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2009 | Buch

Klimawandel und Gesellschaft

Perspektive Adaptionskommunikation

verfasst von: Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung: Globaler Wandel, Adaption und Kommunikation
Die Welt ist im Wandel. Auf den ersten Blick ist diese Feststellung weder neu noch überraschend. Schließlich besteht die gesamte Erd- und Menschheitsgeschichte aus fortlaufenden Veränderungsprozessen, die allgemein als Evolution bezeichnet werden. Phasen scheinbarer Stabilität werden immer wieder durch (unvorhersehbare) Dynamiken in Gesellschaften und ihren materiellen Umwelten in Bewegung versetzt. Dabei stehen Gesellschaft und Umwelt in einer koevolutionären Beziehung zueinander: zum einen wirken Naturereignisse wie Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge auf gesellschaftliche Strukturen ein; zum anderen erzeugen soziale und ökonomische Prozesse durch die Inanspruchnahme der materiellen Umwelt neben beabsichtigten auch unbeabsichtigte Veränderungen in der bio-physikalischen Welt, die dann ihrerseits wieder auf Zivilisationen zurückwirken. Im Extremfall können anthropogene Umweltveränderungen zum Untergang von Zivilisationen führen, wie James Diamond in seinem Buch Kollaps anhand vergangener Kulturen zeigt (Diamond 2006). Die ko-evolutionären Wechselwirkungen zwischen Gesellschaften und ihren materiellen Umwelten sind in den vergangenen Jahrzehnten in zahlreichen Publikationen theoretisch wie empirisch erörtert worden.1 Neben der Analyse epochaler Formen und langfristiger Veränderungen gesellschaftlicher Umweltverhältnisse, wie beispielsweise der Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft, rückte dabei in den vergangenen Jahren das Thema des globalen Wandels in den Vordergrund.2
Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg
2. Herausforderung: Globaler Wandel und lokale Anpassung
Angetrieben von alarmierenden wissenschaftlichen Forschungsergebnissen (z.B. Carson 1962, Meadows 1972) und der entstehenden Umweltbewegung wurde Umweltschutz in vielen (post-)industriellen Ländern sowie international zu Beginn der 1970er Jahre zu einem zentralen Politikfeld. Die ersten globalen Umweltkonferenzen fanden statt, internationale Abkommen wurden verabschiedet, und Umweltpolitik wurde national und international institutionell verankert. In dieser Zeit wurden auch wichtige und bis heute wirkende umweltpolitische Grundlagen gelegt, wie das Verursacher- oder das Kooperationsprinzip. Die vielfältigen Gesetze und Maßnahmen, die in den vergangenen 30 Jahren entwickelt und implementiert wurden, beziehen sich auf drei generelle Formen der Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Umwelt, die der Regulierung und Bearbeitung bedürfen:
Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg
3. Fallstudie: Klimawandel, Hochwasser, Adaption
In den vorangegangenen Kapiteln haben wir dargelegt, dass der globale Wandel neue Anforderungen an den Umgang mit Umweltrisiken stellt. Bei extremen Hochwassern, einem Problembereich, der sich durch geringe Wahrscheinlichkeiten und hohe Schadenspotenziale (100jähriges Hochwasser) definiert, müssen demzufolge existierende Hochwasserschutzstrategien an eine gewachsene sachliche und soziale Komplexität angepasst werden: der globale Klimawandel, veränderte Landnutzung, Aufbau von Werten in Flussnähe und gesellschaftliche Pluralisierung führen zu einer Steigerung von Hochwasserrisiken sowie zu einer Veränderung von individuellen und kollektiven Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortlichkeiten. Wie die Auswertung der Erfahrungen bei der Bewältigung der Extremhochwasser der letzten Jahre zeigt, darf sich ein zukunftsfähiges Hochwassermanagement nicht auf naturwissenschaftlich-technische Aspekte beschränken, sondern muss auch die sich ändernden gesellschaftlichen Perspektiven angemessen integrieren.
Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg
4. Informationsumwelten der Bürgerinnen und Bürger
In diesem Kapitel werden die von Behörden in Hamburg und Bremen veröffentlichten Dokumente zum Thema Hochwasser vorgestellt. Dabei erfolgt zunächst eine beschreibende Übersicht über die Wurfsendungen, Broschüren und Informationsblätter, um daran anknüpfend die Kommunikationsaktivitäten der Städte Bremen und Hamburg zu betrachten und miteinander zu vergleichen.
Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg
5. Die Repräsentationen der Bürgerinnen und Bürger
In diesem Kapitel stellen wir die Ergebnisse der Meinungsumfrage vor. Wie bereits im Methodenkapitel dargestellt, greifen wir dabei auf zwei Methoden zurück: Im Zentrum steht die repräsentative Bevölkerungsbefragung, ergänzt durch Ergebnisse der Fokusgruppen in Bremen (Dürrenberger/Behringer 1999). Da die Methode der Fokusgruppe ausschließlich in Bremen durchgeführt wurde, wird diese nur eingebracht, um entweder allgemeine und für beide Städte geltende und auf beide übertragbare Ergebnisse zu untermauern oder aber, um besondere für Bremen geltende Aspekte zu verdeutlichen.
Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg
6. Globaler Wandel und Adaptionskommunikation
Der Ausgangspunkt unserer Untersuchung war die in Wissenschaft und Politik in jüngster Zeit verstärkt diskutierte Feststellung, dass globale Umweltveränderungen, insbesondere der Klimawandel, nicht mehr völlig zu vermeiden und vorausschauende Anpassungen mittlerweile notwendig geworden sind. Angesichts hoher sozialer und sachlicher Komplexität – vielfältige Akteure mit unterschiedlichen Perspektiven und Einflussmöglichkeiten sowie biophysikalische Wechselwirkungen mit zeitlich-räumlich distanzierten Effekten – stellt der globale Wandel soziale Systeme vor enorme Herausforderungen. Wenn das gesellschaftliche Ziel ist, eine vorsorgeorientierte Kultur der nachhaltigen Entwicklung zu realisieren, um die Verletzlichkeit der Gesellschaft zu reduzieren und ihre Widerstandsfähigkeit zu steigern, erhöht sich der Bedarf nach kollektivem Lernen zur Anpassung. Unserer Ansicht nach spielen dabei zielgerichtete gesellschaftliche Kommunikations-, Partizipations- und Kooperationsprozesse eine entscheidende Rolle. Wie wir im Theorie-Teil gezeigt haben, erscheint es hierfür sinnvoll, bislang weitgehend getrennt voneinander stehende Ansätze wie Katastrophen-, Risiko- und Nachhaltigkeitskommunikation zum integrativen Konzept der Adaptionskommunikation zusammen zu führen.
Harald Heinrichs, Heiko Grunenberg
Backmatter
Metadaten
Titel
Klimawandel und Gesellschaft
verfasst von
Harald Heinrichs
Heiko Grunenberg
Copyright-Jahr
2009
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91516-6
Print ISBN
978-3-531-15844-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91516-6