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2013 | Buch

Informationelle Selbstbestimmung im Web 2.0

Chancen und Risiken sozialer Verschlagwortungssysteme

verfasst von: Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Xpert.press

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Über dieses Buch

Die neue Generation des Internets („Web 2.0“ oder „Social Web“) zeichnet sich durch eine sehr freizügige Informationsbereitstellung durch seine Nutzer aus. Vor diesem Hintergrund haben Informatiker und Juristen in enger Interaktion die Chancen und Risiken der neuen Web 2.0-Technologien erkundet und gestaltet. Nach Bestandsaufnahme werden die technischen und rechtlichen Chancen und Risiken bezogen auf typisierte Aufgaben analysiert. Generische Konzepte für die datenschutzgerechte Gestaltung einer Anwendung wie Identitätsmanagement, Vermeidung von Personenbezug, Profilbildung und Verantwortlichkeiten werden erarbeitet. Parallel dazu werden Algorithmen und Verfahren für diese Konzepte vorgestellt: Recommender-Systeme für kooperative Verschlagwortungssysteme sowie Spam-Entdeckungsverfahren für solche Systeme. Sie werden anhand realer Daten evaluiert. Alle Ergebnisse werden anhand des Social Bookmarking-Systems BibSonomy erläutert. Schließlich wird diskutiert, inwieweit Dogmatik und Auslegung des Datenschutzrechts wegen der neuen Problemlagen des Web 2.0 verändert werden müssen und eventuell gesetzgeberische Aktivitäten erforderlich oder ratsam sind.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Mit dem Web 2.0 wird im World Wide Web (WWW) die ursprünglich bestehende Trennung zwischen Anbietern auf der einen und Nutzern auf der anderen Seite zunehmend aufgehoben. Im MitmachInternet kann jeder zum Akteur, kann jeder zum Autor von Inhalten werden. Die Anbieter übernehmen nicht mehr primär die Funktion, Inhalte und Diensteangebote im Internet zur Verfügung zu stellen, sondern zielen durch die Bereitstellung von MitmachPlattformen auf die Aktivierung der breiten Masse der Internetnutzer. Diese sollen das World Wide Web aktiv mitgestalten. Das Web 2.0 führt damit zu einem enormen Gewinn an Freiheit: Die Nutzer können ungefiltert Informationen verbreiten und konsumieren. Sie können über räumliche Entfernungen und Ländergrenzen hinweg kommunizieren und interagieren.
Im Web 2.0 werden aber auch Grundrechte der Nutzer und Dritter gefährdet und vielfach auch verletzt. Allen voran ist das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung betroffen, die Befugnis des Betroffenen, selbst darüber zu bestimmen, wer wann welche personenbezogenen Daten von ihm erhebt, veröffentlicht, verarbeitet und nutzt. Die Daten, die im Web 2.0 entstehen oder eingestellt werden, sind meist sehr aussagekräftig und geben viel von der Persönlichkeit des Betroffenen preis. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Themen, die in dem Buch diskutiert werden.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
2. Grundlagen des Social Bookmarking
Zusammenfassung
Das World Wide Web (WWW) hat sich seit seiner Geburtsstunde im Jahr 1989 rasant entwickelt. Stand am Anfang der einfache Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern im Vordergrund, werden heute vielfältige Dienste angeboten. Eine große Revolution im Web gab es vor ca. 10 Jahren, als das Web 2.0 entstand. In diesem Kapitel werden die technischen Grundlagen des Social Bookmarkings, dass durch das Buch hindurch als Beispielanwendung des Web 2.0 dienen wird, eingeführt. Ausgehend vom Web und der Einordnung und Definition von Begriffen wie Web 2.0 und Social Web werden Social BookmarkingSysteme als Teil des Web 2.0 eingeführt, typische Funktionalitäten solcher Systeme beschrieben und die zugrunde liegende Datenstruktur, die Folksonomy formal definiert. Im weiteren Verlauf werden kurz die Eigenschaften von Folksonomies und die Vorund Nachteile diskutiert.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
3. Datenschutzrechtliche Grundlagen
Zusammenfassung
Datenschutz zielt nicht auf den Schutz der Daten im Sinn der ausschließlichen Verfügung über die Daten durch den Datenverarbeiter – dies betrifft allenfalls Fragen der Datensicherheit, sondern letztlich auf eine freie Kommunikationsverfassung der Gesellschaft. Es geht um die Frage, wer über welche personenbezogenen Daten verfügen und diese in gesellschaftlicher Kommunikation verwenden können soll. Diese Frage muss vom Prinzip der informationellen Selbstbestimmung des Betroffenen her beantwortet werden, wenn Freiheit und Demokratie in der Gesellschaft wirklich sein sollen.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
4. Social-Bookmarking-Systeme
Zusammenfassung
Social BookmarkingSysteme gehören zu den in den letzten Jahren entstandenen Web 2.0Anwendungen. Die zumeist kostenlos nutzbaren Angebote ermöglichen ihren Nutzern, verschiedene Medien (z. B. Bookmarks, Fotos oder Videos) online abzuspeichern und diese mit prägnanten, frei wählbaren Stichwörtern (Tags) zu beschreiben. In diesem Kapitel werden die Kernfunktionen eines Social BookmarkingSystems kurz vorgestellt. Dabei geht es im ersten Teil des Kapitels um die Einführung technischer Grundlagen sowie der Beschreibung von typischen Detailfunktionen anhand des Systems BibSonomy. Im Anschluss folgen rechtliche Grundlagen sowie die rechtliche Bewertung der vorgestellten Systemfunktionen, die in Gestaltungsvorschlägen zur datenschutzkonformen Umsetzung münden.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
5. Online-Literaturbewertungssystem als Social-Peer-Review
Zusammenfassung
Aufgrund der unüberschaubaren Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten des Web 2.0 findetman mittlerweile fast zu jedem Lebensbereich eine passende Community im Netz. Dabeihaben OnlineBewertungsportaleals Erscheinungsform des Web 2.0 seit geraumer Zeit Konjunktur. Diese Entwicklung birgt die Gefahr, dass die dadurch gewonnenen persönlichen Daten das Ansehen einer Person beeinflussen können, indem sie die Möglichkeit eröffnen, wahrheitswidrig ein übermäßig positives, übermäßig negatives oder zu durchschnittliches Persönlichkeitsbild des Betroffenen zu konstruieren. BesondereBedeutung kommt derartigen Verfahren im Bereich von Wissenschaft und Forschung zu. Über die Beeinträchtigungen der wissenschaftlichen Reputation und gegebenenfalls von Berufungsverfahren hinaus sind auch Einflussnahmen in Forschungsinhalte nicht ausgeschlossen. Demgegenüber dürfen die positiven Auswirkungen von wissenschaftlichen Bewertungsportalen nicht unberücksichtigt bleiben. Denn anhand von professionellen OnlineLiteraturbewertungssystemen kann beispielsweise nicht nur die nicht mehr zu durchdringende Publikationsfülle reduziert oder zumindest überblickt werden, sondern sie dienen vielmehr auch der Qualitätskontrolle. Im traditionellen Publikationswesen erfolgt diese Art der Qualitätssicherung durch anonyme Fachbegutachtung unter erfahrenen Kollegen, die im Wege des sogenannten „Peer Review“ über die Annahme und Veröffentlichung von Manuskripten oder sonstigen Beiträgen entscheiden. Die traditionellen Formen von Publikationen und Fachbegutachtungen werden den Anforderungen des heutigen Kommunikationswesens und der Masse an wissenschaftlicher Literatur nicht gerecht. Daher stellt sich die Frage, inwieweit das PeerReviewVerfahren die Eigenarten des Web 2.0 für sich nutzen und den Begutachtungsprozess vereinfachen können, ohne die Rechte der Beteiligten zu verletzen.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
6. Empfehlungssysteme für wissenschaftliche Publikationen
Zusammenfassung
Empfehlungssysteme bilden einen wertvollen Bestandteil des Web 2.0. Eine Einbeziehung von Bewertungen in verschiedenen Internetfunktionen und diensten entspricht umfassend der Kernidee des Web 2.0, den Nutzern von Internetdiensten eine Teilhabe einzuräumen. Gefilterte Sichten auf große Datenbestände helfen dem Nutzer, die für ihn relevanten Ressourcen zu finden. Dabei versuchen Empfehlungsalgorithmen, basierend auf dem Verhalten des aktiven Nutzers, dem Verhalten anderer Nutzer und den Inhalten des Systems Ressourcen vorzuschlagen, die für den entsprechenden Nutzer interessant sein könnten, die dieser aber noch nicht kennt. So sind die Chancen und Risiken von Empfehlungssytemen sowie die rechtliche Relevanz der Einbeziehung von Bewertungen in eine Rangliste und Empfehlungssysteme zu untersuchen. In sozialen Verschlagwortungssystemen entstehen neben den Tagginginformationen auch weitere Daten, wie z. B. Metadaten von verschlagworteten Ressourcen oder Informationen über Benutzer. Am Beispiel des Empfehlungsalgorithmus FolkRank wird untersucht inwieweit die Einbeziehung solcher Daten geeignet ist um die Güte der Empfehlungen zu verbessern. In diesem Kapitel werden anhand von BibSonomy typische SpamErkennungsverfahren und Merkmale vorgestellt, auf ihre datenschutzrechtliche Zulässigkeit sowie ihre Treffsicherheit geprüft und mit Anregungen zur datenschutzfreundlichen Merkmalsauswahl ergänzt.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
7. Spam-Bekämpfung
Zusammenfassung
Die wachsende Popularität von Web 2.0Systemen lockt nicht nur echte Nutzer an. Auch Spammer stellen zu nehmend Posts in Social BookmarkingSystemen zu typischen SpamRessourcen (z. B. Links auf WebspamSeiten) ein, die die erwünschten Nutzer belästigen und dem Anbieter Speicherkapazität rauben. Auf Grund der Öffentlichkeit der Posts erscheinen die Links auch auf populären Übersichtsoder Einführungsseiten. Um möglichst viele Links einstellen zu können, registrieren Spammer sich z. B. mehrfach und stellen dieselben Posts mehrmals ein. Zudem verwenden sie möglichst viele und oft benutzte Tags. SpamAktivitä ten können die Idee des Social Bookmarking zerstören. Die Qua lität des Systems nimmt insgesamt deutlich ab und Nutzer verlassen das System, wenn sinnvolle Ressourcen immer häufiger von SpamRessourcen überlagert werden.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
8. Haftung von Anbietern kollaborativer Internetplattformen
Zusammenfassung
Das Web 2.0 verändert die Verantwortungsräume zwischen Anbietern und Nutzern von InternetPlattformen. Soweit die Nutzer die Inhalte der WebAngebote bestimmen, stellt sich die Frage, inwieweit die gesetzlichen Regelungen zur ProviderHaftung und die Rechtsprechung zur Störerhaftung anwendbar sind.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
9. Ausblick
Zusammenfassung
Das Kapitel fasst die Ergebnisse des Buches zusammen und gibt einen Ausblick auf Datenschutzaspekte im ubiquitären und mobilen Web sowie im Themenfeld Collective Intelligence.
Stephan Doerfel, Andreas Hotho, Aliye Kartal-Aydemir, Alexander Roßnagel, Gerd Stumme
Backmatter
Metadaten
Titel
Informationelle Selbstbestimmung im Web 2.0
verfasst von
Stephan Doerfel
Andreas Hotho
Aliye Kartal-Aydemir
Alexander Roßnagel
Gerd Stumme
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-38056-3
Print ISBN
978-3-642-38055-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-38056-3