Skip to main content

1995 | Buch

Natürliche Umwelt und Produktion

Interdependenzen und betriebliche Anpassungsstrategien

verfasst von: Ronald Bogaschewsky

Verlag: Gabler Verlag

Buchreihe : neue betriebswirtschaftliche forschung (nbf)

insite
SUCHEN

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Problemstellung und Motivation

Problemstellung und Motivation
Zusammenfassung
Bei der Diskussion umweltbezogener Problemstellungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten treten physikalisch-naturwissenschaftliche Aspekte genauso wie ethische Fragen in den Hintergrund, sofern sie nicht wirtschaftliche Tatbestände beeinflussen. Für eine wissenschaftliche Untersuchung ist eine Fokussierung notwendig, um das Untersuchungsgebiet abgrenzen zu können. Allerdings dürfen die aus einer in dieser Weise eingeengten Untersuchung erzielten Ergebnisse nicht ohne Berücksichtigung der zunächst ausgeklammerten Aspekte für die Ableitung einer Gesamtbeurteilung herangezogen werden. So wären beispielsweise Ergebnisse, die den Verbrauch natürlicher Ressourcen bis zu deren vollkommenen Erschöpfung unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten empfehlen mögen, dahingehend zu überprüfen, ob sie beispielsweise unter biologischen — u.a. Reduzierung des “Gen-Pools” — oder ethischen — u.a. Benachteiligung zukünftiger Generationen — Gesichtspunkten vertretbar sind. Hier stellen sich jedoch Bewertungsprobleme, die den Rahmen einer wirtschaftswissenschaftlich orientierten Arbeit bei weitem sprengen würden. Denn hier kann kaum beantwortet werden, ob der Erhalt der Artenvielfalt auf der Erde von so großer Bedeutung ist, daß wirtschaftliche Interessen vor diesem Ziel zurücktreten müßten. Allerdings lassen sich derartige Fragestellungen nicht völlig von der ökonomisch orientierten Betrachtungsweise trennen, sobald der Begriff ‘Nutzen’ nicht mehr nur materielle Einheiten umfaßt, sondern zum Beispiel auch den Nutzen einer relativ intakten Natur einbezieht, u.a. im Sinne von Erholungs- und Freizeitwert, aber auch in bezug auf die Erhaltung der Lebensgrundlage und damit der Produktionsbedingungen überhaupt.
Ronald Bogaschewsky

Produktions- und kostentheoretische Betrachtungen

1. Die Bedeutung der Produktions- und Kostentheorie für umweltwirtschaftliche Problemstellungen
Zusammenfassung
Die Produktionstheorie stellt ein formales Instrumentarium dar, mit dessen Hilfe sich Aussagen auf unterschiedlichen Entscheidungsebenen herleiten lassen. Hierzu wird der Aggregationsgrad der zugrundeliegenden Daten und Zusammenhänge variiert. Gemeinsam ist den verschiedenen Betrachtungsebenen der Versuch, mengenmäßige Input/Output-Beziehungen abzuleiten, die Regelmäßigkeiten bei der Güter- bzw. Leistungserstellung abzubilden vermögen. 1 Diese Beziehungen können formal in der Form von Produktionsfunktionen definiert warden2, die es ermöglichen, Ausbringungsmengen produzierter bzw. zu fertigender Güter und Leistungen in Abhängigkeit von den eingesetzten Faktormengen zu bestimmen bzw. entsprechende Beziehungen zu approximieren. Dabei kann eine Beschreibung dieser Zusammenhänge in der Form mathematischer Funktionen zumeist nur eine Annäherung an die tatsächlichen und in der Regel komplexen Gegebenheiten sein.
Ronald Bogaschewsky
2. Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt im Rahmen aggregierter Modelle
Zusammenfassung
Bei der Diskussion ob und gegebenenfalls wie die natürliche Umwelt in der Produktionstheorie berücksichtigt werden sollte, ist ein Rückblick auf die historische Entwicklung von Interesse. Die Relevanz der Betrachtung historischer Gegebenheiten wird u.a. dadurch begründet, daß eine Einbeziehung der natürlichen Umwelt in produktionstheoretische Ansätze vor dem Hintergrund der realen wirtschaftlichen, technologischen, aber auch gesellschaftlichen und politischen, sowie nicht zuletzt der naturalen Bedingungen gesehen werden muß. Aufgrund der sich in der Zeitgeschichte verändernden Hintergrundbedingungen weisen auch die in den jeweiligen Epochen und Ländern entwickelten produktionstheoretischen Erklärungsansätze spezifische Unterschiede auf. Begleitet wurde die Entwicklung der Produktionstheorie von einer, teilweise heftig umstrittenen, Diskussion um die korrekte Bestimmung des Wertes erzeugter Güter. Diese Diskussion, die vielfach sogar im Vordergrund der Betrachtungen stand, erfolgte u.a. aus dem Grunde so kontrovers, da sich mit der Bestimmung des Wertes auch die Erzeuger dieses Wertes identifizieren ließen. Den “Produzenten” des Wertes muß jedoch — bei Ansatz des Verursachungs- bzw. Gerechtigkeitsprinzips — der Großteil des aus diesem Wert entstehenden Nutzens zugebilligt werden. Hieraus ergeben sich somit direkt verteilungspolitische Konsequenzen, die bestehende Gesellschafts- bzw. Herrschaftsformen nachhaltig gefährden konnten. Eine Beschäftigung mit der Produktionstheorie tangierte somit immer — zumindest indirekt — die Politik, so daß produktionstheoretische Fragestellungen die Hauptthemen der ‘politischen Ökonomie’ mitbestimmten.
Ronald Bogaschewsky
3. Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt in betriebswirtschaftlichen Modellen der Produktions- und Kostentheorie
Zusammenfassung
In den nachfolgenden Abschnitten soll untersucht werden, wie eine problemadäquate Einbeziehung der produktionsrelevanten natürlichen Umwelt im Rahmen betriebswirtschaftlicher Modelle der Produktions- und Kostentheorie erfolgen kann. Hierzu wird zunächst in Abschnitt 3.1 geklärt, in welcher Weise die natürliche Umwelt bzw. deren Komponenten die Input- und Outputseite der Produktion beeinflussen kann. In Abschnitt 3.2 wird dann aus dem konventionellen Input/Output-Modell des Produktionsprozesses ein erweitertes, an betriebswirtschaftlichen Größen orientiertes Input/Output-Modell abgeleitet. Anschließend wird in Abschnitt 3.3 gezeigt, daß das verwendete Modell des Produktionsprozesses — sowohl auf der Input- als auch auf der Outputseite — auf die Theorie leistungsabhängiger Faktorverbrauchsfunktionen nach Gutenberg übertragen werden kann. Hierzu werden artspezifische Einheitskostenfunktionen der Umweltnutzung definiert. Diese Funktionen können neben typischen “U-förmigen” Verläufen häufig auch nicht-stetige Verläufe aufweisen, was zu Konsequenzen für die Niedrigstkostenkurve sowie deren Herleitung und damit für die optimale Anpassungsstrategie führt, die im einzelnen dargelegt werden. Der Abschnitt 3.4 diskutiert Anpassungsstrategien bei Vorliegen von Emissionsbeschränkungen hinsichtlich der zeitpunktbezogenen Emissionen und der Gesamtemissionen im Planungszeitraum sowie die Kostenwirkungen dieser Strategien. In diesem Zusammenhang werden unterschiedliche Emissionsfunktionen betrachtet und Auswirkungen von Beschränkungen in den relevanten Verlaufsphasen der Funktionen analysiert.
Ronald Bogaschewsky

Produktionsmengenplanung

1. Zur Berücksichtigung der Umweltnutzung in der Produktionsmengenplanung
Zusammenfassung
Wie die Ausführungen in Hauptabschnitt 3. des Teils I dieser Arbeit zeigen, kann die explizite Einbeziehung der Umweltnutzung in Verbrauchsfunktionen sowie über die Definition von Restriktionen einen deutlichen Einfluß auf die Produktionsmöglichkeiten und die Kostensituation des Unternehmens bei verschiedenen Ausbringungsmengen ausüben. Ob der zu erwartende monetäre Nutzen, der sich aufgrund der Nutzung optimaler Anpassungsstrategien ergibt, den Aufwand für eine exakte Analyse — wie sie in Abschnitt I.3 dargestellt wurde — übersteigt, ist im Einzelfall abzuschätzen. Die potentiellen Kostenreduzierungen bei optimaler Anpassung an Ausbringungsmengenanforderungen sind jedoch nur ein Aspekt, der die detailliertere Untersuchung der Auswirkungen einer Einbeziehung umweltrelevanter Fragestellungen vorteilhaft erscheinen läßt.
Ronald Bogaschewsky
2. Konsequenzen der Berücksichtigung von Umweltnutzung auf die optimale Ausbringungsmenge
Zusammenfassung
Wie in Abschnitt 1.3.3.4 verdeutlicht wurde, bewirkt die Einbeziehung der Umweltnutzung über Verbrauchsfunktionen eine Veränderung der variablen Einheitskostenfunktion. Bei Unterstellung einer entsprechenden Abhängigkeit der Kosten für die Umweltnutzung von der Leistung der Aggregate, kann häufig neben der allgemeinen Erhöhung der Kosten eine Reduzierung der einheitskostenminimalen Intensität festgestellt werden. Im Falle leistungsbereichsabhängiger Umweltnutzungskosten, die nicht-stetige Einheitskostenfunktionen implizieren, wird in der Regel ein Intensitätssplitting in Bereichen der intensitätsmäßigen Anpassung der Maschinen wirtschaftlich. Aus diesen veränderten Kostenverläufen resultiert gleichsam eine neue Situation für die Planung der optimalen Fertigungs- bzw. Angebotsmengen der Unternehmung, da mit den ausbringungsmengenabhängigen Kosten ein entscheidender Parameter der Planung verändert wurde. Dies gilt auch für die weiteren in den Abschnitten 3.3 und 3.4 diskutierten Varianten, die sich beispielsweise als Folgewirkungen etwaiger umweltpolitischer Maßnahmen seitens des Staates ergeben können.
Ronald Bogaschewsky
3. Berücksichtigung von Umweltnutzung in der operativen Produktionsprogrammplanung bei mehrstufiger Mehrproduktartenfertigung und Unsicherheit
Zusammenfassung
Die Bestimmung des optimalen Produktionsprogramms — also der optimal herzustellenden Produktarten und -mengen — ist für Mehrproduktartenunternehmungen für alle Produktarten simultan durchzuführen, sofern die Produktarten um knappe Ressourcen konkurrieren. Wird dagegen jede Produktart unabhängig von den anderen erzeugt, das heißt werden beispielsweise jeweils unterschiedliche Betriebsmittel und anderes Personal eingesetzt und stehen weitere Kapazitäten (wie Lagerraum, Finanzmittel, logistische und administrative Kapazitäten1) ausreichend oder jeweils exklusiv für die Erzeugung der einzelnen Produktarten zur Verfügung, so kann die Bestimmung der optimalen Produktionsmengen auf die in Abschnitt 2. dargelegte Weise erfolgen. Aufgrund von in der Praxis häufig gegebenen terminlichen Restriktionen kann in der Regel — selbst bei temporärer Unterbeschäftigung — davon ausgegangen werden, daß zumindest zeitweise Engpässe auftreten. Die Konkurrenz der zu erzeugenden Produktarten kann in einem operativen Produktionsprogrammplanungsmodell abgebildet werden.
Ronald Bogaschewsky
4. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Ausführungen des Teils II dieser Arbeit sollten die Auswirkungen und die Bedeutung der Einbeziehung von umweltrelevanten Aspekten, die die ökonomischen Rahmenbedingungen bei kurzfristiger Betrachtung beeinflussen, in die Produktionsmengenplanung verdeutlichen. In diesem Zusammenhang konnte für einstufige Einproduktartenmodelle gezeigt werden, daß eine kostenpflichtige Umweltnutzung die kurzfristige Gewinn- und die Rentabilitätssituation des Unternehmens verschlechtert. Neben einer Abnahme der Gewinn- bzw. Rentabilitäts-größen ist dabei festzustellen, daß sich auch die jeweils optimalen Ausbringungsmengen verringern und sich die Mengenbereiche, in denen ein Gewinn erzielt wird, verkleinern. Dieser Sachverhalt kann in gesamtwirtschaftlicher Sicht dazu führen, daß sich das Angebot an Produkten bei angenommener Preiskonstanz verringert. Bei unveränderter Nachfragefunktion läge ein neues Gleichgewicht bei einer geringeren Menge und einem höheren Preisniveau.
Ronald Bogaschewsky
Schlußbemerkung
Zusammenfassung
Unabhängig von persönlichen Einschätzungen zur Dringlichkeit der Ergreifung von Maßnahmen zum besseren Schutz der Umwelt sowie zur Schonung natürlicher Ressourcen wird heute im allgemeinen die Notwendigkeit anerkannt, umweltrelevante Fragestellungen mehr als bisher in wirtschaftswissenschaftliche Betrachtungen einzubeziehen. Die zunehmende Anzahl an Veröffentlichungen, die sowohl ökonomische als auch ökologische Fragestellungen aufgreifen und diese auch zueinander in Beziehung setzen, sowie die Aktivitäten wissenschaftlicher Organisationen wie beispielsweise dem Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V., innerhalb dessen seit einigen Jahren eine Kommission ‘Umweltwirtschaft’ existiert, verdeutlichen die auch aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht hohe Relevanz des Themas ‘Umwelt’.
Ronald Bogaschewsky
Backmatter
Metadaten
Titel
Natürliche Umwelt und Produktion
verfasst von
Ronald Bogaschewsky
Copyright-Jahr
1995
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-94434-4
Print ISBN
978-3-409-13250-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-94434-4