2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Regionalorganisationen
verfasst von : Urban Werner, Hanspeter Mattes, Aziz Alkazaz, Julia Jaki
Erschienen in: Nahost Jahrbuch 2003
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Am 1./2.3. fand das 15. Gipfeltreffen der seit 1948 bestehenden AL statt. Alle Staats- und Regierungschefs der 22 Mitgliedsstaaten — ein Teilnahmerekord — waren bei dem zweitägigen Treffen im ägyptischen Sharm al-Shaikh vertreten. Das Gipfeltreffen stand unter dem Schatten des sich abzeichnenden Krieges im Irak und war durch eine libysch-saudische Kontroverse belastet. Die vom Fernsehen live übertragene Rede des libyschen Revolutionsfuhrers Mu’ammar al-Qaddafi sorgte für einen Eklat. Qaddafi beschuldigte die saudische Führung, bereits vor dem ersten Golfkrieg mit den USA paktiert zu haben, sich zum Spielball der US-amerikanischen Regierung gemacht zu haben und fähig zu sein, „sich mit dem Teufel einzulassen“. Daraufhin unterbrach ihn der saudische Kronprinz Abdallah Ibn Abd al-Aziz erregt, wies die Beschuldigungen zurück und attackierte seinerseits Qaddafi, indem er seine Legitimation als Staatschef infrage stellte. Kronprinz Abdallah bezichtigte Qaddafi der Lüge und prophezeite ihm, „dass er vor seinem Grab stehe“. Anschließend verließen die saudischen Vertreter den Sitzungssaal. Die Live-Übertragung wurde unterbrochen. Die Erwiderungen Abdallahs erbosten in Libyen Tausende von Demonstranten, die Stunden nach dem Vorfall die saudische Botschaft in Libyens Hauptstadt Tripolis stürmen wollten; nur der Einsatz von Tränengas der Polizei konnte die Protestierenden davon abhalten. Am darauf folgenden Tag drohte Qaddafi in einer Pressekonferenz einmal mehr mit dem Austritt aus der AL. Zudem wurde der Botschafter aus Riad abgezogen. Die Abschlusserklärung des Gipfels offenbarte einen deutlichen Zwiespalt unter den Mitgliedsstaaten: Die AL sprach sich gegen den Irakkrieg aus, obwohl sich mehr als zehn der Mitgliedsländer für eine militärische Intervention im Irak aussprachen.