Durch Bauarbeiten ergeben sich nicht nur Gefährdungen für die am Bau Beschäftigten, auch dritte Personen oder Sachen können gefährdet werden, wie Rainer Schach und Jens Otto im Kapitel "Grundlagen der Baustelleneinrichtungsplanung" des Springer-Fachbuchs "Baustelleneinrichtung" schreiben. "Weiterhin können sich Gefährdungen auf die Arbeitsstätte auch von außen ergeben, zum Beispiel durch die eine Baustelle umgebenden öffentlichen Verkehrswege", so die Autoren.
Forschungsprojekt "Construction Impact Guide"
Über die Auswirkungen von Baustellen sowie das Zusammenspiel mit ihrem Umfeld hat sich auch ein Team von Wissenschaftlern rund um Dr. Benjamin Bierwirth, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule RheinMain, im Rahmen des Forschungsprojekts "Construction Impact Guide" (CIG) beschäftigt. Das Team entwickelte ein Modell, mit dem sich bereits in einem möglichst frühen Planungsstadium der Umfang der Auswirkungen von Baustellen prognostizieren lässt und mit dessen Einsatz sich für Bauherren und Baubehörden konkrete Empfehlungen und Maßnahmen ableiten lassen.
Die Vorteile des entwickelten Modells erklärt Bierwirth folgendermaßen: "Durch die Einbeziehung dieser Maßnahmen in den frühen Planungsprozess des Bauvorhabens sind Einsparungen bei den Leistungen möglich. Wir gehen davon aus, dass sich die negativen Auswirkungen von Baustellen für anliegende Gewerbetreibende, zum Beispiel die schlechtere Erreichbarkeit typischer Anfahrtswege, um bis zu zehn Prozent reduzieren lassen. Die Auswirkungen auf den Verkehr können sogar um bis zu 20 Prozent reduziert werden, etwa durch die Optimierung der Baustelleneinrichtungsfläche oder durch Just-In-Time-Anlieferung, sodass insgesamt weniger in den begrenzt verfügbaren, aber hoch ausgelasteten Verkehrsraum eingegriffen werden muss."
Lean Management-Aspekte
Das geht in Richtung Perfektion – auch wenn diese nur angestrebt und niemals erreicht werden kann, wie Bernd Kochendörfer, Jens H. Liebchen und Markus G. Viering im Kapitel "Grundlagen und Definitionen" des Springer-Fachbuchs "Bau-Projekt-Management" schreiben. Darin beschäftigen sich unter anderem mit der Management-Methode Lean Management, zu deren Zielen auch Just-in-Time gehört. "Im Ergebnis können aus den Lean Prinzipien und Gedanken viele Anstöße für die Optimierung der Produktionsprozesse auf der Baustelle gegeben werden", schreiben sie. Allerdings bedeute dies im Grunde auch einen Mentalitäts- und Paradigmenwechsel, "da eine gesamthafte Optimierung nur mit allen Beteiligten zusammen in einem offenen und kooperativen Austausch möglich ist".
Bierwirth konnte mit seinem Team beispielsweise anhand empirischer Erhebungen Auswirkungen von Baumaßnahmen auf umliegende Gewerbetreibende aufdecken und hierdurch zukünftig eine zielgerichtete und erfolgreiche Kommunikation über bevorstehende und laufende Baumaßnahmen mit in das Paket der Handlungsempfehlungen aufnehmen – der offene und kooperative Austausch aller Beteiligten.