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13.12.2017 | Filiale | Interview | Online-Artikel

"Geldautomaten sind die Brücke zwischen physischer und digitaler Welt der Finanzen"

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Marc Terry

ist Managing Director für den Bereich EMEA bei Cardtronics.

Geldausgabeautomaten (GAA) bleiben ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung, auch wenn Banken ihr Filialnetz immer weiter ausdünnen. Marc Terry verrät im Interview mit Springer Professional, wie Geldhäuser sie noch besser einsetzen können.

Springer Professional: Herr Terry, die kürzlich veröffentlichte Studie von Cardtronics zeigt deutlich, dass Kreditinstitute schnell Bestandskunden beim Bargeldbezug am Automaten verlieren können, wenn sie Geldautomaten nach Filialschließungen nicht mehr als Ankerpunkt für die Kundenbindung betreiben. Warum sind Geldautomaten nach wie vor so beliebt?

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Marc Terry: Die Rolle von Bankfilialen in unserem Finanzdienstleistungssystem befindet sich im Umbruch. Mit der Schrumpfung von Filialnetzen werden Geldautomaten immer wichtiger, da sie zur Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt unserer Finanzen werden. Für viele Bankkunden ist der Bezug von Bargeld mit Abstand der wichtigste alltägliche Transaktionsservice, den sie von ihrer Bank in Anspruch nehmen. Das liegt daran, dass Bargeld nach wie vor einen Grundpfeiler unserer Bezahlgewohnheiten darstellt. Übrigens, das ist nicht nur ein deutsches Phänomen. Wir können einen stabilen Fortbestand der Nachfrage nach GAA in einer zunehmend digitalisierten Bankenwelt auch in vielen anderen Märkten beobachten.

Welche neuen Geschäftsmodelle sind aus Ihrer Sicht rund um GAA noch denkbar, auch ohne Filiale?

Wir merken gerade, dass viele deutsche Banken immer häufiger daran interessiert sind, Anbietern wie uns die Weiterführung eines Geldautomatenservice dort zu überlassen, wo sie selbst aus Kostengründen keine Filiale und keinen GAA mehr betreiben können. Das ist besonders bei vielen regionalen Instituten zu beobachten, die mit ihren kleinen Automatennetzwerken keinen großen Skaleneffekt erzielen können.

Welche Leistung bieten Sie denn den Kreditinstituten an?

Wir können einen Rahmenvertrag mit individuellen Banken schließen, der ihren Kunden Zugang zu einem oder mehreren unserer Automaten gewährt, ohne dass dabei hohe Abhebekosten anfallen. Dadurch haben Geldinstitute das Beste aus zwei Welten: Sie können weiterhin in örtlichen Gemeinden für ihre Kunden da sein, während sie dabei auf unser spezialisiertes Netzwerk zugreifen, das weltweit mehr als 230.000 Automaten umfasst.

Die Mehrzahl der deutschen Verbraucher zahlt noch immer am liebsten bar. Warum setzen sich denn andere Bezahlarten, etwa kontaktloses Bezahlen, trotz der Vielzahl der Systeme und der steigenden Benutzerfreundlichkeit noch immer nicht durchschlagend im deutschen Markt durch?

Die Deutschen sind natürlich schon ein herausragendes Land, wenn es um die Vorliebe zu Bargeld geht. Unsere Studie zum "Wert des Bargelds" hat gezeigt, dass deutsche Verbraucher Bargeld als nutzerfreundlicher und sicherer als andere populäre Bezahlmethoden ansehen. Zusätzlich empfindet eine Mehrzahl der Deutschen, dass Bargeld ihnen mehr Kontrolle über ihre Finanzen gibt, da sie es zur Budgetierung ihrer Ausgaben benutzen können. Es ist wichtig, das hier zu erwähnen, da es zeigt, dass die wahrgenommenen Vorteile von Bargeld deutlich facettenreicher sind, als das von vielen Kommentatoren häufig dargestellt wird.

GAA scheinen die Kundenfrequenz in Innenstadtlagen zu fördern und zur Umsatzsteigerung im Einzelhandelsumfeld beizutragen, da Kunden nach dem Geldabheben mehr ausgeben. Wie könnten Kreditinstitute in Vernetzung mit dem Einzelhandel durch GAA lokal außer über Gebühren noch mehr Ertragspotenzial bei Kunden ausschöpfen?

Wie bereits erwähnt beobachten wir, dass Geldautomaten eine neue Rolle als Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt von Finanzdienstleistungen zufällt. Das bedeutet für Betreiber natürlich auch, dass sie durch eine Ausweitung des Angebots an Finanzdienstleistungen durch den GAA neue Ertragsquellen erschließen können. Weltweit arbeiten wir zum Beispiel mit mehreren Anbietern von Mobile Wallets zusammen, die die Infrastruktur unserer Automaten nutzen, um ihren Kunden die Möglichkeit zu geben, möglichst flexibel auf ihre Einlagen zugreifen zu können. In London, das ja bekanntlich ein Hotspot für den Tourismus ist, nutzt zum Beispiel ein israelisches Start-up unsere Geldautomaten, um seinen Kunden Bargeld in britischen Pfund zu attraktiven Wechselkursen zur Verfügung zu stellen. Andererseits sind Geldautomaten natürlich ein idealer Weg, um eine große Anzahl an Verbrauchern zu erreichen. Studien belegen hier, dass gezielte Werbung an Geldautomaten, zum Beispiel in der Nähe von Supermärkten, den Absatz bestimmter Produkte signifikant erhöhen können.

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