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06.07.2018 | Anleihe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Experten möchten einheitliche Standards für Green Bonds

verfasst von: Barbara Bocks

3:30 Min. Lesedauer

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Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst seit Jahren. Warum der Vorstoß der EU-Kommission, weniger Eigenkapital für Green Bonds zu verlangen, diesen Trend schwächen könnte.

Um den Markt für grüne Investitionen weiter zu stärken, plant die Europäische Kommission aktuell, die Eigenkapitalvorschriften für Banken für diese Art von Anlagen aufzuweichen, so das IW Köln in einer Studie, die am 28. Juni veröffentlicht wurde. Bislang müssen die Banken, wenn sie beispielsweise Green Bonds erwerben, genauso viel Eigenkapital für unerwartete Verluste bereithalten wie für herkömmliche Anleihen. Dabei ist die grüne Alternative jedoch nicht sicherer als ihr gewöhnliches Pendant. "Ob das Unternehmen nun einen grünen oder einen herkömmlichen Bond emittiert, ist für das Kreditausfallrisiko irrelevant", sagt Markus Demary, Senior Economist mit Kompetenzschwerpunkt Finanz- und Immobilienmärkte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, gegenüber Springer Professional.

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Wie misst man Nachhaltigkeit: globaler Wohlfahrtsindex oder Indikatorensysteme?

Das Bruttoinlandsprodukt ist ein weltweit anerkannter Indikator für den materiellen Wohlstand. Es besteht aber mittlerweile ein weitgehender Konsens, dass es als Maß für die Wohlfahrt eines Landes unzureichend ist.

Trotzdem könnte der Green Bond aus Sicht der Investoren weniger riskant sein. Denn für ihn muss der Emittent laut Demary mehr Informationen offenlegen und die zusätzliche Transparenz kann den Investoren helfen, das Kreditausfallrisiko exakter zu bestimmen. Eine Sonderbehandlung in Bezug auf das Eigenkapitel könnte bei diesen Investments jedoch aus Sicht der IW-Experten zu einer spekulativen Blase führen. Sie sehen hier die Gefahr, dass beim Zerplatzen der Blase auch Klimaziele schwerer zu erreichen wären. Viele Anleger könnte es abschrecken, ihr Geld in entsprechende Projekte zu investieren, wenn sie dabei zuvor Geld verloren hätten. Besser als eine Entlastung beim Eigenkapital wäre es aus Sicht der IW-Experten, wenn die EU einheitliche Standards für grüne Anleihen einführt.

Nachhaltige Geldanlagen 2017 um neun Prozent gewachsen

Generell wächst die Gesamtsumme der Nachhaltigen Geldanlagen seit Jahren. Sie belief sich in Deutschland Ende 2017 auf 171 Milliarden Euro. Damit sind nachhaltige Anlagen hierzulande im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gewachsen. Das hat das "Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG)" in seinem Anfang Juni veröffentlichten Jahresbericht 2018 herausgefunden.

Der größte Teil davon entfällt auf nachhaltige Mandate mit einem Volumen in Höhe von 62 Milliarden Euro. Die restliche Summe setzt sich zu 30,1 Milliarden Euro aus Investmentfonds zusammen, die im Vergleich zum Vorjahr mit 30 Prozent am stärksten gewachsen sind. Außerdem hatten die nachhaltig verwalteten Eigenanlagen Ende 2017 in Deutschland laut der Studie ein Volumen von 43,3 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen von Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus betrugen Ende 2017 insgesamt 35,6 Milliarden Euro.

ESG-Ansatz als Nachhaltigkeitsstandard etabliert

Bereits im Jahr 1987 wurde der Begriff der nachhaltigen Entwicklung von der Brundlandt-Kommission formuliert und definiert, beschreibt Springer-Autorin Claudia Tober in dem Buchkapitel "Der Markt für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland und Europa – Standards und Trends" des Fachbuchs "CSR und Finanzratings" auf Seite 66. Generell sind bei nachhaltigen Investments laut Tober bei der Bewertung einer Anlage neben den klassischen ökonomischen Kriterien auch ökologische, soziale und ethische Aspekte wichtig. "Der ESG-Ansatz (Environment, Social und Governance) hat sich in der Finanzbranche zur Abgrenzung nachhaltiger Geldanlagen als Standard entwickelt", so Tober weiter.

Die Abkürzung "ESG" beinhaltet Tober zufolge drei Dimensionen:

  • Umwelt- und ökologische Aspekte (E)
  •  soziale und gesellschaftliche Aspekte (S)
  • verantwortliche Unternehmensführung und Transparenz (G)

Nicht nur der Gesamtmarkt für nachhaltige Geldanlagen, auch das Segment der Green Bonds wächst. "Dies liegt an dem großen Interesse der Investoren an diesen Anleihen und auch an der Tatsache, dass dieser Markt noch sehr jung ist, erklärt Demary. Während bei dem herkömmlichen Anleihen global ein Volumen von 23 Billionen US-Dollar in Umlauf ist, so sei es bei den Green Bonds bisher nur ein Volumen von 221 Milliarden US-Dollar.

Transparenz erhöht Attraktivität

Für die Investoren sei die grüne Variante aufgrund ihrer höheren Transparenz gegenüber herkömmlichen Anleihen sehr interessant. "Bei einem Green Bond ist vertraglich festgelegt, wie die Gelder der Investoren verwendet werden müssen. Diese dürfen aus Sicht des Experten ausschließlich für grüne Projekte eingesetzt werden und nicht für anderweitige Vorhaben im Unternehmen", so Demary weiter. Zudem können Investoren ihr Engagement in grünen Projekten auch für ihr Marketing nutzen. Aus diesem Grund werde der Markt für Green Bonds aus Demarys Sicht sein Wachstum fortsetzen.

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