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2000 | Buch

Selbstgesteuertes Lernen am Arbeitsplatz

verfasst von: Martina Noß

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Über dieses Buch

Geleitwort Martina Noß hat mit ihrer Arbeit eines der ganz zentralen Themen der beruflichen Erstaus­ bildung aufgegriffen, die Frage nämlich, nach der das Lernen am Arbeitsplatz zentral für die berufliche Qualifizierung sei und dass hierzu keine Alternativen bestünden. Neuere bildungs­ politische Veröffentlichungen vor allem auf der Arbeitgeberseite heben diesen Sachverhalt in besonderem Maße hervor und legen dabei nahe, dass das betriebliche Lernen dem in der Berufsschule haushoch überlegen wäre. Unabhängig von diesen Behauptungen über die jeweilige Wirksamkeit von betrieblicher und schulischer Ausbildung wird gleichzeitig geklagt, dass viele Maßnahmen in der betrieblichen Weiterbildung - im Rahmen von Bemü­ hungen um ein "lebenslanges Lernen" - wenig Erfolg zeitigten, und das vor allem deshalb, weil hierfür notwendige Anstrengungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht im wün­ schenswerten Maße fruchteten und zugleich die fonnalisierten Kurse nicht zu den intendierten Erfolgen führten. Dabei werden unangefochten die Bereitschaft und die Fähigkeit zu einem selbstgesteuerten Lernen als zentrale Voraussetzungen einer effektiven beruflichen Fort- und Weiterbildung angesehen. In der vorgelegten Arbeit werden zentrale Aspekte dieser Bildungsproblematik angesprochen: Was und wie lernt man an Arbeitsplätzen? - Werden durch die vorfindbaren Arten und Modalitäten des Lernens an Arbeitsplätzen Prozesse einer Selbststeuerung des Lernens ennöglicht, gestützt bzw. gefördert? Martina Noß hat ihre Untersuchung dieser Fragen konsequent breit angelegt: Die Literatur­ zusammenstellung und -auswertung zeigen die Fülle vorliegender Arbeiten, demonstrieren aber auch gleichzeitig die Schwierigkeiten, das Konzept selbstgesteuerten Lernens angemes­ sen und erfolgversprechend zu operationalisieren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Problemstellung und Aufbau der Untersuchung
Zusammenfassung
In den letzten Jahren hat sich im Bankensektor ein tiefgreifender wirtschaftlicher, technischer und organisatorischer Wandel vollzogen (vgl. Backhaus & Wagner, 1997, S. 318; Backhaus, 1997, S. 37). Die zunehmend computerunterstützte Kundenberatung und automatisierte Verwaltung führen zum Abbau von Routinetätigkeiten sowie zu einem Anstieg komplexer Tätigkeiten mit erweiterten Entscheidungsspielräumen für einzelne Mitarbeiter (vgl. Stiller, 1992a, S. 8; Burgard, 1988, S. 289). Vor dem Hintergrund globaler Märkte und Geschäftstätigkeit müssen Bankleistungen stärker international und zielgruppenorientierter gestaltet werden (vgl. Schönenberg, 1989, S. 455). Aufgrund eines gesellschaftlichen Wandels sind die Kunden zudem in den letzten Jahren zinssensibler und kritischer geworden, woraus wachsende Ansprüche an die Beratungsqualität resultieren (vgl. Kreyenschmidt, 1990, S. 195; Witte, 1996, S. 27). Dadurch bedingt, nimmt das Tempo bei der Entwicklung von Finanzinnovationen zu (vgl. Wilkens & Borrmann, 1996). Das Angebot an Geldanlagemöglichkeiten wird entsprechend vielfältiger und schwerer durchschaubar, sodass Fachwissen und entsprechende Fertigkeiten seitens der Bankangestellten ständig aktualisiert werden müssen und somit das Prinzip des „lebenslangen Lernens“ im Sinne eines selbstgesteuerten Weiterlernens eine unerlässliche Voraussetzung für die Bewältigung des Berufsalltags wird (vgl. Kehl, 1993, S. 35; Wolff, 1992, S. 324; Schönenberg, 1989, S. 455; Tietz, 1987, S. 325). Der Blick auf den erheblichen Bildungsbedarf und die Entwicklung zu einer Informationsgesellschaft verlangt, dass Mitarbeiter flexibel einsetzbar, lernfähig und kooperationsbereit sind, um sich auf der Grundlage einer soliden beruflichen Qualifikation das jeweils notwendige spezifische Fachwissen schnell anzueignen (vgl. Bunk, 1990, S. 175). Entsprechend wird von den Mitarbeitern gefordert, dass sie weitestgehend ohne fremde Hilfe ihr Lernen und ihre Arbeit planen, ausführen und auswerten können (vgl. Dubs, 1993; Dörig, 1996).
Martina Noß
2. Strukturveränderungen im Bankensektor und die Konsequenzen für die Berufsausbildung zum Bankkaufmann
Zusammenfassung
In den letzten Jahren zeichnen sich die Bedingungen beruflicher Existenz im Beschäftigungssystem allgemein und innerhalb des Bankensektors im Besonderen durch eine ständig zunehmende Veränderungsdynamik aus. Als Ursache hierfür wird angeführt, dass die neuen Technologien zusammen mit Strukturveränderungen der Märkte zu organisatorischen Umstellungen mit veränderten Qualifikationsanforderungen in den Betrieben führen. Um so wichtiger ist in der heutigen Zeit, dass die Lernfähigkeit des Menschen bzw. des sozialen Systems mindestens so groß wie die Veränderungsdynamik der Umwelt ist (vgl. Reetz, 1997, S. 34; Reetz & Tramm, 1999, S. 1 ff.).
Martina Noß
3. Zur analytischen Rekonstruktion und Gestaltung von Lernprozessen an kaufmännischen Arbeitsplätzen
Zusammenfassung
Als das zukünftige Leitprinzip der betrieblichen Ausbildung bzw. als die „pädagogische“ Antwort auf die neuen Qualifikationsanforderungen wird die „Handlungsorientierung“25 proklamiert (vgl. Wittwer, 1997). Im Folgenden soll ein Verständnis des selbstgesteuerten Lernens im Sinne eines handlungsorientierten Lernens26 in Grundzügen entwickelt werden, welches das „Lernhandeln“ (vgl. z. B. Tramm, 1992; 1996) von Auszubildenden in betrieblichen Arbeitssituationen in den Mittelpunkt stellt. Dieses schließt neben kognitiven auch motivationale und emotionale Faktoren ein.
Martina Noß
4. Konzeption und Ergebnisse der empirischen Untersuchung zu Förderungsmöglichkeiten selbstgesteuerten Lernens am Arbeitsplatz in der Ausbildung von Bankkaufleuten
Zusammenfassung
Das Projekt „Förderungsmöglichkeiten selbstgesteuerten Lernens am Arbeitsplatz — Untersuchungen zur Ausbildung von Bank- bzw. Sparkassenkaufleuten“ ist in einem Göttinger Kreditinstitut mit ca. 850 Mitarbeitern durchgeführt worden. Mit Ausbildungsaufgaben sind ca. 100 Ausbilder betraut, von denen etwa 65 die Ausbildereignungsprüfung abgelegt haben. An der Untersuchung haben insgesamt 57 Auszubildende verschiedener Ausbildungsjahrgänge dieses Kreditinstituts sowie 20 nebenberufliche Ausbilder teilgenommen. Die Ausbildungszeit beträgt bei Auszubildenden mit Sekundarabschluss I drei Jahre und bei Auszubildenden mit allgemeiner Hochschulreife oder Fachhochschulreife 2 1/2 Jahre.
Martina Noß
5. Schlussbetrachtung und Perspektiven
Zusammenfassung
Im Zuge des technisch-organisatorischen, wirtschaftlich-ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels nimmt die Komplexität und Dynamik der Veränderungsprozesse im Bankensektor derartig zu, dass sich die Handlungs- und Lernfähigkeiten der Mitarbeiter permanent bewähren müssen. Mit der Schnelligkeit der Veränderungen wird ein lebenslanges Lernen erforderlich, das insbesondere die Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen beinhaltet. Zukünftige Mitarbeiter sollen ohne viel fremde Hilfe ihr Lernen und Arbeiten planen, ausführen und evaluieren. Selbstgesteuertes Lernen stellt dabei hohe Anforderungen an die Lerner und ist nicht voraussetzungslos zu erwarten. Notwendige Kompetenzen müssen daher von Bankkaufleuten bereits in der Berufsausbildung erworben werden.
Martina Noß
Backmatter
Metadaten
Titel
Selbstgesteuertes Lernen am Arbeitsplatz
verfasst von
Martina Noß
Copyright-Jahr
2000
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-92332-5
Print ISBN
978-3-8244-7217-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-92332-5