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1983 | Buch

Arbeitszeitverkürzung — Ein Weg zur Vollbeschäftigung?

herausgegeben von: Thomas Kutsch, Fritz Vilmar

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Vollbeschäftigung durch Arbeitszeitverkürzung? Ein Resümee der Beiträge

Vollbeschäftigung durch Arbeitszeitverkürzung? Ein Resümee der Beiträge
Zusammenfassung
Die moderne Industriegesellschaft ist in eine tiefgreifende doppelte Krise ihres Wohlstandskonzepts, ja ihrer ökonomischen Funktionsfähigkeit geraten. Deren Basis nämlich war ein prinzipiell und faktisch andauerndes Wachstum der materiellen Güterproduktion und -konsumption, damit des Volkseinkommens, damit auch der Steuern, also auch der Sozialleistungen des Staates — bei gleichzeitiger zunehmender Ersetzung menschlicher (abhängiger, monotoner) Arbeit durch Mechanisierung und Automation, die allmähliche Verkürzungen der Arbeitszeit, mehr freie Zeit bewirken: Alles in allem ein evolutionär gedachtes Fortschrittskonzept des Wohlstands für alle und der zunehmenden Freisetzung von Zwängen.
Thomas Kutsch, Fritz Vilmar

Arbeitsmarktpolitische Verantwortung und Arbeitszeitverkürzung

Arbeitsmarktpolitische Verantwortung und Arbeitszeitverkürzung
Zusammenfassung
Unter den sozialen Problemen der Gegenwart nimmt die seit Jahren hohe Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland und darüber hinaus leider den ersten Rang ein. Als im Oktober 1974 das Gutachten des Sachverständigenrates erstmals ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit bis in Millionenhöhe bei uns für möglich hielt, gab es von vielen Seiten Stürme der Entrüstung. Inzwischen belasten Arbeitslosenzahlen in doppelter Höhe den Arbeitsmarkt.
Josef Stingl

Grundlegende Analysen und Strategien

Eine gemeinsame Aktion für Arbeitszeitverkürzung
Schwierige, aber überlebensnotwendige Neuorientierung der gesellschaftlichen Gruppen an den Grenzen des Wachstums
Zusammenfassung
Durch keine wie auch immer gesteuerte Wachstumspolitik, selbst mit irreparablen ökologischen Schäden erkauft, ist das wachsende Millionenheer der Arbeitslosen in den westlichen Industrieländern (12 Millionen in den EG-Ländern) aus der Welt zu schaffen. Nach allen uns zur Verfügung stehenden, in diesem Band (vgl. S. 29; S. 119 ff.) referierten Prognosen sind diese katastrophalen Arbeitslosenmassen ohne systematische Arbeitszeitverkürzung nicht wieder ins Arbeitsleben zu integrieren, weil nach den stürmischen Wachstumsperioden der Wiederaufbau-Phase nach 1945 die abnehmenden ökonomischen Wachstumsraten1 aufhören, weiterhin genügend neue Arbeitsplätze für die durch den ständigen Rationalisierungsprozeß „Freigesetzten“, d.h. die Wegrationalisierten, zu schaffen.
Fritz Vilmar
„Programm zur Beschäftigung von einer Million Arbeitnehmern“
Zusammenfassung
Ich dokumentiere im folgenden eine sehr informative Zusammenstellung H.M. Broders, der ohne jede Fixierung auf das AZV-Problem die beschäftigungspolitischen und fiskalischen Auswirkungen investitions-, arbeitsmarkt- und arbeitszeitpolitischer Maßnahmen publizierte, die sich aus Berechnungen renommierter Institute ergeben. Seine Studie bestätigt meine Grundthese, daß investitionspolitische Maßnahmen den geringsten Beschäftigungseffekt haben, falls man nicht die Grenzen der Finanzierbarkeit durch deficit spending völlig außer Betracht läßt.
H. M. Broders
Arbeitslosigkeit als sozialpolitisches Problem
Zusammenfassung
Seitdem Arbeitslosigkeit zu einem chronischen ökonomischen und sozialen Problem unserer Tage geworden ist, häufen sich Vorschläge, in denen Strategien, Programme und Neuorientierungen offeriert werden, die geeignet sein sollen, das Auftreten von Arbeitslosigkeit entweder zu verhindern bzw. zu beseitigen, oder sie zumindest auf ein erträglicheres Maß zu reduzieren, vielleicht auch, die Arbeit „gerechter“ zu verteilen. Diese erscheinen unterschiedlich abgesichert bzw. erfolgversprechend. Voraussetzung für die konsequente Realisierung von solchen Konzepten, Programmen und Strategien ist in jedem Falle die genaue Kenntnis der empirischen Bedingungen, unter denen Arbeitslosigkeit auftritt, bzw. welche Folgeerscheinungen von Arbeitslosigkeit darstellen. Hierbei sind insbesondere die strukturellen Defizite zu sehen, welche heutzutage wesentliche Auslösefaktoren von Arbeitslosigkeit sind, wie auch die psychischen und sozialen Belastungen, die als Folge von Arbeitslosigkeit auftreten und ein schwerwiegendes Konfliktpotential ausmachen.1
Thomas Kutsch, Günter Wiswede
Arbeitszeit und Arbeitsmarkt
Volumenrechnung, Auslastungsgrad und Entlastungswirkung
Zusammenfassung
Von 1960 bis 1981 ist die Jahresarbeitszeit der Arbeitnehmer um ein Fünftel zurückgegangen, das ist pro Jahr rd. 1%. Bedeutsamer als alle anderen Arbeitszeitkomponenten war für diese Entwicklung die Veränderung der tariflichen Arbeitszeit. Die Zahl der insgesamt in der Bundesrepublik Deutschland jährlich geleisteten Arbeitsstunden ging von 56 Milliarden Stunden 1960 auf gut 44 Milliarden Stunden 1981 zurück. Bis 1973 beruhte dieser Rückgang auf der Verkürzung der Arbeitszeit, danach kam die Verringerung der Erwerbstätigenzahl hinzu.
Lutz Reyher, Hans-Uwe Bach, Hans Kohler, Bernhard Teriet
Neuorientierung in der Beschäftigungspolitik
Zusammenfassung
Die Bekämpfung der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit bleibt auch im kommenden Jahrzehnt eine der wesentlichen wirtschafts-, sozial- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen.
Ursula Engelen-Kefer

Arbeitszeitverkürzung — kontroverse Diskussion

Arbeitszeitverkürzung — ein Mittel der Beschäftigungspolitik?
Zusammenfassung
Die Diskussion um die Forcierung der Arbeitszeitverkürzung hält unvermindert an. Der Kreis der Befürworter sieht darin nach wie vor ein notwendiges Mittel zur Lösung der Arbeitsmarktprobleme. Ausgegangen wird dabei von der Feststellung, daß die Wachstumskräfte allein zur Wiederherstellung eines hohen Beschäftigungsstandes nicht ausreichen. Inzwischen wächst jedoch die Erkenntnis, daß allzu vereinfachte Formeln über den Zusammenhang zwischen Arbeitszeitverkürzung und Beschäftigungsvermehrung nicht tragfähig sind.
Bernd Hof
Arbeitszeitpolitische Kontroversen
Zusammenfassung
Auf die seit Mitte der 70er Jahre andauernde Beschäftigungskrise, die sich nach nur geringer zwischenzeitlicher Entspannung im Zuge der neuerlichen wirtschaftlichen Schwächetendenzen Ende 1981 weiter dramatisch verschlechtert hat, haben die Gewerkschaften mit der Forderung nach forcierten Arbeitszeitverkürzungen reagiert. An dieser Forderung hat sich im politischen wie auch im wissenschaftlichen Bereich eine heftige Kontroverse entzündet. Strittig ist vor allem, ob und in welchem Maße und unter welchen Bedingungen Arbeitszeitverkürzungen einen tauglichen Beitrag leisten können, die anstehenden Beschäftigungsprobleme zu lösen. Obwohl allseits in mittelfristiger Sicht eine weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktprobleme prognostiziert wird und obwohl allseits die Notwendigkeit beschäftigungspolitischen Handelns betont wird, ist in der Arbeitszeitfrage kein gesellschaftlicher Konsens erkennbar. Bislang jedenfalls stehen sich Befürworter und Gegner weiterer Arbeitszeitverkürzungen unversöhnlich gegenüber1.
Hartmut Seifert

Empirische Entscheidungsgrundlagen für eine Politik der Arbeitszeitverkürzung

Arbeitszeitverkürzung und Beschäftigung: Ökonomische Analyse und empirische Evidenz
Zusammenfassung
Politiken zur Verkürzung der Arbeitszeit können unter verschiedenen Aspekten bewertet werden: Als Beitrag zur Humanisierung der Arbeitsbedingungen, als Möglichkeit zur Verbesserung der Allokation von Arbeitszeit bei gegebener Länge (Flexibilisierungsaspekt) und als wirtschaftspolitisches Instrument zur Senkung der Arbeitslosigkeit. Ohne die Interdependenz zwischen diesen Aspekten aus den Augen zu verlieren, wird im folgenden der Zusammenhang zwischen Arbeitszeitverkürzung und Arbeitslosigkeit im Vordergrund stehen.
Michael Bolle
Befragungen von Arbeitnehmern über Formen der Arbeitszeitverkürzung
Zusammenfassung
In der arbeitszeitpolitischen Debatte empfiehlt es sich, nach solchen Maßnahmen, welche die allgemeine Arbeitszeit aller Arbeitnehmer oder auch bestimmter Gruppen verändern, und solchen Regelungen, welche den Spielraum für individuelle Optionen erweitern, zu unterscheiden.
Dieter Mertens
Arbeitsmarktentlastung durch Ermöglichung freiwilliger Teilzeitarbeit
Zusammenfassung
In letzter Zeit sind im politischen Raum zunehmend Forderungen laut geworden, das vorhandene Arbeitsvolumen auch durch eine Vermehrung der Teilzeitarbeitsplätze auf eine größere Zahl von Köpfen umzuverteilen. Befürworter — und Gegner — einer solchen Strategie finden sich in sämtlichen politischen Lagern1. Die Gegensätze wurden insbesondere in der Diskussion deutlich, die in der Bundesrepublik seit Ende 1980 über das Job-sharing-Modell geführt wird, das die selbstverantwortliche Aufteilung einer Anzahl von Arbeitsplätzen auf eine größere Zahl von Arbeitnehmern beinhaltet und somit eine spezielle Form der Teilzeitarbeit ist2.
Andreas Hoff
Praktische Ansätze zur Arbeitszeitverkürzung
Zusammenfassung
Mit dem steigenden Interesse an flexibleren Arbeitszeitordnungen im Hinblick auf Regelungen der täglichen, wöchentlichen, jährlichen Arbeitszeiten, sowie der Lebensarbeitszeiten geht ein zunehmender Bedarf an „know how“ im Sinne von Handlungsanweisungen und/oder -Strategien zur konkreten Umsetzung und Implementation bestimmter neuer Arbeitszeitmodelle einher. Dieser Bedarf stößt allerdings auf zwei erhebliche Barrieren. So gibt es zum einen seitens der „Pioniere der Implementation“ neuer Arbeitszeitmodelle eine nicht leicht zu überwindende Schwelle der Scheu zur Offenlegung der detaillierten Erfahrungen, Komplikationen, Kosten und Erträge, Produktivitätseffekte, Beschäftigungseffekte usw. der Experimente in diesem Bereich. Das dürfte jedoch nicht nur mit einer gewissen Zurückhaltung bei der Weitergabe solcher Informationen von den in Frage kommenden Betrieben an die interessierte Öffentlichkeit zu begründen sein, sondern vielmehr auch mit der keineswegs befriedigenden systematischen Evaluation dieser Innovationen in den Betrieben. Damit ist man aber auch schon bereits beim zweiten Begründungszusammenhang für diese Zurückhaltung, nämlich darin, daß es bislang kaum, wenn nicht sogar überhaupt keine entsprechende systematische Begleitforschung zu derartigen Projekten, sowie eine übergreifende Dokumentation der Methoden und Ergebnisse dieser Forschung und/oder Praxis in diesem Bereich gibt. In diesem Zusammenhang ist am Rande zu vermerken, daß bereits die Dokumentation der relevanten Betriebsvereinbarungen zur Einführung von Ansätzen flexibleren Arbeitszeitordnungen und ihre systematische „Aufarbeitung“ als nicht befriedigend einzuschätzen ist.
Bernhard Teriet
Einkommens- und Konsumeffekte der Arbeitszeitverkürzung
Zusammenfassung
Es gibt kein Patentrezept gegen die Arbeitslosigkeit: Ein Wachstum der privaten Nachfrage, das ausreicht, um alle vorhandenen und neu hinzukommenden Arbeitskräfte zu absorbieren, ist nicht sinnvoll vorstellbar. Die Unternehmen sehen angesichts der bestehenden Überkapazitäten und fehlender privatwirtschaftlich rentierlicher Innovationen keinen Anlaß zu Investitionen. Eine spürbare Erhöhung des staatlichen Dienstleistungsangebots ist wegen seiner Folgen für die Steuerlastquote nicht durchsetzbar. Strukturpolitik ist ein Hebel mit unzulänglichem Kraftarm. — Auch durch die Arbeitszeitverkürzung kann die Arbeitslosigkeit nicht aus der Welt geschafft werden. Aber sie kann einen wichtigen Beitrag leisten. Diese Möglichkeit muß genutzt werden.
Dieter Kunz
Fehlzeiten als Ursache von Arbeitszeitverkürzungen — Ergebnisse einer Repräsentativ-Erhebung
Zusammenfassung
Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, also die Zahl der pro Jahr von allen Erwerbstätigen geleisteten Arbeitsstunden, geht seit Jahren in allen Industrieländern tendenziell zurück. Während sich die Abnahme des Arbeitsvolumens in der Bundesrepublik Deutschland ab 1973 in erster Linie auf den Beschäftigungsrückgang zurückführen läßt, war der Hauptgrund in den davorliegenden Jahren die Verkürzung der Arbeitszeit — zum einen die Verkürzung der Wochenarbeitszeit (die 40-Stunden- Woche gilt nahezu für alle Wirtschaftsbereiche), zum anderen in Form der Urlaubsverlängerung.
Heinz Salowsky
Backmatter
Metadaten
Titel
Arbeitszeitverkürzung — Ein Weg zur Vollbeschäftigung?
herausgegeben von
Thomas Kutsch
Fritz Vilmar
Copyright-Jahr
1983
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-83843-8
Print ISBN
978-3-531-11587-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-83843-8