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02.07.2018 | Nutzfahrzeuge | Nachricht | Online-Artikel

ZF auf der letzten Meile

verfasst von: Thomas Schneider

4 Min. Lesedauer

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Auf dem Technology Day präsentiert sich ZF im Vorfeld der Nutzfahrzeug-IAA als Systemlieferant für die komplette Logistik-Kette. Die Exponate und Präsentationen sollen den Weg zu einer smarten Logistik weisen.

Dieser Weg ist klar vorgezeichnet: Die Elektrifizierung und Automatisierung erfasst alle Bereiche der Mobilität, und die Transport-Profis werden dabei Vorreiter sein. Die traditionsreiche Zahnradfabrik Friedrichshafen will bei dieser Entwicklung mittendrin sein, statt nur dabei, Treiber statt Getriebener – und sieht sich diesbezüglich heute quasi schon auf der letzten Meile. Zur Überwindung eben dieser Strecke zum Endkunden werden Paketdienste laut der Konzern-Strategen vom Bodensee künftig Fahrzeuge nutzen, die den Auslieferern viele Bereiche abnehmen, die ihren Job heute noch zu einem äußerst stressigen machen.

Wie das konkret funktionieren könnte, zeigt ZF anhand seines Innovation Vans – batterieelektrisch angetrieben durch ein Achsantriebssystem für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge namens CeTrax lite, einem von zwei neuen auf dem Tech Day präsentierten Zentralantrieben der Cetrax-Reihe. Die "lite"-Variante ist mit maximal 150 Kilowatt Leistung und 380 Newtonmeter Drehmoment für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen, der große Bruder CeTrax mid mit 300 Kilowatt und 760 Newtonmetern für mittelschwere Nutzfahrzeuge bis 19 Tonnen ausgelegt. Ein Set aus Kamera-, Radar- und Lidarsensoren sowie der Zentralcomputer ZF ProAI sorgen dafür, dass der Lieferwagen seine Umgebung jederzeit vollumfänglich wahrnimmt und autonome Fahrfunktionen nach Level 4 ermöglicht. Er manövriert eigenständig durch das urbane Umfeld, lässt sich über Fernsteuerung via Tablet dirigieren oder aber folgt dem Zusteller wie an einer "virtuellen Leine". Das ist laut der Entwickler vor Ort keine bloße Fingerübung, sondern konkret das, was sich Logistikunternehmen wünschen.

People und Cargo Mover starten 2019

Und die erste konkrete Anwendung der Technik lässt nicht lange auf sich warten. ZF und die e.GO Mobile AG mit Sitz in Aachen werden im Rahmen des Joint Ventures e.GO Moove GmbH 2019 mit der Serienproduktion von autonom fahrenden People und Cargo Movern beginnen. Bereits im ersten Jahr ist eine fünfstellige Stückzahl geplant. In den kommenden fünf bis sieben Jahren erwartet ZF eine Nachfrage von rund einer Million solcher Fahrzeuge weltweit. Der präsentierte e.Go Moover ist ein variabel ausbau- und einsetzbarer Kleinbus mit einem 150 kW-Antriebssystem von ZF und einer Batterie mit bis zu 70 kWh Kapazität. Er soll bei kompakten Abmessungen bis zu 13 Personen oder eben Waren befördern. ZF liefert das elektrische Antriebssystem, Lenkung und Bremsen und die durch das ProAI-System und Sensoren gesteuerten automatisierten Fahrfunktionen.

Einen Ausblick in die automatisierte Zukunftsmobilität gewähren zwei weitere Konzeptstudien. Das sogenannte Trendsetting-Cockpit von ZF und Faurecia für Level-4-Transporter und Großraum-Taxis kommt ohne Lenkrad und Pedale aus und informiert die Insassen über drei Bildschirme. Ist autonomes Fahren nicht möglich kann der Fahrer mithilfe eines integrierten Steuerhebels übernehmen. Der ermöglicht wie ein Joystick am PC das Beschleunigen, Verzögern und Richtungswechseln mit einem Finger. Autonom und elektrisch ist auch der Rinspeed Snap unterwegs. Die neueste Kreation des Schweizer Automobildesigners Frank M. Rinderknecht besteht aus dem sogenannten Intelligent Dynamic Driving Chassis, das Hard- und Software in der Fahrplattform ("Skateboard") mit modularem Hinterachssystem mStars inklusive 50-kW-Elektromaschine und einer Fahrgastzelle ("Pod"). Die Plattform lässt sich dank eines Hubsystems zum Wechsel mit verschiedenen Aufbauten kombinieren.

Der vollautomatisierte Betriebshof

Auch für die letzten Meter auf Betriebshöfen hat ZF Lösungen parat. Der ZF Innovation Truck ist ein schwerer Hybrid-Lkw, der autonom und zeitweise rein elektrisch angetrieben Wechselbrücken von A nach B manövriert – von ProAI gesteuert und mit der aktiven elektrohydraulischen Nutzfahrzeuglenkung Reax sowie dem automatischen Getriebesystem Traxon Hybrid ausgestattet. Und der sogenannte Terminal Yard Tractor übernimmt innerhalb definierter Bereiche das vollautomatisierte Rangieren von Sattelaufliegern. Die Fahrzeug-Steuerung ist mit Systemen auf dem Betriebshof oder anderen eingegrenzten Arealen vernetzt, ein vor Ort installierter Computer errechnet die Trajektorie und übermittelt die Daten per Funksignal an die On-Board-Unit des ZF-Telematiksystems Openmatics.

"Derartige Transportmittel vermeiden Rangierschäden und Ausfallzeiten, was Logistikunternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft", sagt Fredrik Staedtler, Leiter der Division Nutzfahrzeugtechnik von ZF. Die in den Innovationsfahrzeugen gezeigten Funktionen seien daher "Anwendungen mit hohem Bedarf und schneller Amortisation". Und so werden sich voraussichtlich autonome Fahrzeuge mit E-Antrieb – sowohl auf Firmengeländen wie auch im öffentlichen Verkehr – deutlich schneller etablieren als noch vor wenigen Jahren absehbar. Zumal neben ZF unter anderem auch Schaeffler in diesem Bereich Druck macht und marktreife Lösungen nicht nur ankündigt, sondern zeitnah auf die Straße zu bringen gedenkt.


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