Ein Informationssystem für Instandhaltungsleitstellen

Um den verschärften Umwelteinflüssen und steigenden Anforderungen (z. B. Verfügbarkeit) auch zukünftig Rechnung tragen zu können, arbeiten Wissenschaft und Praxis heute an neuen Fertigungsmethoden, -verfahren und -mitteln, wie beispielsweise der computerintegrierten Fertigung (CIM) oder der Just-in-Time-Produktion, die bei ihrer Einführung einschneidende Veränderungen mit sich bringen. Die Verfügbarkeit der Maschinen und Anlagen wird einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen /1/. Der prozentuale Anteil der Instandhaltungskosten an den gesamten Herstellkosten wird mit zunehmender Automatisierung ansteigen /2; 3/. Für die Instandhaltung bedeutet dies, daß sie zukünftig mehr denn je für eine reibungslose Fertigung ohne technische Störungen zu sorgen hat. Die sogenannte “Feuerwehrtaktik” wird einer gezielten, zu-standsabhängigen Instandhaltungsstrategie weichen müssen.

Die Situation im Instandhaltungsbereich ist grundsätzlich gekennzeichnet durch einen steigenden Instandhaltungsbedarf aufgrund sich ändernder technischer, wirtschaftlicher und organisatorischer Randbedingungen in den Unternehmen. Dem steht seitens der Unternehmensführung die kontinuierliche Forderung nach einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und damit Kosteneinsparungen gegenüber (Bild 2.1). Jede Kostenreduzierung im Instandhaltungsbereich bewirkt eine Verbesserung des Betriebsergebnisses. Ein erhöhter Instandhaltungsbedarf wird zwar i. d. R. von den Managementebenen erkannt /20/, jedoch nicht im notwendigen Maße in Form von Kapazitäts- und damit Budgeterhöhungen umgesetzt.

Da keine den beschriebenen Problemkreis direkt betreffenden Lösungen bekannt sind, sollen hier die wesentlichen Arbeiten aus Forschung und Praxis, die sich mit den angesprochenen Teilthemen befassen, diskutiert werden. In diesem Kapitel werden deshalb Arbeiten untersucht, die sich mit der Informationserfassung, -verarbeitung und -versorgung im Instandhaltungsbereich auseinandersetzen. Neben dem Informationswesen im Instandhaltungsbereich werden Arbeiten zum Thema Arbeitsvorbereitung und -steuerung sowie Beispiele für rechnerunterstützte Instandhaltungssysteme betrachtet. Hierbei gilt es festzustellen, inwieweit sie zumindest ansatzweise zur Problemlösung beitragen können.

Das Ziel dieser Arbeit ist

Ein Informationssystem für eine Instandhaltungsleitstelle und damit auch für den gesamten Instandhaltungsbereich stellt bestimmte Anforderungen an die Organisation und die in der Instandhaltung anzutreffende Informationsstruktur. Bereits bei der Informationserfassung werden Restriktionen für eine anforderungsgerechte Informationsversorgung gestellt da eine unstrukturierte, lückenhafte und unsystematische Erfassung der Objekt-, verrichtungs- und materialbezogenen Informationen die Aufbereitung und damit die Informationsversorgung in Frage stellt.

Nachdem in den vorangehenden Kapiteln der notwendige Informationsbedarf festgelegt und die Voraussetzungen eines Informationssystemes für eine Instandhaltungsleitstelle diskutiert wurden, wird in den folgenden Abschnitten die darauf aufbauende Konzeption des Informationssystems entwickelt.

In einem Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie werden in Kleinserien Flugzeugteile gefertigt. Im Einsatz sind u. a. vollautomatisierte Hochleistungs-Fräswerke mit bis zu sechs Spindeln und automatischem Werkstück- und Werkzeugwechsel. Der Werkstücktransport erfolgt mit induktiv gesteuerten, fahrerlosen Transportsystemen. Automatische Hochregallager ergänzen das Fertigungskonzept. Durch die sehr hohen Zerspanungsleistungen (Fräsen aus dem Vollen) ist der Entsorgungsproblematik besonderes Augenmerk zu schenken. Die Fertigung wird durch einen hohen Anteil von NC- und DNC-Maschinen geprägt.

Die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens wird in Zukunft in wesentlich stärkerem Maße von der Leistungsfähigkeit des Instandhaltungsbereiches beeinflußt. Den hohen Anforderungen, beispielsweise hinsichtlich der geforderten Anlagenverfügbarkeit und Informationsversorgung unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit, kann die Instandhaltung nur genügen, wenn sie über geeignete Instrumentarien zur Planung und Steuerung der notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen, sowie zur Informationserfassung, -verarbeitung und -versorgung durch eine Instandhaltungsleitstelle verfügt. Die derzeit im Instandhaltungsbereich anzutreffenden meist manuellen Hilfsmittel, sowie die verwendeten Methoden führen zu einer unvollständigen, nicht transparenten, verzögerten und damit nicht bedarfsorientierten Informationsversorgung. Die vorliegende Arbeit befaßt sich deshalb mit der Entwicklung eines Informationssystems für eine Instandhaltungsleitstelle unter Berücksichtigung der Informationsbedarfe, den notwendigen Informationsaufbereitungsfunktionen und den methodischen Voraussetzungen.