1980 | OriginalPaper | Buchkapitel
Kultur
verfasst von : Max Weber
Erschienen in: Elementare Soziologie
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die praktischen Erfahrungen handelnder Menschen schlagen sich in Realitätsdeutungen und Verhaltensregeln nieder, die zu kompakten «Sinnsystemen» zusammenwachsen und auf dem Weg über das Bewußtsein der an ihnen Beteiligten deren Handeln beeinflussen. Da menschliche Praxis sich im Rahmen sozialer Strukturen vollzieht, reflektieren die Ideen der Menschen über die Welt und über sich selbst die gesellschaftliche Situation, in der sie entstanden sind. Gleiche strukturelle Positionen bewirken ähnliche Erfahrungen und ähnliche Weltbilder; Austauschbeziehungen führen zu gemeinsamen Vorstellungen über berechtigte Erwartungen und angemessene Gegenleistungen. Indem soziale Interaktion menschliche Individuen in gemeinsame Handlungszusammenhänge integriert, nähert sie individuelle Realitätsdeutungen einander an und versieht Werte und Normen mit sozialer Verbindlichkeit. Auf diese Weise werden Ideen zu Elementen der kollektiven Identität sozialer Gruppen, deren Bedürfnissen und Erfahrungen sie einen Gemeinsamkeit verbürgenden handlungsleitenden Sinn verleihen. Dadurch, daß Ideen in das Selbstverständnis gesellschaftlicher Gruppen eingehen, werden sie zu «Kulturen», d. h. zu überindividuellen Vorstellungen, die kraft ihrer sozialen Verbindlichkeit einen gegenüber dem Individuum in gewissem Sinn externen, «objektiven» Charakter haben.