesserungsbedarf bei der Verarbeitung.

Motor + Antrieb

Angetrieben wird der Testwagen von einem 2,5-l-Vierzylinder-Ottomotor mit Turboaufladung, der hinter der Vorderachse platziert wurde. Er kombiniert für mehr Effizienz Direkt- und Mehrpunkteinspritzung. Die Leistung von 224 kW (304 PS) muss immerhin mindestens 1930 kg bewegen. Die Kraftübertragung des maximalen Drehmoments von 422 Nm übernimmt das von Genesis entwickelte 8-Gang-Automatikgetriebe mit Drehmomentwandler. Diese schaltet bei normaler Fahrweise weich, weist aber bei Beschleunigung einen unangenehmen Gummibandeffekt auf. 

Der hecklastig ausgelegte Allradantrieb steuert zunächst die Hinterräder an und ermöglicht bei Bedarf eine 50:50-Verteilung auf Vorder- und Hinterachse. Die Fahrmodi Eco, Comfort, Sport und Smart beeinflussen Lenkung und Stoßdämpfer sowie Gasannahme und Getrieberückmeldung. Die Werksangabe von 0-100 km/h in 6 s erscheint glaubwürdig, der Durchzug ist angenehm flott. Beim Hochdrehen hört sich der Motor etwas gequält an. Bei 250 km/h wird elektronisch eingegriffen. Wirklich sparsam ist das Downsizing im Genesis nicht – der Verbrauch lag auf unserer 100-Kilometer-Normrunde bei 9,7 l Super, ansonsten stets über 10 l. Derzeit gibt es außer dem Ottomotor und einem 2,2-l-Turbodiesel keine Antriebskonfiguration im europäischen Markt. In anderen Märkten hat Genesis aber den G80 auch batterieelektrisch im Angebot.

Elektronik + Connectivity

Gut ablesbar, klar gegliedert: Das 12,3" große digitale Kombiinstrument bietet eine beeindruckende, hochauflösende 3-D-Ansicht und ist nicht mit Anzeigen überfrachtet. Die digitalen Rundinstrumente zieren gegenläufige Zeiger. Der 14,5" große Infotainment-Bildschirm mit Augmented-Reality-Ansicht ist weit oben platziert und zeigt das von Hyundai bekannte Betriebssystem in HD. Bedient wird das Infotainmentsystem mit dem "Genesis Integrated Controller". Das berührungsempfindliche Handschrift-Pad mit Drehring ist nicht so intuitiv zu bedienen wie der gewohnte Dreh-Drücksteller, den man aus deutschen Fahrzeugen kennt. Dafür funktioniert die Sprachsteuerung gut. Einen Minuspunkt gibt es für das Touchpanel der Klimatisierung, das bei Sonneneinstrahlung sehr schlecht ablesbar ist.

Im Bereich ADAS ist der Genesis sehr gut aufgestellt und bietet alle klassenüblichen Systeme. Besonders gut gefällt der Spurwechsel-Assistent, der im Fahrerdisplay den Blick nach hinten über eine Kamera einblendet. Je nach Blinkerwahl wird links oder rechts das Bild des toten Winkels dargestellt. Der "Highway Driving Assist II" soll automatische Spurwechsel auf der Autobahn ermöglichen. Die Bedienung ist jedoch nicht intuitiv und nur unter bestimmten Parametern funktioniert der automatisierte Wechsel. Zudem lässt sich der Genesis ferngesteuert Einparken, dieses System war zum Test allerdings noch nicht freigeschaltet.

Fazit + Kritik

Komfortables und zügiges Reisen ist die Domäne des auffällig, aber stimmig gestalteten Genesis G80. Die luxuriöse Fließheck-Limousine bietet zudem viel Technik für vergleichsweise wenig Geld und ist bei den Fahrerassistenzsystemen auf dem aktuellen Stand. Die vier Pakete Innovation, Komfort, Komfort-Sitzpaket und Executive beinhalten unter anderem LED-Matrixlicht, Head-up-Display, Soft-Close-Funktion für die Türen oder belüftete Sitze im Fond. Für noch gehobenere Ansprüche wird Genesis übrigens die Luxuslimousine G90 auf den Markt bringen.

Pro:

  • Elegantes, modernes Design
  • Hochwertige, umfängliche Ausstattung
  • Komfortables Fahrverhalten und Innenraumakustik

Contra:

  • Nur zwei Vier-Zylinder-Motoren zur Auswahl
  • Keine Hybridisierung/Elektrifizierung in Europa
  • Hohes Gewicht und relativ hoher Verbrauch

Preis: 

Der Einstiegspreis des Genesis G80 liegt bei 46.900 Euro. Unser Testfahrzeug mit Vollausstattung hatte einen Bruttolistenpreis von 73.020 Euro.

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