Skip to main content

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Ausblick, Zusammenschau und theoretische Verknüpfung der Erkenntnisse

verfasst von : Wolfgang Aschauer

Erschienen in: Das gesellschaftliche Unbehagen in der EU

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Nachdem das Forschungsfeld der Sozialintegration in dieser Monografie bewusst breit aufbereitet wurde, sollen die theoretischen und empirischen Erkenntnisse der Arbeit in der Form einer Rückblende reflektiert werden. Die Zusammenschau der Forschungsergebnisse beginnt mit den zentralen Erkenntnissen zum Erklärungsmodell, wobei die maßgeblichen Ursachen des Unbehagens auf der Makroebene und Einflussfaktoren auf der Mikroebene nochmals reflektiert werden sollen. Zudem soll auch eine Einbettung der Ergebnisse zu den Erklärungsfaktoren von gegenwärtigen Solidaritätspotenzialen in die internationale Forschungslandschaft erfolgen und ein Ausblick auf künftige Forschungsziele gegeben werden. Wie die Unterschiede zwischen den EU-Staaten und die zeitlichen Veränderungen für die weitere Entwicklung Europas einzuschätzen und wie die Erkenntnisse in Hinblick auf die theoretischen Ausführungen zu interpretieren sind, soll der zweite Abschnitt der Rückblende zeigen. Abschließend ist es geboten, auf die klassischen Integrationstheorien (Kap. 3) und europasoziologischen Arbeiten (Kap. 4) Bezug zu nehmen und die Relevanz der Ansätze im Lichte der empirischen Erkenntnisse neu zu bewerten.

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Fußnoten
1
Insofern versuchte die Arbeit, die subjektiv wahrgenommene Realität der Leute zu ergründen und – basierend auf dieser Beobachtung der Beobachtungen der Individuen – Erkenntnisse abzuleiten (vgl. auch Vobruba 2010, S. 435).
 
2
Diese Position ist dem folgenden Zitat klar zu entnehmen: „Die vergleichende Soziologie ist nicht etwa nur ein besonderer Zweig der Soziologie; sie ist soweit die Soziologie selbst“ (Durkheim 1982 [orig. 1895], S. 216).
 
3
Die Fragestellung 7 („Welche Kontextfaktoren und individuellen Determinanten führen zu einem erhöhten Ausmaß des gesellschaftlichen Unbehagens?“) prüft die gesellschaftlichen Ursachen und individuellen Einflussfaktoren auf das Unbehagen (Logik der Situation). Fragestellung 8 („Inwiefern tragen individuelle Ressourcen und gesellschaftliches Wohlbefinden zu solidarischen Haltungen bei?“) gibt Aufschluss über die individuellen Beweggründe solidarischen Handelns (Logik der Selektion).
 
4
Erst bei einer (weitgehenden) Erfüllung dieser Bedingungen erscheint es plausibel und empirisch tragfähig, eine Mehrebenenanalyse zu rechnen.
 
5
Dies dürfte auch der maßgebliche Grund sein, warum Werte auf den übergeordneten Faktor des gesellschaftlichen Wohlbefindens keinen Einfluss haben. Die Werthaltung „Offenheit für Veränderung“ wirkt auf die Dimension des Sozialvertrauens positiv, auf die Dimension des Systemvertrauens negativ. Auch dies zeigt die Relevanz der vorbereitenden Analyseschritte für die Mehrebenenanalyse auf. Gerade bei einer mehrdimensionalen Kriteriumsvariable sollten zuerst die Effekte auf die Unterfaktoren gemessen werden, um im Endeffekt die entscheidenden Prädiktoren für das Konstrukt höherer Ordnung auszuwählen.
 
6
Die Basis für diese Entscheidung bildete Tab. 8.​31, die unter Beweis stellt, dass fast alle Einflussfaktoren auf das gesellschaftliche Unbehagen in den einzelnen Regionen mit Ausnahme der Bildung und des Migrationshintergrundes konsistent sind.
 
7
Es ist in den letzten Jahren generell eine hohe Popularität der Erforschung wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen (z. B. im Überblick Van Oorschot et al. 2008) zu erkennen, und viele Studien verwenden weiterhin den genannten Indikator als entscheidende Kriteriumsvariable.
 
8
Natürlich sind auch diese Studien stark auf den deutschsprachigen Raum bezogen, wodurch regionale Eingrenzungen der Arbeit (vgl. auch Abschn. 1.​3) deutlich werden.
 
9
Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden, sind detaillierte Aussagen zur sozialen Lage in einzelnen Ländern nicht möglich. So ist es auch nicht überraschend, dass der Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt der Bertelsmann-Stiftung (2013) der eine Vielzahl objektiver und subjektiver Indikatoren aus verschiedenen Umfragequellen zu einem gemeinsamen Index kombiniert und nicht auf Äquivalenzprobleme eingeht, zu relativ positiven Schlussfolgerungen für Europa kommt. Hochgerechnete Mittelwerte, die nicht auf Äquivalenz geprüft sind und ungenügend zwischen Dimensionen (wie z. B. Sozialvertrauen et al. 2004) differenzieren, sind im Endeffekt für die einzelnen Staaten potentiell verzerrt und nur begrenzt aussagekräftig.
 
10
Dieser Ansatz ist in der Literatur der kulturvergleichenden Forschung als Emic-Approach bekannt (vgl. Genkova 2012, S. 60–65).
 
11
Insofern kann zumindest bezüglich der Messung der Makrosolidarität eine ausreichende Konstruktäquivalenz angenommen werden. Die drei Items werden generell häufig zur Messung ethnischer Vorurteile verwendet, und es wurde auch in früheren Studien bereits eine partielle skalare Äquivalenz der Indikatoren unter Beweis gestellt (vgl. z. B. Meuleman 2011).
 
12
Exakt bei diesen Konstrukten ist die Ableitung kausaler Effekte schwer feststellbar. Im Erklärungsmodell wurde angenommen, dass ein ausgewogenes soziales Netzwerk (Index soziale Teilhabe) das Sozialvertrauen und Anerkennungsgefühle erhöhen könnte und alle drei Dimensionen zu einer höheren Wahrnehmung der gesellschaftlichen Kohäsion beitragen. Obwohl konsistente Einflüsse festgestellt werden konnten, sind eher Wechselwirkungen und unter Umständen sogar umgekehrte Effekte anzunehmen.
 
13
Tschechien nimmt gemeinsam mit Großbritannien (wo die Forderung nach Einkommensausgleich stark angestiegen ist), den Niederlanden und Dänemark (wobei in beiden Staaten eine Abnahme der Unterstützung des Einkommensausgleichs vorliegt) die letzten Positionen im EU-weiten Vergleich ein.
 
14
Wertvolle Anhaltspunkte zur These der Abgrenzung zwischen Schichten können also nur jene Studien bieten, die zwischen Gruppen von LeistungsbezieherInnen unterscheiden (z. B. Van Oorschot 2006).
 
15
Einzig in Spanien und in Slowenien ist trotz massiver Krisenfolgen ein Anstieg in der Toleranz zu MigrantInnen erkennbar.
 
16
Es ist bei einer Verschärfung der wirtschaftlichen Lage in den ohnehin schon krisengeschüttelten Staaten wohl eher davon auszugehen, dass – neben Griechenland – auch noch andere EU-affine Regierungen aus den Ämtern gewählt werden und populistische Parteien weiter an Boden gewinnen.
 
17
Gerade im Zuge der aktuellen Flüchtlingskrise zeigt sich, dass tief greifende Erosionsprozesse des europäischen Zusammenhalts aufbrechen. Die breite Verunsicherung in der Bevölkerung zwingt die Nationalregierungen, mit nationaler Abschottung zu agieren, was dem Kerngedanken der europäischen Solidarität zuwiderläuft. Spätestens das Brexit-Votum vom 23. Juni 2016 hat gezeigt, dass der politische Umgang mit den derzeitigen Stimmungslagen der Malaise zunehmend für die weitere Entwicklung der EU entscheidend ist.
 
18
Dabei ist zu betonen, dass Anerkennungskämpfe sowohl konstruktive als auch destruktive Wege einschlagen könnten.
 
19
Diese Prozesse können analog zum AGIL-Schema von Parsons interpretiert werden. Die Lösung der Ressourcenverteilung verdeutlicht den Schritt von der Anpassung zur Zielverfolgung (A→G), die Legitimität der Entscheidungen den Schritt von der Zielverfolgung zur Eingliederung (G→I) und die transnationale Solidaritätsbildung soll die gesamteuropäische Integration über kollektive Wertmuster (I→L) sicherstellen.
 
Metadaten
Titel
Ausblick, Zusammenschau und theoretische Verknüpfung der Erkenntnisse
verfasst von
Wolfgang Aschauer
Copyright-Jahr
2017
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10882-3_9