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2017 | Buch

Handbuch der Wirtschaftssoziologie

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Über dieses Buch

Das Handbuch der Wirtschaftssoziologie bündelt soziologische Perspektiven auf Wirtschaft und demonstriert den Beitrag soziologischer Erklärungen und Analysen für ein besseres Verständnis wirtschaftlicher Institutionen und Prozesse. Die Beiträge schließen damit sowohl eine Lücke innerhalb der klassischen Soziologie als auch der neoklassischen Ökonomik. Es vermittelt einen fundierten und gut aufbereiteten Überblick klassischer sozialwissenschaftlicher Zugänge und die Grundposition der neuen Wirtschaftssoziologie. In der zweiten Auflage finden sich darüber hinaus auch wichtige aktuelle Theorieentwicklungen und bedeutende empirische Studien dargestellt. Neu hinzugekommen sind außerdem gesellschaftstheoretische Beiträge zum Kapitalismus bzw. zu Prozessen der Vermarktlichung und Ökonomisierung und zu deren kritischer Wahrnehmung in der Gesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitungen

Frontmatter
30 Jahre neue Wirtschaftssoziologie
Einleitung zur zweiten Auflage
Zusammenfassung
Bereits die erste Auflage zum Handbuch der Wirtschaftssoziologie 2008 war durch die diesem relativ jungen und internationalen Forschungsfeld eigene Dynamik geprägt. Die Erstauflage war schnell vergriffen und der Verlag musste zunächst nachdrucken. Theoretische Entwicklungen, neue empirische Studien und die Umbrüche im Forschungsfeld selbst forderten aber mehr und mehr eine grundlegende Aktualisierung und Erweiterungen.
Andrea Maurer
Perspektiven der Wirtschaftssoziologie
Einleitung zur ersten Auflage
Zusammenfassung
In der Soziologie waren wirtschaftliches Handeln ebenso wie Wirtschaftsinstitutionen und -strukturen über lange Zeit kein Thema. Eine Wirtschaftssoziologie war kaum oder doch nur schemenhaft zu erkennen und führte trotz einiger wichtiger Einzelarbeiten ein Schattendasein. Und das, obwohl die Begründer der modernen Soziologie Emile Durkheim und Max Weber das Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft von Anfang an thematisiert und problematisiert haben.
Andrea Maurer

Grundlagen und Wegbereiter

Frontmatter
Adam Smith im Kontext der neuen Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
Adam Smith wird 1723 als Sohn von Margaret Douglas und Adam Smith Sr. in Kirkcaldy (Schottland) geboren. Der (wie sein Freund David Hume vaterlos aufwachsende) Knabe entwickelt eine enge Bindung an seine Mutter, in deren Haushalt in Kirkcaldy er für die Arbeit an seinem magnum opus zurückkehrt. 1737 schreibt er sich an der Universität Glasgow ein, wo der bedeutende Gelehrte Francis Hutcheson zu seinen Lehrern zählt. Hutcheson beeinflusst Smith nachhaltig, nicht zuletzt weil der Philosoph Hutcheson soziale Mechanismen für zentral hielt.
Richard Sturn
Klassische Positionen der Ökonomie und Soziologie und ihre Bedeutung für die Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
Die Wirtschaftssoziologie zählt gegenwärtig zu den sich am stärksten entwickelnden Teilen der Soziologie. Das war jedoch nicht immer so, lange Zeit stand sie eher nur als Sammelbegriff für empirische Teildisziplinen wie die Arbeits- oder Konsumsoziologie. Seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam es ausgehend von US-amerikanischen Ansätzen zur Entwicklung einer eigenständigen Wirtschaftssoziologie, als deren Gründungsaufsatz Mark Granovetters Economic Action and Social Structure von 1985 gilt.
Gertraude Mikl-Horke
Die Neue Wirtschaftssoziologie und das Erbe Max Webers
Zusammenfassung
Was sich einem Historiker der Wirtschaftssoziologie umgehend offenbart, ist die Diskontinuität zwischen der klassischen Wirtschaftssoziologie, die ihren Höhepunkt mit Max Weber erreichte, und der zeitgenössischen Wirtschaftssoziologie, die Mitte der 1980er Jahre scheinbar aus dem Nichts und ohne jede erkennbare Verbindung mit der Vergangenheit entstanden ist. Bei näherer Betrachtung erscheint es jedoch kaum vorstellbar, dass die Neue Wirtschaftssoziologie, die sich unter diesem Begriff in den Vereinigten Staaten einen Namen gemacht hat, überhaupt keine Beziehung zur Vergangenheit gehabt haben soll. Dieser Aufsatz versucht, eine solche Verbindung offen zu legen und insbesondere zu zeigen, in welchem Ausmaß die zeitgenössische US-amerikanische Wirtschaftssoziologie an das Werk Max Webers anschließt.
Richard Swedberg
Individuelle Entscheidungsrationalität und soziale Einbettung
Zum Verhältnis von Ökonomie und Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
In der Soziologie im Allgemeinen und in der Wirtschaftssoziologie im Besonderen wird immer wieder die Auffassung vertreten, dass sich die Erklärungslogik der Ökonomie, zumal die der sogenannten Neoklassik, von den soziologischen Erklärungsvorstellungen unterscheidet. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht dabei die Frage, inwieweit man die Rationalität der Akteure voraussetzen muss, um ihr wirtschaftliches Handeln zu erklären, und zudem das Problem, ob wirtschaftswissenschaftliche Modellierungen die soziale Situation, innerhalb derer wirtschaftende Akteure agieren, angemessen erfassen (vgl. Zafirovski 2000). Viele Soziologen bringen dabei kein Vertrauen in die Erklärungskraft von Rationaltheorien auf (Swedberg et al. 1990: 66 ff.) und halten zudem ökonomische Tauschmodelle für weitgehend unzureichend, weshalb sie dem Anspruch der Ökonomie, ein allgemeinverbindliches, ja imperiales Forschungsprogramm aufl egen zu können (vgl. Hirshleifer 1985), mit Skepsis gegenübertreten.
Michael Schmid

Theorien und Konzepte der neuen Wirtschaftssoziologie

Frontmatter
Netzwerke, Felder und die wirtschaftssoziologische „Neoklassik“
Zentrale Vertreter und Perspektiven der New Economic Sociology
Zusammenfassung
Die prägenden Perspektiven der New Economic Sociology fanden in den 1980er Jahren ihren gemeinsamen Kristallisationspunkt darin, dass die von jeher mit dem Selbstverständnis der Soziologie verbundene Frage nach dem Verhältnis von Ökonomie und Gesellschaft auf eine neue Art und Weise wieder gestellt wurde. Diese Frage hat eine substantielle und eine disziplinäre Dimension. Erstens wird spätestens seit der von Adam Smith geprägten Metapher von der unsichtbaren Hand des Marktes diskutiert, ob die Ökonomie als eine Sphäre mit eigener Logik betrachtet werden kann oder muss.
Sascha Münnich
Wahlverwandtschaften: neue Institutionentheorien und neue Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
Mit der Moderne hat sich nicht nur die Vorstellung von der sozialen Konstitution der Gesellschaft, sondern auch die Trennung in gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Handlungsfelder vollzogen. In vielen modernen Gesellschaftstheorien wird seither davon ausgegangen, dass die Wirtschaft rein als zweckgerichtete Produktion und Verteilung von Gütern und Leistungen anzusehen ist. ‚Wirtschaften‘ gilt dann als von sozialen Regeln und Prinzipien abgelöstes Handeln, das der Logik des Erwerbens oder der Gewinnmaximierung folgt (vgl. prominent für diese Position Polanyi 1987; s. auch Kocka in diesem Band). Da die Soziologie ihre Aufgabe von Anfang an darin erblickt hat, die Grundlagen sozialer Integration und sozialer Ordnungsbildung zu erfassen, erstaunt es nicht, dass die Soziologie Wirtschaften als Gegenstand lange kaum mehr behandelt hat und wenn dann meist als prekäre Ordnungsform.
Andrea Maurer
Ökonomie der Konventionen
Zusammenfassung
Die Ökonomie der Konventionen (franz. Économie des conventions, EC) ist eine interdisziplinäre theoretische Bewegung, die in den 1980er Jahren im Pariser Raum entstanden ist. Ein wichtiges Gründungsmoment dieser transdisziplinären Wissenschaftsbewegung (Diaz-Bone 2015: 23) ist ein Lektüreseminar zum Werk Convention. A Philosophical Study von David Lewis (1969), an dem Jean-Pierre Dupuy, Laurent Thévenot, François Eymard-Duvernay, Olivier Favereau, Robert Salais u. a. zusammenkommen.
Lisa Knoll
Wirtschaft als funktionales Teilsystem
Zusammenfassung
Die Eigenständigkeit der Wirtschaft gegenüber anderen Bereichen der Gesellschaft ist ein alter und vertrauter, meist eher besorgt als beruhigt formulierter Gedanke. Vermutlich ist er so alt wie die Phänomene des Eigentums, des Geldes und des Zinses. Wer Eigentum besitzt, besitzt damit auch eine gewisse Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Einflüssen, so sehr er auch umgekehrt in der Anerkennung und Bewertung dieses Eigentums von der Gesellschaft abhängig ist.
Dirk Baecker
Die Performativität der Wirtschaftswissenschaft
Zusammenfassung
Im Zuge der Ausdifferenzierung der neueren Wirtschaftssoziologie hat sich im Kontext der Performativitätsforschung ein Strang herausgebildet, welcher der sozialen, technologischen und diskursiven Beziehung zwischen wirtschaftswissenschaftlichem Wissen und ökonomischem Handeln nachgeht. Angestoßen wurde diese Debatte durch zwei Beiträge des französischen Wissenschaftssoziologen Michel Callon (1998a, 1998b), die im Nachgang viel Resonanz erfahren haben.
Jens Maeße, Jan Sparsam
Wirtschaft und Wirtschaftstheorie de-konstruiert
Zusammenfassung
Die nachfolgenden Ausführungen wollen in die Dekonstruktion der Wirtschaft und der Wirtschaftstheorie einführen. Dekonstruktion bezeichnet dabei ein Verfahren, welches unausgesprochene Voraussetzungen einer Theorie aufdeckt und dadurch deren innere Widersprüchlichkeit sichtbar werden lässt. Dekonstruktivistisches Denken entwickelte sich explizit erst im Zuge der Entstehung des sogenannten Poststrukturalismus, wie er vor allem durch das Werk von Jacques Derrida verkörpert wird.
Matthias Junge

Kerninstitutionen des modernen Wirtschaftssystems

Frontmatter
Märkte
Zusammenfassung
Für das physische Überleben der Menschen müssen in allen Gesellschaften Güter erstellt und Leistungen erbracht werden. Sobald die Herstellung von Gütern arbeitsteilig erfolgt, bedarf es Mechanismen der Verteilung der Güter zwischen den Gesellschaftsmitgliedern.
Patrik Aspers, Jens Beckert
Reputation auf Märkten
Zusammenfassung
Wirtschaftliche Transaktionen sind stets mit einem Vertrauensproblem konfrontiert, das auf verschiedene Weise gelöst werden kann: durch wiederholte Geschäftsbeziehungen, institutionelle Regeln (z. B. die Hinterlegung einer Kaution) oder durch Reputation, d. h. die Kenntnis früherer, geschäftlich relevanter Handlungen eines Partners. Das Vertrauensproblem und verschiedene Lösungsmöglichkeiten werden im ersten Abschnitt behandelt. Im zweiten Abschnitt wird Reputation auf Märkten in historischen und gegenwärtigen Gesellschaften vorgestellt.
Andreas Diekmann, Wojtek Przepiorka
Reputation in Wirtschaftsbeziehungen
Zusammenfassung
Verfolgt man die mediale Berichterstattung über Unternehmen so wird schnell deutlich, dass der Ruf oder die Reputation eines Unternehmens dessen wirtschaftlichen Erfolg beeinflussen kann (vgl. z. B. Schwalbach 2003; Croft, Dalton 2003). Besonders anschaulich demonstriert dies eine Reihe von Unternehmensaktivitäten, die die Reputation der betreffenden Organisation nachhaltig verschlechtert haben. Beispielsweise sank das öffentliche Ansehen von Shell erheblich, nachdem 1996 dessen Pläne bekannt wurden, die nicht mehr benötigte Ölplattform Brent Spar im Meer zu versenken (vgl. Schwalbach 2003).
Martin Abraham, Veronika Grimm
Arbeitsmärkte
Wirtschaftssoziologische Perspektiven
Zusammenfassung
Die neue Wirtschaftssoziologie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Analyse wirtschaftlicher Phänomene mit sozialtheoretischen Perspektiven verbindet. Überraschend ist, dass die Arbeitsmarktforschung kaum darin vorkommt, obwohl sie u. a. mit Polanyi und Granovetter als Impulsgeber der Theorieentwicklung fungierte. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieses Aufsatzes, in die soziologische Forschung zu Arbeitsmärkten einzuführen und die in ihr enthaltenen wirtschaftssoziologischen und sozialtheoretischen Perspektiven sichtbar zu machen.
Christoph Köhler, Stefan Schröder, Simon Weingärtner
Unternehmen
Zusammenfassung
Unternehmen sind der Ort der Güter- und Leistungsproduktion; sie sind die Einheiten einer Gesellschaft, in denen wirtschaftlichen oder gemeinnützigen Tätigkeiten nachgegangen wird. Sie können unter unterschiedlichen Aspekten analysiert werden. Juristen interessieren sich für die Rechtsform dieser Sozialgebilde, ob es bspw. GmbHs sind oder Aktiengesellschaften, und welche Voraussetzungen und Folgen diese unterschiedlichen Rechtsformen haben.
Heiner Minssen
Unternehmen als gesellschaftliche Akteure
Zusammenfassung
Unternehmen prägen die Gesellschaft und werden von ihr geprägt. Als machtvolle Akteure gestalten sie das Erscheinungsbild moderner Gesellschaften. Im Gegenzug ist es die Gesellschaft, die Unternehmen ermöglicht und deren Ausgestaltung beeinflusst.
Stefanie Hiß, Sebastian Nagel
Geld
Zusammenfassung
Geld ist faszinierend. Für die meisten Menschen gilt dies wegen der Kaufkraft, wegen der Erwartung, alles Gewünschte damit erreichen zu können, und auch wegen der Macht, die Geld zugeschrieben wird: Geld regiert die Welt! Soziologisch interessiert besonders an Geld, wie Menschen in ihrer Orientierung an Geld handeln. Denn sozialwissenschaftlich geht es um Beschreibung, Analyse und Erklärung des menschlichen Handelns in Wechselbeziehung mit gesellschaftlichen Umständen. Allerdings wurde Geld als Thema für einen eigenen Artikel in Büchern über soziologische Grund- oder Hauptbegriffe gar nicht bzw. angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung von Geld bis vor kurzem nur unangemessen behandelt.
Paul Kellermann
Finanzmärkte
Zusammenfassung
Auf Finanzmärkten werden weder Güter produziert noch Produkte zum Zwecke des Konsums an Kunden verteilt. Vielmehr dienen Finanzmärkte dem Handel von Kapital in Form von Geld (Währungen), Wertpapieren (Aktien, Anleihen) oder anderen Finanzkontrakten (Derivate). Im Unterschied zu Transaktionen auf Gütermärkten ist der Handel auf Finanzmärkten zukunftsorientiert, denn es werden Zahlungsversprechen gehandelt (vgl. Windolf 2005: 27).
Susanne Lütz
Technik und Innovation
Zusammenfassung
Technik und Innovation sind zentrale Institutionen in Wirtschaft und Gesellschaft. Sie werden hier als genuin soziologische Phänomene begriffen und gleichzeitig aus einer breiten sozialwissenschaftlichen Sicht behandelt. Techniken werden dabei als soziale Tatsachen eher auf der statischen Seite gesehen: Sie sind bestimmt durch soziale Erwartungen an Wirksamkeit und Verlässlichkeit, geprägt durch vereinfachende Schemata der Technisierung von Verhalten und Verläufen und installiert als gefestigte Konstellation von Mensch-Maschine-Programm-Interaktivitäten.
Werner Rammert
Geschlechterverhältnisse und Wirtschaft
Zusammenfassung
Die Wirtschaftssoziologie hat in den letzten Jahren stark an Attraktivität gewonnen und ihren „jahrzehntelangen Schlummer“ (Baecker 2006: 5) beendet. So wird von ihr in Anbetracht einer Vielzahl neuer, globaler Herausforderungen erwartet, sich mit der Krise von Finanzmärkten und dem Wandel von Unternehmen im Kontext von Entgrenzungs- und Vernetzungsprozessen (z. B. globalen Wertschöpfungsketten) zu befassen sowie auch den „hartnäckigen Ungleichgewichten in der Verteilung von Arbeit und Brot“ (ebd.) und den Folgen ungleicher Einkommens- und Vermögensverteilungen (vgl. hierzu u. a. Piketty 2014) nachzugehen. Rückblickend betrachtet handelt es sich hierbei keineswegs um neue Schwerpunktsetzungen.
Maria Funder

Methodendebatten

Frontmatter
Netzwerkperspektiven in der Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
Seit den 1980er Jahren hat sich eine Neue Wirtschaftssoziologie etabliert, die ökonomisches Handeln als soziales Handeln versteht, das eingebettet in soziale Kontexte stattfindet. Aufbauend auf den soziologischen Klassikern prägt vor allem eine relationale Blickweise auf wirtschaftliches Handeln die Entwicklungen des Forschungsfeldes. Dabei stehen Analysen der Voraussetzungen und Konsequenzen von sozialen Netzwerken im Vordergrund.
Sophie Mützel
Experimente in der Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
In den Naturwissenschaften ist das Experiment bekanntlich die präferierte Methode, um der Welt Erkenntnisse über Ursache-Wirkungszusammenhänge abzuringen. Unter kontrollierten Bedingungen werden einzelne Merkmale systematisch variiert, um deren Wirkung von anderen Störeinflüssen zu isolieren und abzuschätzen. Das experimentelle Forschungsdesign erlaubt dabei nicht nur Gesetzmäßigkeiten zu erforschen und kausale Schlüsse zu ziehen, sondern ermöglicht aufgrund der leichten Replizierbarkeit des Versuchsaufbaus einen kumulativen Wissensfortschritt.
Tobias Wolbring

Wirtschaft in sozial- und gesellschaftstheoretischer

Frontmatter
Die kapitalistische Wirtschaftsordnung im Spiegel der Kritik
Ein Überblick
Zusammenfassung
Die kapitalistische Organisation der Wirtschaft ist ein spätes Entwicklungsprodukt – das gilt jedenfalls für den modernen Kapitalismus (im Sinne Webers). Es hat Debatten darüber gegeben, ob nicht auch schon im Altertum die Wirtschaft kapitalistisch organisiert war (hierzu u. a. Weber 1924) und ob diese Organisationsform nicht auch in anderen Erdteilen – eventuell schon lange vor der europäischen Expansion – vorhanden war. Für Autoren, welche diese Frage bejahen, reicht in aller Regel bereits die Existenz von Warenmärkten aus, um von einer kapitalistischen Wirtschaftsorganisation zu sprechen.
Johannes Berger
Eigentümer – Manager – Investoren
Unternehmer im Wandel des Kapitalismus
Zusammenfassung
In den letzten beiden Jahrzehnten ist der Begriff des Kapitalismus auch außerhalb des Kreises dezidiert marxistischer Autoren in die historisch-sozialwissenschaftliche Forschungsliteratur zurückgekehrt, wo er sich seit dem späten 19. Jahrhundert fest etabliert hatte, bevor er vor allem im Zeitalter des Kalten Krieges zwar in der politisch-ideologischen Auseinandersetzung weiterhin verbreitet blieb, aber als Zentralbegriff empirischer Forschung in den Hintergrund trat. In diesem Beitrag sollen die Chancen diskutiert werden, wirtschaftshistorische und wirtschaftssoziologische Fragen im Kontext von Kapitalismustheorie und -analyse neu zu stellen und voranzutreiben.
Jürgen Kocka
Kapitalismus- oder Marktkritik?
Das gesellschaftskritische Potential der neuen Wirtschaftssoziologie
Zusammenfassung
Die Soziologie hat sich bekanntermaßen als wissenschaftliche Disziplin parallel zur Institutionalisierung des westlichen (Industrie-)Kapitalismus ausgebildet und von Anfang an dessen Entstehung und soziale Folgen thematisiert und auch kritisch kommentiert. Schon die Klassiker, allen voran Max Weber, Werner Sombart und Joseph A. Schumpeter, aber auch Ferdinand Tönnies und Émile Durkheim, haben die mit dem Aufkommen des modernen Kapitalismus verbundenen neuen Integrations-Mechanismen, gesellschaftlichen Umbrüchen sowie den Wandel sozialer Beziehungs- und Handlungsweisen analysiert und zu erklären versucht. Auch im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden immer wieder Gesellschaftsanalysen vorgelegt, die ihren zentralen Bezugspunkt im System der modernen Wirtschaft finden und im Kern als Kapitalismuskritik angelegt sind (vgl. für Überblicke Bachinger, Matis 2009; Kromphardt 2004).
Andrea Maurer
Ökonomisierung der Gesellschaft
Zusammenfassung
Wer von einer Ökonomisierung gesellschaftlicher Teilbereiche wie z. B. der Hochschulen oder des Gesundheitswesens oder gar von einer Ökonomisierung der Gesellschaft insgesamt spricht, tut dies zumeist in einer kritischen Haltung. Er beklagt, dass ökonomische Gesichtspunkte die Oberhand über universitäre Bildung oder medizinische Notwendigkeiten bzw. Möglichkeiten gewinnen – anders gesagt: dass die Lehre oder die Versorgung von Kranken zumindest keine dauerhaften wirtschaftlichen Verluste einfahren darf, vielleicht gar Gewinne erwirtschaften muss.
Uwe Schimank, Ute Volkmann
Sozioökonomie und Kommunitarismus
Die Beiträge von Etzioni, Sen und Fukuyama
Zusammenfassung
Das kommunitarische Denken ist ideengeschichtlich wie praktisch eine aus der Gegenreaktion entwickelte Ergänzung liberaler Wirtschaftskonzeptionen. Der Rückgriff auf einen Klassiker wie die Politik des Aristoteles, wonach jeder Staat eine Gemeinschaft darstellt, also eine ‚koinonia politike‘ sei, hat nicht bloß deklaratorischen Charakter (Aristoteles 1989 [~350 v. Chr.]: 1252a). Die Kommunitarierin Martha Nussbaum hat daraus die Theorie eines ‚sozialdemokratischen Aristotelismus‘ entwickelt, indem sie methodisch von einem Konzept des gesellschaftsübergreifend definierbaren Guten als die Entfaltungsmöglichkeit menschlicher Fähigkeiten und Bedürfnisse ausgeht (Nussbaum 1993).
Walter Reese-Schäfer
Backmatter
Metadaten
Titel
Handbuch der Wirtschaftssoziologie
herausgegeben von
Andrea Maurer
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-531-19907-8
Print ISBN
978-3-531-19906-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-19907-8