2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die „Zugewinngemeinschaft“1952–1964
verfasst von : Oliver Buntrock
Erschienen in: Problemlösung im europäischen Mehrebenensystem
Verlag: Deutscher Universitätsverlag
Enthalten in: Professional Book Archive
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Die erste Phase der EGKS-Performanz war grosso modo eine Boom-Zeit, da sie von einer Kapazitätsexpansion, einer steigenden Nachfrage und Produktion sowie einer hohen Kapazitätsauslastung geprägt war. Während dieses Zeitraums kann die EGKS — gemessen an den Performanzindikatoren — als sehr erfolgreich gelten, Dirk Spierenburg und Raymond Poidevin sprechen sogar vom „golden Age“. Dementsprechend konnten wesentliche Ziele des Vertrags erreicht werden (vgl. Hellwig 1962, 313; Spierenburg/Poidevin 1994, 651; Tsoukalis/Strauss 1987, 190–91; Sanderson 1958). Innerhalb dieses Zeitraums stiegen die Rohstahlproduktion (bis 1962) um 75 Prozent und die Nachfrage (bis 1957) um 45,2 Prozent an (vgl. Hellwig 1962, 306; Diebold 1959, 568). Der Auslastungsgrad während dieser Zeit betrug zwischen 83 und 96 Prozent,64 das heißt die Kapazitätssteigerung entwickelte sich relativ gleichmäßig zur Produktion (Abbildung 11; vgl. Conrad 1997, 39). Aber nicht nur die Produktions- und -kapazitätsquoten stiegen während dieser Zeit, auch der wirtschaftliche Austausch zwischen den Gemeinschaftsstaaten intensivierte sich erheblich (Abbildung 12; vgl. Hellwig 1962, 307; Bok 1955, 16). Betrachtet man die verstärkten Rationalisierungsbestrebungen sowie das steigende Investitionsvolumen von 453 Millionen US-Dollar im Jahre 1954 auf 1122 Millionen US-Dollar im Jahre 1961, ist zudem eine Verschärfung des Wettbewerbs festzustellen (vgl. Hellwig 1962, 309).65 Die erste Phase war insofern eine „Zugewinngemeinschaft“, als während dieser Zeit die Mitgliedstaaten beziehungsweise die nationalen Montanindustrien durch die Marktöffnung fast ausschließlich hinzugewannen und niemand zugunsten eines absoluten Gewinns auf Kapazitäten oder Produktionsmengen verzichten musste. Gemessen an der Zielsetzung ist die erste Phase sehr positiv verlaufen, während der es so gut wie keiner Interventionen seitens der Hohen Behörde bedurfte und so war sie auch nur in sehr geringem Maße tätig (vgl. Tsoukalis/Strauss 1987, 190–94).