Wozu dieses Buch? Lässt sich ein so komplexes Thema wie die Umweltpolitik in einem schmalen Bändchen abhandeln? Zu diesem Thema gäbe es wesentlich mehr zu sagen – die vielfältigen Problemstrukturen der Umweltpolitik und die umfangreiche Literatur hierzu zeigen dies. Ein Buch, das beansprucht, die Teilfelder und Probleme der Umweltpolitik mit ihren lokalen, regionalen, nationalen, supra- und internationalen Aspekten umfassend darzustellen, könnte leicht zu einem Werk von mehreren tausend Seiten werden. Dies ist indes nicht die Intention des vorliegenden Buches und der Reihe, in der es erscheint. Es soll vielmehr an die komplexe Materie Umweltpolitik heranführen und Orientierung bieten. Wer sich schnell informieren möchte, findet hier eine Übersicht über die wichtigsten Aspekte der Umweltpolitik. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet Hinweise auf weiterführende Bücher, Zeitschriftenaufsätze und Internetquellen. Die kommentierten Literaturhinweise und ein Verzeichnis wichtiger Anschriften mit Internetadressen zur Umweltpolitik sowie das Stichwortregister am Ende des Buches erleichtern den Einstieg in die Suche nach weiteren Informationen.
In der Alltagssprache hat sich der Begriff Umwelt in den letzten Jahrzehnten fest etabliert. Für Politikforscher ist die Umweltpolitik (englisch: Environmental Policy) ein Politikfeld (Policy), ebenso wie z. B. die Bildungs-, Landwirtschafts- oder Steuerpolitik (einführend zur Politikfeldanalyse: Blum/Schubert 2011, 26 ff.).
Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über die Problemfelder, die unter dem Dach der Umweltpolitik zusammengefasst werden. Die damit verbundene Spezialisierung spiegelt sich in den fachpolitischen Debatten ebenso wider wie im Aufbau von Ministerien, Fachbehörden und –verbänden (näher hierzu in Abschnitt 3). Die Spezialisierung von Akteuren und Institutionen auf bestimmte Problemfelder orientiert sich u. a. an den Umweltmedien Luft, Wasser, Boden und Natur. Teils geht sie auf die Geschichte der Umweltpolitik zurück. Denn bereits zuvor existierende Teilstrukturen wie die Naturschutz- oder die Wasserpolitik wurden zusammen mit neuen Problemfeldern in die Umweltpolitik integriert.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick darüber, von wem und wie umweltpolitische Entscheidungen gestaltet oder beeinflusst werden. Ausgangspunkt sind politik- und verwaltungswissenschaftliche Theorien zu folgenden Fragen: Welche Akteure beeinflussen politische Entscheidungen? Welche setzen sich durch? Wie funktioniert Umweltpolitik in einem Mehrebenensystem, in das Europa und Deutschland eingebunden sind und in dem internationale, europäische, nationale und subnationale Ebenen zusammenarbeiten und koordiniert werden müssen? Welche Steuerungsinstrumente eignen sich für die Lösung von Umweltproblemen? Wie kann aus einer umweltpolitischen Idee eine wirksame Maßnahme werden?
Die verschiedenen Aspekte, unter denen die Umweltpolitik in diesem Buch analysiert worden ist, zeigen, dass dieses Politikfeld seit seiner Entstehung in den 1970er Jahren durch eine starke Dynamik geprägt ist. Die Problemfelder, die im Mittelpunkt des Interesses standen, wandelten sich mehrfach. Von der Sichtbarkeit und der Wahrnehmung der jeweiligen Probleme als mehr oder weniger dringlich hing jeweils auch der Stellenwert des Politikfelds in der öffentlichen Wahrnehmung und in den politisch-administrativen Gremien und Strukturen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene ab. Ein paradoxer Effekt entsteht dadurch, dass Erfolge der Umweltpolitik bei der Bekämpfung unmittelbar sicht- und spürbarer Umweltprobleme dazu beitragen, ihre Priorität unter den politischen Themen zu verringern, weil der Problemdruck so nachlässt, auch wenn eine vollständige und optimale Problemlösung noch nicht erreicht worden ist.