Skip to main content

2017 | Buch

Third Places – reale Inseln in der virtuellen Welt

Ausflüge in die Cyberpsychologie

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Mit der Erfindung und Verbreitung des Computers und Internets hat sich eine neuartige Umwelt aufgetan, die als virtuelle Welt zunehmend zu einem Einflussfaktor wird, der neben der realen Umwelt den Menschen prägt und seine Lebensweise bestimmt. In dem Buch werden zwei Fragestellungen untersucht:

Wie verändert die Digitalisierung der Gesellschaft den Menschen?

Verliert die reale Umwelt für den Menschen als Erlebens- und Handlungsraum an Bedeutung?

Wichtige Themen sind Informationsselektion, Kommunikationsformen, Privatheit und Autonomie.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Ziel des Buches ist die Analyse der Auswirkungen der Digitalisierung auf das Individuum und seine Lebenswelt. Die zentralen Fragen sind: Verändert die Digitalisierung den Menschen? Verliert die reale Umwelt an Bedeutung? Ausgangsbasis ist die Umweltpsychologie, die das menschliche Erleben und Verhalten mit Umweltmerkmalen in Beziehung setzt. Die Verbindungen zwischen Mensch und Umwelt werden über natürliche und technikbasierte Medien hergestellt. Bei den traditionellen technikbasierten Medien wie Fernsehen und Radio ist der Mensch passiver Rezipient von Informationen aus der Umwelt, bei den neuen computerbasierten Medien kann er zugleich auch aktiver Produzent medialer Inhalte sein. Die Frage ist, inwieweit Computer und Internet die klassischen Medien verdrängen und inwieweit sie die reale Umwelt bedeutungsloser machen oder im Gegenteil ergänzen und bereichern. Verschiedene Umfrageergebnisse zur Internetnutzung werden vorgestellt. Kinder und Jugendliche sind als Digital Natives besonders intensive Nutzer des Internet. Es sind sach- und aufgabenbezogene sowie soziale und emotionale Gründe, die zur Attraktivität des Internet für alle Altersgruppen beitragen. Die theoretischen Ansätze, mit denen die Nutzung insbesondere der neuen Medien erklärt wird, werden vorgestellt.
Antje Flade
Kapitel 2. Das Individuum im Cyberspace
Zusammenfassung
Mit „Digitalisierung“ ist längst nicht mehr nur das Umwandeln analoger in diskrete Werte gemeint, sondern vielmehr die zunehmende Nutzung des Computers und Internets sowie des damit einhergehenden Wandels, den die Informations- und Kommunikationstechnologien in allen Politik- und Lebensbereichen bewirkt haben. Seit der Vernetzung der Computer sind weitere Nutzungsmöglichkeiten dazu gekommen, welche die Lebenswelt, die Lebensweise und das Sozialleben des Menschen grundlegend verändert haben. Eine weitere gravierende Änderung bringt das Schlagwort „Big Data“ zum Ausdruck. Mit den heutigen Hochleistungsrechnern kann eine große Menge an Daten gespeichert und ausgewertet werden. Auch für die Forschung haben sich damit neue Ansätze und Herangehensweisen ergeben, da sich mit großen Datenmengen eher Zusammenhänge feststellen und Entwicklungen vorhersagen lassen. Man hält nicht mehr Ausschau nach Kausalitäten, sondern berechnet Korrelationen und bestimmt Wahrscheinlichkeiten. Andererseits wird durch die Möglichkeit der Sammlung, Speicherung persönlicher Daten und derer gezielter Auswertung und Nutzung die Privatsphäre gefährdet.
Antje Flade
Kapitel 3. Veränderung des Menschen?
Zusammenfassung
Die mit den Informations- und Kommunikationstechnologien einhergehende zu vermutende Veränderung des Menschen wird differenziert betrachtet, indem konkrete Fragen formuliert werden: Ändert sich die Wahrnehmung der Umwelt, weil in der virtuellen Welt nicht mehr alle Sinne beteiligt sind? Wie erfolgt angesichts einer zunehmenden Informationsmenge die Informationsselektion? Ist der Cyberspace frei von Emotionen? Ist Internetsucht eine spezielle Form der Stressbewältigung? Wie verändert sich durch die zunehmend engere Verknüpfung von Computer und Mensch die personale Identität? Wird die Face-to-Face- gegenüber der Online-Kommunikation zweitrangig? Wird der Mensch durch das Internet infolge der Anonymität virtueller Gemeinschaften unsozialer und aggressiver? Wie lässt sich Cybermobbing verhindern? Wie kommt es, dass Menschen online viel von sich preisgeben, zugleich aber eine Überwachung und die Verletzung ihrer Privatsphäre befürchten? Führt exzessives Computerspiel zu einer eingeschränkten Umweltaneignung? Bewirkt der Einsatz von Navigationsgeräten, dass die räumlichen Strukturen von Umwelten nicht mehr mental abgebildet werden? Verliert der Mensch seine Autonomie, wenn Computer Aufgaben übernehmen? Wird der Mensch zunehmend abhängig von Technologien? Diesen Fragen wird in sechs Themenbereichen nachgegangen: Informationsverarbeitung, Stress und Stressbewältigung, Identität und Selbstdarstellung, soziale Interaktionen, Privatheit sowie Umweltbeziehungen. Es werden die Charakteristika der Online- gegenüber der Face-to-Face-Kommunikation dargestellt: die Unabhängigkeit der sozialen Interaktionen vom räumlichen Kontext und von Zeitvorgaben, die Asynchronizität der Kommunikation, das Fehlen nonverbaler Hinweisreize, die ständige Konnektivität und die Anonymität des Internet. Die Modalitäten von Umweltbeziehungen: die Aneignung von Umwelt, die emotionale Ortsverbundenheit sowie spirituelles Erleben, und deren Wandel im Cyberspace werden beleuchtet. Des Weiteren wird das Konzept des Virtuality-Kontinuum, das sich zwischen realen und virtuellen Umwelten erstreckt, vorgestellt. Dieses macht deutlich, dass sich reale und virtuelle Umwelten nicht ausschließen, sondern mit jeweils unterschiedlichen Anteilen zu Mixed Realities zusammenfügen. Das allgemeine Fazit ist: Die Mensch-Umwelt-Beziehungen und damit auch der Mensch verändern sich, wenn sich im Zuge der Digitalisierung die Lebenswelt des Menschen wandelt.
Antje Flade
Kapitel 4. Zur Bedeutung realer Umwelten
Zusammenfassung
Eine grundsätzliche Frage ist, ob reale öffentliche Räume infolge der Digitalisierung an Bedeutung verlieren oder ob im Gegenteil ein neu erwachtes Interesse an diesen Orten auszumachen ist, weil diese die Befriedigung der diversen Bedürfnisse sowie die gewünschten multisensorischen und authentischen Erfahrungen bieten. Diese Frage wird anhand von zwei Umwelttypen untersucht: den Third und den Fourth Places. Während Third Places in erster Linie „gathering places“ sind, an denen Menschen ihre sozialen Bedürfnisse befriedigen, sind Fourth Places Orte, an denen sich der Mensch mit der physischen Welt in Beziehung setzt. Gründe, die für eine gleichbleibende oder sogar gesteigerte Bedeutung realer Umwelten sprechen, sind das Bestreben, den Verlust an Authentizität, Multisensorik und Emotionalität zu kompensieren und die sozialen Bedürfnisse nach Kontakt und Zugehörigkeit zu befriedigen, was in den weitläufigen unpersönlichen anonymen Netzwerken nicht immer gelingt. Third und Fourth Places sind als Inseln in der virtuellen Welt in dieser Hinsicht unverzichtbar. Deren nutzergerechte Gestaltung ist nach wie vor ein wichtiges Anliegen.
Antje Flade
Backmatter
Metadaten
Titel
Third Places – reale Inseln in der virtuellen Welt
verfasst von
Antje Flade
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-09688-5
Print ISBN
978-3-658-09687-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-09688-5