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1995 | Buch

Controllership im internationalen Vergleich

verfasst von: Dr. Kurt Stoffel

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Unternehmensführung & Controlling

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Über dieses Buch

Controlling befindet sich in Deutschland erst seit kurzem auf dem Weg, einen Platz im betriebswirtschaftlichen Theoriegebäude zu gewinnen. Begriffsverwirrung herrschte und herrscht noch heute vor. Hierzu trägt wesentlich eine mangelnde Abgrenzung zwischen der Controlling­ funktion und Controllern als einem speziellen Träger von Führungsaufgaben bei. Die große begriffliche Ähnlichkeit wird in den USA schon seit langem als möglicher Grund für Ver­ wirrungen genannt. Wortzusätze (Controllership versus Management control) haben diese Abgrenzungsgefahr nicht vermindern können. In Deutschland fehlen gleichartige Spezifizierungen (deshalb?) völlig. Den deutschen Bemühungen zur theoretischen Verankerung des Controlling entsprechende Ansätze in den Staaten sind nicht bekannt. Umgekehrt liegen dort deutlich mehr unmittelbar praxisbezogene Anleitungen bzw. Lehrbücher zum Controller und zur Controllership als in Deutschland vor. Vertiefte Aussagen über Controlling und Controllership in anderen Ländern finden sich weder in der deutschsprachigen noch in der einschlägigen englischsprachigen Literatur. Angesichts dieser Ausgangssituation besteht in mehrfacher Hinsicht ein Erkenntnisdefizit: • Entspricht -wie häufig in der einschlägigen Literatur -das Controllerbild in Deutsch­ land trotz der angesprochenen Unterschiede dem historischen Vorbild USA oder führen die konzeptionell unterschiedlichen controllingbezogenen Sichten zu unterschiedlichen Controllershipbildern? • Speziell: Hat die koordinationsbezogene Controllingtheorie in Deutschland eine Ent­ sprechung gefunden im Aufgabenspektrum des Controllers? Nehmen diese signifikant mehr Koordinationsaufgaben wahr als ihre amerikanischen Kollegen? • Wie stehen die Ergebnisse für die USA und Deutschland, für die schon viele empirische Erhebungen vorliegen, im Verhältnis zum Stand in anderen wichtigen Industrienationen? U. a. Antworten auf diese Fragen zu finden, war Aufgabe der vorliegenden Arbeit von Stoffel.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Grundlegung
Zusammenfassung
Controlling hat gerade in den letzten zwei Jahrzehnten große Verbreitung in der deutschen Unternehmenspraxis gefunden. Nicht nur Großunternehmen verfügen heute über eigene Controllingabteilungen, auch im Mittelstand werden zunehmend Controllerstellen eingerichtet. Gleichzeitig herrscht in der Praxis eine große Meinungsvielfalt darüber, was konkret unter Controlling zu verstehen ist.1 Ein ähnliches Bild zeigt auch die Diskussion innerhalb der betriebswirtschaftlichen Forschung des deutschsprachigen Raums, die sich anknüpfend an die Verbreitung von Controllerstellen in der Unternehmenspraxis seit Anfang der achtziger Jahre verstärkt mit dem Controlling beschäftigt. Eine verwirrende Vielzahl von controllingbezogenen Definitionen wird angeboten, wobei die stark reaktive Begriffsbildung, die fehlende Abgrenzung zur Unternehmensführung sowie das Fehlen einer theoretischen Bezugsbasis die Hauptprobleme dieser zum Teil sehr heterogenen Defintionsansätze darstellen.2
Kurt Stoffel
2. „Controlling“-Begriffe in Theorie und Praxis
Zusammenfassung
Stellen mit der Bezeichnung Comptroller bzw. Controller1 finden sich in privatwirtschaftlichen Institutionen erstmals zum Ende des letzten Jahrhunderts in U.S.-amerikanischen Eisenbahn­gesellschaften.2 So schuf die Atchinson, Topeka & Santa Fe Railway System im Jahr 1880 eine derartige Stelle. Dem Comptroller wurden dabei primär finanzwirtschaftliche Aufgaben über­tragen: „The duties of the Comptroller are largely financial and relate to the bonds, stocks, and securities owned by the Company; the issuance, cancellation and re-issuance of stock certificates; the issuance of negotiable bonds of the Company, and various other financial matters.3 Nach der Einrichtung von Controllerstellen in anderen Eisenbahngesellschaften wurde 1892 erstmals auch in einem Industrieunternehmen, der General Electric Company, eine Controllerstelle mit ebenfalls finanzwirtschaftlicher Aufgabenstellung errichtet.4
Kurt Stoffel
3. Controlling als Koordinationsfunktion im Führungssystem
Kurt Stoffel
4. Funktionale und institutionale Aspekte des Controllership
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung mit der Rolle des Controllers als etablierter Aufgabenträger in der deutschen, französischen und U.S.-amerikanischen Unternehmenspraxis steht im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Unter Rückgriff auf konzeptionelle und empirische Arbeiten werden im folgenden wesentliche funktionale und institutionale Aspekte des Controllership in Deutschland, Frankreich und den USA, d.h. die Schwerpunkte des Aufgabenspektrums von Controllern, die Bedeutung von Controllingaufgaben innerhalb des Aufgabenspektrums sowie die Einbindung der Controller in die Unternehmensorganisation, dargestellt und in den konzeptionellen Bezugs­rahmen der vorliegenden Arbeit integriert.
Kurt Stoffel
5. Controllership in deutschen, französischen und U.S.-amerikanischen Industrieunternehmen — Ergebnisse der empirischen Untersuchung
Zusammenfassung
Die schriftliche, postalische Befragung mittels eines für die drei Erhebungsländer einheitlichen, standardisierten Fragebogens wurde als problemadäquate Methode zur Erhebung der empirischen Daten gewählt. Als methodische Nachteile der schriftlichen Befragung gegenüber der mündlichen Befragung werden vor allem die Einschränkung der Repräsentativität durch geringe Rücklaufquoten, die Nichtkontrollierbarkeit der Identität der Auskunftspersonen sowie Kommunikationsprobleme, die aus der Abwesenheit eines Interviewers sowie aus der formalen Gestaltung des Fragebogens resultieren können, genannt.1 Vorteile der schriftlichen Befragung werden vor allem darin gesehen, „daß durch den Verzicht auf eine Erhebungsperson die mit der Interviewertätigkeit verbundenen Fehlerquellen entfallen. So lassen sich die von der Person und dem Verhalten des Interviewers ausgehenden Einflüsse auf die Reaktionen der Probanden (Interviewer-Bias) ebenso vermeiden wie die Fehler, die durch eine unvollständige oder verzerrte Aufzeichnung der Antworten (selektives Hören) entstehen.“2 Da entsprechend der Problemstellung der Untersuchung die Datenerhebung auch in Sprachräumen durchgeführt werden mußte, in denen nicht die Muttersprache des Projektdurchführenden gesprochen wird, kam diesen Vorteilen der schriftlichen gegenüber der mündlichen Befragung große Bedeutung zu. Letztendlich sprachen auch wirtschaftliche Erwägungen für die schriftliche Befragung, die im Vergleich zum Interview bei gleicher Zahl von Untersuchungsobjekten wesentlich niedrigere Erhebungskosten sowie deutlich geringere Erhebungszeiten verursacht und damit bei Einsatz gleicher Mittel die Erreichbarkeit eines größeren Personenkreises erlaubt. Dieser häufig genannte forschungsökonomische Vorteil der schriftlichen, postalischen Befragung hatte angesichts der geographischen Streuung der für diese Erhebung relevanten Untersuchungseinheiten ebenfalls besonderen Einfluß auf die Entscheidung für dieses Datenerhebungsinstrument.
Kurt Stoffel
6. Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
Zusammenfassung
Die zunehmende Verständigung auf die Koordinationsfunktion innerhalb des arbeitsteiligen, aufgabenspezialisierten Führungssystems der Unternehmung als Kernfunktion des Controlling kennzeichnet seit einigen Jahren die Bemühungen im deutschsprachigen Raum zur Abgrenzung des Begriffs Controlling. Zwar rücken die Vertreter des koordinationsorientierten Controlling­ansatzes die funktionale Sichtweise in den Vordergrund und sehen die Frage der Trägerschaft der Koordinationsfunktion als nicht definitionsbestimmend an, doch betrachten sie die Kompatibilität von theoretischem Verständnis und praktischer Entwicklung, die maßgeblich durch die Rolle der Controllerbereiche in der Unternehmenspraxis bestimmt ist, als eine wesentliche Anforderung an die Begriffsbildung. Nach ihrer Auffassung kann durch den Bezug auf die Koordinationsfunktion im Führungssystem nicht nur die gegenwärtige Rolle des Controllers, sondern auch die Schaffung von Controllerstellen in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Ursprung der Controllingentwicklung erklärt werden. So haben die Controller sowohl in den USA als auch in Deutschland die Linieninstanzen vor allem durch die Übernahme von Koordinationsaufgaben innerhalb des Planungssystems sowie durch die Wahrnehmung von Aufgaben zur Kopplung des Planungs-, Kontroll- und Informationssystems entlastet. Diese Aufgaben stellen nach Ansicht vieler Vertreter des koordinationsorientierten Controllingansatzes innerhalb des breiten Spektrums der in den Unternehmen anfallenden Controllingaufgaben auch heute noch die wesentlichen Aufgaben der deutschen und U.S.-amerikanischen Controllerbereiche dar.
Kurt Stoffel
Backmatter
Metadaten
Titel
Controllership im internationalen Vergleich
verfasst von
Dr. Kurt Stoffel
Copyright-Jahr
1995
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-99858-3
Print ISBN
978-3-8244-6189-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99858-3