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2009 | Buch

Wikipedia

Das Rätsel der Kooperation

verfasst von: Christian Stegbauer

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Dieses Buch entstand aus einem von der DFG geförderten Projekt. Die Unter- chungen darin wurden arbeitsteilig erledigt, was bedeutet, dass eine Reihe von Personen daran beteiligt war. Ihnen allen ist an dieser Stelle zu danken. An erster Stelle ist der leider viel zu früh verstorbene Karl Otto Hondrich zu nennen, der uns ermunterte, die erste noch etwas wage Projektidee umzusetzen und der auch bei der Pointierung der Fragestellung half. Weiterhin besonders hervorzuheben ist Alex Rausch, der das Projekt nicht nur kritisch begleitete, sondern mit hohem Aufwand neben seiner eigentlichen Tätigkeit die Forschung unterstützte und durch Ideen und seine Programmierkünste voran brachte. Ohne die Mitarbeiterin Eli- beth Bauer mit ihren internen Kenntnissen der Struktur der Wikipedia und ihrer Akteure wären wir viel öfter an Grenzen gestoßen und wären an vielerlei Stellen einer oberflächlicheren Interpretation aufgesessen. Sie brachte ebenfalls eine Reihe von Ideen ein, die auch die Auswertung voranbrachten. Ein besonderer Dank gebührt auch Victoria Kartashova, die als Hilfskraft den Forschungsprozess nicht nur unterstützte, sondern einige Teile der Arbeit selbstständig übernahm. Markus Prenger leistete Unterstützung während der Endphase der Untersuchung. Weiter möchte ich Wolfgang Glatzer danken, der die Arbeiten positiv begleitete und nicht zuletzt auch Usch Büchner, die uns ebenfalls in vielerlei Weise beförderte und Nina Ebener für die Durchsicht des Manuskripts. Ich danke der Deutschen Forschun- gemeinschaft für die Finanzierung der Untersuchung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Zur Fragestellung – Warum erstellen die Menschen öffentliche Güter?
Zusammenfassung
Hinsichtlich der Ursachen des menschlichen Handelns scheinen wir alles zu wissen. Warum die Menschen kooperieren, so wird behauptet, sei entweder an persönlichen Nutzen oder an starke religiöse oder gemeinschaftliche Werte gebunden. Man könnte glauben, dass neue Erkenntnisse in diesem Gebiet kaum zu erwarten sind. Allerdings werden diese Grundlagen der Soziologie offensichtlich durch neue Kommunikationsbedingungen, wie man sie im Internet durch so genannte „Social Software“ vorfindet, in Frage gestellt. Nicht nur dort, aber es mag das prominenteste Beispiel sein, denn bei dem großen Enzyklopädieprojekt Wikipedia kooperieren hunderttausende Menschen. Sie kommen mit einem minimalen Aufwand an Koordination aus. Für den einzelnen Beteiligten sind die klassischen Motive für gemeinschaftliches Handeln, ein persönlicher Nutzen oder ein starker Zusammenhalt zunächst einmal nicht erkennbar. Am Beispiel von Wikipedia soll in der vorliegenden Untersuchung die Frage gestellt werden, ob die gängigen Grundlagen der Soziologie sich tatsächlich bewähren oder ob man nicht versuchen sollte, zu anderen Lösungen zu kommen. Es wird gefragt, ob man nicht den Antrieb des menschlichen Handelns anders erklären kann und im Besonderen werden einige klassische Erklärungen für Kooperation überdacht. Das Ganze geschieht an einem Beispiel, welches offensichtlich den gängigen und vielfältig bewährten Annahmen entgegensteht.
Christian Stegbauer
2. Das Rätsel der Beteiligung
Zusammenfassung
Warum es zur Beteiligung, zur Kooperation und zur Erstellung öffentlicher Güter kommt, kann als Rätsel angesehen werden. Im Zusammenhang mit Wikipedia wurde dies thematisiert (Cifollili 2003). Dieses Rätsel bleibt aber nicht auf Wikipedia beschränkt. Wenn wir andere Bereiche betrachten, in denen Engagement bei der Herstellung öffentlicher Güter bedeutsam ist, finden wir die gleichen offenen Fragen. Untersuchungen zu ehrenamtlichen Helfern zeigen, dass die Frage danach, was die helfenden Personen denn persönlich von ihrer Arbeit hätten, entrüstet zurückgewiesen wurde (Koch-Arzberger & Schumacher 1990: 68). Es konnte aus den Angaben der Helfer weder geschlossen werden, dass diese einen individuellen Vorteil daraus ziehen würden, noch ließ sich daraus ableiten, dass die Helfer für ihr Engagement eine Gegenleistung erwarteten. Im zitierten Beispiel handelte es sich um Helfer in einem Altenheim, die selbst zum größten Teil das Renteneintrittsalter überschritten hatten. Leider wurde in der Veröffentlichung die Möglichkeit der sich aus den Positionen der Helfer ergebenden Rollenverpflichtungen nicht untersucht.
Christian Stegbauer
3. Theoretische Grundlagen
Zusammenfassung
Um ein allgemeines theoretisches Modell entwickeln zu können, greifen wir auf einige bekannte Überlegungen zurück. Wir glauben, dass unser theoretischer Hintergrund dadurch klarer zu explizieren ist. Wir arbeiten angelehnt an die relationalistische Theorie von Harrison White (1992). Bevor wir diese Überlegungen entwickeln, stellen wir zunächst vor, wie und wo diese Überlegungen verankert sind.
Christian Stegbauer
4. Wikipedia – Handlungslogik
Zusammenfassung
In Wikipedia scheinen Ideologien auf. Der Wahlspruch „Die freie Enzyklopädie“, „Jeder kann mit seinem Wissen beitragen“, die Inhalte von Mailinglisten, die im Zusammenhang mit Wikipedia stehen und Benutzerseiten deuten auf eine dahinter stehende Ideologie hin. So wird Wikipedia in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Dies ist das Image von Wikipedia. Zu diesem Image gehört ebenfalls, dass man den Inhalten nicht unbedingt vertrauen könne (Lanier 2006 oder die ständigen Vorwürfe des Mitbegründers von Wikipedia-Vorläufern und von Konkurrenzplattformen Larry Sanger mit dem bislang nicht erfolgreichen Bemühen es besser zu machen). Das Zusammentragen von Wissen durch Amateure ist die eine Seite, die andere Seite ist, dass mit zunehmender Wahrnehmung des Produkts, eine der Ursprungsidee, der Beteiligung aller, entgegenstehende eigene Produktlogik entsteht. Diese Verschiebung von der Idee „wenn jeder etwas von seinem Wissen beiträgt, dann können wir das Wissen aus den Fesseln des Copyright und damit aus privaten Händen befreien und jedermann zur Verfügung stellen“ hin zu einem gegenüber den anderen Enzyklopädien konkurrenzfähigen Produkt, kann als eine Änderung der Ziele angesehen werden. Es entsteht aus der Handlungslogik (jeder, der will, kann) eine Produktlogik, die nicht mehr auf die Mitarbeit von jedem setzt, sondern sich an bestimmten, teilweise von außen herangetragenen Anforderungen orientiert. Die großen Meinungsmedien, wie etwa der Spiegel, die Zeit etc. schütten sich aus vor Häme, wenn wieder einmal bekannt wird, dass in Wikipedia manipuliert wurde oder die Qualität in einem Bereich dürftig ist. Dies wird auch von der Einschätzung des Gründers „Jimmy Wales“ bestätigt, der in einem Vortrag sagte, „Wir sollten mehr auf die Qualität als auf das Wachstum der Artikelzahl achten“ (zitiert nach Rühle 2006).
Christian Stegbauer
5. In der Studie verwendete Daten und Stichproben
Zusammenfassung
Wir beziehen uns in unserer Studie immer wieder auf bestimmte Daten. Da diese oft im Text in Kurzform angesprochen werden, sollen an dieser Stelle Hinweise auf die Datenbasis gegeben werden.
Christian Stegbauer
6. Nutzerkarrieren
Zusammenfassung
Neu hinzukommende Teilnehmer werden entweder integriert oder abgestoßen. Zur Integration in den inneren Kern ist, wie bereits oben angedeutet, das Durchlaufen von verschiedenen Karrierestationen notwendig. Man kann mit Hilfe der Daten über die Teilnehmer, die in der Wiki-Datenbank gespeichert sind, Teilnehmerkarrieren nachverfolgen. Wenn man dies tut, kann man nachweisen, dass die Möglichkeiten auf eine Karriere in den inneren Kreis der Wikipedia bei weitem nicht allen offen steht – und, dass insbesondere in den letzten Jahren diese Möglichkeiten sehr stark zurückgingen.
Christian Stegbauer
7. Die Produktion der Inhalte, netzwerkanalytisch betrachtet
Zusammenfassung
Kollaborativ erstelltes Wissen ist eine Spezialform eines öffentlichen Gutes. Da Wikipedia unser Beispiel ist, müssen wir klären, wie hier „Wissen“ entsteht. Die der „Wissensproduktion“ unterliegenden Prozesse beruhen auf Kooperation. Um verstehen zu können, wie die Inhalte in die Enzyklopädie kommen, müssen wir uns die unterliegende Kooperation genauer ansehen. Wikipedia eignet sich in besonderer Weise, dem Rätsel der Kooperation nachzugehen. Dies liegt zum einen an den Möglichkeiten der Datenanalyse, zum anderen daran, dass die als Ursache für Kooperation oben benannten Belohnungen bei der Erstellung der Wikipedia wohl kaum eine Rolle spielen (siehe Kapitel zwei und drei).
Christian Stegbauer
8. Die Entstehung einer positionalen Struktur durch Konflikt und Kooperation
Zusammenfassung
In diesem Kapitel spielen Auseinandersetzungen eine noch größere Rolle als im vorangehenden Abschnitt. Eine hier zu behandelnde Frage ist, ob die Beziehungsstrukturen immer gleichförmig sind – Untersuchungen zur Struktur von Mailinglisten (Stegbauer/ Rausch 2007) legen dies nahe – oder ob diese wechselt, bzw. wie sich ein solcher Wechsel ggf. vollzieht. Wir versprechen uns von der Betrachtung eines Themas, bei dem es zu Streit kam, eine besondere Dynamik, aber auch, dass wir einen Prozess der positionalen Klärung nachvollziehen können. Wenn unterschiedliche Beziehungsstrukturen auftreten, müssten damit auch immer wieder Chancen für positionale Wechsel entstanden sein. Je nachdem, in welcher Phase sich die Struktur befindet, ergeben sich unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten.
Christian Stegbauer
9. Die Entstehung der Organisation aus der Dynamik des positionalen Systems
Zusammenfassung
Im letzten Kapitel wurde das Zusammentreffen von Teilnehmern thematisiert, die in unterschiedlichen, von außen in einen Konflikt hineingetragenen Positionen gefangen sind. Sie sind einerseits gefangen, weil ihnen diese Positionen zugeschrieben werden – und andererseits, weil ihre Identität als Mitglied einer Gruppe ihr Verhaltensspektrum einschränkt.
Christian Stegbauer
10. Positionen und ihre Handlungsmuster
Zusammenfassung
Unsere Ausgangsfrage, nämlich, warum die Menschen miteinander kooperieren, war eng verknüpft mit der Hypothese, dass sie dies tun, weil sie in unterschiedlichen Positionen zueinander stehen. Die Positionen geben dann, freilich unter Berücksichtigung von Aushandlungen, vor, wie die Beteiligung verläuft. Hierbei spielen Zuweisung und Verantwortungsübernahme eine große Rolle, genauso wie Anerkennung.
Christian Stegbauer
11. Die Entstehung einer Führungsposition und deren Erhalt
Zusammenfassung
Unsere Hypothese lautet, und dies wurde in den vorangegangenen Kapiteln bereits untersucht, dass das positionale System das treibende Moment für das Engagement innerhalb der Wikipedia ist. Die Theorie, vor allem in Gestalt des Werkes von H. White gibt uns diesbezüglich einige Grundregeln an die Hand, mit denen man entweder Hypothesen formulieren kann oder einfach eine Richtschnur für Fragen erhält. Die vorangehend ausgeführten Überlegungen besagen nun, dass die Positionen sich gegeneinander abschotten. Sie geraten in Teilen miteinander in Konflikt. Solche Konflikte sind weitestgehend unvermeidlich, denn sie entstehen einerseits aufgrund der unterschiedlichen Aufgaben, also der funktionalen Differenzierung und andererseits aus den positioneninternen Verhaltensregelmäßigkeiten. Zu diesen Regelmäßigkeiten gehört der interne Wettbewerb. Die relative Abschottung und die damit zusammenhängende Erhöhung der internen Kommunikation in Paarung mit dem eigenen Aufgabenbereich und der Zuschreibung von Eigenschaften von außen lässt eigene Weltsichten entstehen, die nicht von allen anderen beteiligten Positionen geteilt werden. Wir haben dies am Beispiel des Konfliktes zwischen Vandalenjägern gesehen. Diese schießen manchmal im Wettbewerb untereinander über das Ziel hinaus. Mitarbeiter, die Anfragen und Beschwerden bearbeiten (OTRS), müssen dann die Fehler, die in von den Vandalenjägern gemacht werden, ausbügeln.
Christian Stegbauer
12. Position und Gruppengröße
Zusammenfassung
Artikelbearbeitungen, so die Idee von Wikipedia, finden kollaborativ statt. Das bedeutet, dass sich mehrere Teilnehmer an der Bearbeitung eines Artikels beteiligen. Auch nach unserer Hypothese und den bisher durchgeführten Untersuchungen ging es immer darum, dass durch die Zusammenarbeit und dadurch, welchen Teil der Zusammenarbeit man übernimmt, eine Positionierung vorgenommen wird. Im Folgenden geht es nun um die Bedingungen der Zusammenarbeit an einzelnen Artikeln.
Christian Stegbauer
13. Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten durch die Herausbildung einer Beziehungsstruktur
Zusammenfassung
Obgleich die technische Basis niemanden einschränkt, einen Artikel nach seinen eigenen Vorstellungen zu verändern, wird es durch die Herausbildung gemeinschaftlicher Strukturen mit der Zeit schwieriger, Änderungen an den Texten vorzunehmen. Es erhöht sich die Anforderung auf Rücksichtnahme gegenüber den anderen Teilnehmern; Ideen eine Änderung vorzunehmen, werden dann zuerst einmal zur Diskussion gestellt, bevor sie vorgenommen werden. Ist dies tatsächlich der Fall? Nun – Änderungen und die Diskussion hierzu kann man an den Artikeln parallel betrachten. Auf diese Weise ist es möglich zu beobachten, inwiefern sich die Diskussion zu einem Artikel auf Änderungen daran beziehen. Unsere ursprüngliche Annahme lautete, dass wenn die Strukturierung um einen Artikel herum stark ist, kaum noch Änderungen ohne vorherige Diskussion aufgenommen werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass bei einer hohen Anzahl an Teilnehmern keine so hohe Beziehungsdichte erreicht werden kann, wie bei nur wenigen Diskutierenden. Daher sind andere bereits von uns untersuchte Merkmale von Internetdiskussionen an dieser Stelle ebenfalls heranzuziehen, beispielsweise die Zahl der Diskussionsbeiträge und die Zahl der Diskutanten (Stegbauer 2001a).
Christian Stegbauer
14. Die Verschränkung der Artikeldiskussion mit der Konstruktion von Inhalten
Zusammenfassung
Im vorangehenden Kapitel haben wir uns mit der Zahl der beteiligten Personen an den Diskussionen beschäftigt. Hier nun geht es um das Verhältnis von Diskussion und Artikelkonstruktion. Eine ursprüngliche Idee dieser Untersuchung war es, auf diese Weise die Entstehung der Artikel, wenn man so will, die soziale Konstruktion des Wissens (Knorr-Cetina 2002), sichtbar zu machen. Natürlich ging es hierbei nicht um den Anspruch der Laborstudien, wohl aber wird – im Falle von Wikipedia – Wissen zusammengetragen und durch die Präsentation, so könnte man sagen, auch erzeugt. Es geht bei Wikipedia zwar nicht um originäres Wissen, aber um einen ähnlichen Prozess wie er von Knorr-Cetina beschrieben wird, es geht um die soziale Bewertung des Wissens, also um einen Fall der sozialen Konstruktion. Nach unseren Vorüberlegungen kommen natürlich auch hier wieder Positionen ins Spiel. Zwar sind alle Teilnehmer vor vornherein positional nicht ungleich, im Prozess der Auseinandersetzung entstehen Ungleichheiten aber sehr schnell. Es etabliert sich eine Hierarchie. Feind eines solchen sozialen Gebildes ist die Zeit im Zusammenhang mit der relativen Unverbindlichkeit. Die Struktur, obgleich durch die Dokumentation vor dem Vergessen gehindert, verliert im Zeitverlauf an Bedeutung, sofern Teilnehmer den Prozess nicht über einen langen Zeitraum begleiten.
Christian Stegbauer
15. Die Bedeutung der Treffen für das Handeln in der Wikipedia
Zusammenfassung
Es wurde bereits erwähnt, dass Wikipedia kein reines Internettool für Zusammenarbeit ist. Die über die Enzyklopädie entstehenden Kontakte werden über das Internet hinaus auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Solche Kontakte werden beispielsweise in Form von Treffen gepflegt. Treffen innerhalb der Wikipedia werden meist als Stammtische bezeichnet, häufig selbst dann, wenn es sich um ein erstes Treffen handelt. Da wir unterschiedliche Bereiche in die Untersuchung einbeziehen wollen, bietet es sich an, solche Face-to-face Kontakte mit zu untersuchen. Hierfür ist es von Vorteil, dass die meisten Treffen einen offenen Charakter besitzen sollen. Prinzipiell kann jeder teilnehmen und häufig dienen die Treffen dem Kennenlernen. Daher werden sie innerhalb der Wikipedia-Organisationsöffentlichkeit angekündigt. Diese Ankündigungen lassen sich über die wikipediaeigene Datenbank abrufen. In den allermeisten Fällen finden sich auch Protokolle der Treffen und Anwesenheitslisten. Vor der Untersuchung haben wir uns überlegt, dass die Teilnahme an Treffen eine besondere Form der Bindung an das Projekt, an die anderen Teilnehmer und eine Bestätigung der Position bewirken müsste. Ebenso vermuten wir, dass in manchen Fällen Teilnehmer ihren ersten Kontakt zu Aktiven in der Wikipedia über eine Teilnahme an einem Stammtisch knüpfen. Das bedeutet, dass eine Positionierung nicht nur über die Reaktionen der anderen auf die Bearbeitung eines Artikels vorgenommen wird, den Stammtischen kommt dabei ebenfalls eine besondere Bedeutung zu.
Christian Stegbauer
16. Positionen aus der Kombination von Artikelproduktion, Portalen und Treffen
Zusammenfassung
An zahlreichen Stellen wurde argumentiert, dass Positionen eine situative Komponente haben. Im vorangehenden Kapitel wurden entstehende Positionen aufgrund regionaler und überregionaler Treffen analysiert. Hier nun, so ist die Idee, werden Metapositionen gebildet. Dies geschieht indem drei unterschiedliche Bereiche simultan in die Untersuchung einbezogen werden.
Christian Stegbauer
17. Ideologiewandel von der Aufklärung zur besten Enzyklopädie der Welt - eine Analyse der Teilnehmerseiten
Zusammenfassung
In Kapitel 4 hatten wir festgestellt, dass sich mit der Zeit die Einstellung der Aktivisten in Wikipedia wandelt. Der Wandel hängt mit organisatorischen und von außen auferlegten Zwängen zusammen. Im Einzelnen handelt es sich um einen Wandel von einer „Aufklärungsideologie“ hin zu einer „Produktideologie“. Stichworte für die Aufklärungsideologie sind, „jeder kann teilnehmen“, die „Befreiung“ des Wissens aus den Zwängen des Copyrights und der „Basar“ gegenüber der „Kathedrale“. Die Produktideologie hingegen steht in einem Zusammenhang damit, die beste Enzyklopädie zu erstellen und damit in einen Wettbewerb mit etablierten Nachschlagewerken zu treten. Wir sind davon ausgegangen, dass wir einen Wandel in der Sichtweise besonders dort feststellen können, wo die Teilnehmer Positionen angehören, die zum Kern bzw. zu Führungspositionen gehören.
Christian Stegbauer
18. Fazit
Zusammenfassung
Ziel des Buches war es, aufzuzeigen, welche Mechanismen greifen, wenn Menschen sich zusammen tun und an einem Projekt freiwillig mitarbeiten. Warum eigentlich kooperieren die Menschen? Unsere Ausgangshypothese lautete, dass die Zusammenarbeit über ein positionales System reguliert wird. Solche positionalen Systeme sind überall wirksam, wo Menschen zusammen kommen. Wir können nichts daran ändern; sie bilden sich in allen Situationen heraus. Manchmal verfestigen sie sich für eine Zeit und ein anderes Mal lösen sie sich sehr schnell wieder auf.
Christian Stegbauer
Backmatter
Metadaten
Titel
Wikipedia
verfasst von
Christian Stegbauer
Copyright-Jahr
2009
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91691-0
Print ISBN
978-3-531-16589-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91691-0