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1998 | Buch

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

Eine Fallstudie für Deutschland Rahmenbedingungen — Standortfaktoren — Lösungen

verfasst von: Prof. Dr. Thomas Gries

Verlag: Gabler Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Internationale Wettbewerbsfähigkeit — was ist das?

Einführung
Zusammenfassung
Die Schwierigkeiten der deutschen Unternehmen in den vergangenen Jahren und die hohe Arbeitslosigkeit haben die Diskussion um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gebracht. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wird von den langfristigen Potentialen des Landes charakterisiert und bestimmt. Die Diskussion der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist die Frage nach der langfristigen Perspektive des Landes. Auch wenn häufig die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung Motor für diese Diskussion ist, muß auf die Entwicklung unterhalb der aktuellen Konjunkturbewegung geachtet werden. Wenn also die aktuelle konjunkturelle Aufwärtsbewegung als Hinweis dafür interpretiert wird, daß die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sich derzeit deutlich verbessert, verkennt diese Interpretation die Langfristigkeit des Problems. Internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes muß sich über lange Zeiträume aufbauen und wird — wenn sie sich verschlechtert — auch nur schleichend zurückgehen. Daher ist es um so wichtiger, unabhängig von den Euphorien und Depressionen der Konjunkturaufschwünge und -abschwünge, eine langfristige Analyse der internationalen Wettbewerbsposition vorzunehmen. Auf der Basis einer solch langfristigen Analyse sind langfristige Strategien zu entwerfen, die ein Land auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben lassen. Wird eine solche Strategieentwicklung verpaßt, kann ein Land mit bisher hoher Wettbewerbsfähigkeit sicherlich noch einige Zeit von seiner Substanz leben. Da der Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit jedoch schleichend ist, wird das Erwachen um so schmerzhafter. Der Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands muß daher im gesellschaftlichen Konsens organisiert werden. Wesentliche Voraussetzung hierfür ist jedoch eine fundierte Analyse und eine niveauvolle, nicht von Einzelinteressen geprägte öffentliche Diskussion dieses Themas.
Thomas Gries
Internationale Wettbewerbsfähigkeit — die verschiedenen Sichtweisen
Zusammenfassung
Die wichtigste Regel, um die gegenwärtige Diskussion um den Standort Deutschland verstehen zu können, läßt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:
(1)
Die politische Diskussion wird nicht aus einer gesamtgesellschaftlichen Sicht geführt. Wichtige gesellschaftliche Gruppen, wie die Unternehmensverbände und Gewerkschaften, versuchen ihre individuelle Sichtweise als für die Gesellschaft allgemeingültig darzustellen. — Aber, die Perspektive der Unternehmensverbände zum Standort Deutschland ist genauso wenig eine gesamtgesellschaftliche Perspektive wie die Perspektive der Arbeitnehmervertreter und anderer gesellschaftlich einfluβreicher Gruppen.
 
(2)
Die Politik selbst, die eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Perspektive einnehmen sollte, ist mit diesem ökonomischen Problem scheinbar überfordert. Sie folgt, je nach ideologischem Standpunkt, der Argumentation der einen oder anderen Interessenvertretung. Sie verläβt sich also auf die ihr nahestehenden Ansichten aus der einen oder anderen Perspektive und hinterläβt zum Teil einen hilflosen Eindruck.
 
Thomas Gries
Internationale Wettbewerbsfähigkeit in globalen Märkten
Zusammenfassung
Nur wenn wir die globalen Marktmechanismen verstehen, können Strategien zur Standortsicherung erfolgreich sein. Bevor daher in den folgenden Kapiteln die wesentlichen Standortfaktoren einzeln vorgestellt werden, müssen zunächst einige grundlegende Funktionsmechanismen des globalen Wettbewerbs dargestellt werden:
Durch den Mechanismus des internationalen Handels hat jedes Land Branchen, bei denen es internationale Wettbewerbsvorteile hat und Branchen, bei denen Wettbewerbsnachteile bestehen. Diese Wettbewerbsvorteile offenbaren sich in Form von Kostenvorteilen. Der Grund für solche kostenbedingten Wettbewerbsvorteile in bestimmten Branchen kann eine relative technologische Überlegenheit oder ein relativer Unterschied in der Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren sein. Der Unterschied von Ländern hinsichtlich ihren technologischen Fähigkeiten und hinsichtlich der Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren, also der Unterschied in den „Fundamentals“ der Länder, läßt Wettbewerbsvorteile entstehen.
Thomas Gries

Internationale Wettbewerbsfähigkeit — die wichtigsten Standortfaktoren

Standortfaktor Humankapital
Zusammenfassung
Die Diskussion der einzelnen Sichtweisen des Problems Standort Deutschland im Abschnitt 1 hat gezeigt, daß verschiedene interessenbezogene Argumentationen den Blick aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive in den Hintergrund treten lassen. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive ist die Produktivität der Arbeit der Schlüssel zu gesellschaftlichem Wohlstand. Ein beschleunigter Anstieg der Arbeitsproduktivität aller Arbeitskräfte wird sowohl zur Wiederbeschäftigung der Arbeitslosen führen, als auch das hohe Einkommensniveau sichern. Daher sind zunächst diejenigen Standortfaktoren vorzustellen, die wesentlichen Einfluß auf die Arbeitsproduktivität haben.
Thomas Gries
Technologiestandort Deutschland
Zusammenfassung
Wie im Abschnitt Standortfaktor Humankapital ausführlich beschrieben wurde, ist das Humankapital eines Landes sehr differenziert. Es gibt verschiedene Niveaus und verschiedene Bereiche, in denen Humankapital in einem Land vorhanden sein kann. Im vorangegangenen Abschnitt wurde Humankapital insbesondere durch dessen Produktivfähigkeit in Produktionsprozessen definiert. Es war insbesondere die Fähigkeit der Arbeitskräfte, mit den vorhandenen Technologien effizient arbeiten zu können. Im Vordergrund stand die Fähigkeit, Technologien zu nutzen und nicht die Fähigkeit, Technologien neu zu entwickeln. Da Deutschland im Innovationswettbewerb mit anderen Industrieländern steht, ist der Aspekt der Technologieentwicklung und nicht nur der Technologienutzung für das Bestehen im internationalen Wettbewerb von großer Bedeutung. Internationale Wettbewerbsvorteile können technologiebedingt sein: Relative technologische Vorteile führen zu relativen internationalen Wettbewerbsvorteilen. Ein Land, das in der Lage ist, den technologischen Vorsprung im Innovationswettbewerb zu halten, wird auch keine langfristig Probleme im internationalen Wettbewerb befürchten müssen. Der relative Technologievorsprung kann bei hoher Innovationsaktivität aufrechterhalten bleiben.
Thomas Gries
Standortfaktor Sozialsystem
Zusammenfassung
Wie bereits in den vorangegangenen Abschnitten diskutiert, ist die Qualität eines Standorts aus gesamtgesellschaftlicher Sicht auch daran zu messen, daß die Produktionsfaktoren, insbesondere der Faktor Arbeit, international wettbewerbsfähig sind. Dies bedeutet, daß die Arbeit zu den gegebenen Weltmarktbedingungen beschäftigt wird. Weiterhin muß Effizienz herrschen und ein möglichst hohes Wohlstandsniveau für die am Standort befindlichen Menschen erreicht werden. Für die Erreichung des Effizienz- und Wohlstandsziels — aber auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Faktors Arbeit — spielt das Sozialversicherungssystem eine wichtige Rolle. Diese Rolle soll hier verdeutlicht werden, da in der öffentlichen Diskussion bisweilen der Eindruck entsteht, als sei das Sozialversicherungssystem im wesentlichen ein Kostenfaktor, der zur Erzielung von Wettbewerbsfähigkeit möglichst zu reduzieren ist.
Thomas Gries
Standortfaktor öffentlicher Sektor
Zusammenfassung
Die westlichen Wirtschaftssysteme sind Marktwirtschaften. Marktwirtschaften zeichnen sich dadurch aus, daß der Markt- und Preismechanismus die wirtschaftlichen Aktivitäten steuert. Die Preise dienen als Signale für die Unternehmen und Konsumenten. Der Markt- und Preismechanismus ist ein extrem effizientes Instrument zur Steuerung wirtschaftlicher Aktivitäten. Nicht zuletzt wegen dieser Effizienz konnte sich die marktwirtschaftliche Organisationsform der Wirtschaft gegen andere Wirtschaftssysteme, die eher durch zentralistische und staatliche Planungen gekennzeichnet waren, durchsetzen. Wenn aber das Markt- und Preissystem derart große Vorteile gegenüber anderen wirtschaftlichen Organisationsformen hat, stellt sich die Frage, ob der Staat in einem solchen System überhaupt Aufgaben hat, und wenn dies der Fall ist, welcher Art diese Aufgaben sind. Es stellt sich also die Frage, in welcher Form staatliches Eingreifen in das eigentlich marktwirtschaftliche Geschehen effizient ist. Welche Aufgaben hat der Staat trotz oder gerade wegen der marktwirtschaftlichen Ordnung?
Thomas Gries
Backmatter
Metadaten
Titel
Internationale Wettbewerbsfähigkeit
verfasst von
Prof. Dr. Thomas Gries
Copyright-Jahr
1998
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-82447-9
Print ISBN
978-3-409-12310-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-82447-9