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1989 | Buch

Die Erfahrungskurve im Telekommunikationsbereich

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Über dieses Buch

Das Buch unternimmt eine theoretische Fundierung der empirischen Beobachtung, daß die realen Stückkosten eines Produktes mit zunehmender Produktionserfahrung des herstellenden Unternehmens stetig sinken. Für die funktionale Beschreibung dieses Phänomens hat sich der Name "Erfahrungskurve" eingebürgert. Die bisher im Vordergrund stehenden betriebswirtschaftlichen Aspekte werden in diesem Buch in Verbindung mit volkswirtschaftlichen Fragestellungen aus dem Bereich der Wettbewerbspolitik behandelt. Erstmals entwickelt werden hier ein Ansatz zur Verbindung der Erfahrungskurventheorie und der Theorie dynamischer natürlicher Monopole, eine empirische Schätzung von Kosten-Erfahrungskurven im Bereich des Telefondienstes der DBP und damit einer der ersten Nachweise der Gültigkeit von Erfahrungskurven im Dienstleistungsbereich und eine Schätzung von Preiserfahrungskurven bei Zulieferern von Telefonapparaten und ihre Anwendung auf beschaffungspolitische Probleme. Forschern und Studenten wird ein theoretischer Analyserahmen für eigene empirische Arbeiten geboten. Praktiker im Telekommunikationsbereich erhalten nützliche Informationen für die ordnungspolitische Gestaltung dieses Sektors und die strategische Planung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theorie der Erfahrungskurve

1. Historische Entwicklung der Erfahrungskurventheorie
Zusammenfassung
Die Erfahrungskurventheorie hat ihre Wurzeln in den Betrachtungen zahlreicher wissenschaftlicher Disziplinen über Lernprozesse. Der Begriff des Lernens ist in der Literatur nicht einheitlich definiert, je nach Wissenschaftsdisziplin werden unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund gestellt. In der Ökonomie versteht man unter “Lernen” im allgemeinen “...mehr oder weniger dauerhafte Veränderungen des Verhaltens, die weder auf endogene Reifungsprozesse, noch z.B. auf Krankheiten oder Verletzungen zurückzuführen sind und primär auf Umwelteinflüsse beruhen”1). In Kurzform läßt sich Lernen als ein Prozeß definieren, der aufgrund von Erfahrungen zu Verhaltensänderungen führt2). In Anlehnung an Clarke3) läßt sich “Erfahrung” als eine Situation modellieren, in denen die Gegenwart abhängt vom. Integral oder der Summe vergangener Werte von Entscheidungsvariablen.
Arnulf Heuermann
2. Begriffliche Zusammenhänge von Economies of Scale, Erfahrungskurve, Lernkurve und Verbundvorteile
Zusammenfassung
Bevor die Erfahrungskurve einer eingehenderen theoretischen Analyse unterzogen wird, sollen einige Begriffe, die in dieser Arbeit benutzt werden, definiert werden. Die Notwendigkeit ergibt sich vor allem daher, daß die Begriffe zum Teil gleiche Zusammenhänge beschreiben, aber in ökonomisch bedeutsamen Teilen nicht deckungsgleich sind.
Arnulf Heuermann
3. Ursachen des Erfahrungskurveneffekts
Zusammenfassung
Die Erfahrungskurve ist eine Trendfunktion, die das Kostensenkungspotential für ein Unternehmen beschreiben soll. Sie ist das Ergebnis eines komplizierten dynamischen Prozesses aller in der Realität auftretenden Kosteneinflußfaktoren. Die Aussage allein, daß mit dem Wachstum der kumulierten Menge auch das Kostensenkungspotential wächst, hilft einem Manager allerdings wenig, wenn er nicht auch die Ansatzpunkte kennt, mit denen er die tatsächlichen Stückkosten des Unternehmens an die potentiellen anpassen kann. Damit stellt sich die Frage nach den Ursachen des Erfahrungskurveneffekts.
Arnulf Heuermann
4. Typen von Erfahrungskurven
Zusammenfassung
Die allgemeine Spezifizierung der Erfahrungskurve in Kapitel 2 läßt Spielraum für verschiedene funktionale Formen der Schätzfunktionen. Die in der Literatur dargestellten und empirisch verwendeten Funktionsformen verzichten im allgemeinen auf eine explizite Einbeziehung des Einflusses schwankender Periodenoutputmengen auf den Verlauf der Stückkosten. Die Erfahrungskurve wird also ausschließlich von der kumulierten Menge abhängig gemacht. Der Grund liegt in der empirisch schwierigen Separierung der economies of scale Effekte, da kumulierte Menge und Periodenoutput voneinander nicht statistisch unabhängig sind. Generell führt ein Verzicht auf die explizite Einbeziehung der Periodenoutputmenge nicht zu Problemen, wenn die Skalenerträge konstant sind. Existieren economies oder diseconomies, so besteht nur bei im Zeitablauf konstanter Periodenausbringungsmenge kein Einfluß auf die Stückkostenentwicklung. Steigen die Periodenoutputs im Zeitablauf, so führen economies of scale zu einer Verstärkung, diseconomies dagegen zu einer Abschwächung oder Kompensation des Kostendegressions-effekts. Die am häufigsten empirisch getestete Funktionsform für Erfahrungskurven ist die “Log-lineare”.
Arnulf Heuermann
5. Erfahrungskurve und Wettbewerb
Zusammenfassung
Wettbewerb ist in der Ökonomie kein einheitlich definierter Begriff. Sowohl der Wettbewerbsprozeß als auch Wettbewerbsstruktur und Wettbewerbsfunktionen sind zwischen einzelnen volkswirtschaftlichen Schulen umstritten oder werden zumindest verschieden gewichtet. Entsprechend unterschiedlich fallen die Folgerungen aus, die wettbewerbspolitisch aus der Erfahrungskurventheorie zu ziehen sind.
Arnulf Heuermann
6. Querschnittsbetrachtungen
Zusammenfassung
Im Jahre 1978 veröffentlichte Henderson eine Erweiterung seines ursprünglichen Konzepts unter dem Titel “Cross Sectional Experience Curves” (Querschnittserfahrungskurven). Unter einer Querschnittserfahrungskurve versteht er die Kostendifferenz zwischen Wettbewerbern zu einem beliebigen Zeitpunkt. Diese Kostendifferenz ermittelt man dadurch, daß zunächst der Erfahrungskurvenverlauf der betrachteten Wettbewerber geschätzt wird und im zweiten Schritt ihre kumulierten Mengen bis zum Betrachtungszeitpunkt. Lassen sich die so gefundenen Punkte, die das vom jeweiligen Wettbewerber zu einem Zeitpunkt erreichte Stückkostenniveau angeben, durch eine horizontale Linie verbinden, so besteht kein Kostenvorteil für einen der Konkurrenten. Jede andere Lage der Schnittebene bezeichnet Wettbewerbsvorteile zu einem bestimmten Zeitpunkt. Henderson behauptet einen typischerweise vertikalen Verlauf der Schnittebene von links oben nach rechts unten im doppelt logarithmischen Stückkosten/Bestandsmengen Diagramm, wie in Abbildung 6-1 beispielhaft gezeichnet1).
Arnulf Heuermann

Empirische Analyse von Erfahrungskurven im Telekommunikationsbereich

7. Preiserfahrungskurven bei Herstellern von Fernsprechapparaten (Firmen und Branchenkurven)
Zusammenfassung
Die Nachfrage nach Telefonapparaten ist abzuleiten aus der Nachfrage des Fernsprechdienstes. Auf beiden komplementären Märkten bestand im Betrachtungszeitraum ein Angebotsmonopol der Deutschen Bundespost. Die gesetzliche Grundlage für diesen wettbewerblichen Ausnahmebereich bildet das Fernmeldeanlagegesetz von 1928, in dem festgeschrieben ist, daß das Recht Fernmeldeanlagen — nämlich Telegraphenanlagen für die Vermittlung von Nachrichten, Fernsprechanlagen und Funkanlagen — zu errichten und zu betreiben allein dem Bund zusteht1). Zu den Fernmeldeanlagen gehören nach herrschender Rechtsprechung auch die an das öffentliche Netz angeschlossenen Endeinrichtungen, insbesondere also auch Telefone.
Arnulf Heuermann
8. Kostenerfahrungskurven im Fernsprechdienst der DBP
Zusammenfassung
Bevor in diesem Abschnitt auf spezielle Detailprobleme der Output- und Kostenmessung im Fernsprechdienst eingegangen wird, soll einleitend ein kurzer Überblick über das betrachtete Geschäftsfeld gegeben werden. Der Fernsprechdienst setzte im Geschäftsjahr 1985 mit 164.000 Vollzeitkräften ca. 30 Mrd. DM um. Der Überschuß der Leistungen über die Kosten betrug ca. 4 Mrd. DM. Von knapp 38 Millionen Sprechstellen (Telefonhauptanschlüsse und anschließbare Einheiten an Nebenstellenanlagen) wurden ca. 17 Mrd. Orts- und 10 Mrd. Ferngespräche geführt.
Arnulf Heuermann
9. Konsequenzen für die Deutsche Bundespost
Zusammenfassung
Generell sind zwei beschaffungspolitische Situationen denkbar:
  • Die Beschaffung auf Märkten, deren Produkte bzw. Dienstleistungen die DBP auch selbst erstellen kann, und
  • die Beschaffung auf Märkten ohne Zugangsmöglichkeiten für die DBP.
Arnulf Heuermann
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Erfahrungskurve im Telekommunikationsbereich
verfasst von
Arnulf Heuermann
Copyright-Jahr
1989
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-45669-5
Print ISBN
978-3-540-51024-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-45669-5