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2009 | Buch

Einfach komplex

Neue Herausforderungen im Projektmanagement

verfasst von: Reinhard Grimm

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Die steigende Komplexität von Aufgabenstellungen und Organisationsstrukturen wird zunehmend eine Herausforderung im modernen Projektmanagement. Dieses Werk betrachtet das Phänomen der Komplexität an sich und deren Auswirkung auf Projektteams. Es wird ferner aufgezeigt, dass gut gemeinte Unterstützungsversuche von außen oft hoch riskant und nicht zielführend sind.

Mit Interventionsforschung stellt dieses Buch eine Methode vor, die der Komplexität sowie den sozialen Faktoren in Projektgruppen Rechnung trägt und diese unterstützt, selbst mit schwierigen Situationen umzugehen. Dies wird umfassend anhand eines Fallbeispiels erfolgreicher Interventionsforschung illustriert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Anfang dieses Jahrhunderts, als das explosive Wachstum der Informationstechnologiebranchen ein jähes Ende fand, mussten Mitarbeiter, Führungskräfte und Unternehmenseigner gleichermaßen akzeptieren, dass sich der berufliche Alltag in Europa und in den Vereinigten Staaten schlagartig ändern werde. Es zeigte sich deutlich, dass die Art, in der bisher Unternehmen geführt wurden, kein Garant für zukünftigen Erfolg mehr sein konnte. Vor allem Organisationen, die von der Euphorie und durch den Investitionsboom in neue Technologien profitierten, gelang es in der Vergangenheit ohne größere Umstände, mit suboptimalen Strukturen dennoch satte Gewinne zu schreiben. Dies änderte sich schlagartig. So zitierte das Wirtschaftsmagazin Economist im September 2002 einen bekannten Ausspruch des Investors Warren Buffet: „It's only when the tide goes out that you can see who's swimming naked.“, um zu beschreiben, was mit der amerikanischen Wirtschaft passierte. Firmen gerieten unter Druck und sahen sich speziell in Hochtechnologiebranchen gezwungen, Strukturen sowie Abläufe radikal zu überarbeiten und den geänderten Bedingungen anzupassen, um angesichts massiv eingeschränkter Budgets, Ausgabenkürzungen der Kunden und einer Wirtschaftslage, die generell zu wünschen übrig ließ, ihr Überleben zu sichern.
Reinhard Grimm
2. Komplexität
Zusammenfassung
Typische Aufgabenstellungen, mit denen sich moderne Unternehmen konfrontiert sehen, sind geprägt von einer Unzahl an Einflussfaktoren. Dazu zählen Kundenwünsche ebenso wie technologische oder ökonomische Rahmenbedingungen, die ihrerseits wiederum zahlreiche Abhängigkeiten untereinander aufweisen und damit auch stark ineinander verwoben sind. Alleine die Planung ist in einem Spannungsfeld sich gegenseitig beeinflussender Faktoren – Leistung, Kosten, Termine – angesiedelt, die nicht für sich isoliert betrachtet werden können, da eine einseitige Optimierung stets zu Lasten der anderen beiden Faktoren gehen würde (s. Abbildung 1).
Reinhard Grimm
3. Soziale Systeme
Zusammenfassung
Im vorangegangenen Kapitel wurden die grundsätzlichen Ausprägungen komplexer Strukturen behandelt, ohne eine Festlegung in Hinblick auf Ausdehnung oder Art der Elemente vorzunehmen. Diese Betrachtungsweise erlaubt eine Beschreibung von Aufgabenstellungen, mit denen Projektgruppen in Hochtechnologie-Branchen konfrontiert sind. Darüber hinaus können aber auch die Teams an sich als vernetzte, soziale Gebilde verstanden werden, die ihrerseits eine gewisse Eigenkomplexität aufweisen.
Reinhard Grimm
4. Dialektiken
Zusammenfassung
In den vorangegangenen Betrachtungen wurde deutlich, dass in Zusammenhang mit sozialen Systemen äußerst selten eindeutig bestimmt werden kann, welche Reaktion aus einer Anzahl möglicher Varianten auf einen Input folgt, wer Mitglied ist und wer nicht dazu gehört, beziehungsweise, ob das System von dessen Elementen beeinflusst wird oder umgekehrt. In der Praxis ist die gängige Vorgehensweise angesichts solcher Situationen der Versuch, eine kausale Ursache zu finden, von der aus das zu bestimmende Phänomen logisch und eindeutig abzuleiten ist. Bei einigen dieser Aspekte zeigte sich jedoch, dass weder „die Henne noch das Ei “zuerst existierte, sondern beide gleichzeitig, und damit eine sequentiell-kausale Betrachtung nicht zielführend sein kann. Das betrifft insbesondere die Entwicklung des Systems und dessen Umwelt. „Wir haben es vielmehr mit sich selbst hervorbringenden Gegensätzen zu tun, bei denen eine Seite des Phänomens die Existenz der anderen bedingt.“
Reinhard Grimm
5. Der Weg zur Selbsterkenntnis eines sozialen Systems
Zusammenfassung
Aus den bisherigen Ausführungen wird deutlich, dass es für Außenstehende nur sehr eingeschränkt möglich ist, soziale Systeme zu erfassen und vor allem gezielte Verbesserungen durch bestimmte Maßnahmen zu erwirken. Deshalb ist ein Zugang erforderlich, der eine besonders enge Interaktion zwischen jenem, der eine Veränderung des Systems bezwecken möchte, und dem fokalen System impliziert.
Reinhard Grimm
6. Fallstudie: Ein Team hilft sich selbst
Zusammenfassung
Die Ausführungen zu Komplexität und sozialen Systemen zeigen deutlich, dass Eingriffe von außen etwa in Projektteams als hoch riskant bezeichnet werden können. Nur durch eine fundierte Kenntnis der Strukturen, Zustände und Logiken im Inneren kann es gelingen, Interventionen so zu gestalten, dass sie tatsächlich die beabsichtigten Wirkungen erzielen. In jedem Fall ist dazu eine Mitwirkung der Betroffenen unumgänglich. Dies beginnt bei der Analyse des Zustandes, inkludiert die Erarbeitung von umsetzbaren Maßnahmen und reicht bis zu deren Implementierung im System. Keiner dieser Schritte kann von einem externen Akteur ohne Unterstützung aus dem zu verändernden Feld sinnvoll ausgeführt werden. Viele Berater, die Ähnliches probierten, mussten erkennen, wie machtlos sie gegen passiven Widerstand und Systeme sind, die andere Ziele verfolgen, als sie selbst. Ein Kollege erzählte mir, dass er versucht hatte, per Anweisung ein Projektteam, das für dessen mangelnde Rücksichtnahme auf Qualitätsrichtlinien bekannt war, dazu zu bewegen, formale Prozesse einzuhalten. Als Konsequenz wurde an ihn – mit dem Argument eines eigentlich nicht mehr zu schaffenden Terminplans – die Entscheidung „delegiert“, sich auszusuchen, ob er formale Prozesse oder ein fertiges Produkt bevorzuge. In einer solchen Situation hat ein externer Berater ohne umfangreiche Kenntnis der Funktionsweise des Systems keine Chance, etwas zu bewirken. Die Betroffenen sitzen am längeren Ast und können nicht nur „beweisen“, dass sie immer Recht hatten. Der Intervenierende nahm ihnen in diesem Fall, wenngleich auch ungewollt, darüber hinaus auch noch die Verantwortung ab.
Reinhard Grimm
Backmatter
Metadaten
Titel
Einfach komplex
verfasst von
Reinhard Grimm
Copyright-Jahr
2009
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91860-0
Print ISBN
978-3-531-16893-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91860-0