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1997 | Buch

30 Jahre Club of Rome

Anspruch · Kritik · Zukunft

verfasst von: Jürgen Streich

Verlag: Birkhäuser Basel

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Probleme und Lösungen

Frontmatter
Der Club of Rome — zwischen Weltproblematik und Weltlösungsstrategie

«Der Höhepunkt unserer Reise war die Erkenntnis, daß das Universum harmonisch, zweckvoll und schöpferisch ist. Der Tiefpunkt lag in der Erkenntnis, daß sich die Menschheit nicht dieser Erkenntnis gemäß verhält.»* Edgar D. Mitchell, der dies sagte, gehört zu den lediglich 27 Menschen, die weit genug von der Erde weg waren, um diese mit ihren eigenen Augen als ganze Kugel gesehen zu haben. 1971 betrat er als sechster Mensch den Mond. Der Blick aufs irdische Ganze veränderte den vorherigen Kampf- und Testpiloten völlig. Er wandte sich fortan den Geisteswissenschaften zu und setzte sich gemeinsam mit sowjetischen Kosmonauten für die Überwindung des Kalten Krieges ein. Vor allem aber bemühte er sich, Aufmerksamkeit für die Vernetzung unterschiedlichster Probleme miteinander und die Notwendigkeit ganzheitlicher Lösungsansätze zu erzeugen. Ein Jahr nach seinem Flug zum Mond erschien ein Buch, das ihn darin bestärkte: Die Grenzen des Wachstums (siehe S. 63). Dieser Bericht an den bis dahin weitgehend unbekannten Club of Rome schreckte Regierungen und Bürger rund um den Globus auf. Die simple Botschaft des ersten Computer-Weltmodells: Wenn das Streben insbesondere der reichen Länder nach immer mehr Wohlstand so weitergeht, führt das im 21. Jahrhundert zu katastrophalen Verhältnissen.

Jürgen Streich
Gedanken zum Umschlagfoto: Blauer Planet im Wandel

Vor über 40 Jahren sagte der britische Astronom Fred Hoyle: «Wenn Menschen Bilder von der Erde aus dem Weltraum sehen, wird das Leben auf der Erde nie mehr so sein, wie es einmal war.» Er behielt Recht. Bilder aus dem Weltraum haben mitgeholfen, uns der Endlichkeit unseres Heimatplaneten bewußt zu werden.

Edgar D. Mitchell
«Hin zu harmonischen Verhältnissen»
Methodik und Mission an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

Die Welt hat sich, seit der Club of Rome gegründet wurde, tiefgreifend verändert. 1968 schlugen die Staaten des kommunistischen Warschauer Paktes unter Führung der Sowjetunion noch die tschechoslowakische Demokratiebewegung gewaltsam nieder und brachten die Welt damit an den Rand des Dritten Weltkrieges. Ende der neunziger Jahre gibt es sowohl den Warschauer Pakt als auch die Sowjetunion nicht mehr, geht es nur noch um die Bedingungen, unter denen Rußland den Eintritt Tschechiens und anderer ehemaliger Ostblock-Länder in die NATO akzeptiert. In seinem 1981 erschienenen Buch Die Zukunft in unserer Hand hatte der Gründer des Club of Rome, Aurelio Peccei, noch geschrieben, daß der Ost-West-Konflikt und das Nord-Süd-Gefälle das Kreuz bildeten, an dem die Menschheit sich selbst hinrichte. Um bei Pecceis Bild zu bleiben: Der Ost-West-Balken fehlt nun, aber Menschen sind schließlich auch an Marterpfählen gestorben. Das Nord-Süd-Gefälle birgt im wahrsten und im übertragenen Sinne genug Sprengstoff für katastrophale Entwicklungen.

Jürgen Streich
Die Zukunft anpacken: Die Gründer des Clubs

«Ein Schriftsteller würde die Kontakte und Begegnungen, die zur Gründung des Club of Rome führten, sicher als zu unwahrscheinlich für eine gute Geschichte verwerfen», heißt es in der vom Generalsekretär des Clubs, Bertrand Schneider, verfaßten Chronik des Denkerzirkels.* Und weiter: «Ein italienischer Industrieller, der während seines Arbeitslebens viel Zeit in China und Lateinamerika verbracht hat, trifft, obwohl der Kalte Krieg sich auf seinem Höhepunkt befindet, auf Vermittlung eines Russen einen hohen Funktionär der internationalen Wissenschaft, der gebürtiger Schotte ist und jetzt in Paris lebt. Sie finden, daß sie die gleichen Sorgen teilen, werden Freunde und beschließen, weitere Personen in ihre Diskussionen einzubeziehen.» Doch zunächst ein Rückblick in die Zeit vor dem Zusammentreffen der beiden Männer.

Jürgen Streich
Die ersten drei Jahrzehnte: Club-Chronik

Man schreibt das Jahr 1968. Das Fernsehen, längst führendes Massenmedium, überträgt faszinierende Bilder aus dem All ebenso in die Wohnzimmer, wie solche von brennenden Menschen in Vietnam. Während von friedlicher Koexistenz der gegensätzlichen Gesellschaftssysteme die Rede ist, bringt die gewaltsame Nieder-schlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Paktes die Welt erneut an den Rand eines Atomkriegs. Der Baptistenpfarrer Martin Luther King erhält für seinen gewaltlosen Widerstand gegen die Diskriminierung Schwarzer den Friedensnobelpreis; den Rassenunruhen, die seiner Ermordung folgen, fallen allein in der ersten Woche 46 Menschen zum Opfer. Mit sogenannten Pflanzenschutzmitteln werden Ernteerträge erhöht, Insekten- und andere Arten ausgerottet, die natürlichen Lebensgrundlagen auch der Menschen vergiftet. Die Menschheit ist Ende der sechziger Jahre hin- und hergerissen zwischen der scheinbar bestätigten Hybris, die Krone der Schöpfung zu sein, und der Tatsache, daß mancher gerufene Geist nicht mehr in die Flasche zurückzubekommen ist, sondern außer Kontrolle gerät.

Jürgen Streich
Die Grenzen des Wachstums

Der erste Bericht an den Club of Rome, Die Grenzen des Wachstums, war das erste Weltmodell größeren Stils, das mit Computerhilfe zustande kam. Dabei war nicht nur der Einsatz eines «Elektronenhirns» zur Erstellung von Zukunftsprognosen ein Novum, sondern insbesondere auch der Versuch, Systemanalyse mit der Verarbeitung vorhandener Datenbestände zu verbinden. Die aus dem Programm World Dynamics von dessen Ersteller Jay Forrester entwickelte Software World 3 war sowohl technische als auch wissenschaftliche Grundlage für die Realisierung des Berichtes Die Grenzen des Wachstums. Das Schema, nach dem solche Prognosen erstellt werden, ist bis heute im wesentlichen gleich geblieben.

Jürgen Streich

Innenansichten

Frontmatter
Der Club

In der Brockhaus-Enzyklopädie heißt es zum Stichwort Club: «gesellschaftl. Vereinigung» und «engl. Bez. der Spielkartenfarbe Kreuz (Treff)». Es gibt noch einen Querverweis auf die deutsche Schreibweise «Klub». Darunter ist in dem Lexikon zu lesen: «Freiwillige Vereinigung zur Pflege best. Interessen mit fester Mitgliedschaft. Geselliger Kontakt zw. Mitgl. im Klubhaus ist meist wesentlich. Die Mitgl. entstammen best. Sozial- oder Interessengruppen. Das Klubwesen kam in England im 16. Jh. auf und ist dort heute noch am ausgeprägtesten. — In der Gegenwart sind manche K. unter Aufgabe ihrer sozialen Exklusivität zu Massenorganisationen geworden.»

Jürgen Streich
Besuch des Generalsekretariats in Paris

Wer den öffentlichen Personennahverkehr in und um Köln gewohnt ist, fühlt sich in Paris wie in einer anderen Welt. Man muß nicht einmal die Landessprache beherrschen, um den Linienplan der Metro zu verstehen, braucht an keiner Station mehr als wenige Minuten auf die nächste Bahn zu warten, kommt zu Preisen innerhalb der Riesenstadt von A nach B, für die es in Köln nicht mal ein Kurzstrecken-Ticket gibt, zahlbar an modernen Automaten in allen denkbaren Varianten.

Jürgen Streich
Der Club of Rome aus Sicht eines Mitgliedes

Die Gründerväter des Club of Rome haben besonderen Wert darauf gelegt, daß dieser den Charakter einer Nicht-Organisation hat. Das heißt unter anderem: Auf Formalien wurde von Anfang an wenig Wert gelegt. Die meisten Mitglieder kennen sich persönlich, in erster Linie von den jährlichen Konferenzen, aber auch von der gemeinsamen Arbeit an Projekten im Rahmen der Aktivitäten des Club of Rome, durchaus aber auch von außerhalb.

Uwe Möller
Zeichen der Hoffnung in Sicht? Die Jahrestagung 1996

Miami International Airport, Ende November 1996. Seit Tagen treffen hier kleine Gruppen und Einzelpersonen ein, die eines verbindet: ihr Zielort auf der Karibikinsel Puerto Rico.

Jürgen Streich
Mitglieder — eine Auswahl

Die Auswahl der Mitglieder des Club of Rome, die im folgenden vorgestellt werden, ist nicht repräsentativ. Es herrscht auf allen Ebenen eine nicht geringe Fluktuation. So ist Ex-US-Präsident Jimmy Carter von der Liste der Ehrenmitglieder verschwunden, der frühere Außenminister der Sowjetunion und heutige Präsident Georgiens, Eduard Schewardnadse, kürzlich hinzugekommen. Selbst Ehrenmitglieder, zu denen unter anderem Königin Beatrix der Niederlande, der spanische König Juan Carlos, der Wiener Kardinal Franz König, der tschechische Präsident Vaclav Havel und sein ungarischer Kollege Arpad Gönzc ebenso gehören wie der argentinische Präsident Carlos Menem und der Vorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Reinhard Mohn, sind dies nicht auf Lebenszeit.

Jürgen Streich
Menschheit am Wendepunkt

«Die Welt als ein homogenes Ganzes anzusehen, das Bevölkerungswachstum in der ganzen Welt, das Pro-Kopf-Einkommen im Durchschnitt der ganzen Welt und so weiter zu betrachten, wie es in früheren Weltmodell-Untersuchungen geschehen ist, ist eine unzulässige Vereinfachung und kann außerdem zu irreführenden Resultaten führen», konstatierten Mihajlo Mesarovic und Eduard Pestel 1974. Mit einer Fußnote machten sie unmißverständlich klar, daß sie damit auch und vor allem Die Grenzen des Wachstums meinten. Die Verfasser des zweiten Berichtes an den Club of Rome kritisierten die des ersten.

Jürgen Streich

Ergebnisse und Wirkungen

Frontmatter
Die Berichte

In den nunmehr dreißig Jahren seines Bestehens hat der Club of Rome über zwanzig Berichte vorgelegt. Der erste, Die Grenzen des Wachstums, begründete seinen Weltruhm. Andere erzielten große, wieder andere wenig Aufmerksamkeit. Längst nicht alle wurden ins Deutsche übersetzt. Ungeachtet dessen ließe sich mit Zusammenfassungen der Berichte an den Club of Rome ein eigenes Buch füllen.

Jürgen Streich
Der Club of Rome über seine Weltsicht: Die erste globale Revolution

«Noch keine Generation hat ihre Propheten geliebt, am allerwenigsten jene, die auf die Folgen von schlechtem Urteilsvermögen und mangelndem Weitblick hingewiesen haben. Der Club of Rome darf sich etwas darauf zugute halten, daß er nun schon seit zwanzig Jahren unpopulär ist. Ich hoffe, daß er noch viele weitere Jahre damit fortfährt, unangenehme Tatsachen auszusprechen und den Selbstzufriedenen ebenso wie den Gleichgültigen ins Gewissen zu reden.» Das übermittelte Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, 1988 nach Paris, wo sich die Mitglieder des Club of Rome anläßlich des zwanzigjährigen Bestehens des Zirkels versammelt hatten. Um dem Image, das der Club sich nicht nur beim Ehemann der Queen erworben hatte, treu zu bleiben und Entscheidungsträger wie Bürger auf dringend notwendige Schritte aufmerksam zu machen, beschloß der Club während seiner Jahreskonferenz in Hannover ein Jahr später, zwölf Monate lang sehr gründlich über die Weltlage und die sich daraus ergebenden Aufgaben des Club of Rome nachzudenken, diese zusammenzufassen und aus dem so zusammengetragenen Material einen neuen, umfassenden Bericht zu erarbeiten.

Jürgen Streich
Suche oder Schlingerkurs?
Der Club of Rome und die Atomenergie

«Zu welchem Endziel führt der technische Fortschritt die Menschheit? In welchem Zustand wird sie sich befinden, wenn der Prozeß zu Ende ist?»*

Jürgen Streich
Der Club of Rome und die Öffentlichkeit

Den Namen Club of Rome kennen viele — noch. Doch nach Inhalten befragt, sagen fast ebenso viele: «Was war das noch? Ist aber schon lange her! Haben die nicht etwas mit Greenpeace zu tun?» Aufmerksamere stellen fest: Das sind die Umweltwarner von Anno Tobac.

Wolfgang Schellberg
Zukunftschance Lernen

Wenn der Homo sapiens überleben und daher seine großen Probleme in den Griff bekommen wolle, so Aurelio Peccei in seinem Vorwort zu Zukunftschance Lernen, müsse man «davon ausgehen, daß er über noch unzureichend genutzte visionäre und kreative Fähigkeiten sowie über eine moralische Kraft verfügt, die, wenn sie freigesetzt werden, die Menschheit aus ihrer mißlichen Lage befreien können». Peccei beendet seinen Buchbeitrag so: «Wir alle müssen, an diesem Punkt der menschlichen Entwicklung angekommen, erfahren, wie schwer es ist zu lernen, was wir lernen sollten, und es dann lernen.»

Jürgen Streich

Urteile und Wünsche

Frontmatter
Gedanken über die Denker

Spätestens seit Frühjahr 1972 steht der Club of Rome im Blickpunkt einer weiten — weltweiten — Öffentlichkeit. Speziell in der Umweltbewegung genießt er, zumindest bei den Älteren, immer noch hohes Ansehen, doch er konnte von Beginn an nie einfach in eine Schublade gesteckt werden. Seine Aussagen betrafen und betreffen Naturwissenschaftler wie Ökonomen, Politiker wie Industrielle, Schüler wie Lehrer, Beamte wie Soziologen. Wenn der Club of Rome sich zu einer Problemstellung äußert, kann das auch dreißig Jahre nach seiner Gründung von Entscheidungsträgern in unterschiedlichsten Positionen nicht einfach außer acht gelassen werden. Das Image des Club of Rome als einer unabhängigen Moralinstanz, die viel Sachkenntnis in ihren Reihen und in ihrem Dunstkreis vereint, hat sich bis heute kaum geändert.

Jürgen Streich
Quintessenz

Wer gedacht hatte, zum Thema Club of Rome fiele jedem, der um eine Stellungnahme gebeten wird, lediglich ein, daß der einmal Die Grenzen des Wachstums veröffentlicht hat, danach aber nichts Entsprechendes mehr, sieht sich also getäuscht. Natürlich repräsentieren die Autoren der dokumentierten Beiträge nicht den Querschnitt der Bevölkerung. Doch ungeachtet dessen ist augenfällig, wie unterschiedlich sie an ihre Beurteilungen des Club of Rome herangegangen sind.

Jürgen Streich
Die Revolution der Barfüßigen

In den achtziger Jahren erreichten die Probleme der Dritten Welt eine bis dahin nie dagewesene Aktualität. Vor diesem Hintergrund ist der Bericht Die Revolution der Barfüßigen die erste Gesamtstudie zu einem neuen Phänomen: der Tatsache, daß sich in Lateinamerika, Asien und Afrika Bauerngruppen und Dorfgemeinschaften organisiert haben, um ihre Entwicklung im Rahmen sogenannter Mikroprojekte selbst in die Hand zu nehmen.

Jürgen Streich

Aktuelle Projekte

Frontmatter
Der Blick aufs Ganze und Detail-Betrachtungen

Mit dem Bericht Die erste globale Revolution hat der Club of Rome eine umfassende Beschreibung seiner «Weltsicht» geliefert. In der Folgezeit, inzwischen unter dem Präsidenten Ricardo Diez-Hochleitner, wurden gleich mehrere Berichte in Auftrag gegeben, die sich mit Einzelaspekten der Weltproblematik beschäftigen und Ansatzmöglichkeiten einer Weltlösungsstrategie beinhalten. Diese Berichte, die zwischen 1994 und 1997 erschienen — einer wurde bei Redaktionsschluß dieses Buches zur Veröffentlichung vorbereitet — müssen in Zusammenhang gesehen werden, da sie Ausdruck der aktuell im Club vorherrschenden Arbeitsweise sind.

Jürgen Streich
Vom Krieg gegen Hütten zum Frieden mit deren Bewohnern

Der Generalsekretär des Club of Rome geht in seinem Bericht Krieg gegen Hütten davon aus, daß die Kluft zwischen Arm und Reich das gesellschaftliche Gleichgewicht und den Frieden bedroht. Die Landflucht in die Slums der Großstädte, Wanderungsbewegungen von armen Entwicklungs- in reiche Industrieländer, ethnische Konflikte und der zunehmende Drogenkonsum, betont Schneider, sind weltweite Probleme. Doch die reichen Länder verschlimmern diese Probleme noch durch technische Entwicklungen, die zwar der Gewinnmaximierung, nicht aber den Menschen dienen, die in immer größerer Zahl arbeitslos werden. Experten, die hohe Gehälter beziehen, planen unnütze Projekte wie beispielsweise riesige Staudämme, Hunderte Milliarden Dollar werden für militärische Zwecke verpulvert, die weitaus dringender für medizinische Versorgung und Schulausbildung benötigt würden. Der Wohlstand des einen Teils der Menschheit auf Kosten des anderen komme einem «Krieg gegen Hütten» gleich.

Jürgen Streich
Mit halbem Einsatz das Doppelte erreichen: Faktor Vier

Von der wissenschaftlichen Beschäftigung des chilenischen Club of Rome-Mitgliedes Manfred Max Neef mit der Dummheit war schon an anderer Stelle die Rede. Da, wie bereits erörtert, Dummheit nur als solche definiert werden kann, wenn überhaupt die Möglichkeit zu intelligentem Verhalten besteht, lohnt es sich, das Phänomen Intelligenz näher zu betrachten.

Jürgen Streich
Ich klage an

Bei meinen Anschuldigungen gegen das Wesen moderner Politik, die ich in meinem Bericht an den Club of Rome Ist die Erde noch regierbar? erhoben habe, lautet ein Hauptanklagepunkt, der tiefergehende Betrachtung erfordert: Moderne, demokratische Politik ist größtenteils ignorant, oberflächlich und unmoralisch und aus diesen Gründen nicht in der Lage, mit fundamentalen Problemen richtig umzugehen.

Yehezkel Dror
Das Beschäftigungs-Dilemma

Arbeit ist laut Brockhaus «der bewußte und zweckgerichtete Einsatz der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte des Menschen zur Befriedigung seiner materiellen und ideellen Bedürfnisse». Die physikalische Definition von Arbeit ist, dem gleichen Lexikon zufolge, eine andere: Arbeit ist «definiert als das Produkt aus dem Betrag der an einem Körper angreifenden Kraft und dem unter deren Einwirkung zurückgelegten Weg, wenn Kraft und Weg in ihrer Richtung übereinstimmen». — Womit das Dilemma beschrieben wäre: Arbeit kann im Sinne der Menschen, die sie verrichten, zweckgerichtet sein oder eben auch nicht. Sie kann «zweckgerichtet» sein für Menschen, die sie gar nicht ausführen und diejenigen, die sie ausführen, kaputtmachen. Der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff hat das in vielen seiner Publikationen, insbesondere aber in seinem Buch Ganz unten, in aller Deutlichkeit nachgewiesen. Auch und vor allem aber wird Arbeit längst von Maschinen verrichtet. Davon, daß die «Kräfte des Menschen zur Befriedigung seiner Bedürfnisse» eingesetzt werden, kann nur noch im übertragenen Sinne die Rede sein. Befriedigt werden Gewinninteressen, hergestellt Produkte, die nur noch erwerben kann, wer einigermaßen bezahlte Arbeit hat. Da aufgrund dieser Entwicklung immer weniger Menschen Arbeit haben, können immer weniger Menschen immer weniger konsumieren. Die einen können weitaus mehr kaufen (und geben damit auch entsprechend mehr Produktionsaufträge) als nötig ist, weshalb für die anderen zu wenig zum Leben übrigbleibt.

Jürgen Streich
Wege zum wirklichen Sozialprodukt: Mit der Natur rechnen — Vom Bruttosozialprodukt zum Ökosozialprodukt

Der Niederländer Wouter van Dieren und seine Co-Autoren befassen sich in Mit der Natur rechnen mit Wegen, die, so der Untertitel, Vom Bruttosozialprodukt zum Ökosozialprodukt führen. Der Bericht knüpft insofern an Die Grenzen des Wachstums an, als die Autoren von der These ausgehen, daß die Steigerung der Produktion und das Niveau des Wohlstandes sich voneinander entkoppelt haben. So seien die Grenzen des Wachstums erreicht worden. Aufgrund der Verwendung falscher Indikatoren zur Messung des Reichtums bzw. der Armut seitens der Volkswirtschaften sei dieses Mißverhältnis von der breiten Öffentlichkeit kaum oder gar nicht wahrgenommen worden. Bei diesen Gradmessern handelt es sich um die aus der täglichen Berichterstattung bekannten Größen wie Bruttosozialprodukt, Bruttoinlandsprodukt etc. Sie liefern jedoch verzerrte Informationen, weil Produktionswachstum unreflektiert als Vermehrung des Wohlstandes interpretiert wird.

Jürgen Streich
Die Grenzen der Gemeinschaft

«Zukünftige Historiker werden — im Rückblick auf unsere Epoche — unser Zeitalter als eine der Perioden bezeichnen, in denen sich einige der fundamentalsten Prozesse des Wandels ereigneten, die in der Menschheitsgeschichte stattgefunden haben. Unser Augenmerk als Zeitgenossen dieses Wandels gilt vor allem der Oberfläche spektakulärer Tagesereignisse; die hinter der Kulisse ablaufenden Veränderungen — in den tiefen Dimensionen der Einstellungen, Werte und Mentalitäten — nehmen wir oftmals nicht wahr und begreifen auch nicht die tektonischen Verschiebungen in den Konstellationen von Macht und Kultur.» Das betont Werner Weidenfeld, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung und assoziiertes Mitglied des Club of Rome, in seinem Vorwort zu den Grenzen der Gemeinschaft. Und weiter: «Wir müssen uns darüber klar werden, daß es nicht nur Grenzen des Wachstums gibt, sondern auch Grenzen der sozialen Kohäsion (Begriff aus der Chemie: der Zusammenhalt von Atomen oder Molekülen innerhalb eines Stoffes; Anm. J.S.), von denen unser Überleben als Menschen unter friedfertigen gesellschaftlichen Bedingungen abhängt. Dieser Bericht will dem Club of Rome und der Öffentlichkeit die Botschaft vermitteln, daß wir alle mit den kulturellen Ressourcen unserer Gesellschaften, mit Normen, Werten und gesellschaftlichen Grundhaltungen auf sehr sensible und sorgfältige Weise umgehen müssen.»

Jürgen Streich
Die Zukunft der Weltmeere

Die wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten der Weltmeere sind Gegenstand der 1982 von den Vereinten Nationen beschlossenen Seerechtskonvention. Darüber hinaus beinhaltet die (von der Bundesrepublik Deutschland übrigens nicht ratifizierte) Vereinbarung die ökologischen Rahmenbedingungen für den Schutz des maritimen Bereichs. Elisabeth Mann Borgese stellt in ihrem Bericht an den Club of Rome die Beschlüsse der dritten UN-Seerechtskonferenz (1973 bis 1982) dar und erörtert, was diese in der Praxis bedeuten.

Jürgen Streich

Das Werkstück Zukunft

Frontmatter
«Worte schaffen Wahrheit»: Hin zu einer Weltzukunftsstrategie

Ob und wie etwas ausgedrückt wird, hat Einfluß auf das weitere Geschehen. Beispiele hierfür erleben die meisten Menschen beinahe tagtäglich. Ob Schüler von Lehrern gestellte Aufgaben erledigen, Berufstätige Aufträge von Vorgesetzten ausführen oder Sportler sich, zumeist, den Entscheidungen von Funktionären und Schiedsrichtern beugen — immer löst das gesprochene oder geschriebene Wort Handlungen, mithin Veränderungen aus. Das trifft aber nicht nur auf Befehle oder Entscheidungen zu, sondern auch auf Beurteilungen und Meinungen. Menschen schließen sich der einen oder anderen politischen Denkrichtung an, wählen entsprechend oder werden selbst aktiv. Mit Ablehnung und Widerstand verhält es sich genauso. Und dann wären da noch die berühmten Mißverständnisse, die ebenfalls oft Fakten schaffen, nur selten positive. Von Lobbyisten und bei der Werbung wird dieser Effekt zuweilen bewußt ausgenutzt: Angebliche Tatsachen, die nicht der Wahrheit entsprechen oder nur einen Teil der Realität wiedergeben und Negatives unterschlagen, werden so geschickt präsentiert, daß sie von der Zielgruppe als richtig akzeptiert werden. Darüber hinaus gibt es natürlich auch noch gezielte Desinformationskampagnen, deren Wirkungen nicht unterschätzt werden dürfen.

Jürgen Streich
Club of Rome am Wendepunkt

Menschheit am Wendepunkt hieß 1974 der zweite Bericht an den Club of Rome. 22 Jahre später steht dessen Jahrestagung in Puerto Rico unter dem Motto «Die Welt an einem Wendepunkt». Am Rande dieser Konferenz traf ich mich mit Roberto Peccei, um ihn zu fragen, ob nicht auch der Club of Rome in verschiedenerlei Hinsicht an einem Wendepunkt angekommen sei. «Ich glaube nicht, daß der Club of Rome einen speziellen Wendepunkt erreicht hat», antwortete der Sohn des Club-Gründers Aurelio Peccei. «Ich finde, der Club of Rome befand sich immer an Wendepunkten. Er ist eine Institution, zu deren Natur Flexibilität gehört. Er mußte immer darüber nachdenken, welche Probleme welche Handlungen erfordern. Würde er sich dabei im Kreis bewegen, wäre dies schlimm. Aber der Club of Rome ist eine dynamische Organisation. Die ständig auftauchenden Wendepunkte sind Herausforderungen für ihn. Das ist sehr gut so.»

Jürgen Streich
Kritische Würdigung

Dreißig Jahre nach seiner Gründung, ein Vierteljahrhundert nach der Veröffentlichung der Grenzen des Wachstums, wird mitunter leichthin gesagt, der Club of Rome habe sich überlebt. Das vorliegende Buch beweist, daß dem nicht so ist. Jürgen Streich hat eine Vielzahl der Probleme, mit denen die Menschheit sich konfrontiert sieht, in Verbindung mit den Aktivitäten des Club of Rome und dessen Bemühungen um eine Strategie zur Lösung der globalen Probleme dargestellt. Das Buch kann nicht auf sämtliche Menschheitsprobleme tiefgründig eingehen, zumal die bisher veröffentlichten Berichte an den Club of Rome Tausende Seiten umfassen. In den vorangegangenen Kapiteln ist deutlich geworden, daß allen Problemen, ob sie nun scheinbar klein oder tatsächlich groß sind, sachkundige Club of Rome-Mitglieder, die an Lösungen arbeiten, gegenüberstehen.

Ricardo Diez-Hochleitner
Ich danke

meiner Schulkameradin Claudia Längler dafür, daß sie mich als erste auf den Club of Rome hingewiesen hat; dem Textilproduzenten Klaus Steilmann, mit dem ich gemeinsam die Idee zu diesem Buch hatte, für Unterstützung meiner Arbeit; ebenso seinem Mitarbeiter Wolf-Dieter Hartmann; allen «Beurteilern» des Club of Rome für ihre Texte; dem Präsidenten des Club of Rome, Ricardo Diez-Hochleitner stellvertretend für alle Club-Mitglieder, die meiner Arbeit über ihre Organisation offen gegenübergestanden und nie einen Versuch unternommen haben, diese in ihrem Sinne zu beeinflussen; seinem Berater in Öffentlichkeitsfragen, Wolfgang Schellberg, für Unterstützung in vielfacher Hinsicht; Michael Braungart für den Hinweis auf den Birkhäuser Verlag; meinen Lektoren Dorothée Engel und Olaf Benzinger für vertrauensvolle Zusammenarbeit auch unter Zeitdruck; Thomas Rother für viele Stunden Arbeit an meiner Hard- und Software sowie für thematische Hinweise und Übersetzungsarbeit; ebenfalls für Übersetzungen Dank an Franz Josef Stupp, Christine Sorga, Delia Villagrassa, Anja van Delft und Tanja Klaes; Heinz Horst für die Zusammenfassung des Club of Rome-Berichtes Die Zukunft der Weltmeere, Bruno Kempen für Vorbereitung und eingehende Beratung bei der Erstellung des Kapitels über den Club of Rome-Bericht Mit der Natur rechnen; Jürgen Stark für die Vermittlung des Beitrages von Dieter Gorny; Markus Schneider für vertrauensvollen Austausch unserer Erkenntnisse über den Club of Rome; Heinz-Dieter Kann für Hilfe bei der Überwindung von Computer-Problemen und andere technische Unterstützung; dem Buchhändler Uwe Schreiner für bibliographische Auskünfte; meiner Mutter Gisela Streich für Tipp-Arbeit; Jutta Greier für den Beweis, daß Worte Wahrheit schaffen und meiner Lebensgefährtin Elisabeth Kann für die Zusammenfassung der Revolution der Barfüßigen und dafür, daß sie meine Arbeit in vielfältiger Hinsicht unterstützt.

Jürgen Streich
Backmatter
Metadaten
Titel
30 Jahre Club of Rome
verfasst von
Jürgen Streich
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Birkhäuser Basel
Electronic ISBN
978-3-0348-6352-0
Print ISBN
978-3-7643-5652-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6352-0