Zusammenfassung
Viele Verbraucher interessieren sich für die Qualität von Lebensmitteln und deren Eigenschaften und Zusammensetzung. Eine wichtige Schlüsselinformation über die Beschaffenheit eines Produktes kann für Verbraucher die Verkehrsbezeichnung auf Fertigverpackungen von Lebensmitteln sein, deren Angabe gesetzlich verpflichtend ist. Die Verkehrsbezeichnung, d. h. die kurze Charakterisierung der Produktart, zielt auf die eindeutige Benennung eines Produktes für den Verbraucher ab, sodass dieser das Erzeugnis von anderen unterscheiden kann. Welche Verkehrsbezeichnung zu verwenden ist, ist für einige Produkte gesetzlich festgeschrieben. In anderen Fällen kann auf die allgemeine Verkehrsauffassung Bezug genommen oder eine beschreibende Bezeichnung genutzt werden. Bei zahlreichen Lebensmitteln kommt es zwischen Herstellern und Verbrauchervertretern zu Konflikten um die Frage, ob die verwendeten Bezeichnungen der Verbrauchererwartung entsprechen bzw. irreführend wirken. Mittels einer Verbraucherbefragung (repräsentativ für Alter, Geschlecht, Einkommen, regionale Verteilung, Bildung und Haushaltsgröße in Deutschland, n = 1.021) wird überprüft, ob das Begriffsverständnis der Konsumenten mit der tatsächlichen Beschaffenheit von drei Beispielprodukten übereinstimmt. Anhand der Ergebnisse der Studie lässt sich aufzeigen, dass Verbraucher die Lebensmittelkennzeichnungen teilweise anders verstehen, als es der tatsächlichen Beschaffenheit des Produktes entspricht. Auch werden veränderte Verarbeitungstechnologien nicht immer schnell genug in die Regelung zur Verkehrsbezeichnung übernommen.
Notes
Das Projekt wurde im Rahmen der Initiative „Klarheit und Wahrheit bei der Kennzeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln“ vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
Die Recherchen zu den Produktzusammensetzungen fanden im Frühjahr 2013 statt.
Es besteht auch innerhalb der beiden Subsamples Repräsentativität.
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Weinrich, R., Nitzko, S., Spiller, A. et al. Verbraucherverständnis von Verkehrsbezeichnungen. J. Verbr. Lebensm. 10, 13–22 (2015). https://doi.org/10.1007/s00003-014-0905-9
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