2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die Freie Wohlfahrtspflege in Ostdeutschland. Modernisierung mit Risiko
verfasst von : Heinz-Jürgen Dahme
Erschienen in: Problemfall Deutsche Einheit
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Da es in der ehemaligen DDR keine frei-gemeinnützige Wohlfahrtspflege gab, wurde im Einigungsvertrag auch beschlossenen, die Institutionen der Freien Wohlfahrtspflege auf das „Beitrittsgebiet“ zu übertagen und mit Bundesmitteln aufzubauen. Der Einigungsvertrag hatte in Artikel 32 die in der Sozialgesetzgebung der alten Bundesrepublik enthaltene Privilegierung der Freien Wohlfahrtspflege durch das dort vielfach verankerte Subsidiaritäts-prinzip noch einmal festgeschrieben und insbesondere in bislang nicht gekannter Form die Bedeutung der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege wie der Träger der Freien Jugendhilfe für die Entwicklung des vom Grundgesetz vorgegebenen Sozialstaatsauftrages ganz im Sinne der Wohlfahrtsverbände unterstrichen. In einer größeren empirischen Untersuchung von Angerhausen, Backhaus-Maul, Offe, Olk und Schiebel wurde Mitte der 1990er Jahre der Frage nachgegangen, wie sich die Freie Wohlfahrtspflege in den neuen Bundesländern seit der Wende etabliert und entwickelt hat. Festgestellt wurde im Vergleich mit der Situation in der alten Bundesrepublik (vgl. Angerhausen u.a. 1998, S. 285ff.): 1dass Mitgliedschaftsstruktur und ehrenamtliches Engagement deutlich unterentwickelt sind;2dass die Wahrnehmung der sozialpolitischen und „advokatorischen“ Funktion bei den einzelnen Verbänden sehr unterschiedlich ausgeprägt ist und eher dazu tendiert, in eigener Sache tätig zu werden; und3dass sich die Träger der Freien Wohlfahrtspflege angesichts der unterentwickelten Vereinskultur vorrangig als „Sozialunternehmen“ definieren, die im öffentlichen Auftrag sozialstaatlich gewollte Leistungen erbringen.