2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Bildethik
verfasst von : Holger Isermann, Thomas Knieper
Erschienen in: Handbuch Medienethik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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„Das riesige Bildmaterial, das tagtäglich von den Druckerpressen ausgespien wird und das doch den Charakter der Wahrheit zu haben scheint, dient in Wirklichkeit nur der Verdunkelung der Tatbestände. Der Photographenapparat kann ebenso lügen wie die Schreibmaschine“, schrieb der deutsche Schriftsteller Bertolt Brecht 1931. Auch noch über 70 Jahre später scheint dieses bildreflexive Zitat die Herausforderungen der visuellen Kommunikation trefflich zu beschreiben. Bilder, insbesondere medial verbreitete, haben – das ist unstrittig – seit den 1930er Jahren nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ihre Vormachtstellung im Rahmen der Massenkommunikation deutlich ausgebaut. Dieser Entwicklung trägt nicht zuletzt der von Mitchell geprägte Begriff des „pictorial turn“ Rechnung, mit dem er die Ablösung der Schrift als bestimmendes Medium durch das Bild bezeichnet. (Mitchell 1994: 11-34) Sowohl die beschriebene Bilderflut als auch ihr steigender Einfluss in der täglichen Massenkommunikation begründen mehr denn je die Notwendigkeit einer Ethik der visuellen Kommunikation. Und zwar vor allem, weil sich trotz der gesteigerten Bedeutung von Bildern keine Zunahme einer allgemeinen Bildkompetenz in der Gesellschaft attestieren lässt. (vgl. Knieper 2006: 29-39; Knieper 2005a: 56-70; Knieper, 2005b: 83-92) Grundsätzlich fügt sich eine derartige Bildethik in die allgemeine Medienethik ein, muss sich aber auch ganz eigenen Herausforderungen stellen.