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1996 | Buch

Strategische Gruppen in der Bauindustrie

verfasst von: Artur Baldauf

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Über dieses Buch

Geleitwort Das Konzept der strategischen Gruppen wurde innerhalb der letzten 20 Jahre in die wissenschaftliche Diskussion eingebracht und erfreut sich seit damals wachsendem Interesse. Die Ansätze für dieses Konzept weisen einerseits in den Bereich der Volkswirtschaftslehre, andererseits in den der Betriebswirtschaftslehre und hier insbesondere in die Strategieforschung und ihre marketingbezogenen Auswirkungen. Der Forschungsgegenstand sind Unternehmen in ihrer Beziehung zueinander und als Teil eines größeren Ganzen, wobei hierunter zumeist einzelne Märkte beziehungsweise als größere Einheit Branchen oder Industriesektoren zu verstehen sind. Die vorliegende Dissertation ist eine breit angelegte Schrift, die auch in ihrem Aufbau die oben angesprochene Verankerung der strategischen Gruppen berücksichtigt und versucht, die Wurzeln der strategischen Gruppen in den beiden Wirtschafts­ wissenschaften aufzuzeigen. Darüberhinaus werden auch noch psychologische und soziologische Erklärungsansätze durchleuchtet. Gibt es in der Literatur keine Einigkeit über die Definition von "strategischen Gruppen", so folgt Artur Baldauf der Auffassung von Cool und Schendei und faßt strategische Gruppen als eine Anzahl von Unternehmen auf, die auf der Basis gemeinsamer Ziele und Ressourcen miteinander konkurrieren. Demgemäß ist die Frage des Wettbewerbes innerhalb einer strategischen Gruppe beziehungsweise zwischen unterschiedlichen Gruppen (und hier insbesondere die Diskussion über Mobilitätsbarrieren) von großem Interesse. Die eingehende Beschäftigung mit der einschlägigen Literatur belegt auch der Abschnitt, in dem die bisher publizierten empirischen Resultate zusammengetragen und im Rahmen einer Meta-Analyse miteinander verglichen werden. Sinngemäß beantwortet Artur Baldauf die Frage, ob im Rahmen der bisherigen Forschung Regelmäßigkeiten bei der Analyse von strategischen Gruppen in verschiedenen Märkten bzw. Branchen festgestellt werden konnten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
I. Einführung
Zusammenfassung
Strategische Problemstellungen werden in der Betriebswirtschaftslehre erst seit ungefähr drei Dekaden systematisch bearbeitet. Ende der 60er Jahre erkannte man aufgrund unternehmensexterner Diskontinuitäten, daß die unternehmerischen Anstrengungen auch dahingehend zu richten sind, das Unternehmen in eine adäquate Beziehung zu seiner Umwelt zu setzen. Dementsprechend kann eine Strategie allgemein mit jener(n) Maßnahme(n) gleichgesetzt werden, anhand derer Unternehmen an ihre Umwelt angepaßt werden. Wie später noch ausgeführt wird, ist es jedoch nicht zulässig, von einem einheitlichen Strategieverständnis auszugehen. Demnach werden, nach der hier vertretenen Auffassung, jene unternehmerischen Aktivitäten als Strategie verstanden, welche durch geeignete markt- und unternehmensbezogene Einsätze sowohl Wettbewerbs- als auch Erfolgsvorteile generieren (vgl. Hofer, Schendel 1978).
Artur Baldauf
II. Erklärungsansätze zur Theorie der Unternehmung
Zusammenfassung
Erklärungsansätze zur Theorie der Unternehmung befassen sich im wesentlichen mit folgenden Fragestellungen: Warum existieren Unternehmen? Worin bestehen die Funktionen der Unternehmung? Welche Determinanten bestimmen den Tätigkeitsbereich und die Größe der Unternehmung? (vgl. Oberender 1994, S. 65; Zinkhan, Pereira 1994, S. 201). In der Literatur findet man diesbezügliche Ausführungen auch unter dem Begriff Organisationstheorien3 (vgl. Van de Ven, Joyce 1981; Frese 1992; Kieser 1993), womit angedeutet wird, daß sich die einzelnen Erklärungen nicht nur auf privatwirtschaftlich organisierte, gewinnorientierte Institutionen beschränken, sondern auch gemeinwirtschaftliche, nicht primär gewinnorientierte Organisationen in die Analyse einbeziehen. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften herrscht weitgehend Übereinstimmung, daß Unternehmen4 der “Ausdruck des planvoll koordinierten Handelns” (Vanberg 1983, S. 63) sind.5 Unternehmen sind wie private Haushalte Wirtschaftseinheiten, “die ... als Marktparteien oder Kontrahenten am arbeitsteiligen Wirtschaftsprozeß beteiligt sind” (Schierenbeck 1993, S. 23), sie sind begründungsbedürftig und stehen in engem Zusammenhang mit den Arbeitsplätzen. Deshalb haben sie eine große Bedeutung für den Wohlstand einer Volkswirtschaft (vgl. Loitlsberger 1990, S. 9). Zur Theorie der Unternehmung bzw. der Organisationen existieren in der Literatur eine Vielzahl von Erklärungsversuchen, die sich v. a. dadurch unterscheiden, aus welchem Betrachtungswinkel man sich mit dem Komplex Unternehmen auseinandersetzt.
Artur Baldauf
III. Wettbewerbstheoretische und strategische Grundlagen
Zusammenfassung
Im vorigen Abschnitt II wurden wesentliche Ansätze dargestellt, welche zur Klärung der Existenz von Unternehmen beitragen können. Obwohl die Erklärungsansätze von unterschiedlichen Sichtweisen ausgehen, kann dennoch festgestellt werden, daß dort die individuelle Unternehmung das Untersuchungsobjekt bildet. Bei den bisherigen Ausführungen wurde aber nicht auf die Interaktionen zwischen Marktteilnehmern eingegangen und deshalb werden diesbezügliche Problembereiche in diesem Abschnitt näher behandelt. Es soll dargestellt werden, wodurch die “Co-Existenz” der Unternehmen — d. h. der Wettbewerb — charakterisiert ist. Nach der Klärung von grundsätzlichen Begriffen wird die Entwicklung der traditionellen wettbewerbstheoretischen Modelle bis hin zum industrieökonomischen Paradigma erläutert. Durch diese Ausführungen werden insbesondere die strukturbezogenen Elemente des Marktes abgehandelt, wodurch sich die Darstellungen zunächst auf ein “aggregiertes” Niveau (auf sog. Marktdaten) beziehen. Anschließend wird die Unternehmensebene dermaßen berücksichtigt, in dem auf die strategiebezogenen Eigenschaften Bezug genommen wird. Das grundlegende Ziel der folgenden Abhandlungen besteht demnach
  • in der Bestimmung der strukturrelevanten (Markt-)Determinanten unter besonderer Bezugnahme auf die (mikro-)ökonomischen Modelle und das industrieökonomische Paradigma, sowie
  • in der Bestimmung der unternehmerischen Strategiedimensionen.
Artur Baldauf
IV. Theoretische Bezugspunkte zu den strategischen Gruppen
Zusammenfassung
Durch die eingehende Behandlung mit strategischen Fragestellungen im Zuge der Wirtschaftsdynamik der 60er Jahre dieses Jahrhunderts wurde seitens der Strategieforschung die Einsicht gewonnen, daß die Unternehmen den geänderten Marktbedingungen angepaßt werden müssen. Berücksichtigung fand dies in der Entwicklung von diversen Portfoliomodellen (vgl. z. B. BCG-Matrix, McKinsey-Matrix), anhand derer unternehmensexterne und unternehmensinterne Dimensionen vereint werden konnten (vgl. Boston Consulting Group 1970; Hedley 1977; Day 1977). Diese Modelle liefern auch Anhaltspunkte für die Ressourcenallokation, und darüberhinaus ist es möglich, normative Handlungsempfehlungen zur Verwirklichung der Unternehmensziele auf deren Basis abzuleiten.160 Die intensive Beschäftigung mit den Portfoliomodellen führte in der Strategieforschung zunächst aber dazu, daß die Entwicklungen in anderen Forschungsdisziplinen, wie der Industrieökonomie, nicht berücksichtigt worden sind (vgl. Bauer 1991, S. 390). Wie vorhin angedeutet, bestand ein starkes Forschungsinteresse der Industrieökonomie in der Analyse und Erklärung des Zusammenhanges zwischen der Marktkonzentration und dem Markterfolg, wobei aber in weiteren Arbeiten anstatt der Marktkonzentration der Einfluß der Verteilung der Marktanteile innerhalb einer Branche auf die Rentabilität bzw. die Gewinne der Unternehmen untersucht wurde. Einen positiven Zusammenhang zwischen dem Marktanteil eines Unternehmens und der Unternehmensrendite wiesen Shepherd (vgl. 1972) und Gale (vgl. 1972) nach.
Artur Baldauf
V. Strategische Gruppen: Eine Meta-Analyse
Zusammenfassung
In den letzten zwei Dekaden entwickelte sich ein großes Forschungsinteresse im Bereich der strategischen Gruppen. Ausdruck dafür sind die vielen zu diesem Thema veröffentlichten Beiträge. Die Forschungsbemühungen beschränkten sich jedoch nicht nur auf empirische Untersuchungen, sondern bis dato wurden auch schon einige konzeptionelle, theoriebildende Arbeiten geleistet, wobei aber festgehalten werden muß, daß der Wissensstand über die Determinanten bzw. Implikationen der strategischen Gruppen größtenteils aus individuellen Untersuchungen resultiert. Auf der Basis von diesen jeweils situationsbezogenen Ergebnissen versuchte man anschließend, zu verallgemeinernden Aussagen zu gelangen. Aus diesem Grund erscheint es notwendig zu untersuchen, wieviel wir wirklich über die strategischen Gruppen “wissen”. Es ist demnach zu überprüfen, ob aus der Summe der bisherigen Beiträge generalisierbare Aussagen bzw. Aussagensysteme abgeleitet werden können. Was die Betriebswirtschaftslehre im allgemeinen und die Marketingdisziplin im besonderen betrifft, so ist an dieser Stelle anzumerken, daß der Bestand an allgemeingültigen Aussagensystemen “spärlich” ist (vgl. Leone, Schultz 1980, S. 10), wobei aber in diesem Zusammenhang noch festzulegen ist, wann man von allgemeingültigen bzw. generellen Aussagen sprechen kann. Nach Chmielewicz (vgl. 1979) sind generelle Aussagen solche, die sich bewährt haben, d. h. deren zugrundeliegende Hypothesen bisher nicht verworfen wurden. Man spricht in diesem Zusammenhang dann auch von nomologischen Aussagen.
Artur Baldauf
VI. Empirische Analyse der österreichischen Bauindustrie
Zusammenfassung
Im Rahmen des empirischen Teils dieser Arbeit werden nun die österreichischen industriellen Bauunternehmen im Hinblick auf deren Wettbewerbsverhalten und den Unternehmenserfolg analysiert. Außerdem wird noch die diesen Unternehmen zugrundeliegende Wettbewerbsstruktur untersucht. Da von der österreichischen Bauindustrie keine aktuelle Dokumentation vorliegt, auf der die vorwiegend betriebswirtschaftlich motivierte Analyse aufbauen könnte, wird das Untersuchungsobjekt zunächst nach allgemeinen Kriterien dargestellt, um sowohl den gesamtwirtschaftlichen Stellenwert als auch die wesentlichen situationsbezogenen Spezifika zu erkennen. Bevor jedoch auf die Ergebnisse dieser Arbeit Bezug genommen wird, muß noch auf deren grundsätzlich explorativen Charakter hingewiesen werden. Da, abgesehen von Aussagen auf hochaggregiertem Niveau, keine zuverlässigen Erkenntnisse über diesen Wirtschaftszweig — d. h. den diesem zugeordneten Unternehmen — existieren, sind auch alle hier abgeleiteten Ergebnisse vor diesem Hintergrund zu interpretieren.
Artur Baldauf
Backmatter
Metadaten
Titel
Strategische Gruppen in der Bauindustrie
verfasst von
Artur Baldauf
Copyright-Jahr
1996
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-99360-1
Print ISBN
978-3-8244-6330-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99360-1