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2014 | Buch

Organisationsentwicklung

Prinzipien und Strategien von Veränderungsprozessen

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Über dieses Buch

Der wachsende Innovations- und Konkurrenzdruck veranlasst viele gewerbliche und sozialwirtschaftliche Unternehmen, sich gezielt und schnell zu verändern. In diesem OE-Lehrbuch werden Prinzipien und Strategien für die Gestaltung des komplexen Prozesses dargestellt. Grundlage bildet ein systemisch-ressourcenorientierter Ansatz mit dem Ziel, Problemlösekompetenzen und Selbstorganisationsprozesse in Organisationen zu fördern. Im Interesse einer Balance zwischen Theorie und Praxis enthält das Buch zahlreiche Fallbeispiele, Übungen und Materialien. Damit leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung dieses Beratungsfeldes.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Die Geschäftsführerin eines großen Wohlfahrtsverbandes mit mehreren hundert Mitarbeitern hat gemeinsam mit ihrem Stellvertreter und einer Leitungskraft aus der mittleren Hierarchieebene einen OE-Berater zu einem Gespräch eingeladen. Sie schildert folgende Situation: Sie will in ein paar Jahren „ihren Laden gut gerüstet für die Zukunft“ übergeben. Sie spürt, dass die Konkurrenz auf dem sozialen Sektor zunimmt und gleichzeitig die öffentliche Förderung nicht mehr „so sprudelt wie früher“. Ein Innovationsschub sei dringend nötig. In diesem Zusammenhang treibt sie die Überlegung um, dass die Eigeninitiative, das „unternehmerische Handeln“ der Mitarbeiter wie auch die Identifikation mit ‚ihrer‘ Organisation gestärkt werden sollten. „Wie kann man Eigeninitiative und Beteiligungskultur erhöhen?“ – so die Frage der Leitungskraft. Vielleicht – so nimmt sie an – hängen das geringe Innovationspotential und ihre Unzufriedenheit auch damit zusammen, dass es Spannungen in einigen Abteilungen gibt.
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
2. Rahmenbedingungen einer OE: Auftragsklärung, Aufbaustruktur und Prozessarchitektur
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Rahmenbedingungen thematisiert, die erforderlich sind, um einen OE-Prozess erfolgreich zu gestalten. Dazu zählen die Auftragsklärung, die eine wichtige Grundlage für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Organisationsmitgliedern und Beratern darstellt sowie die Kontraktgestaltung (Kapitel 2.1). Da OE in die vorhandenen Strukturen und Abläufe einer Organisation ‚eingreift‘, sind für den Veränderungsprozess besondere Rahmenbedingungen erforderlich: Eine Koordinierungsgruppe, deren Funktion darin besteht, die Vermittlung zwischen den etablierten Strukturen und Kulturen der Organisation und dem Veränderungsprozess herzustellen. Sie trägt dazu bei, das Spannungsverhältnis zwischen Systemerhalt und Systemveränderung auszubalancieren. Darüber hinaus sind kulturelle Voraussetzungen für erfolgreiche OE-Prozesse wie das Engagement der Leitung oder die Partizipation der Mitarbeiter zu beachten (Kapitel 2.2). Um die Komplexität des OE-Prozesses auf ein überschaubares Maß zu reduzieren und für alle Beteiligten nachvollziehbar zu machen, sollte eine Prozessarchitektur als (vorläufiger) Plan über den vorgesehenen Ablauf entwickelt werden (Kapitel 2.3).
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
3. OE als Förderung von Problemlöse- und Selbstorganisationsprozessen
Zusammenfassung
Nachdem wir in Kapitel 2 die Gestaltung der Rahmenbedingungen einer OE betrachtet haben (die Auftragsklärung, Aufbaustruktur und Prozessarchitektur), vertiefen wir im Folgenden Überlegungen zu den Prinzipien der Gestaltung des OE-Prozesses, die bei allen in den Kapiteln 4 bis 10 dargestellten Veränderungsstrategien eine zentrale Rolle spielen. Zunächst skizzieren wir, in welcher Weise gesellschaftliche Entwicklungstendenzen die Organisationen beeinflussen und damit auch die OE (Kapitel 3.1). Angesichts der zu konstatierenden Zunahme der organisationsinternen und -externen Komplexität im Sinne einer Vielzahl interagierender Einflussfaktoren auf das organisationale Geschehen gehen wir davon aus, dass das systemische, vernetzte Denken und Handeln eine angemessene Grundlage für organisationale Veränderungsprozesse bildet. Nach der Vorstellung spielerischer Illustrationen zum systemischen Erleben, Denken und Handeln (Kapitel 3.2.1) werden zwei zentrale systemische Ansätze zur Gestaltung von OE-Prozessen dargestellt, die den konzeptionellen roten Faden für die folgenden Kapitel bilden. Zum einen handelt es sich dabei um das Phasen-Modell des Lösens komplexer Probleme (Kapitel 3.2.2) und zum anderen um die Wirkprinzipien zur Förderung von Selbstorganisationsprozessen, die auf der Theorie der Synergetik basieren (Kapitel 3.2.3). Beide Zugänge sind aus unserer Sicht zu berücksichtigen, um sowohl auf Seiten der Organisationsmitglieder als auch der OE-Berater handlungsfähig zu bleiben – angesichts der unwägbaren Zukunft, des ständigen Wandels von Organisationen und der komplexen Beratungsprozesse. Gerade ihre Kombination ermöglicht eine Reduktion der Prozess- bzw. Verlaufskomplexität und eine Unterstützung der Selbstorganisation bei Veränderungsprozessen in Organisationen. Vor dem Hintergrund eines von uns entwickelten Rahmenmodells für die Bearbeitung der Prozesskomplexität und einer Klassifikation der Interventionsebenen und -methoden werden die Rolle und das Kompetenzprofil von externen und internen OE-Beratern beleuchtet (Kapitel 3.3). Mit diesem systemischen Gesamtansatz befinden wir uns auf dem Weg zu einer allgemeinen Theorie der OE-Beratung.
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
4. Startszenarien einer OE: Kick-off-meeting, Workshops und Großgruppenverfahren
Zusammenfassung
Nach der Auftragsklärungs- bzw. Kont(r)aktphase (s. Kapitel 2.1) ist die Aktivierung und Motivierung der Mitglieder der Organisation – im Sinne des Partizipationsprinzips in der OE, nämlich Betroffene zu Beteiligten zu machen – eine zentrale Aufgabe. Als Startszenarien zur Diagnose, Ziel- und Maßnahmenfindung stehen im Prinzip drei Settings zur Verfügung – der Typus des Kick-off-meetings (Kapitel 4.1), verschiedene Workshop-Modelle (z. B. der Diagnoseworkshop mit spezifischen Einzelverfahren wie die SOFT-Analyse oder die softwaregestützte Systemmodellierung einer Ausgangssituation, Kapitel 4.2) und Großgruppenverfahren (GGV, Kapitel 4.3). Im Zentrum dieses Kapitels stehen acht – durch Fallbeispiele aus unterschiedlichen Organisationen illustrierte – Großgruppenmethoden (World Café, Appreciative Inquiry, Real Time Strategic Change, Zukunftswerkstatt, Zukunftskonferenz, Open Space Technology, das Unternehmenstheater und Events in Organisationen). Als Gemeinsamkeit der GGV wird die Förderung von Selbstorganisationsprozessen herausgearbeitet. Außerdem wird auf die notwendige Ergänzung der GGV im Rahmen einer OE durch das Knowhow des Projektmanagements und die Einrichtung einer Koordinierungsgruppe hingewiesen (Kapitel 4.4).
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
5. Projekte als Kern organisationaler Veränderungsstrategien
Zusammenfassung
Die folgenden Ausführungen zum Projektmanagement basieren auf der Überzeugung, dass trotz neuerer Methoden und Verfahren zur Initiierung von Veränderungsprozessen in Organisationen (z. B. Großgruppenverfahren) Projekten und damit Instrumenten des Projektmanagements bei der Konkretisierung und Umsetzung von Veränderungsideen zentrale Bedeutung für OE-Prozesse zukommt (Kapitel 5.1). Die Durchführung von Projekten erfordert eine spezifische Organisationsform (Kapitel 5.2). Darunter sind jene Regeln und Normen zu verstehen, die dazu beitragen, die Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten miteinander sowie mit den übrigen Mitgliedern der Organisation möglichst effizient zu gestalten (z. B. die Arbeitsweise des Projektteams, die Rolle des Projektsprechers).
Die Bearbeitung eines Projektes durchläuft verschiedene Phasen, die wiederum als Problemlöseprozess dargestellt werden können (Kapitel 5.3). Als Referenzrahmen für die Gestaltung des komplexen Projektbearbeitungsprozesses wird das in Kapitel 3 erläuterte Konzept einer systemischen Problemlösemethodik und der generischen Prinzipien zugrunde gelegt. Dieses unterstützt das Projektteam dabei, die Projektbearbeitung fachlich und methodisch selbstorganisiert durchzuführen. Die Tatsache, dass der Projektablauf nicht auf den sachlogischen Verlaufsprozess beschränkt ist, sondern auch eine soziale Dimension enthält und sich im Zuge der Projektarbeit in der Regel aus einer Arbeitsgruppe ein Team entwickelt, wird im Kapitel 6 näher diskutiert, und in Kapitel 10 gehen wir der Frage nach, wie mit Konflikten im Rahmen dieses Veränderungsprozesses umgegangen werden kann.
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
6. Teamentwicklung – von der Arbeitsgruppe zum (Hochleistungs-)Team
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die Bedeutung von Teams und Teamentwicklung (TE) für die OE thematisiert. Dabei wird – nach der Darstellung einer kontroversen Einschätzung der Teamarbeit – zwischen ‚Arbeitsgruppe‘ und ‚Team‘ sowie zwischen verschiedenen ‚Typen‘ und ‚Leistungsgraden‘ von Teams differenziert (Kapitel 6.1) sowie die Anlässe und Ziele von TE-Maßnahmen skizziert (Kapitel 6.2). Im deutschsprachigen Raum lassen sich seit den 1970er Jahren bis in die jüngste Gegenwart sechs verschiedene Konzepte der Teamentwicklung unterscheiden – mit je eigenen Zielsetzungen, Einzelverfahren und theoretischen Hintergründen (Kapitel 6.3). Es handelt sich um den Beziehungs-, Zielsetzungs-, Rollenklärungs-, Problemlöse-, Erlebnis- und System-Ansatz. Sie betonen in ihrer historischen Abfolge jeweils wichtige, sich ergänzende Perspektiven auf ein Team und seine Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Fallbeispiele, die Darstellung ausgewählter Einzelverfahren und die Auswertung von Übungen veranschaulichen diese Konzepte. Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit von Teamentwicklung und zur Gruppeneffektivität werden skizziert (Kapitel 6.4), die wichtige Hinweise für die Gestaltung dieser Interventionsform liefern (können). Zum Schluss werfen wir einen Blick auf die Zukunft der Teamentwicklung als OE-Strategie (Kapitel 6.5).
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
7. Optimierung von Ablaufprozessen (Prozessmanagement)
Zusammenfassung
Traditionell war die Struktur von Organisationen durch funktionale Gliederungen im Sinne einer Aufbauorganisation geprägt. Dieses Strukturprinzip erweist sich angesichts zunehmender Geschwindigkeit von Produktionszyklen, steigenden Kundenanforderungen, z. B. in Bezug auf die Spezifität der gelieferten Produkte, als nicht mehr adäquat. An die Stelle der Ausrichtung von Organisationen auf hierarchische Strukturen tritt die Orientierung an betrieblichen, meist abteilungsübergreifenden Abläufen. Sie soll Doppelarbeit vermeiden, Schnittstellen optimieren und damit ebenso die Effizienz und Effektivität sowie bei den Mitarbeitern die Identifikation mit der Arbeit und damit die Stärkung des ‚Wir-Gefühls‘ bewirken. Die Analyse und Optimierung von Prozessen gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung – auch als Anlass für eine Beratung durch interne oder externe Berater.
Im Folgenden wird zunächst etwas differenzierter begründet, warum die Gestaltung von Prozessen gegenwärtig eine zentrale Herausforderung für Organisationen und damit auch häufig einen Anlass für einen OE-Prozess darstellt (Kapitel 7.1). Anschließend werden unterschiedliche Möglichkeiten aufgezeigt, Prozessabläufe zu visualisieren (Kapitel 7.2). Der dritte Abschnitt widmet sich der Implementierung einer Strategie der Prozessorientierung in einer Organisation. Bei diesem Prozess handelt es sich um ein typisches Organisationsentwicklungsprojekt (Kapitel 7.3). Abschließend werden Schnittstellen des Ansatzes der Prozessorientierung zum Qualitätsmanagement als eine weitere Strategie der Unternehmensentwicklung aufgezeigt (Kapitel 7.4).
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
8. Wissensorganisation und Kompetenzentwicklung
Zusammenfassung
In der sich herausbildenden Wissensgesellschaft wird die Ressource Wissen bzw. Kompetenz zur zentralen Produktivkraft. Die Wertschöpfung aus wissensintensiven Tätigkeiten wächst stark (Kapitel 8.1). Um sich den damit für Organisationen verbundenen Fragen zu nähern, ist eine Unterscheidung zwischen Daten, Information, Wissen und Kompetenzen erforderlich. Ebenso ist für den Aufbau von Wissen bzw. Kompetenz die Unterscheidung von implizitem und explizitem Wissen sowie der Transformationsprozess von einer Wissensart in die andere handlungsrelevant. Diese Aspekte beleuchtet das Kapitel 8.2. Die umfassende Implementierung von Wissensmanagement erfordert ein Vorgehen, das sich wiederum als Problemlösekreislauf darstellen lässt: Es geht darum, eine Wissenskultur zu etablieren, Wissensziele zu definieren, das vorhandene Wissen zu identifizieren, neues Wissen gezielt zu generieren und zu verteilen, es zu nutzen und den Gesamtprozess zu bewerten und zu evaluieren. Die Erläuterung dieses Phasenablaufs wird mit der Darstellung exemplarischer Methoden angereichert, die spezifisch für den Prozess der Implementierung eines systematischen Wissensmanagements sind (Kapitel 8.3). Hierzu zählen Instrumente wie Mikroart, Yellow Pages/Wissenslandkarten oder Communities of Practice. Quer zu den einzelnen Phasen der Implementierung von Wissensmanagement werden verschiedene Aspekte benannt, die wichtig sind für eine erfolgreiche Optimierung des Umgangs mit Wissen und Kompetenzen in einer Organisation und die bei einem OE-Prozess zur Einführung von Wissensmanagement zu beachten sind. Die Unterstützung von Organisationen bei dem Transformationsprozess von Wissensarten sowie bei der Einführung eines systematischen Wissensund Kompetenzmanagements stellen typische Aufgaben für OE-Berater dar.
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
9. Coaching von Führungskräften als OE-Strategie
Zusammenfassung
In der OE wurde der Einbezug der Führungskräfte bzw. des Top-Managements eines Unternehmens in den Veränderungsprozess wie auch die Weiterentwicklung von Organisationen durch eine Top-down-Strategie lange Zeit vernachlässigt. Der Erfolg eines OE-Prozesses ist aber nachweislich abhängig von der aktiven Unterstützung durch Führungskräfte bzw. durch das Top-Management über den gesamten Zeitraum eines organisationalen Wandels (Kapitel 9.1). Aus diesem Grund sehen wir das organisationsbezogene Coaching einer Führungskraft oder der gesamten Führungsebene als wirksamen Faktor für einen erfolgreichen OE-Prozess an (Kapitel 9.2). In Kapitel 9.2.1 illustrieren wir den Organisationsbezug beim Coaching einer Führungskraft durch die Methode der ‚System-Struktur-Zeichnung‘. An dem Fallbeispiel wird aufgezeigt, wie sich in einem dyadischen Interaktionsproblem das Beziehungsmuster auf und zwischen mehreren Hierarchieebenen widerspiegelt. An einem weiteren Fallbeispiel wird einer Führungskraft im organisationsbezogenen Einzelcoaching bewusst, welche förderlichen und hinderlichen Einflussfaktoren auf ‚ihre‘ OE vorhanden sind. Das geschieht mittels der Methode der systemischen Aufstellungsarbeit mit kreativen Materialien (Kapitel 9.2.2). Das Coaching als eine Strategie der OE wird an einem weiteren Fallbeispiel deutlich, bei dem die gesamte oberste Hierarchie- Ebene des Unternehmens beteiligt war (Kapitel 9.2.3). Das Coaching von Führungskräften durch einen OE-Berater kann sich ebenso auf die Begleitung der Entwicklung und Implementierung einer Top-down-Strategie im Unternehmen beziehen (Kapitel 9.3). Das veranschaulichen wir exemplarisch anhand der Balanced Scorecard (BSC).
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
10. Moderation und Mediation bei Konflikten in Organisationen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Bedeutung von Konflikten und Widerstand gegen Veränderungen im Rahmen einer OE thematisiert sowie Strategien und Methoden des Umgangs damit vorgestellt. Nach einer Nichtbeachtung dieser Phänomene in der OE-Literatur rücken sie seit ca. zwei Jahrzehnten allmählich in den Mittelpunkt, weichen die ursprünglich negativen Assoziationen zum Begriff einem Bewusstsein, dass Konflikte – und hier lassen sich verschiedene Arten bzw. Ursachen von Konflikten unterscheiden – normaler Bestandteil von Veränderungsprozessen sind und ihre produktive Bearbeitung einen Durchbruch im OE-Prozess darstellen kann (Kapitel 10.1). Konflikte können auf und zwischen unterschiedlichen Ebenen (Person, Gruppe/Team, Abteilung/Bereich, Gesamtorganisation) lokalisiert werden. In diesem Zusammenhang ist es unumgänglich, das seit Jahrzehnten tabuisierte Thema von Macht, Einfluss und mikropolitischen ‚Spielen‘ in Organisationen einzubeziehen, in die der Berater ebenfalls ‚eingebettet‘ ist oder verstrickt sein kann (Kapitel 10.2). Dass die Auswahl angemessener Interventionsmethoden von der jeweiligen Stufe einer Konflikteskalation bzw. -dynamik abhängig ist, wird in Kapitel 10.3 dargelegt. Für den Prozess der Konfliktbearbeitung in Organisationen durch Vermittlung einer neutralen ‚dritten Partei‘ und unter Beteiligung der Konfliktparteien – als Konfliktmanagement, Konfliktmoderation oder Mediation bezeichnet – gibt es im deutschsprachigen Raum kein Standardmodell. Wir legen für das Lösen von Konflikten als komplexen Problemen unser phasenorientiertes Prozessmodell zugrunde – unter Einbezug von selbstorganisationsförderlichen Wirkprinzipien und Betonung einer ressourcen- und lösungsorientierten Gesprächsführung durch den OE-Berater als Moderator (Kapitel 10.4). So wird den Konfliktparteien in einer Organisation ein gemeinsames, selbstorganisiertes Lösen ihres meist komplexen Konflikts ermöglicht, wenn auch nicht garantiert. In dieses Modell lassen sich vorhandene problemfokussierende, visionsgeleitete und prozessbetonte Mediationskonzepte integrieren.
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
11. Fazit
Zusammenfassung
Wir haben – als Ausgangspunkt unserer Argumentation – deutlich gemacht, dass sich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten die Rahmenbedingungen von OE grundlegend geändert haben. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem sog. Megatrends wie Globalisierung, Verbreitung der Kommunikationstechnologien, die Entwicklung zu einer Dienstleistungs- bzw. Wissensgesellschaft und die stärkere Prozessorientierung der Arbeits- und Betriebsorganisation. Diese Trends haben nicht nur nachhaltige Auswirkungen auf die Organisationen, sondern auch auf die konzeptionelle Ausgestaltung der OE, zumal sich auch die Geschwindigkeit des Wandels erhöht hat. Die permanente Innovationsbereitschaft gehört zu den zentralen Herausforderungen für Organisationen. Gleichzeitig ist der erforderliche Wandel von Organisationen häufig umfassender als vor zehn oder zwanzig Jahren.
Christiane Schiersmann, Heinz-Ulrich Thiel
Backmatter
Metadaten
Titel
Organisationsentwicklung
verfasst von
Christiane Schiersmann
Heinz-Ulrich Thiel
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-03485-6
Print ISBN
978-3-658-03484-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-03485-6