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17.09.2018 | Transformation | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum wir mit Zukunftsszenarien arbeiten müssen

4 Min. Lesedauer

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Dr. Alexandra Hildebrandt

Wie können absehbare Entwicklungen greifbarer gemacht werden? Foresight ermöglicht einen systematischen Blick in die unterschiedlichsten Veränderungen der Zukunft, beschreibt Alexandra Hildebrandt die Vorteile in einem Gastbeitrag.

Gute Szenarien erleichtern die Kommunikation über die Zukunft und bilden unterschiedliche plausible Entwicklungen ab. Mit ihnen werden erste Anzeichen von Trends identifiziert, die dann zu thematischen Fragestellungen weiterentwickelt werden können. Nur wer mögliche Zukünfte kennt, "kann rechtzeitig Strategien für die Nutzung von Potenzialen und den Umgang mit Herausforderungen entwickeln", sagt Marion A. Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und Inhaberin des Lehrstuhls Innovations- und Technologie-Management (iTM) am Institut für Entrepreneurship, Technologie-Management und Innovation (ENTECHNON) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). 

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Foresight hilft bei der systematischen Auseinandersetzung mit relevanten und plausiblen Zukunftsbildern und bietet Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Organisationen und der Politik eine solide Grundlage zur Überprüfung bisheriger Maßnahmen und eine gute Ausgangsbasis für die Entwicklung neuer Strategien. Dass wir heute mit Szenarien arbeiten müssen, bestätigt auch der Managementvordenker Fredmund Malik – denn die Innovations- und Lösungsmethoden der Alten Welt funktionieren nicht mehr, und deren Verbesserungsversuche würden die Dinge nur noch verschlimmern. 

Strategische Vorausschau für Innovationen

Foresight bedeutet Voraussicht oder Vorausschau und ist wissenschaftliches Arbeiten, ein systematischer Ansatz und strategischer Prozess, der sich sämtlicher Methoden der Zukunftsforschung sowie gegebenenfalls auch anderer Methoden bedient. Dabei geht es im Wesentlichen darum, Zukunftsbilder zu entwickeln. "Es geht eher darum, Chancen und Risiken bestimmter Entwicklungen bereits im Vorfeld zu beleuchten, um mögliche Entwicklungsabläufe vorauszusehen und früher darauf vorbereitet zu sein, damit man nicht so sehr davon überrascht wird“, so die Innovationsforscherin. 

Strategische Vorausschau, die strukturierte Auseinandersetzung mit komplexen Zukünften, ist ein wichtiges Element des strategischen Innovationsmanagements. Nach dem Selbstverständnis des Fraunhofer ISI wird durch Foresight ein systematischer Blick in die unterschiedlichen Zukünfte geworfen, die eintreffen könnten. Dann wird bewertet, auf welche sich vorbereitet werden soll. Dabei wird systematisch an langfristigen Problemlösungen gearbeitet, um die Zukunft so gut wie möglich zu gestalten. 

Dabei geht es beispielsweise um die "Märkte von übermorgen". So hieß auch ein internes Programm der gesamten Fraunhofer-Gesellschaft, um den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können. Dabei wird von konkreten Bedürfnissen und Problemen ausgegangen, für die dann konkrete Lösungen entwickelt werden. In diesem institutsübergreifenden Portfolio-Prozess wurden fünf für die Fraunhofer-Gesellschaft relevante Zukunftsthemen identifiziert, die forschungsintensive Wachstumsmärkte erwarten lassen: 

  • Elektrische Energie
  • Bezahlbare Gesundheit
  • Produzieren in Kreisläufen
  • Emissionsarme, zuverlässige Mobilität in urbanen Räumen
  • Erkennen und Beherrschen von Katastrophen

Wenn es um ein spezifisches Produkt, eine Dienstleistung oder innovative Prozesse geht, wird am Fraunhofer ISI das Roadmapping genutzt. Roadmaps beschreiben zukünftige Wege und zeigen Kreuzungen sowie Knotenpunkte auf (wie klassische Straßenkarten). "Während des Prozesses werden gemeinsame Begrifflichkeiten festgelegt, wodurch eine Roadmap die Basis der gemeinsamen Kommunikation bilden kann", so die Wissenschaftlerin. Er gibt die Möglichkeit, getrennte Entwicklungen und unterschiedliche Einschätzungen gemeinsam einzuordnen und zusammenzuführen. Oft werden dabei auch wichtige Synergien identifiziert. Diese Vorbereitung kann dabei helfen, positive Entwicklungen zu verstärken und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Ein Rest an Unsicherheit bleibt jedoch immer - Foresight ist ergebnisoffen. 

Können Szenarien helfen, die SDGs umzusetzen? 

Szenarien als Geschichten über die Zukunft, die Menschen bewegen, etwas zu tun, stehen auch im Mittelpunkt des aktuellen Jahrbuchs "Global Compact Deutschland 2017", das sich unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigt: Wie werden wir im Jahr 2030 leben? Wie erreichen wir ein nachhaltiges Deutschland? Welche Weichen müssen gestellt, und welche Herausforderungen gemeistert werden? Welche Rolle spielen dabei die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)? Wie lassen sie sich finanzieren? Was macht die Digitalisierung mit unserer Gesellschaft? 

Auch hier verweist Weissenberger-Eibl, die 2017 in den Lenkungskreis der Sustainable Development Goals (SDGs)-Wissenschaftsplattform "Nachhaltigkeit 2030" der Bundesregierung berufen wurde, darauf, dass wir nicht vergessen sollten, auf zukünftige Entwicklungen – Stichwort Foresight – Einfluss zu nehmen und Trends aktiv mitzugestalten. Um die nachhaltigen Entwicklungsziele und die SDGs schneller umzusetzen, ist es hilfreich, wenn alle beteiligten gesellschaftlichen Akteure eng zusammenarbeiten. 

Die deutsche Politik hat hierzu extra die SDG Wissensplattform "Nachhaltigkeit 2030" gegründet, in deren Lenkungskreis sie berufen wurde. Hier werden die Schwerpunkte der Plattformarbeit festgelegt und regelmäßig auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Handlungsempfehlungen zur schnellen Umsetzung der SDG-Ziele erarbeitet. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass diese Ziele nicht aus den Augen verloren werden – "selbst dann nicht, wenn sich die Rahmenbedingungen dafür ändern sollten." 

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