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1981 | Buch | 2. Auflage

Die Bilanzwahrheit und die Bilanzlüge

verfasst von: Dr. Carl Zimmerer

Verlag: Gabler Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: Der Bilanzinhalt
Zusammenfassung
Die Bilanz hat die Aufgabe, den Unternehmer und die mit dem Unternehmen verbundenen Personen und Institutionen über die Vermögenslage und über die Erfolgsentwicklung zu unterrichten. Grundsätzlich ist es nicht notwendig, für jeden Personen- oder Interessentenkreis eine andere Bilanz zu machen. Es ist ein arger Mangel, daß in den meisten westlichen Ländern die verschiedenen handeis- und steuerbilanzrechtlichen Vorschriften voneinander abweichen. Die Untergliederung der Bilanz sollte nach Zielgruppen unterschiedlich sein; der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft muß sicherlich mehr Einzelheiten erfahren als der Kleinaktionär. Aber die Zahlen sollten für jedermann die gleichen sein; und sie sollten auch weder für den Fiskus noch für die Gesellschafter manipuliert werden dürfen.1 Ebenso ist es notwendig, daß wir ein einheitliches Bilanzrecht für alle Rechtsformen bekommen. Das schließt selbstverständlich nicht aus, daß Abweichungen für einzelne Wirtschaftszweige verordnet werden; ebenso müssen sicherlich auch in Zukunft bestimmte Wirtschaftsbereiche, wie Banken und Versicherungsunternehmen, mit eigenen Formblättern arbeiten. Aber wir brauchen im Prinzip eine einheitliche Bilanzierung.
Carl Zimmerer
I. Zum Umfang der Aufzeichnungen
Zusammenfassung
Bilanz und Erfolgsrechnung stellen das Herzstück der Rechnungslegung des Unternehmens dar. Sie können nicht alle Zahlen, die von Wichtigkeit sind, beinhalten; die Statistiken der Kunden, der Mitarbeiter, der Preisentwicklung und dgl. sind wichtige Aufschlüsse über die Entwicklung einer Firma, die außerhalb des Bilanzbildes mitgeteilt werden müssen. Weiterhin sind schon deshalb, weil man eine Bilanz nicht zu lang machen kann, bestimmte Aufschlüsselungen zahlenmäßiger und verbaler Art in Geschäftsberichten und eventuell auch in mündlichen Erläuterungen zu geben. Da anzustreben ist, daß Bilanz und Erfolgsrechnung samt dem dazugehörenden Geschäftsbericht auch einer beschränkten oder unbeschränkten Zahl Außenstehender zugänglich gemacht werden sollen, wird es auch Informationen geben, die intern bleiben müssen; diese können aber nie die Höhe des Vermögens und der Verbindlichkeiten, die Umsätze, Erträge und Aufwendungen der vergangenen Periode und die Risiken, die zum Zeitpunkt der Rechnungslegung bestanden, betreffen. Was geschehen ist, kann, wenn auch zusammengefaßt, publiziert werden. Was man vorhat, das muß man zum Teil schon im Interesse der Eigentümer, der Gläubiger und der Mitarbeiter vertraulich behandeln.
Carl Zimmerer
II. Das Vermögen
Zusammenfassung
Es ist eine internationale Gewohnheit, daß die erste Gruppe von Vermögenspositionen den Geschäftswert oder Goodwill ausmacht. Da diese Positionengruppe außerordentlich unterschiedlich bewertet werden kann, stellt ihr Ausweis meist eine Verlegenheitslösung dar. Eugen Schmalenbach hat sehr pauschal den Geschäftswert als den Überschuß des Ertragswertes über den Substanzwert bezeichnet; ist ein Unternehmen wenig oder gar nicht gewinnbringend, so hat es nach Meinung des Begründers der dynamischen Bilanzauffassung einen „negativen Good-will“ — d. h. einen Passivposten an Stelle des Aktivums.
Carl Zimmerer
III. Das Kapital
Zusammenfassung
Wir unterscheiden
a)
(voll versteuertes) deklariertes Festkapital auf Dauer (z. B. Grundkapital der AG, Stammkapital der GmbH),
 
b)
voll versteuertes, voll eingezahltes Eigenkapital auf Zeit (z. B. Gesellschaftsdarlehen),
 
c)
unversteuertes Eigenkapital (z. B. die Sonderrücklagen, die z. T. unbedingt nachzuversteuern sind, z. T. wie nach § 6 b EStG nur dann nachzuversteuern sind, wenn eine Wiederanlage unterbleibt), oder steuerfreie Rücklagen wie z. B. die nach dem Entwicklungsländer-Steuergesetz, die jährlich mindestens mit einem Zwölftel bzw. einem Sechstel gewinnmindernd aufzulösen sind.
 
d)
Eigenkapital außerhalb der Bilanz, das einigen oder allen Gläubigern voll haftet (Eigenvermögen der Komplementäre oder der nicht voll haftenden Gesellschafter, das aber für die Schulden des Unternehmens bürgt),
 
e)
unsichtbares Eigenkapital in Gestalt unversteuerter stiller Reserven.119
 
Carl Zimmerer
IV. Die Erfolgsrechnung
Zusammenfassung
Die Erfolgsrechnung ist im Ausland im allgemeinen weniger aussagefähig als hierzulande. Wir haben es uns angewöhnt, Kosten- und Erfolgsrechnung voneinander zu trennen; daher enthält die Erfolgsrechnung großenteils andere Kategorien als die Kostenrechnung. Trotzdem kommt es im mittelständischen Bereich — selbst mit dem Testat angesehener Wirtschaftsprüfer — da und dort noch in den Erfolgsrechnungen vor, daß der Materialaufwand fehlt und mit Positionen wie Fertigungsgemeinkosten, Verwaltungs- und Vertriebskosten und derlei operiert wird. In den Vereinigten Staaten überwiegt die Einteilung nach Funktionsbereichen; da man die Wertigkeit dieser Bereiche unterschiedlich einschätzt, hat man eine Regeleinteilung getroffen, die mit mehreren Zwischensummen operiert und dadurch mehr Länge als Inhalt repräsentiert. Bei uns hat man bei der Aktienrechtsreform von 1965 zwar das Schema — nämlich die Staffelform — übernommen und das Konto-Prinzip, das für die doppelte Buchführung systemlogisch, wenn nicht sogar systemzwingend ist, dafür abgeschafft. Den alten Inhalt aber hat man weitgehend beibehalten; wir haben also keine Einteilung in Kostenkategorien bekommen, sondern sind bei Aufwands- und Ertragspositionen geblieben.
Carl Zimmerer
V. Die politischen Folgerungen
Zusammenfassung
Weil sich die gewerkschaftliche Politik der ständigen Mehrforderung von Löhnen bei gleichzeitiger Arbeitszeitkürzung nicht mit dem Postulat der Geldwertstabilität verträgt, haben die westlichen Regierungen in der zweiten Nachkriegszeit dieses Jahrhunderts einen Dauer-Inflationierungsprozeß eingeleitet. Dieser hat nicht mehr das ungeheure Ausmaß der Inflation der zwanziger Jahre in Deutschland erreicht. Er hielt sich in Europa in der Regel in jährlichen Raten zwischen wenigen und allenfalls 10 bis 20 Prozent, erreichte aber in Lateinamerika und einigen Ländern Asiens jährliche Sätze, die in die Hunderte von Prozenten gingen. Jahre der Geldwertstabilität waren überall im Westen die Ausnahme. Eine Deflation hat es nur noch monatelang, nicht mehr jahrelang gegeben. Die kleinen Inflationsraten der unmittelbaren Nachkriegszeit waren auch leicht erträglich, stieg ja die Kaufmacht des Geldes durch die Vergrößerung des Waren- und Dienstleistungsangebots ständig. Auch die Produktivität der Arbeit nahm bis in die sechziger Jahre dieses Jahrhunderts unbestritten von Jahr zu Jahr zu. Jedoch hatte z. B. eine vergleichsweise stabile Währung wie die DM-West bei einem Indexstand von 69,7 im 2. Halbjahr 1948 im Jahre 1976 immerhin 140,2 Punkte erreicht. Dies galt für die Lebenshaltung eines 4-Personenhaushalts mit mittlerem Einkommen.154
Carl Zimmerer
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Bilanzwahrheit und die Bilanzlüge
verfasst von
Dr. Carl Zimmerer
Copyright-Jahr
1981
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-96357-4
Print ISBN
978-3-322-96358-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-96357-4