2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Governance im modernen Staat
verfasst von : Renate Mayntz
Erschienen in: Governance — Regieren in komplexen Regelsystemen
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Der anglo-amerikanische Begriff Governance wurde etwa seit Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts verbreitet in politikwissenschaftlichen Analysen benutzt und ersetzte schrittweise den bis dahin geläufigen Begriff der politischen Steuerung. Dieser Wandel der Semantik spiegelt eine tief greifende Veränderung des steuerungstheoretischen Paradigmas seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhundert wider (Mayntz 1996, 1998), eine Veränderung, die zumindest teilweise Ausdruck realer Veränderungen von Institutionen und Prozessen der Politikentwicklung und gesellschaftlichen Regelung im modernen westlichen Nationalstaat war. Governance ist auch im Englischen kein alltagssprachlicher Begriff. Lange Zeit wurde er lediglich zur Bezeichnung des Prozessaspekts von government (Regierung) benutzt, also gewissermaßen als Synonym zum deutschen Begriff der politischen Steuerung, der ebenfalls auf einen Prozess verweist. In den letzten zwei Dekaden des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff Governance dann jedoch zunehmend in zwei verschiedenen theoretischen Kontexten benutzt: im allgemein gesellschaftstheoretischen Kontext als Oberbegriff für die verschiedenen Formen sozialer Handlungskoordination (Hierarchie, Markt, Gemeinschaft, Organisationen), im Kontext internationaler und bald auch nationaler Politik zur Bezeichnung nicht-hierarchischer und nicht lediglich staatlicher Regelung.