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2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

11. Europäische Beschäftigungsordnungen in der Krise. Die Rückkehr segmentierter Arbeitsmärkte

verfasst von : Martin Heidenreich

Erschienen in: Krise der europäischen Vergesellschaftung?

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Die Europäische Beschäftigungsstrategie zielt seit 1997 auf inklusivere Arbeitsmärkte. Die Beschäftigungsquoten insbesondere von Frauen, Jugendlichen und Älteren sollen erhöht, das Qualifikationsniveau verbessert, der Anteil der Langzeitarbeitslosigkeit reduziert und die Erwerbsbeteiligung von Arbeitslosen und Nichterwerbstätigen erleichtert werden. Höhere Beschäftigungsfähigkeit, Unternehmergeist, Anpassungsfähigkeit, Chancengleichheit, Flexicurity, aktives Altern und integratives Wachstum zielen auf inklusivere und weniger segmentierte Arbeitsmärkte (Heidenreich und Zeitlin, Changing European Employment and Welfare Regimes: The Influence of the Open Method of Coordination on National Reforms, 2009).
Tatsächlich sind die nationalen Beschäftigungsordnungen in der Europäischen Union (EU) seit dem Start der Europäischen Beschäftigungsstrategie im Jahr 1997 inklusiver geworden. Insbesondere die Erwerbstätigenquoten von Frauen und Älteren haben sich deutlich erhöht. Auch Arbeitslose profitieren von dieser Entwicklung. Seit Beginn der Europäischen Beschäftigungsstrategie im Jahr 1997 und dem Beginn der Europäischen Währungsunion im Jahr 1999 sank das Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit (LZA) sowohl im Verhältnis zur gesamten Erwerbsbevölkerung als auch im Verhältnis zu allen Arbeitslosen. Dies gilt vor allem für die süd- und osteuropäischen und skandinavischen Länder (Abb. 11.1).

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Fußnoten
1
Als Beschäftigungsordnung kann die Gesamtheit der Institutionen bezeichnet werden, die Umfang und Art des (potenziellen) Arbeitskräfteangebots und der Arbeitskräftenachfrage regeln und damit die Austauschbeziehungen am Arbeitsmarkt vorstrukturieren. Sie regeln auch die Beziehung zwischen dem Arbeitsmarkt und anderen sozialen Systemen – etwa den privaten Lebensformen und den sozialen Sicherungssystemen und dem Bildungssystem (vgl. Schmid 2002). Eine inklusive Beschäftigungsordnung ist durch einen vergleichsweise hohen Anteil der erwerbstätigen an der erwerbsfähigen Bevölkerung, d. h. durch eine hohe Erwerbstätigenquote gekennzeichnet. Diese Quote hat sich in der EU-27 seit 2000 (62,1 %) bis 2008 (65,8 %) deutlich erhöht, um nun wieder auf aktuell 64,2 % (2012) zu sinken. Komplementär dazu sind die Arbeitslosenquoten insbesondere in Griechenland, Spanien und Portugal deutlich angestiegen.
 
2
EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) ist eine EU-weite Erhebung über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Europa, die seit 2004 in zunächst 13 und nunmehr (2008) in 27 Ländern durchgeführt wird. Für die Statistik gelten in allen Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen sowie methodische Mindeststandards. Die Erhebung besteht aus einem Haushaltsfragebogen und einem Personenfragebogen für Haushaltsmitglieder ab 16 Jahren und wird in Deutschland (im Unterschied zu allen anderen EU-Ländern) schriftlich durchgeführt. In Deutschland werden jedes Jahr rund 14.000 repräsentativ ausgewählte Privathaushalte befragt (Eurostat 2009a, b). Mit EU-SILC wird eine Vereinheitlichung und Harmonisierung der verwendeten Instrumente und Methoden angestrebt. Sehr detailliert werden die Einkommen und materiellen Lebensbedingungen privater Haushalte in Europa erfasst.
Sowohl bei der Stichprobenziehung als auch bei der Datenerhebung sind die SILC-Daten noch mit erheblichen Problemen behaftet. In Deutschland verweist etwa Hauser (2007) auf erhebliche Stichprobenprobleme durch die Unterrepräsentation schlecht integrierter Ausländer (insbesondere Türken), jüngerer Kinder und geringer qualifizierter Einwohner. Auch Erwerbstätigen-Haushalte sind untererfasst, während Haus- und Wohnungseigentümer überrepräsentiert sind. Dies ist auch ein Ergebnis der nicht repräsentativen Samples (Frick und Krell 2010, S. 36). Trotz der genannten methodischen Probleme in puncto Repräsentativität, Genauigkeit, Vergleichbarkeit und Kohärenz sind die EU-SILC-Daten die einzig verfügbare aktuelle Datenquelle für international vergleichende und supranationale Analysen von Einkommen und Lebensbedingungen in Europa.
 
3
2005 und 2006 konnten Daten für 22 EU-Länder und für Norwegen genutzt werden. Bulgarien, Kroatien, Zypern, Griechenland, Malta und Rumänien mussten aufgrund fehlender Werte ausgeschlossen werden. Seit 2007 konnten Bulgarien und Rumänien einbezogen werden, 2009 auch Griechenland. Im Jahr 2011 hat Irland noch nicht die erforderlichen Daten bereitgestellt, was die Zahl der einbezogenen Länder auf 25 reduziert (EU-28 plus Norwegen ohne Kroatien, Zypern, Malta und Irland).
 
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Metadaten
Titel
Europäische Beschäftigungsordnungen in der Krise. Die Rückkehr segmentierter Arbeitsmärkte
verfasst von
Martin Heidenreich
Copyright-Jahr
2014
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-03925-7_11