2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
„Wir senden Ihnen jetzt keinen Werbespot...“
Zur Verwendung journalistischer Darstellungsformen in Wahlwerbespots 2005
verfasst von : Dr. Carsten Brosda
Erschienen in: Politik im Spot-Format
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir senden Ihnen jetzt keinen Werbespot...“ Mit diesen Worten begann der Film, mit dem die FDP im Bundestagswahlkampf 2005 auf sich aufmerksam machen wollte. Er zeigte den Spitzenkandidaten der Partei, Guido Westerwelle, in einem nachgebauten Fernsehstudio in der Pose eines Interviewpartners einer Nachrichtensendung. Die Botschaft schien klar: Hier werden keine Parolen ausgegeben; hier dürfen seriöse Fakten erwartet werden — ganz so wie in der richtigen Tagesschau. Der Spot der FDP war 2005 nur das prägnanteste Beispiel dafür, dass sich Parteien in ihrer Wahlwerbung der ganzen Bandbreite medialer Darstellungsformen bedienen, um ihre persuasiven Botschaften buchstäblich unter das Volk zu bringen. Im Fernseh-Wahlkampf gehören dazu wie selbstverständlich auch die Formate des vorgeblich nonfiktionalen journalistischen Berichtens und Reportierens. Auch in zahlreichen anderen Wahlwerbespots des Wahljahres 2005 waren journalistische Darstellungskonventionen präsent, wenngleich nur selten derart offensichtlich und explizit wie im FDP-Spot. Doch auch in diesem Fall konnte die Inszenierung nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei dem Gezeigten um eben das handelte, dessen Charakter Guido Westerwelle verbal verneinte: um einen Wahlwerbespot.