Unternehmensakquisitionen, die intensivere Bearbeitung von Auslandsmärkten durch Joint-ventures oder eigene Tochtergesellschaften sowie die rechtliche Verselbständigung von Geschäftsbereichen (zum Beispiel im Rahmen von Holdingkonzepten) haben dazu geführt, daß heute fast jedes größere Unternehmen über diverse Beteiligungen verfügt. Mit dem Erwerb einer Beteiligung ist jedoch nur der erste Schritt zur Erreichung der verfolgten Ziele getan. Damit der angestrebte Akquisitionserfolg eintritt und der Wert des Gesamtunternehmens letztlich höher ist als die Summe seiner Teile, muß eine optimale Koordination und Steuerung aller Einzelgesellschaften stattfinden.
Dieser Beitrag befaßt sich mit einigen Problemfeldern, die im internationalen Konzern wegen einheitlicher Leitung zwischen Konzernleitung und den Geschäftsleitungen von Konzerngesellschaften aufgrund divergierender Interessenslagen auftreten können. Sie beeinflussen Planung und Steuerung und wirken sich aus auf Art und Wahrnehmung der Aufgaben des Konzerncontrollings als Spezialfall des Beteiligungscontrollings.
Volkmar Botta
Beteiligungscontrolling bei Strategischen Allianzen und Akquisitionen
Die Struktur der Weltelektroindustrie hat sich in den letzten 10 Jahren stärker verändert als in vielen Jahrzehnten davor. Bekannte Unternehmen, deren Name fast ein Synonym für die Entwicklung der Branche war, sind in ihrer Bedeutung zurückgefallen oder haben ihre Eigenständigkeit verloren und spielen vielleicht nur noch als Markenname eine Rolle innerhalb einer völlig anderen Konstellation. Andere Unternehmen haben sich soweit umstrukturiert, daß nur noch der geringere Teil ihrer Aktivitäten der Elektrobranche zuzuordnen ist. So bestreitet heute die traditionsreiche amerikanische General Electric nur noch weniger als 50 Prozent ihres Umsatzvolumens mit Produkten oder Dienstleistungen, die der Elektrobranche zuzurechnen sind. Der Rest sind branchenfremde Aktivitäten, wie z. B. Flugtriebwerke, Radiosender oder auch — und dieses mit steigendem Anteil — Finanzdienstleistungen. Bei der Firma ITT erinnert eigentlich nur noch der Name an eines der großen Unternehmen der Telekommunikationstechnik der fünfziger und 60er Jahre. An das Schicksal großer Namen, die ihre Selbständigkeit verloren haben und in anderen Gruppierungen aufgegangen sind, wie z. B. RCA, Zenith, Grundig, AEG, SEL, Plessey, Nixdorf, sei hier nur erinnert.
Die folgenden Gedanken zur Steuerung und Optimierung von Unternehmensakquisitionen beschränken sich auf den Bereich mittelständischer Unternehmenstransaktionen. Es werden ausschließlich Aspekte von Beteiligungserwerben diskutiert, die eine aktive Managementverantwortung im Bereich mittelständischer Unternehmen zum Ziel haben.
Konzeption und Organisation des Beteiligungscontrollings werden nicht nur durch die Beteiligungsstrategie eines Konzerns, sondern auch durch die Struktur seines Kerngeschäfts entscheidend geprägt. Auf Basis beteiligungsstrategischer Grundsatzüberlegungen wird vor dem Hintergrund der spezifischen Eigenarten der Luftverkehrsindustrie die Lufthansa-Beteiligungsstrategie erläutert. Hieraus abgeleitet werden die konkreten Aufgaben und Inhalte des Beteiligungscontrollings, das Zusammenspiel zwischen Mutter- und Beteiligungsgesellschaften und schließlich die Organisation des Beteiligungscontrollings. Am Beispiel der Deutschen Lufthansa AG lassen sich die Zusammenhänge zwischen Konzernaufgabe und Beteiligungsstrategie einerseits und Beteiligungsstrategie und Beteiligungscontrolling andererseits gut erklären. Die Sensibilisierung für das Erfordernis differenzierter Ansätze des Beteiligungscontrollings ist wesentliche Zielsetzung dieses Beitrags.
Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck ist eine der fünf größten Mediengruppen Deutschlands. Zu ihren Beteiligungen zählen Unternehmen aus den klassischen Verlagsfeldern (Zeitung, Zeitschriften und Buchverlag) sowie aus dem Bereich der Neuen Medien.
Der Begriff des Beteiligungscontrollings scheint relativ jung zu sein. Zumindest kommt man zu dieser Annahme, wenn man einen Blick in die (wissenschaftliche) Literatur wirft. In einschlägigen Handbüchern oder Standardwerken findet sich der Begriff weder im Stichwortverzeichnis noch wird er inhaltlich behandelt. Erst in jüngster Zeit sind einige Werke erschienen, die sich mit diesem Komplex beschäftigen. Dabei handelt es sich durchgängig um wirtschaftswissenschaftliche Dissertationen (in chronologischer Reihenfolge Schmidt 1986, Bendak 1992, Kleinschnittger 1993). In Form von Aufsätzen (vgl. stellvertretend Schmidt 1989, Volk 1992, Ringlsteller/Obring 1992, Weber 1992) ist das Thema nur wenig behandelt.