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03.09.2018 | E-Learning | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mit Gamification spielend lernen

verfasst von: Manuel Nitzsche

4 Min. Lesedauer

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Lebenslanges Lernen wird erwartet. Doch wie unterstützen Unternehmen und Bildungseinrichtungen Mitarbeiter optimal und motivieren sie zum Lernen? Ein Blick über den Tellerrand hilft – in die Spielebranche, schreibt Manuel Nitzsche in einem Gastbeitrag.


Besonders berufliche Weiterbildung verlangt Teilnehmern einiges ab. Im besten Fall werden sie im Job entlastet, doch der zusätzliche Zeitaufwand abends und am Wochenende kann an der Motivation zerren. Und da Weiterbildungsangebote auch ins Geld gehen, müssen die Bildungsanbieter eine wertvolle Lernerfahrung liefern. Die Verbesserung der Lernerfahrung ist daher auch für mehr als die Hälfte der Bildungsanbieter laut einer aktuellen IDC-Studie das wichtigste Geschäftsziel. Um dieses strategische Ziel zu erreichen, müssen die unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen der Lernenden berücksichtigt und die Lernenden kognitiv, sozial und emotional involviert werden.

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G-Learning – Gamification im Kontext von betrieblichem eLearning

eLearning als Werkzeug zur Wissensvermittlung gewinnt innerhalb von Unternehmen an Bedeutung. Eine Herausforderung von eLearning-Kursen, die meistens parallel zur regulären Arbeit von Mitarbeitern stattfinden, besteht darin, die Teilnehmer über die gesamte Kursdauer zu motivieren.


Was Bildungseinrichtungen auf der Gamescom lernen konnten

Gamification, die Übertragung von Spielelementen in einen Nicht-Spiel-Kontext, kann dabei helfen. Wie die schätzungsweise 370.000 Besucher der diesjährigen Gamescom in Köln belegen, begeistern sich Nutzer über alle Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg für die fantasievollen Spielewelten. Doch was genau können Anbieter von Bildungsangeboten von Videospielen lernen, und wie können Learning Management Systeme (LMS) dabei helfen? Dazu drei zentrale Beobachtung, wie sich Gamification nutzen lässt, um Lerner dauerhaft zu motivieren:

Lernende lieben logischen Lernpfad

Genau wie Gamer haben Lernende unterschiedliches Vorwissen und unterschiedliche Fähigkeiten. Wenn Lernziele in spezifische Aufgaben mit zunehmender Schwierigkeit zerlegt werden, können Lernende diese Aufgaben in ihrer eigenen Geschwindigkeit absolvieren und so oft wie nötig wiederholen. Schnelles Feedback erlaubt Lernenden somit, ihren Lernprozess selbst zu steuern. Ein modernes LMS gibt den Lernenden jederzeit und von überall her Zugriff auf die Aufgaben, automatisiert das Feedback beispielsweise bei Multiple Choice-Aufgaben und passt den Lernpfad optimal an.

Lernernde profitieren von wechselnden Perspektiven

Gamer nehmen unterschiedliche Rollen ein – Gut oder Böse, Elfe oder Troll. Auch beim Verstehen komplexer Situationen in der Arbeitswelt hilft der Perspektivwechsel. So kann der Lernende im Seminar zur Personalökonomik einmal als Arbeitgeber und einmal als Arbeitnehmer auftreten, um die unterschiedlichen Positionen besser zu durchdringen. Das erhöht die sozialen Kompetenzen der Lernenden. Besonders bei beruflicher Weiterbildung sind die Lernenden bereits gewöhnt, professionelle IT-Systeme zu nutzen und erwarten auch vom LMS die Integration unterschiedlichster Medien und Kollaborationsformen.

Lernende kooperieren für höheren Zweck

Gamer werden in eine andere Welt transportiert und nehmen am Leben der Charaktere dieser Welt teil. Besonders bei Multiplayer-Spielen können Gamer Aufgaben umsetzen, bei denen ihre individuellen Aktionen einem gemeinsamen, übergeordneten Zweck dienen. Kollaborative Lernprojekte wie gemeinsame Business Cases, in denen Lernende über ein gemeinsames LMS gleichzeitig an einer Aufgabe arbeiten, nutzen diesen Mechanismus:  Das persönliche Verständnis der Materialien wird zu einem zentralen Baustein im Erreichen eines gemeinsamen Ziels.

Aber, das wichtigste Argument für Gamification: Emotionalität

Der wichtigste Punkt allerdings: Gamer sind emotional involviert, denn Spiele wecken viele Emotionen – positive wie negative, Neugierde und Ehrgeiz, Stolz und Frustration. Und gerade Videospiele zeigen, dass auch Misserfolge motivieren können. Um ein Spiel abzuschließen, brauchen Gamer zahlreiche Versuche, und bei jedem neuen Versuch lernen sie etwas Neues. So wird auch ein vermeintlicher Fehlschlag in eine Lernerfahrung umgemünzt. Auf Bildungsangebote lässt sich dieses Konzept direkt übertragen: Wenn komplexe Lernziele in kleine Einheiten aufgeteilt werden, sinkt der Arbeitsaufwand für die einzelne Einheit. Diese können ohne großen Einsatz und im Gegensatz zum Nichtbestehen einer Prüfung, ohne gravierende Konsequenzen wiederholt werden. Der Einsatz pro Einheit ist gering, sofortiges Feedback erlaubt dem Lernenden ein ergebnisorientiertes Vorgehen. Erfolge werden im LMS sofort sichtbar und der dort mögliche Vergleich mit anderen Lernenden stärkt die Motivation.

Kritik: Vorteile der Gamification nicht verspielen

Diese Kombination kognitiver, sozialer und emotionaler Prozesse motiviert Lernende nicht nur, sondern erlauben es ihnen auch, Gelerntes besser zu behalten und in den entsprechenden Situationen wieder abzurufen. Doch gibt es auch durchaus kritische Stimmen zur Gamification des Lernens. Ein Aspekt: Extrinsische Motivation versus intrinsische Motivation. Spiele arbeiten meist mit extrinsischen Motivatoren wie Rewards, Badges oder Leadership Boards, mit deren Hilfe die Gamer ihren Erfolg vergleichen könne. Diese Elemente haben auch in einer Lernumgebung ihre Berechtigung: Sie helfen, ausprobierendes, selbstbestimmtes Lernen zu belohnen, bieten eine neue, visuell ansprechende Bewertungsmethode und dienen als Aufzeichnung von Leistungen für die Lernenden. Doch im täglichen Arbeitsumfeld kann und soll nicht jede erfolgreich erfüllte Aufgabe mit einem virtuellen Fleißkärtchen belohnt werden. Stattdessen sollten die eigenen Fähigkeiten und die Möglichkeit, sie im täglichen Leben einzusetzen, die Hauptmotivation des Lernenden bleiben.

Fazit: In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt ist lebenslanges Lernen unabdingbar. Gamifizierung macht das Lernen selbstgesteuert, ergebnisorientiert und visualisiert Lernerfolge. Der Einsatz von Gamification-Elementen in modernen Learning Management-Systemen involviert Lernende kognitiv, sozial und emotional und liefert somit eine individuelle, motivierende Lernerfahrung.

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