Zusammenfassung
In einem Essay über Theodor Lessing schreibt Günter Kunert mit deutlich markierter Zustimmung:
Wo bleibt das Positive, Herr Lessing? Hat nicht einst ein Kollege von Ihnen eine Idee entwickelt, die zur materiellen Gewalt wird, wenn sie die Massen ergreift? Zeigt der Marxismus, trotz seiner augenblicklichen Baisse, nicht dennoch eine rettende Perspektive, unter der Voraussetzung humanerer Handhabung? Lessing schüttelt das bärtige Haupt und verweist auf den Zweck aller Ideale, den Mensch in einen Roboter zu verwandeln. «Nirgendwo aber», meint er, «kann man dies Ziel Europas sicherer begreifen als bei der Erforschung der Werke von Karl Marx, bei welcher man fast erschrickt, wenn je einmal aufstoßen Worte wie Seele, Leben, Menschen, ohne sofort ersetzt zu werden durch Rentabilitätskoeffizient, Exponent der Arbeit, Index der Durchschnittsprofitquote, Substitut des zirkulierenden Mehrwerts...». Ließe sich, angesichts solcher Formulierungen, nicht auf die spätere Praxis des «real existierenden Sozialismus» schließen? Mußte dieses schon in der Wiege rachitische Geschöpf nicht irgendwann still verenden?1
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Literatur
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Link, J. (1996). Wie «ideologisch» war der Ideologie-Begriff von Marx? . In: Scholz, R., Bogdal, KM. (eds) Literaturtheorie und Geschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83266-5_7
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