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1996 | Buch

Makroökonomie

Theoretische Grundlagen und stabilitätspolitische Strategien

verfasst von: Prof. Dr. Heinz-Peter Spahn

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Springer-Lehrbuch

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Über dieses Buch

Das vorliegende Buch bietet eine Einführung in die makroökonomische Theorie und Politik und behandelt folgende Themenbereiche: Die Bestimmung von Produktion und Beschäftigung durch Vermögensdispositionen, Einkommensverwendung und Aktionen der Geld- und Fiskalpolitik; Ursachen, Konsequenzen und Bekämpfungsmöglichkeiten der Inflation; mikroökonomische Funktionsprobleme des Arbeitsmarktes und makroökonomische Steuerungsmöglichkeiten des Beschäftigungsniveaus; die durch Außenwirtschaftsbeziehungen begründeten Einflüsse auf die inländische Wirtschaftsentwicklung und den Handlungsspielraum der nationalen Wirtschaftspolitik; Probleme der Wahl und Funktionsweise wirtschaftspolitischer Strategien.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Die grundlegenden Merkmale der Volkswirtschaft sind Märkte, auf denen durch Angebot und Nachfrage sowohl die Mengen als auch die Preise der gehandelten Güter i.w.S. bestimmt werden (Abbildung 1). Dies gilt sowohl in einzelwirtschaftlicher wie in gesamtwirtschaftlicher Sicht. Ist das Untersuchungsziel jedoch die Volkswirtschaft als ganze, so sind einige Besonderheiten zu beachten.
Heinz-Peter Spahn
Kapitel 1. Nachfrage, Einkommen und Vermögen
Kapitelüberblick
In diesem Kapitel wird zunächst die Entstehung, Verteilung und Verwendung des Sozialprodukts erklärt, das die gesamtwirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft mißt. Die Produktion von Gütern, die dabei entstehenden Einkommen und deren Verwendung zur Güternachfrage bilden den “Wirtschaftskreislauf”. Ein Teil des Einkommens, die Ersparnis, wird nicht zur Güternachfrage verwendet; andererseits wird die Investitionsnachfrage nicht aus laufendem Einkommen finanziert. Bei der Untersuchung der Bedingungen des Gütermarktgleichgewichts werden Engpässe im Produktionsbereich und beim Arbeitsangebot noch weitgehend ausgeklammert.
Auf dem Vermögensmarkt werden Finanz- und Realaktiva (Wertpapiere, Kredite, Sachkapital u.a.) gehandelt. Hier wird der Zins und — in der Interaktion zwischen Geschäftsbanken und Notenbank — die Geldmenge bestimmt. Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage hängt nicht nur der Einkommensverwendung, sondern auch von Entscheidungen über Umfang und Struktur der Vermögenshaltung ab. Die Investition folgt aus einer Anlageentscheidung auf dem Vermögensmarkt und ist das treibende Element der Güternachfrageentwicklung. Aus dem Zusammenspiel von Güter- und Vermögensmarkt ergibt sich ein makroökonomisches Gleichgewicht. Es wird dann untersucht, wie dieses Gleichgewicht auf Veränderungen im Spar-, Investitions- und Geldnachfrageverhalten reagiert.
Die Wirtschaftspolitik kann das Produktions- und Einkommensniveau durch globale Eingriffe in den Marktprozeß verändern. Als wichtige Instrumente einer Nachfragesteuerung werden Variationen der Geldmenge, der Staatsausgaben und Steuern analysiert. Es wird gezeigt, daß die relative Effizienz dieser Instrumente von den jeweils gegebenen Marktbedingungen und Verhaltensmustern der privaten Wirtschaftssubjekte abhängt. Schließlich werden die Vermögenseffekte insbesondere einer staatlichen Neuverschuldung analysiert.
Heinz-Peter Spahn
Kapitel 2. Vollbeschäftigung und Inflation
Kapitelüberblick
In Kapitel 1 wurde der Wirtschaftsprozeß unter der (unrealistischen) Annahme völlig elastischer Angebotsbedingungen auf Güter- und Arbeitsmärkten untersucht. Nun wird im Gegensatz dazu grundsätzlich von einer Vollbeschäftigungskonstellation ausgegangen, wobei allerdings aufgrund von Marktunvollkommenheiten auch offene Stellen und Arbeitslosigkeit nebeneinander bestehen können. Engpässe beim Arbeits- oder Güterangebot stellen Produktionsbeschränkungen dar, so daß eine marktendogene oder wirtschaftspolitisch verursachte Nachfrageerhöhung nur noch geringe bzw. vorübergehende Mengeneffekte bewirken kann. Statt dessen treten nun Preiseffekte in den Vordergrund. Der von der Nachfrage- wie von der Angebotsseite angetriebene Inflationsprozeß ist das Hauptthema dieses Kapitels.
Zunächst werden die mikroökonomischen Grundlagen des Produktionsprozesses und der Preisbildung analysiert. Abstrahiert man von Kapazitätsbeschränkungen im Produktionsprozeß, ist allein Arbeit der knappe Produktionsfaktor. Es wird untersucht, in welcher Weise die Lohnentwicklung einerseits von der Güter- und Arbeitsnachfrage und andererseits von verteilungspolitischen Zielsetzungen beeinflußt wird. Daraufhin werden die verschiedenen Formen der Erwartungsbildung behandelt, um die Rolle der Inflationserwartungen im Marktprozeß zu verdeutlichen. Die Frage ist, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Erwartungsbildungsmuster auf die Fähigkeit der Nachfragepolitik haben, Produktions- und Beschäftigungseffekte auszulösen. Sodann interessiert der dynamische Verlauf inflationärer Anpassungsprozesse, wenn der Markt durch exogene bzw. wirtschaftspolitisch ausgelöste Störungen aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Schließlich werden auch Engpässe im Bereich der Sachkapazitäten in die Analyse einbezogen.
Eine anhaltende Geldentwertung greift auch auf den Vermögensmarkt über, verändert die Ertragsraten auf Finanz- und Realinvestitionen und kann somit Vermögensumverteilungen zwischen Geld- und Sachvermögensbesitzern zur Folge haben. Ihre Reaktionen und Anlageentscheidungen können auf den Güter- und Arbeitsmarkt zurückwirken und einen kumulativ instabilen Prozeß in Gang setzen. Deshalb ist die Wirtschaftspolitik zur Bekämpfung der Inflation aufgerufen.
Heinz-Peter Spahn
Kapitel 3. Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
Kapitelüberblick
Im Gegensatz zu Kapitel 2 wird nun angenommen, daß das Geschehen auf Geld- und Gütermärkten zu einem Produktionsniveau geführt hat, das am Arbeitsmarkt mit einer allgemeinen Unterbeschäftigung verbunden ist. Die erste Frage ist dann, ob und auf welche Weise das makroökonomische System aus eigener Kraft, d.h. ohne Intervention der Wirtschaftspolitik, zu einem Arbeitsmarktgleichgewicht zurückfinden kann. Dabei wird zunächst eine flexible Lohnpolitik als Reaktion auf die bestehende Arbeitslosigkeit unterstellt. Die makroökonomischen Konsequenzen von Lohnänderungen wirken über den Arbeitsmarkt hinaus und beeinflussen Angebot und Nachfrage auf dem Güter- und Vermögensmarkt. Hier werden Anpassungen ausgelöst, die ihrerseits wieder — mit unsicherem Ergebnis — auf die Determinanten der Beschäftigung zurückwirken.
Faktisch zeigen die Löhne jedoch auch bei Arbeitslosigkeit ein relativ hohes Maß an Rigidität. Damit stellt sich die Frage, ob diese mangelnde Reaktion ein Marktversagen des Arbeitsmarktes und ein “Verschulden” der Arbeitslosen anzeigt oder ob sich mikroökonomische Gründe dafür finden lassen, daß sowohl Arbeitnehmer wie Unternehmen vergleichsweise wenig Vorteile in einem aktiven Lohnunterbietungsprozeß sehen. In diesem Zusammenhang geht es insbesondere um Strategien der ökonomischen Interessenverfolgung bei unvollkommener Information auf seiten der Arbeitsanbieter und -nachfrager.
Die Vollbeschäftigung bzw. eine strukturelle Arbeitslosigkeit erscheinen zumeist als gegebene Gravitationszentren für konjunkturelle Prozesse. Empirische Erfahrungen in einigen Ländern deuten jedoch auf einen auffälligen Anstieg der makroökonomisch gleichgewichtigen Arbeitslosenquote. Dieses Phänomen könnte einerseits auf strukturelle Ursachen (Zunahme von Marktunvollkommenheiten u.a.) zurückzuführen sein. Andererseits ist auch zu untersuchen, ob nicht die makroökonomische Entwicklung selbst Rückwirkungen auf das Arbeits- und Produktionspotential hat, so daß kurzfristige Schwankungen im Auslastungsgrad der Ressourcen zu langfristig wirksamen Anpassungen auf der Angebotsseite der Volkswirtschaft führen.
Heinz-Peter Spahn
Kapitel 4. Die Offene Volkswirtschaft
Kapitelüberblick
Alle wirtschaftlichen Transaktionen einer Volkswirtschaft mit dem Ausland werden in der Zahlungsbilanz aufgezeichnet und bestimmen auf dem Devisenmarkt den Wechselkurs als internationalen Preis der heimischen Währung. Güter- und Finanzmärkte einer offenen Volkswirtschaft sind vielfältigen Weltmarkteinflüssen ausgesetzt. Das inländische Gleichgewichtseinkommen wird durch Ex- und Importe, der inländische Gleichgewichtszins durch internationale Kapitalbewegungen beeinflußt.
Damit muß die Volkswirtschaft eine neue Rahmenbedingung in Form des Zahlungsbilanzgleichgewichts beachten. Vor dem Hintergrund einer Grundentscheidung über einen fixen oder flexiblen Wechselkurs ist zu analysieren, wie ausländische Konjunktur- und Zinsänderungen die makroökonomische Situation im Inland beeinflussen und es sind die Möglichkeiten der nationalen Geld- und Fiskalpolitik bei der Nachfragesteuerung zu bestimmen. Dabei wird zunächst (analog zu Kapitel 1) eine völlig elastische Angebotsfunktion, d.h. eine allgemeine Unterbeschäftigung bei konstanten Löhnen und Preisen unterstellt.
Im nächsten Schritt werden die Bestimmungsgründe des Wechselkurses untersucht. Er ist einerseits als relativer Preis im Welthandel von den Faktoren abhängig, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft beeinflussen; hier spielen insbesondere die unterschiedlichen nationalen Inflationsraten eine Rolle. Andererseits stellt der Wechselkurs die Vergleichbarkeit der in verschiedenen Währungen nominierten Vermögensaktiva her; er wird daher seinerseits auch von den transnationalen Kapitalbewegungen bestimmt. In diesem Zusammenhang sind die Motive von Anlageentscheidungen auf dem internationalen Vermögensmarkt zu analysieren.
Bei flexiblen Löhnen, Preisen, Wechselkursen und Zinsen besteht die Möglichkeit eines allgemeinen Gleichgewichts mit Zahlungsbilanzausgleich und Vollbeschäftigung. Durch das Zusammenspiel von Inflations- und Wechselkursänderungserwartungen kann die makroökonomische Stabilität einer offenen Volkswirtschaft jedoch gefährdet werden, wenn außenwirtschaftliche Störungen auftreten oder wenn die Wirtschaftspolitik einen vorrangig an internen Zielen orientierten Kurs verfolgt. Vor dem Hintergrund einer gewachsenen Bedeutung der internationalen Kapitalbewegungen stellt sich damit die Frage nach den Zwangslagen und Spielräumen der nationalen Wirtschaftspolitik.
Heinz-Peter Spahn
Kapitel 5. Strategien der Stabilitätspolitik
Kapitelüberblick
In den bisherigen Kapiteln wurden nur einzelne wirtschaftspolitische Implikationen makroökonomischer Marktprozesse und Probleme angesprochen. Nun geht es in Umkehrung des Blickwinkels um alternative Strategien der Stabilitätspolitik, mit denen die primären Ziele Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität unter Berücksichtigung marktwirtschaftlicher Funktionsmechanismen erreicht werden können. In der wirtschaftshistorischen Entwicklung seit den 30er Jahren wurde zunächst eher der Vollbeschäftigung, ab den 80er Jahren eher der Preisstabilität ein gewisser Vorrang eingeräumt. In diesem Zusammenhang wird auch die These vertreten, daß gerade erst die Orientierung der Wirtschaftspolitik am Vollbeschäftigungsziel zur Verschärfung des Inflationsproblems beigetragen hat.
Zunächst werden die langfristigen Konsequenzen einer primär beschäftigungs-orientierten Fiskalpolitik untersucht. Dabei ist zu fragen, in welcher Weise Probleme auf der Angebotsseite des Gütermarktes berücksichtigt werden können und unter welchen Bedingungen ein Deficit Spending langfristig nicht zu einer explosiven, für die Volkswirtschaft nicht tragbaren Entwicklung der Staatsverschuldung führt.
Das Zusammenspiel von Geld- und Lohnpolitik hat einen bedeutenden Einfluß auf die makroökonomische Entwicklung. Deshalb ist einerseits zu untersuchen, ob die Inflationsgefahren einer Vollbeschäftigungspolitik durch die Einkommenspolitik in Grenzen gehalten werden können. Andererseits ist zu prüfen, ob die Effizienz der Geldpolitik dadurch gestärkt werden könnte, daß die Notenbank zu einem strikt regelgebundenen, auf Preisstabilität orientierten Kurs verpflichtet wird. Dabei ist allerdings darauf zu achten, daß der Geldpolitik ein ausreichender Handlungsspielraum zur Bekämpfung gesamtwirtschaftlicher Störungen verbleibt.
Nach einer theoretischen Systematisierung der möglichen gesamtwirtschaftlichen Störungen und Ungleichgewichte wird das empirische Bild der konjunkturellen Entwicklung betrachtet. Einiges spricht dafür, daß die größeren, mit steigender Unterbeschäftigung verbundenen Wirtschaftskrisen zumeist durch eine restriktive Zinspolitik mit dem Ziel der Inflationsbekämpfung eingeleitet worden sind. Dieser praktische Zielkonflikt der Wirtschaftspolitik wirft abschließend die Frage nach den volkswirtschaftlichen Kosten von Arbeitslosigkeit und Inflation auf.
Heinz-Peter Spahn
Backmatter
Metadaten
Titel
Makroökonomie
verfasst von
Prof. Dr. Heinz-Peter Spahn
Copyright-Jahr
1996
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-97823-4
Print ISBN
978-3-540-60700-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-97823-4