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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

1. Positionierung der Monografie in der soziologischen Forschungslandschaft

verfasst von : Wolfgang Aschauer

Erschienen in: Das gesellschaftliche Unbehagen in der EU

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Das Buch setzt sich das Ziel, die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungsdynamiken in der Europäischen Union umfassend zu beleuchten und Ursachen, Charakteristika und potentielle Folgen des weitreichenden gesellschaftlichen Unbehagens in der EU auf Basis theoretischer Ansätze und empirischer Befunde aufzuzeigen. Diese Stimmungslagen des Wandels werden ins Zentrum der Analyse gestellt, denn sie erschweren den weiteren europäischen Einigungsprozess und sind wesentliche Antriebskräfte gegenwärtiger Solidaritätseinschränkungen zwischen und innerhalb europäischer Staaten. Die fehlende Sozialintegration der EU-BürgerInnen könnte eine Wirkkraft entfalten, die in der gegenwärtigen Europaforschung häufig unterschätzt und zu wenig thematisiert wird. Diese Forschungslücke soll in der Monographie sowohl durch ein umfassendes, theoriegeleitetes Erklärungsmodell als auch durch eine methodisch elaborierte ländervergleichende Studie geschlossen werden.

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Fußnoten
1
Die aktuelle Fiskalkrise ist dabei das Ergebnis jahrzehntelanger Defizite, die bis in die 1970er Jahre zurückgehen. In seinem Bestseller „Gekaufte Zeit“ ist die zentrale These Streecks (2013), dass die Politik seit den 1970er Jahren auf die Krise des Kapitalismus mit dem „Kaufen von Zeit mit Hilfe von Geld“ (Streeck 2013, S. 15) reagiert hat. Mit Kreditvergaben nach Schaffung der Währungsunion wurde ein letztes Mal Zeit gekauft, bis die Finanzkrise dieser Strategie ein Ende bereitete.
 
2
Als entscheidender Wendepunkt in der Krise wird immer wieder die Aussage Mario Draghis im Zuge der Investorenkonferenz in London zitiert. Der Direktor der europäischen Zentralbank versprach am 26. Juli 2012, dass die EZB bereit ist, „alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten“ (siehe http://​www.​handelsblatt.​com/​politik/​international/​maerkte-in-jubelstimmung-ezb-chef-draghi-verspricht-rettung-um-jeden-preis/​6923978.​html).
 
3
Diese gesellschaftlichen Auswirkungen durch die Finanz-, Staatsschulden- und Wirtschaftskrise tangieren die Soziologie unmittelbar und rücken gegenwärtig massiv in das Blickfeld soziologischer Forschung. Dies zeigt sich auch darin, dass sich die einschlägigen Kongresse im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren nahezu ausschließlich mit den gesellschaftlichen Implikationen der Krise auseinandergesetzt haben. Der Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie 2013 Bern thematisierte „Ungleichheit und Integration in der Krise“, der Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie 2013 in Linz stand unter dem Motto: „Krisen in der Gesellschaft, Gesellschaft in der Krise – Herausforderungen für die Soziologie“, und der DGS Kongress 2014 in Trier war dem Thema: „Routinen der Krise, Krise der Routinen“ gewidmet.
 
4
Der soziologische Diskurs scheint gegenwärtig einem Wandel zu unterliegen, weil eine Rückkehr der Klassendiskussion (exemplarisch Standing 2011; Koppetsch 2013) zu konstatieren ist, die Kritische Theorie eine Wiederbelebung erfährt und aktuelle Arbeiten von Axel Honneth und MitarbeiterInnen (zum Forschungsprogramm z. B. Honneth und Sutterlüty 2011) intensiv rezipiert werden und verschiedene Institute (z. B. Jena) durch kapitalismuskritische Arbeiten an Popularität zunehmen (z. B. Dörre et al. 2009).
 
5
Die fest gefügten Ordnungen der Moderne sollen jedoch im Zuge der gegenwärtigen Umwälzungen nicht romantisch verklärt werden sondern waren auch damals Gegenstand gesellschaftskritischer Analysen. Es stechen dabei insbesondere die Kritische Theorie und die Thesen von Adorno [orig. 1966] zur Erstarrung der Individuen und deren Ohnmacht im Angesicht einer total verwalteten Welt ins Auge.
 
6
Münchs Begriff der dritten Moderne zeigt die Tendenz des Autors, an der Moderne festzuhalten, wobei innerhalb des normativen Wertmusters der Moderne Paradigmenwechsel stattfinden. Die erste Moderne ist durch die Entwicklung des ökonomischen Liberalismus und des Rechtsstaats zu kennzeichnen, die zweite Moderne durch die Wohlfahrtsökonomie und innerhalb der dritten Moderne wird versucht, die gesellschaftliche Integration trotz der massiven Umwälzungen im Zuge der Globalisierung sicherzustellen (vgl. Münch 1998, S. 7–23).
 
7
Generalisierbare Erkenntnisse lassen sich ausschließlich über bevölkerungsrepräsentative, standardisierte Erhebungen erreichen, während in weiterer Folge länderspezifische Interpretationsweisen innerhalb der Bevölkerung durchaus mittels qualitativ-explorativer Forschung ergründet werden können. Beide Zugänge haben somit ihre Vorzüge und Nachteile und würden sich in einer fundierten, kulturvergleichenden Soziologie sehr gut ergänzen. Mit ländervergleichenden Sekundärdaten ist es aus meiner Sicht primär möglich, deskriptive Verteilungsmuster zu bestimmen, spezifische Theorieansätze zu prüfen und differenzierte regionale Entwicklungspfade aufzudecken. Für kulturspezifische Betrachtungen wären jedoch zielgerichtete länderspezifische Erhebungen und qualitative Studien notwendig.
 
8
Das Erklärungsmodell wird im Zuge des nächsten Kapitels (Abschn. 2.​5) ausführlich beschrieben.
 
9
Es ist derzeit aufgrund intensivierter regionaler Disparitäten und intensivierter sozialer Ungleichheiten innerhalb der Staaten schließlich eher davon auszugehen, dass sich in peripheren und unterprivilegierten Regionen quer durch einzelne europäische Staaten kritische Einstellungsmuster bündeln und beispielsweise ländervergleichende Eliten sowie auch ModernisierungsverliererInnen staatenübergreifend weit mehr gemeinsam haben als die heterogenen Schichten innerhalb eines Landes.
 
10
Deshalb ist aus meiner Sicht eine völlig wertfreie Sicht auf die Gesellschaft nicht zu leisten.
 
Metadaten
Titel
Positionierung der Monografie in der soziologischen Forschungslandschaft
verfasst von
Wolfgang Aschauer
Copyright-Jahr
2017
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10882-3_1