Zusammenfassung
Wenn die Geschlechterforschung danach fragt, was genau „Männer“ und „Frauen“ in welchen Kontexten sind und sein dürfen, wie sich Männlichkeit und Weiblichkeit jeweils definieren, wer diese Definitionsmacht mit welchen Folgen ausübt und wie sich Gender-Konstellationen in Raum und Zeit verändern, kommt dem Recht eine besondere Rolle zu. Recht ist zunächst ein Machtfaktor und ein Herrschaftsinstrument. Allein dies ist für die Geschlechterforschung, die nie nur nach Unterschieden, sondern immer auch nach Hierarchien – und damit eben nach Macht und Herrschaft – fragt, ein wichtiger Aspekt. Recht besteht zudem unmittelbar aus Normen und ist folglich ein Feld, in dem einerseits sichtbar werden kann, wie sehr Gender nicht gegeben ist, sondern konstruiert wird, und in dem sich andererseits zeigt, welche normative Wirkung bestimmte Vorstellungen von dem, was Gender sein soll, auf allgemeine Geltung beanspruchende Normen haben. So stellen sich also immer zwei Leitfragen: Inwieweit wird das Recht selbst vom Geschlecht normiert? Und inwieweit normiert Recht das, was wir als „Geschlecht“ begreifen? Dazu kommt die produktive Komponente, die dem Recht als Gestaltungsmittel innewohnt. Dann lautet die Leitfrage: Inwieweit kann Recht dazu beitragen, Geschlechterverhältnisse als Hierarchien aufzubrechen? Juristische Geschlechterforschung fragt dies immer kritisch und konstruierend zugleich.
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Baer, S. (2010). Recht. In: Becker, R., Kortendiek, B. (eds) Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92041-2_66
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