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2011 | Buch

50 Schlüsselideen Wirtschaftswissenschaft

verfasst von: Edmund Conway

Verlag: Spektrum Akademischer Verlag

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Über dieses Buch

Eine Entdeckungsreise zu den Spielregeln und Kräften von Märkten und Systemen

Die unsichtbare Hand - Angebot und Nachfrage - Die Bevölkerungsfalle - Opportunitätskosten - Handlungsanreize - Arbeitsteilung - Komparative Vorteile - Kapitalismus - Keynesianismus - Monetarismus - Kommunismus - Individualismus - Angebotsökonomik - Die Revolution des Marginalismus - Geld - Mikro und Makro - Bruttoinlandsprodukt - Zentralbanken und Zinssätze - Inflation - Schulden und Deflation - Steuern - Arbeitslosigkeit - Währungen und Wechselkurse - Zahlungsbilanz - Vertrauen und Gesetz - Energie und Erdöl - Rentenmärkte - Banken - Aktien - Derivatemärkte - Auf- und Abschwung - Renten und der Wohlfahrtsstaat - Der Geldmarkt - Spekulationsblasen - Kreditklemmen - Schöpferische Zerstörung - Wohneigentum und Immobilienpreise - Haushaltsdefizite - Ungleichheit - Globalisierung - Multilateralismus - Protektionismus - Technische Revolutionen - Entwicklungsökonomie - Umweltökonomie - Verhaltensökonomie - Spieltheorie - Kriminalökonomie - Glücksökonomie - Ökonomie im 21. Jahrhundert

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Was genau ist eine Kreditklemme? Warum verdienen Fußballer und Formel-1-Rennfahrer so viel Geld? Welches Land wird in 10 Jahren die führende Volkswirtschaft sein? Und auf welch vielfältige Weise beeinflusst die Ökonomie unseren Alltag?

Edmund Conway beschreibt und erklärt die zentralen Konzepte der Wirtschaftswissenschaft in 50 leicht verständlichen und anregenden Essays. Von den grundlegenden Theorien, wie Adam Smith’s „unsichtbarer Hand“ und dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, bis hin zu den jüngsten Forschungen über die Beziehung zwischen Wohlstand und Glück oder den volkswirtschaftlichen Trends der Zukunft schlägt das Buch einen weiten Bogen und liefert somit das Rüstzeug, um Wirtschaftsbooms und Finanzkrisen, Märkte und Machtverhältnisse, Börsen und Banken besser zu verstehen.

Mit seinen zahlreichen aus dem Leben gegriffenen Beispielen und vielen Zitaten einflussreicher Denker veranschaulicht 50 Schlüsselideen Wirtschaftswissenschaft, welchen Einfluss die Wirtschaft auf nahezu jeden Aspekt unseres Lebens hat, sei es der Kauf eines Hauses oder das morgendliche Frühstück. In Zeiten, in denen ökonomische Themen die Schlagzeilen beherrschen, bietet dieses Buch die perfekte Hintergrundlektüre.

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Weitere Bände der Reihe:

50 Schlüsselideen Mathematik (Tony Crilly) - 50 Schlüsselideen Physik (Joanne Baker) - 50 Schlüsselideen Genetik (Mark Henderson) - 50 Schlüsselideen Philosophie (Ben Dupré) - 50 Schlüsselideen Psychologie (Adrian Furnham) - 50 Schlüsselideen Management (Edward Russell-Walling) - 50 Schlüsselideen Religion (Peter Stanford)

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Einleitung

Thomas Carlyles Beschreibung der Ökonomie aus dem Jahr 1849 wird bis heute gern zitiert, ob zum Guten oder zum Schlechten. Das ist eigentlich auch kein Wunder. Denn von der Ökonomie nehmen die Menschen in der Regel erst dann Kenntnis, wenn etwas schiefgeht. Erst wenn eine Volkswirtschaft in eine Krise gerät, wenn Tausende ihre Arbeitsplätze verlieren und die Preise zu stark steigen oder zu rasant fallen, rückt das Thema in unser Blickfeld. Dann ist die Lage natürlich trostlos — in der Krise stehen nun einmal zwangsläufig Herausforderungen und Zwänge im Vordergrund, in der Krise erinnern wir uns schmerzhaft daran, dass wir nicht alles haben können, was wir möchten, und in der Krise müssen wir wieder einmal erkennen, dass der Mensch nicht vollkommen ist.

Edmund Conway

Die Grundlagen

01. Die unsichtbare Hand

„Gier ist gut“, verkündete Gordon Gekko, der Bösewicht im Filmklassiker

Wall Street

und bestätigte damit kurz und bündig die schlimmsten Befürchtungen der vornehmen Gesellschaft der achtziger Jahre über Bank- und Börsenmakler. Im Haifischbecken Manhattan musste sich niemand mehr seiner Habgier schämen — man konnte sie vielmehr stolz zur Schau tragen, wie ein gestreiftes Hemd und rote Hosenträger.

Edmund Conway
02. Angebot und Nachfrage

Im Zentrum der Ökonomie, aber auch der menschlichen Beziehungen steht das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Aus dem Wechselspiel dieser beiden Kräfte ergeben sich die Preise für die Waren im Geschäft, die Gewinne eines Unternehmens und der Reichtum der einen oder die Armut einer anderen Familie.

Edmund Conway
03. Die Bevölkerungsfalle

Paradoxerweise erwies sich ausgerechnet eine der bekanntesten, einflussreichsten und langlebigsten Wirtschaftstheorien über Generationen hinweg als falsch. Dennoch gibt es kaum eine fesselndere Idee als die, dass die Menschheit wächst, immer mehr Platz einnimmt und Ressourcen verbraucht, bis sie sich unweigerlich selbst vernichtet. Nehmen Sie sich also vor der Bevölkerungsfalle in Acht.

Edmund Conway
04. Opportunitätskosten

Wie wohlhabend und einflussreich wir auch sein mögen, der Tag hat nie genug Stunden, um alles zu tun, was wir tun möchten. In der Ökonomie gibt es in diesem Zusammenhang den Begriff der Opportunitätskosten. Diese Kosten geben an, ob jemand seine Zeit oder sein Geld besser für etwas anderes aufwenden sollte.

Edmund Conway
05. Handlungsanreize

Es gehörte jahrelang zu den bestgehüteten Geheimnissen Jamaikas, dass Coral Spring Beach einer der weißesten und herrlichsten Strände auf der Nordseite der Karibikinsel war. Aber dann, eines Morgens im Jahr 2008, machten Immobilienentwickler, die ein Hotel in der Nähe bauen wollten, eine bizarre Entdeckung: Der Sand war verschwunden. Im Schutz der Nacht hatten Diebe 500 Lkw-Ladungen abtransportiert.

Edmund Conway
06. Arbeitsteilung

Der Spanier schaute sich die prächtige Szene vor ihm an und schnappte vor Erstaunen nach Luft. Man schrieb das Jahr 1436, und er befand sich in Venedig, um zu erfahren, wie der italienische Stadtstaat seine Kriegsschiffe mit Waffen ausrüstete. In seiner Heimat war dies nämlich eine sehr mühsame, viele Tage in Anspruch nehmende Angelegenheit. Aber hier vor seinen Augen rüsteten die Venezianer ein Schiff in weniger als einer Stunde aus. Wie schafften sie das?

Edmund Conway
07. Komparative Vorteile

Müsste man aus der Marktwirtschaftslehre zwei zentrale Glaubenssätze herauskristallisieren, würden sie wie folgt lauten: Erstens sorgt die unsichtbare Hand dafür, dass sogar eigennützige Handlungen für das Gemeinwohl von Vorteil sind (▸ Kapitel 1), und zweitens ist das Wirtschaftswachstum kein Nullsummenspiel, bei dem der Gewinner nur auf Kosten eines Verlierers siegen kann. Beide Credos — vor allem das zweite — widersprechen der Intuition. Denn man sollte doch annehmen, dass jemand nur dann reicher, dicker oder gesünder werden kann, wenn jemand anderer auf der Welt ärmer, dünner und kranker wird.

Edmund Conway

Die ökonomischen Schulen

08. Kapitalismus

Für Francis Fukuyama bedeutet das Ereignis das „Ende der Geschichte“. Für Millionen Menschen in Osteuropa und vielen anderen Ländern läutete es ein Zeitalter ein, in dem sie mehr Freiheit und Wohlstand denn je genossen. Für David Hasselhoff war es die Gelegenheit, eine kurze Musikkarriere durch ein Konzert zu krönen. Der Fall der Berliner Mauer hatte für die Menschen viele unterschiedliche Bedeutungen.

Edmund Conway
09. Keynesianismus

Im Zentrum der Ökonomie steht der Gedanke, dass die Fiskalpolitik — also die Steuer- und Ausgabenpolitik des Staates — zur Steuerung der Wirtschaft eingesetzt werden sollte. Diese Theorie geht auf einen der größten Denker des 20. Jahrhunderts zurück, den britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Seine Ideen gestalteten die moderne Weltwirtschaft entscheidend mit und werden noch heute weithin respektiert und befolgt.

Edmund Conway
10. Monetarismus

John Maynard Keynes gegen Milton Friedman — der ultimative Kampf der Wirtschaftstheorien. Nicht nur waren die beiden äußerst intelligente und scharfsinnige Debattierer, und nicht nur hätte ihre Herkunft kaum unterschiedlicher sein können — der eine Engländer mit bester Eton-Ausbildung, der andere in Brooklyn geborener Sohn ungarischer jüdischer Einwanderer. Die beiden Männer standen auch für grundlegend widersprüchliche Lehren. Sie verkörpern den ideologischen Kampf, der in den vergangenen 50 Jahren die Ökonomie bestimmte.

Edmund Conway
11. Kommunismus

Vor einigen Jahren rief die British Broadcasting Corporation ihre Zuhörer zu einer Abstimmung über ihren Lieblingsphilosophen auf. Von Anfang an waren klare Favoriten im Rennen, etwa Plato, Sokrates, Aristoteles, Hume und Nietzsche. Bei der Auszählung der Stimmen zeigte sich jedoch, dass es einen klaren Gewinner für den Titel des Lieblingsphilosophen der Briten gab: Karl Marx.

Edmund Conway
12. Individualismus

Karl Marx verband mit dem „Kult des Individuums“ noch einen höchst negativen Beiklang. Aber Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich der Gedanke, dass die Entscheidungen Einzelner in der Wirtschaft überaus wichtig sind, auf breiter Linie durchgesetzt. Diese Philosophie legte die Saat für den Thatcherismus und Reaganismus, und sie stammte aus einem kleinen europäischen Land:Österreich.

Edmund Conway
13. Angebotsökonomik

Eine Staat erhöht die Steuern — und dann spült diese Maßnahme nicht mehr Geld in seine Kassen, sondern die Einnahmen sinken. Umgekehrt nimmt er nach einer Steuersenkung mehr ein. Dieses Szenario stellt die wirtschaftliche Logik auf den Kopf. Aber es ist keine schwarze Magie, sondern die Kernaussage der Angebotsökonomik.

Edmund Conway
14. Die Revolution des Marginalismus

Im Jahr 2007 machte David Beckham weltweit Schlagzeilen, als er für den Wechsel vom spanischen Klub Real Madrid zum amerikanischen Verein LA Galaxy einen Fünfjahresvertrag für angeblich 250 Millionen Dollar unterschrieb. Nicht der sportliche, sondern der finanzielle Aspekt dieses Geschäfts weckte das Interesse der Öffentlichkeit. Beckham mag ein guter Fußballer sein, und er ist sicherlich ein enorm wichtiger Werbeträger für den Verein und die amerikanische Liga, die sich im Wettbewerb mit anderen Sportarten wie Football und Basketball schwer tat. Aber im Ernst … 250 Millionen Dollar für einen einzigen Mann?

Edmund Conway

Wie Volkswirtschaften funktionieren

15. Geld

In der Ökonomie geht es nicht nur um Geld, aber Geld macht uns alle zu Ökonomen. Sobald Sie von jemandem einen Preis für etwas fordern, anstatt es umsonst oder gegen einen Gefallen anzubieten, legen Sie einen unsichtbaren Schalter um.

Edmund Conway
16. Mikro und Makro

Die Ökonomie gliedert sich in zwei große Bereiche: Der eine Bereich untersucht im Einzelnen, wie und warum Menschen bestimmte Entscheidungen treffen. Der andere Bereich beschäftigt sich auf allgemeiner Ebene damit, wie Staaten das Wachstum steigern, die Inflation bekämpfen, ihre Finanzen verwalten und dafür sorgen, dass die Arbeitslosigkeit nicht zu hoch wird. Der Unterschied zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Wirtschaftslehre.

Edmund Conway
17. Bruttoinlandsprodukt

Wenn es eine Kennzahl gibt, die in der Wirtschaftslehre wirklich eine Rolle spielt, dann ist es das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sie ist die umfangreichste volkswirtschaftliche Größe, die alle anderen in den Schatten stellt, von der Inflation über die Arbeitslosigkeit bis hin zu den Wechselkursen und Häuserpreisen.

Edmund Conway
18. Zentralbanken und Zinssätze

Die Aufgabe eines Zentralbankers, so sagte William McChesney Martin einmal, bestehe darin, „die Bowle wegzuräumen, wenn die Party richtig in Schwung kommt.“ Der legendäre frühere Chef der US-Notenbank meinte damit, die für die Geldpolitik — die Zinssätze — eines Landes zuständige Person müsse dafür sorgen, dass weder eine wirtschaftliche Überhitzung noch eine Depression eintrete.

Edmund Conway
19. Inflation

Für die einen hat die Inflation eine reinigende Wirkung, für die anderen ist sie Teufelszeug. Der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan beschrieb sie als „gewalttätig wie ein Straßenräuber, furchteinflößend wie ein Bandit und tödlich wie ein Killer.“ Karl Otto Pöhl, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, sagte: „Inflation ist wie Zahncreme — einmal aus der Tube, bekommt man sie kaum wieder hinein.“

Edmund Conway
20. Schulden und Deflation

Anders als heute wurde die Deflation, bei der die Preise von Jahr zu Jahr eher zurückgehen als steigen, früher nicht immer als Bedrohung betrachtet. Mehrere Jahrhunderte lang, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, erlebten dynamische Volkswirtschaften häufig längere Deflationsperioden. Milton Friedman plädierte sogar dafür, dass Regierungen theoretisch versuchen sollten, eine moderate Deflation aufrechtzuerhalten.

Edmund Conway
21. Steuern

„Nichts in dieser Welt ist sicher außer dem Tod und den Steuern“, sagte Benjamin Franklin 1789. Er wird wohl nicht der Erste gewesen sein, der sich über Steuerzahlungen beklagte. Seit es Regierungen gibt, ersinnen sie raffinierte Wege, um an Geld zu kommen. Wie wir aus der Bibel wissen, begaben sich Josef und Maria nach Bethlehem, um sich dort in die Steuerlisten einzutragen. Im Jahr 1086 ließ Wilhelm der Eroberer das Domesday Book, das Reichsgrundbuch für England, hauptsächlich deshalb anfertigen, weil er wissen wollte, von wem er Steuern einfordern könnte. Und schon im Jahre 10 n. Chr. mussten die Chinesen Einkommenssteuer zahlen.

Edmund Conway
22. Arbeitslosigkeit

In der Wirtschaft geht es letztlich immer um Arbeitslosigkeit. Wieviel Aufmerksamkeit Experten und Politiker auch dem Bruttoinlandsprodukt, der Inflation, den Leitzinsen oder dem Wohlstand widmen — die einfache Frage, ob Menschen Arbeit haben, bleibt doch von zentraler Bedeutung. Die Vollbeschäftigung ist rund um den Globus eines der vorrangigen Wahlversprechen von politischen Parteien. Inwieweit sie dieses Versprechen erfüllen, variiert jedoch stark.

Edmund Conway
23. Währungen und Wechselkurse

Vor einigen Jahren erstellten Experten der US-Notenbank in Washington DC ein Modell zur Vorhersage von zukünftigen Trends bei den wichtigsten Währungen der Welt. Sie konnten auf mehr Informationen über Devisenmärkte zugreifen als Wirtschaftswissenschaftler in jedem anderen Land und waren vom Erfolg ihres Vorhabens überzeugt. Monatelang arbeiten sie an dem Projekt, bis endlich der Moment gekommen war, die Maschine einzuschalten …

Edmund Conway
24. Zahlungsbilanzen

Bis vor kurzem wurden wenige Wirtschaftsnachrichten so sehnlich erwartet wie die Zahlungsbilanzstatistik. Die Einzelheiten der finanziellen und wirtschaftlichen Beziehungen eines Landes mit dem Rest der Welt zählten neben dem Bruttoinlandsprodukt zu den wichtigsten Grundlagen für die Einschätzung der Gesundheit und Stabilität eines Landes. Auch wenn wir heute nicht mehr ganz so versessen auf Zahlungsbilanzstatistiken sind wie früher, geben diese Statistiken doch umfassend Auskunft über die internationalen Wirtschaftsbeziehungen eines Landes.

Edmund Conway
25. Vertrauen und Gesetz

Wie schwer ist ein Kilogramm? Diese Frage mag seltsam klingen, denn die meisten von uns wissen, wie es sich anfühlt, ein Gewicht von einem Kilogramm hochzuheben. Es gibt jedoch auf der ganzen Welt nur einen Gegenstand, der genau ein Kilogramm wiegt, und das ist der Internationale Kilogramm-Prototyp. Das 1889 hergestellte Urkilogramm, ein kleiner Zylinder aus Platin und Iridium, wird in einem Tresor in der Nähe von Paris aufbewahrt und ist der weltweit einzige Referenzwert für die Maßeinheit Kilogramm.

Edmund Conway
26. Energie und Erdöl

Alle Arten von Rohstoffen sind für die Weltwirtschaft wichtig. Ohne Stahl oder Beton könnte die Bauindustrie nicht arbeiten, und unsere Stromnetze sind auf Kupferdraht angewiesen. Kein Rohstoff hatte im letzten Jahrhundert jedoch eine solche Bedeutung — und hat uns gelegentlich derartige Probleme beschert — wie das Erdöl.

Edmund Conway

Finanzen und Märkte

27. Rentenmärkte

„Ich dachte immer, dass ich, wenn es eine Reinkarnation gäbe, als Präsident oder Papst wiedergeboren werden wollte“, so James Carville, Wahlkampfleiter des früheren US-Präsidenten Bill Clinton. „Aber jetzt möchte ich als Rentenmarkt wiedergeboren werden. Da kann man jedem Angst und Schrecken einjagen.“

Edmund Conway
28. Banken

Anders als Menschen sind Unternehmen nicht gleich. Einige Unternehmen würden wir zwar vermissen, wenn sie von der Bildfläche verschwänden, aber das Leben würde weitergehen. Dann gibt es Firmen, deren Zusammenbruch wirtschaftlich und sozial verheerende Auswirkungen hätte. Dazu gehören Banken.

Edmund Conway
29. Aktien

Seit es Geld gibt, gibt es Menschen, die dieses Geld investieren wollen. In den Anfangstagen der Finanzanlagen, von der Renaissance in Italien bis zum 17. Jahrhundert, waren Staatsanleihen das wichtigste Anlagepapier. Das änderte sich jedoch, als die ersten Aktiengesellschaften entstanden. Sie läuteten ein Zeitalter der Aktien, Spekulanten, gewonnener und verlorener Millionen und der ersten Börsencrashs ein.

Edmund Conway
30. Derivatemärkte

„In diesem Gebäude heißt es töten oder getötet werden“, sagt Dan Ackroyd 1983 in dem Film „Die Glücksritter“ zu Eddie Murphy. Sie betreten gerade die Warenterminbörse in New York und wollen den Coup des Jahrhunderts durchziehen. Im Terminhandel verkaufen sie Orangensaftkonzentrat, kaufen es dann wieder, machen damit Millionen und ruinieren ihre hinterhältigen ehemaligen Arbeitgeber.

Edmund Conway
31. Auf- und Abschwung

Kurz nach seinem Amtsantritt als britischer Finanzminister erklärte Gordon Brown in mehreren Reden, dass er Großbritannien vom alten Zyklus der wirtschaftlichen Aufschwünge und Abschwünge befreien wolle. Das war Musik in den Ohren der Briten. Großbritannien hatte eine unerfreuliche Serie von Wirtschaftseinbrüchen erlebt, die durch eine überhitzte Wirtschaft ausgelöst worden waren. Die Briten wollten nun auf etwas Aufschwung verzichten, wenn ihnen dafür der Abschwung erspart bliebe.

Edmund Conway
32. Renten und der Wohlfahrtsstaat

Wir schreiben das Jahr 1861, und der Amerikanische Bürgerkrieg spaltet die Vereinigten Staaten. Die Union und die Konföderation versuchen mit allen Mitteln, neue Soldaten für ihre Armeen zu rekrutieren. Da macht jemand den raffinierten Vorschlag, Soldaten und ihren Witwen eine großzügige Rente anzubieten. Es scheint zu funktionieren:Hunderttausende schließen sich den Truppen an.

Edmund Conway
33. Der Geldmarkt

In einem unauffälligen Büroblock in den Docklands von London kommt ein kleine Gruppe von Menschen der Aufgabe nach, vielleicht die wichtigste Zahl der Welt zu errechnen. Diese Zahl, die jeden Morgen um 11 Uhr Londoner Zeit fixiert wird, hat rund um den Globus weit reichende Konsequenzen. Sie schickt einige Unternehmen in die Insolvenz und beschert anderen Millionen. Die Zahl ist Teil der Grundlagen des Kapitalismus, und doch wissen außerhalb der Finanzmärkte nur wenige Menschen von ihr. Es handelt sich um den Libor (London Interbank Offered Rate).

Edmund Conway
34. Spekulationsblasen

Irrationaler Überschwang: Für sich betrachtet, sind diese beiden Wörtchen wenig bemerkenswert. Zu einem Ausdruck zusammengefügt, haben sie jedoch schon Aktienmärkte rund um den Globus zum Einsturz gebracht. Als Alan Greenspan, damals Vorsitzender der US-Notenbank, 1996 darauf hinwies, dass an den Börsen ein irrationaler Überschwang herrschen könnte, hatte dies einen erheblichen Kurzssturz zur Folge, weil Anleger befürchteten, in eine Blase geraten zu sein.

Edmund Conway
35. Kreditklemmen

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$$ C = SN\left( {d_1 } \right) - Le^{ - rT} N\left( {d_1 - \sigma \sqrt T } \right) $$

Die obige Formel erscheint vielleicht auf den ersten Blick recht unspektakulär, ist jedoch die gefährlichste Gleichung seit

E = mc

2

. So wie die Formel von Albert Einstein zu Hiroshima und Nagasaki führte, wirkt sich auch die obige Gleichung in der Finanzwelt wie eine Atombombe aus. Sie hat Aktienmärkte boomen und einbrechen lassen und Finanzkrisen und Wirtschaftsabschwünge herbeigeführt, in denen Millionen Menschen einen Großteil ihrer Existenzgrundlage verloren haben. Es handelt sich um die Black-Scholes-Formel, die sich mit der wichtigsten Wirtschaftsfrage überhaupt befasst: Können Menschen aus ihren Fehlern lernen?

Edmund Conway

Die Themen

36. Schöpferische Zerstörung

Es ist weithin bekannt, dass Charles Darwins Evolutionstheorie eine Entdeckung von ebenso bahnbrechender wissenschaftlicher Bedeutung ist wie Isaac Newtons Entdeckung der Gravitation und der Bewegungsgesetze oder wie Kopernikus’ Erkenntnis, dass die Erde um die Sonne kreist. Was aber nur wenige wissen: Darwin hätte seine grandiose Theorie ohne die Ökonomie vielleicht niemals entwickelt.

Edmund Conway
37. Wohneigentum und Immobilienpreise

Für die meisten von uns ist das eigene Haus oder die eigene Wohnung unser wertvollster Vermögensgegenstand und größter Besitz. Um ein Haus zu kaufen, müssen wir uns mehr Geld leihen, als wir es jemals unter anderen Umständen tun würden. Nicht selten nehmen wir einen Kredit auf, dessen Laufzeit sich über eine ganze Generation erstreckt. Und wenn wir das Pech haben, zum falschen Zeitpunkt zu kaufen, ist die Gefahr des finanziellen Ruins groß.

Edmund Conway
38. Haushaltsdefizite

Wenn die jüngere Vergangenheit uns eines gelehrt hat, dann die Erkenntnis, dass Regierungen jedes Jahr höhere Kredite aufnehmen. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht der Internationale Währungsfonds (IWF), die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) oder eine andere internationale Organisation auf die prekäre Finanzlage der Vereinigten Staaten oder Großbritanniens aufmerksam machen.

Edmund Conway
39. Ungleichheit

Geht man am Strand von Rio de Janeiro spazieren, durch die Stadtviertel Ipanema und Leblon, stößt man auf einige der schönsten Villen Brasiliens. Ausgestattet mit verschwenderischer Pracht verfügen diese millionenschweren Luxuspaläste nicht selten über eigene Kinos,Tennisplätze, Swimmingpools, Whirlpools und Quartiere für die Bediensteten. Kaum vorstellbar, dass nur wenige Hundert Meter entfernt eines der ausgedehntesten und gesetzlosesten Elendsviertel der Welt liegt. Wie kann so bittere Armut neben so verschwenderischem Reichtum existieren?

Edmund Conway
40. Globalisierung

Ebenso wie „Kapitalismus“ ursprünglich als abwertende Bezeichnung und nicht als Ausdruck der Wertschätzung oder auch nur als neutrale Beschreibung verwendet wurde, dient der Begriff „Globalisierung“ heute eher dazu, die Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts zu kritisieren als sie zu preisen. Der Begriff beschwört Bilder von Ausbeutungsbetrieben in Malaysia, Callcentern in Bangalore, Bergwerken in Brasilien und Filialen von Starbucks und McDonald's überall auf der Welt herauf.

Edmund Conway
41. Multilateralismus

Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich im globalen wirtschaftlichen Kräfteverhältnis eine der stärksten Umwälzungen aller Zeiten vollzogen. Mit dem Aufkommen neuer wirtschaftlicher Konkurrenten, allen voran China und Indien, ist das vertraute Gefüge der Weltwirtschaft plötzlich aus den Fugen geraten, und es scheint, als ob die Vereinigten Staaten ihre Stellung als unumstrittene Supermacht verlören. In der Vergangenheit haben solche Momente häufig geopolitische Instabilitäten ausgelöst, doch viele Ökonomen hoffen auf eine Geheimwaffe, die potenzielle Konflikte dieses Mal abwenden wird: den

Multilateralismus

.

Edmund Conway
42. Protektionismus

Als in den 1980er-Jahren die zunehmende Dominanz Japans im globalen Handel die Gemüter amerikanischer Bürger erhitzte, zertrümmerten Abgeordnete des amerikanischen Kongresses bei einer Pressekonferenz auf den Stufen des Senats symbolisch ein Toshiba-Radio. Einige Jahre später, in den 1990er-Jahren, warnten amerikanische Politiker vor der massiven Abwanderung von Arbeitsplätzen nach Süden infolge der Handelsliberalisierung mit Mexiko. Noch ein Jahrzehnt später verbot der amerikanische Gesetzgeber die Übernahme eines amerikanischen Ölunternehmens durch China sowie die Übernahme des amerikanischen Zweigs einer Hafenbetreibergruppe durch ein Unternehmen aus Nahost. Wie kommt es, dass sich der Protektionismus — die hässliche Schwester der Globalisierung — in unserer modernen Welt noch immer behaupten kann?

Edmund Conway
43. Technische Revolutionen

So sehr wir auch dazu neigen, das Leben im England des 18. Jahrhunderts zu verklären, so war es doch in Wirklichkeit alles andere als romantisch. Die meisten Familien verdienten kaum genügend Geld, um zu überleben. Drei Viertel aller in London geborenen Kinder starben, bevor sie das Alter von fünf Jahren erreichten. Zwischen ungefähr 1750 und dem frühen 19. Jahrhundert vollzog sich jedoch ein radikaler Wandel. Mit wachsendem Wohlstand und steigender Lebenserwartung schnellte auch die Bevölkerungszahl in die Höhe. Kaum eine wirtschaftliche Periode hatte so epochale Auswirkungen wie die Industrielle Revolution.

Edmund Conway

Alternative Volkswirtschaftslehre

44. Entwicklungsökonomie

Der Fall der Berliner Mauer und der Zusammenbruch des Kommunismus im ehemaligen Sowjetblock gehören zweifellos zu den wichtigsten Katalysatoren des globalen Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre. Die Kommandowirtschaft der ehemaligen Sowjetunion hatte jegliches Wachstum erstickt und zu Hunger und Verarmung von Millionen von Menschen geführt. Nachdem der freie Markt Einzug in die ehemaligen kommunistischen Staaten hielt, begannen sich deren Volkswirtschaften rasant zu entwickeln. Und auch wenn davon längst nicht alle profitiert haben, leben seitdem Millionen Menschen in weit größerem Wohlstand.

Edmund Conway
45. Umweltökonomie

Wirtschaft und Umwelt sind untrennbar miteinander verknüpft. Die wirtschaftliche Entwicklung ist zum Beispiel eine der Hauptursachen des Klimawandels, aber sie könnte auch seine Lösung herbeiführen. Ebenso könnten die Wirtschaftswissenschaften wichtige Beiträge zur Erforschung der globalen Erwärmung leisten, und vermutlich werden wirtschaftspolitische Instrumente — wie die Steuerpolitik und die Regulierung — den Hauptanreiz dafür bieten, die Umwelt weniger stark zu verschmutzen.

Edmund Conway
46. Verhaltensökonomie

Die Ökonomie hat eine Achillesferse, die bis vor kurzem von vielen nicht wahrgenommen oder bestritten wurde. Diese Schwachstelle ist letztlich verantwortlich für viele eklatante Fehler, die Ökonomen in den vergangenen Jahrhunderten gemacht haben. Es handelt sich um die fälschliche Annahme, der Mensch sei ein rationales Wesen.

Edmund Conway
47. Spieltheorie

In einer Szene des 1987 erschienenen Filmklassikers

Die Braut des Prinzen

nach dem Roman

Die Brautprinzessin

von William Goldman muss sich der Held Westley in einem geistigen Wettstreit mit seinem Widersacher Vizzini messen. Westley stellt zwei Gläser Wein auf den Tisch und erklärt, dass er in eines das tödliche Gift Jocan gemischt habe. Er fordert Vizzini auf, ein Glas zu wählen.

Edmund Conway
48. Kriminalökonomie

Was geschieht, wenn die Ökonomie vom Vorstandszimmer ins Schlafzimmer verlegt wird, oder wenn sie eher der Beschäftigung mit Verbrechern als mit Unternehmen dient? Was bedeutet es, wenn ihre Werkzeuge zweckentfremdet werden, um die unterschiedlichsten Themen vom Schwarzmarkt bis zum Familienleben zu untersuchen? Die Werkzeuge der Wirtschaftstheorie — von Angebot und Nachfrage bis zur Spieltheorie — sind so vielseitig und universal, dass mit ihnen alle möglichen Themen beleuchtet werden können, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Edmund Conway
49. Glücksökonomie

In den 1970er-Jahren gab die Wirtschaftslage im winzigen Königreich Bhutan im Himalaya Anlass zur Sorge. Gemessen an den üblichen Maßstäben — Bruttoinlandsprodukt, Nationaleinkommen oder Beschäftigung — wuchs die Wirtschaft nur im Schneckentempo. Deshalb entschloss sich der König zu einem ungewöhnlichen Schritt: Von nun an sollte der Fortschritt in Bhutan nicht mehr an den traditionellen wirtschaftlichen Kennzahlen, sondern am Bruttoinlandsglück des Landes gemessen werden.

Edmund Conway
50. Ökonomie im 21. Jahrhundert

Die Ökonomen sahen sich schon häufig Spott ausgesetzt, weil sie große Veränderungen in der Finanzwelt nicht vorhergesehen oder Signale, die einen Aktiencrash ankündigten, falsch gedeutet hatten. Doch nun, zu Beginn des dritten Jahrtausends, werden der Disziplin grundsätzliche Fragen gestellt, die sich nicht so leicht abtun lassen.

Edmund Conway
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Metadaten
Titel
50 Schlüsselideen Wirtschaftswissenschaft
verfasst von
Edmund Conway
Copyright-Jahr
2011
Verlag
Spektrum Akademischer Verlag
Electronic ISBN
978-3-8274-2635-2
Print ISBN
978-3-8274-2634-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2635-2