2003 | OriginalPaper | Buchkapitel
Politologische Annäherungen an die digitale Demokratie — Ein Kommentar zum Forschungsstand
verfasst von : Alexander Siedschlag
Erschienen in: Wie das Internet die Politik verändert
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Im Anfang der politikwissenschaftlichen Internetforschung war die Idee, mit den neuen technischen Möglichkeiten doch noch Benjamin Barbers (1984) „strong democracy“ verwirklichen zu können: der etwas abgegriffenen liberalen Demokratie des ausgehenden 20. Jahrhunderts einen digital vermittelten aktiven Pluralismus, ja sogar eine neue Demokratie als Lebensart gegenüberzustellen. Sowohl die nun schon über siebenjährige Erfahrung mit politischer Internetnutzung in westlichen Demokratien als auch das Gros der Ergebnisse der neueren Forschung legen demgegenüber nahe, dass das Internet weder zu einem eigenen politischen Raum geworden ist (wie das vor allem Grossmann 1995 erwartete), noch dazu geführt hat, die Politik an grundlegend neuen Kriterien aktivbürgerschaftlicher, quasi basisdemokratischer Politikgestaltung zu messen (wie das zuerst Rheingold 1993 und danach z.B. Hill/Hughes 1998 propagiert hatten). Dies wird umso deutlicher, wenn man — wie das nun endlich getan wurde — die OECD-Welt verlässt und auf die politische Bewertung des Internets in den weiteren Weltregionen blickt. Dort gilt das Internet sowohl in der Politik als auch bei den großen gesellschaftlichen Gruppen in der Regel als amerikanisch-europäisches Dominanzprojekt, als verwestlichende Durchdringung und sogar als kulturelle Bedrohung (siehe die Ergebnisse von Franda 2002).